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Und bogen dann die Stürme den Mast bis in die Flut,
Und sprigten dann die Wogen hoch über meinen Hut,
Da sah der Vater prüfend mir in das Angesicht
Ich saß in meinem Korbe und rüttelte mich nicht,

Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot:
‚Glück zu auf deinem Maste, du kleiner Hydriot!"

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Und heute gab der Vater ein Schwert mir in die Hand
Und weihte mich zum Kämpfer für Gott und Vaterland.
Er maß mich mit den Blicken vom Kopf bis zu den Zeh'n,
Mir war's, als thät' sein Auge hinab ins Herz mir sehn;
Ich hielt mein Schwert gen Himmel und schaut' ihn sicher an,
Und däuchte mich zur Stunde nicht schlechter als ein Mann,
Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot:
„Glück zu mit deinem Schwerte, du kleiner Hydriot!"

Der Greis auf Hydra.

Ich stand auf hohem Felsen, tief unter mir die Flut,
Da schwang sich meine Seele empor in freiem Mut.
Ich ließ die Blicke schweifen weit über Land und Meer:
So weit, so weit sie reichen, klirrt keine Rette mehr;
So weit, so weit sie reichen, kein halber Mond zu seh'n,
Auf Bergen, Türmen, Masten die heil'gen Kreuze weh'n;
So weit, so weit sie reichen, es hebt sich jede Brust
In Eines Glaubens Flamme, in Einer Lieb' und Lust!
Und alles, was uns fesselt, und alles, was uns drückt,
Was Einen nur bekümmert, was Einen nur entzückt,
Wir werfen's in das Feuer, wir senken's in die Flut;
Sie wogt durch alle Herzen in Einer heil'gen Glut!
Ich sehe Schiffe fahren die stolze Woge braust:
Ist es der Sturm der Freiheit, der in die Segel saust?
Heil euch und eurer Reise! Heil eurer schönen Last!
Heil euerm ganzen Baue vom Kiele bis zum Mast!
Jhr steuert durch die Fluten nach einem edlen Gut,
Ihr holt des Sieges Blume, die wächst in Heldenblut.
Es donnert aus der Ferne ist es der Gruß der Schlacht?
Ist es der Wogen Brandung, die an die Felsen kracht?
Das Herz will mir zerspringen bei dieses Donners Ton
Ich bin zu alt zum Kampfe und habe keinen Sohn!

-

Die Jungfrau von Athen.

Rosensträuche thät ich pflanzen unter meinem Fensterlein, Und sie blühen und sie duften in die Kammer mir herein;

Und die Nachtigallen singen in den Zweigen Lieb' und Lust.

Schweigt, ihr Vöglein, noch ein Weilchen! Ist es euch denn nicht bewußt,

Daß mein Liebster ist gezogen in das Feld mit Lanz' und Schwert,

Für das heil'ge Kreuz zu kämpfen und für einen freien Herd?

Saht ihr nicht, wie ich vom Halse meine Perlenschnüre band
Und sie gab dem heil'gen Priester für das liebe Vaterland?
Saht ihr nicht, daß meine Haare ich seit Monden nicht geschmückt?
Saht ihr wohl, daß eine Rose ich so lange hier gepflückt?

Schweigt, ihr Vöglein, noch ein Weilchen, bis der Liebste wiederkehrt
Und uns neue, schöne Weisen zu der Freiheit Preise lehrt!

Blüht, ihr Rosen, noch ein Weilchen, und ich bind' euch mir zum Kranz,
Wenn den Siegern wir entgegenzieh'n mit Sang und Spiel und Tanz;
Ach, und kehrtest du, mein Liebster, mit den andern nicht zurück,
Ach, wo sollt' ich mich verbergen vor der Freude, vor dem Glüð?
Bei den Rosensträuchen säß' ich, bände Dornenkränze hier,

Und ein Vöglein aus dem Schwarme blieb' und klagte wohl mit mir.

Die letzten Griechen.

Wir fragen nichts nach unserm Ruhm, nach unsrer Namen Preis; Was frommt's, ob Welt und Nachwelt einst von unsern Thaten weiß? Wenn Hellas sinken muß ins Grab, was soll der Leichenstein Auf unsern Hügeln? Laßt sie leer; wir woll'n vergessen sein. Die Namen unsrer Väter geh'n den Fremden durch den Mund, Sind ihnen in der Schule recht, für alt und jung gesund; Ach, wenn kein freier Grieche mehr euch griechisch nennen kann, Miltiades, Leonidas, was ist eu'r Nachruhm dann! Dann steigt ihr gern mit uns hinab in die gemeine Gruft, Auf welcher keine Sage steht und schöne Namen ruft. Barbaren, ihr versteht sie nicht, sie klingen euch ins Ohr, Hinein zum einen und heraus alsbald zum andern Thor; Doch ewig taub wird euer Herz für Hellas' Namen sein, Es sog von unsrer Väter Geist nicht einen Tropfen ein. Ein Tropfen nur in euer Herz, und Hellas wäre frei Und umgestürzt der morsche Turm der stolzen Tyrannei! Was habt ihr Völker denn gelernt von Hellas' alter Kunst? Frei sein so heißt ihr erster Spruch. Blast weg den eitlen Dunst, Den ihr euch als hellenisch preist, seid ihr so frei noch nicht, Zu helfen frei mit Wort und That, wo Freiheit Ketten bricht. Wir fragen nichts nach unserm Ruhm, nach unsrer Namen Preis; Was frommt's, ob der Barbaren Schwarm von unsern Thaten weiß? Wenn Hellas sinken muß ins Grab, wir wollen keinen Stein Für uns're Gruft. Laßt ungenannt die leßten Griechen sein!

Epigramme.

Recht und Liebe.

Das Recht sagt: Jedem das Seine!

Die Liebe: Jedem das Deine!

Atlas.

Atlas, großer, starker Riese, wie wird des Himmels Last dir schwer! Die Liebe trägt dieselbe Bürde und hüpft so selig hin und her.

Zwei Reisen.

Reine Reis auf Erden scheint mir so groß und schwer zu sein,
Als die Reis' aus uns heraus, als die Reis' in uns hinein.

Beit und Mensch.

Was heißt das, über die Zeit zu klagen!

Wie jeder sie macht, so muß er sie tragen.

Das Ziel.

Jeder hat ein Ziel vor Augen, dem er nachläuft bis zur Gruft
Aber oft ist's eine Feder, die er aufblies in die Luft.

Die schwerste Last.

Nichts ist dem Menschen so schwer zu tragen
Als eine Last von guten Tagen.

Der erste Flecken.

Wenn du durch den Kot der Straße mußt mit neuen Schuhen geh'n,
Wirst du trippelnd auf den Spizen nach den blanken Steinen seh'n;
Hat sie erst beschmußt ein Fleckchen, lernst du waten sicherlich:
Hüte, Kind, in deiner Seele vor dem ersten Flecken dich!

Lehre und Beispiel.

Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu führen:
In des Guten weisem Beispiel wirst du einen Flügel spüren.

Das geflügelte Wort.

Ist das Wort der Lipp' entflohen, du ergreifst es nimmermehr,
Fährt die Reu' auch mit vier Pferden augenblicklich hinterher.

Der Schneeball.

Der Schneeball und das böse Wort,

Sie wachsen, wie sie rollen fort:

Eine Hand voll wirf zum Thor heraus,

Ein Berg wird's vor des Nachbars Haus.

Der rechte Lehrmeister.

Folg' als Jünger nicht dem Lehrer, dessen Saal ist immer voll,
Weil im Spiel' er alle Schüler zu Doktoren machen soll;
Der mit Müh' den Doktor lehret, daß er nur ein Schüler ist,
Dessen kleine Pforte suche, eh' zu groß du worden bist.

Weltluft.

Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben: Noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben.

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Novalis (Friedrich von Hardenberg).

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 59.)

Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schoß vergißt.

Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdrossen nieder zu ihrer Werkstatt geht.

Er ist mit ihr verbündet Und inniglich vertraut, Und wird von ihr entzündet, Als wär' sie eine Braut.

Er sieht ihr alle Tage

Mit neuer Liebe zu

Bergmannslied.

Und scheut nicht Fleiß noch Plage, Sie läßt ihm keine Ruh'.

Die mächtigen Geschichten.
Der längst verfloss'nen Zeit
Ist sie ihm zu berichten
Mit Freundlichkeit bereit.

Der Vorwelt heil'ge Lüfte
Umweh'n sein Angesicht,
Und in der Nacht der Klüfte
Strahlt ihm ein ew'ges Licht.

Er trifft auf allen Wegen Ein wohlbekanntes Land, Und gern kommt sie entgegen Den Werken seiner Hand.

Jhm folgen die Gewässer Hilfreich den Berg hinauf; Und alle Felsenschlösser Thun ihre Schäß' ihm auf.

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