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Von allem Kummer, welcher des Sterblichen
Kurzsichtig Leben nervenlos niederwirft,
Wärst du, des Freundes Tod, der trübste,
Wär' sie nicht auch, die Geliebte, sterblich!

Doch, wenn dich, Jüngling, andere Sorg' entflammt,
Und dir's zu heiß wird, daß du der Barden Gang
Im Haine noch nicht gingst, dein Name

Noch unerhöht mit der großen Flut fleußt,

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Spielburg.

Wer zum Hohenstaufen reiset und nun auf der Höhe steht, Wo der Geist der alten Kaiser noch in Morgenlüften weht:

Dunkle Wälder, Bergesketten, Städte, Thäler, Burg und Au' Sieht er prachtvoll ausgegossen unterm weiten Himmelsblau.

Herrlich wird es ihn durchschauern, daß in solchem Strahlenrund Deutschlands höchste Kaiserzinne als der gold'ne Leuchter stund.

Aber lange schon erloschen ist der wunderbare Glanz, Lange schon von diesen Felsen abgestreift der Mauerkranz.

Lange sind die Feuergluten in dem Wetterhauch verkühlt, Und die leßten Fundamente aus dem Grund herausgewühlt.

Kaum noch deuten leise Spuren, wo nach manchem Heldensieg Einsam in die Dorfkapelle Barbarojja niederstieg.

Kaum noch dröhnt es unterm Fuße dumpf und traurig hier und dort; Ach, an tiefe Grabeshallen mahnet's wohl an diesem Ort.

Ist von allen Bergeshöhen in dem weiten Deutschen Reich Eine diesem Kaiserfelsen, diesem Totenmale gleich?

Sieben Sterne sind's gewesen, die so hellen Strahl versandt; Aber alle sind gesunken und wie Schnuppen ausgebrannt.

Holde Harfen sind's gewesen, die hier oben weit getönt; Aber längst an tiefes Schweigen ist der graue Fels gewöhnt.

-

Liebend forsch' ich, wo die blonden Kaiserknaben einst gespielt, Wo sie mit der kleinen Armbrust nach der Scheibe scharf gezielt.

Sehnend frag' ich, wo der Jüngling tummelte sein flinkes Roß, Wo den Falken er gelassen auf den schnellen Reiher los.

Und der Führer deutet lässig auf die Heide blumenleer; Südlich d'runter starren alte Felsenkuppen d'ran umher.

Dort einst war die Armbrusthütte, wo die Jünglinge turniert: Darum auch die graue Heide noch der Name Spielburg ziert.

Graue Heide, sei gegrüßet! Sei gegrüßet, Konradin! Owie leise schwebt dein Name ob den Genzianen hin!

Deine holden Jugendspiele, Deiner Blüte kurzer Traum, Ach, sie wehen mit den Lüftchen noch um diesen Felsensaum!

Ja, nur als ein armer Fremdling kamest du hierher zum Schenk, Und er ließ das Kindlein spielen, deiner Väter eingedenk.

Hier auf weiße Pferdchen steigst du, galoppierest froh daher, Schwingst so zierlich und beweglich schon im Händchen deinen Speer;

Nimmst den Falken nun aufs Fäustchen; schau'! das Rebhuhn ist entfloh'n; Aber in den raschen Fängen bringet dir's der Falke schon.

Ach, dein Pferdchen magst du tummeln, schwingen magst du deinen Speer; Aber deiner Stimme folgen Deutschlands Fahnen nimmermehr!

Ja, den Falken magst du tragen, streicheln ihm das weiche Haupt: Weißest nicht, du armer Knabe, wer den Adler dir geraubt.

Auf der Heide magst du hüpfen: aber Südlands Zauberlicht Schimmert dir auf keiner Krone, lächelt deinem Auge nicht.

Ahnest nicht, indes die Mutter dich in trauten Armen hält, Wann dein Haupt voll gold'ner Locken unterm Mörderbeile fällt.

Ahnest nicht, indes du betest: Hochgelobt sei Jesus Christ!", Daß der Eine hohe Name bald dein einzig Erbteil ist.

Aber in den holden Augen leuchtet mir die Klarheit schon, Wie du deine Hände breitest zu des Vaters ew'gem Sohn;

Wie du flehest: Himmelstönig, nimm mich in dein sel'ges Haus! Deinem Willen unterthänig, trink' ich diesen Becher aus."

Sonne, gieb die schönsten Strahlen! Lüfte, wehet milder hin! Treibe Lilien, graue Heide! Hier einst blühte Konradin.

Jwans Kreuz. 1812.

Auf des Kremls höchstem Turme steht ein Kreuz voll Majestät,
Das gleich einer Morgensonne gold'nen Schimmer niedersä't,
Das ob allen Häuptern zeuget: „Auch die große Russia
Steht in ihren Fundamenten auf des Heilands Kreuze da!"

Als nun Murats Kürassiere stolz durchritten Moskaus Pracht,
Und zum Kaiserhauptquartiere man des Kremls Burg gemacht,
Sah Napoleon zur Höhe, wo das Riesenkreuz so hell
Niederstrahlt' in stiller Hoheit auf sein morsches Throngestell.

Immer nahm er sich das Beste von bezwung'nen Ländern aus,
Pflückte in Europas Garten sich den schönsten Blumenstrauß;
Darum blickt' er auch so lüstern gleich zum Zwanskreuze hin,
Es in seiner Prachttrophäen bunten Ueberfluß zu zieh'n.

„Nehmt's herunter!" sprach der Kaiser, „laßt dem Siege seinen Lauf!
Fern auf Notre Dame, da pflanzen wir das Ehrenzeichen auf;
Dann in heitern Abendlüften zeug' es noch den Enkeln klar,
Wie der Frankenadler schwebend über Moskaus Türmen war!"

Schnelle mit den Ingenieuren klimmt empor ein Kriegerschwarm,
Haut und lüpft und reißt gewaltsam, keuchend mit gestrengtem Arm,
Bis die Wucht, die ungeheu're, stöhnend aus der Höhe sinkt,
Und, wie ein erschoß'ner Adler, unter and'rer Beute blinkt.

Doch nicht ruhig sollt Ihr's haben! Sehet an das Zeichen schwer,
Wie ein mächt'ger Zug von Raben flattert um das Kreuz einher!
Höret, wie sie klagend ächzen um den alten, edeln Hort!
Horchet, wie sie zornvoll frächzen: „Nehmet dieses Kreuz nicht fort!“

Vor den Aerten der Sappeure schwebt der wilde Vögelzug, Daß die Missethat er störe mit unabgewandtem Flug,

Und der Kaiser sprach: „Verteid'gen selbst die Vögel jenes Kreuz?"
Ja, sie thun's und wer dem Kreuze frevelnd nahet, der bereut's!

Dort auf jenen Schreckensfluren, wo viel Tausende beschneit
Bald mit starrgefror'nen Gliedern auf den Boden sich gereiht,
Haben mächt'ge Rabenflüge an den Leichen es gerächt,
Wessen sich die Räuberzüge an dem Leben einst erfrecht.

Wie Deborah sang, so ward es: „Also müssen deine Feind',
Jehova, niederstürzen, die sich wider Dich vereint!

Aber alle, die Dich lieben, müssen sein der Sonne gleich,
Wann sie machtvoll sich erhebet in der Lüfte blaues Reich!“

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