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Dilettant.

Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,

Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein?

Erwartung und Erfüllung.

In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüngling;
Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis.
Deutscher Genius.

Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft, nach griechischer Schönheit!
Beides gelang dir; doch nie glückte der gallische Sprung.

Das Distichon.

Im Herameter steigt des Springquells flüssige Säule,
Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.

Die achtzeilige Stanze.

-

Stanze, dich schuf die Liebe, die zärtlich schmachtende dreimal
Fliehest du schamhaft und kehrst dreimal verlangend zurück.

Das Thor.

Schmeichelnd locke das Thor den Wilden herein zum Geseze;
Froh in die freie Natur führ' es den Bürger heraus!

Der Beitpunkt.

Eine große Epoche hat das Jahrhundert geboren;
Aber der große Moment findet ein kleines Geschlecht.

Buchhändler-Anzeige.

Nichts ist der Menschheit so wichtig, als ihre Bestimmung zu kennen:
Um zwölf Groschen Courant wird sie bei mir jezt verkauft.

Das Höchte.

Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren.
Was sie willenlos ist, sei du es wollend

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Das Kind in der Wiege.

das ist's!

Glücklicher Säugling! dir ist ein unendlicher Raum noch die Wiege.
Werde Mann, und dir wird eng die unendliche Welt.

Die zwei Tugendwege.

Zwei sind der Wege, auf welchen der Mensch zur Tugend emporstrebt;
Schließt sich der eine dir zu, thut sich der andre dir auf.

Handelnd erringt der Glückliche sie, der Leidende duldend.
Wohl ihm, den sein Geschick liebend auf beiden geführt!

Die Johanniter.*)

Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschüßt,
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet

Und mit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.

*) Leimbach IV, 156.

Aber ein schönerer Schmud umgiebt euch, die Schürze des Wärters,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Söhne des edelsten Stamms,
Dient an des Kranken Bett, dem Lechzenden Labung bereitet
Und die niedrige Pflicht christlicher Milde vollbringt.
Religion des Kreuzes, nur du verknüpftest in einem
Kranze der Demut und Kraft doppelte Palme zugleich!

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Immer zerreißet den Kranz des Homer und zählet die Väter

Des vollendeten ewigen Werks!

Hat es doch eine Mutter nur und die Züge der Mutter,
Deine unsterblichen Züge, Natur!

Der Kaufmann.

Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,

Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein. das Zinn.
Trag' es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rausch' ihm ein trinkbarer Quell.

Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.

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August Wilhelm von Schlegel.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur. § 59.)

Rom.

An Anna Louise Germaine von Staël, geb. Necker. Hast du das Leben geschlürft an Parthenopes üppigem Busen, Lerne den Tod nun auch über dem Grabe der Welt. Zwar es umlächelt die Erde von Latium heiterer Himmel;

Rein am entwölkten Azur bildet sich Roms Horizont, Wie es die Ebene beherrscht mit den siebengehügelten Zinnen Bis zu dem Meere jenseits, dort vom Sabinergebirg'. Aber den Wanderer leitet ein Geist tiefsinniger Schwermut Mit oft weilendem Gang durch des Ruins Labyrinth. Von uralter und ältester Zeit, unerwecklich entschlummert,

Heget der Ort Nachhall, bleibet der Stein Monument. Fast in der Dinge Beginn fand Zuflucht hier vom Olympus, Hier im genügsamen Reich waltete golden Saturn. Drüben erstreckte sich dann dein Sig, zweistirniger Janus; Nach Jahrtausenden noch heißet der Hügel von dir. Ferner, ein hirtlicher Held Arkadiens, wendet' Evander Sich ansiedelnd hierher. Amphitryoniades

Ward, aus Jberien kommend, beherbergt unter dem Strohdach
Pallanteums und schlug, rächend im Felsengeklüft

Cacus, der Nachbarn Schrecken, den flammaushauchenden Räuber;
Also cyklopisch verwirrt starrte noch Wildnis umher.
Endlich erschwollen die Segel aus Phrygien; mild sie empfangend,
Ebnete landeinwärts Thybris den Wellenerguß.

Denn wohl wußt' er bestimmt den Entführer der troischen Laren,
Fruchtbar an Weltherrschaft, Zlions Asche zu sä’n.

Aber Lavinium wurde nur erst, dann Alba gepflanzet;

Reiner der Sterblichen noch hatte von Roma gehört. Langsam reifte zum Licht die Geburt; es versuchte das Schicksal Vieles darum; nie gab's eine gewaltigere.

Mavors muß erst liebend entglüh'n, die Vestale gebären,

Erst sich der Wölfin Gier mildern in Mütterlichkeit,

Ehe die weichende Furche der Pflugschar konnte den Umkreis
Jener romulischen Stadt zieh'n um den Berg Palatin.
Doch wie der Halbgott gleich in der Wieg' einst Schlangen erwürgte,
Wies, unmündig und klein, schon sie den hohen Beruf.

Die zwölf Adler des Zeus, so Romulus sah zu der Rechten,
Ueber den Erdball einst sollten sie breiten den Flug.

Nicht durch die rohe Gewalt,

Rom wußte den Tod zu verachten;

Aber das Leben zugleich ehrt' es mit Sitt' und Gesez.
Der das Asyl aufthat, der Genos' luperkalischer Räuber,

Ordnete Väter und ward selber zum Vater Quirin;
Dann der erjinnende Numa, der heimlichen Nymphe Vertrauter,
Reinigte alles in Kraft würdiger Religion.

Hütten genügten den Bürgern annoch, als, triftig den Enkeln
Schon vorsorgend, die Stadt manches gemeinsame Werk
Bauen gelernt; viereckig gehau'n nach etrurischem Richtmaß,
Ohn' anfugenden Kitt Massen auf Massen gelegt,
Hub sich die Ringmau'r ihnen, vertieften sich Wölbungen unten,
Mit Bollwerken umdämmt wurde der Fels Kapitol.
Viele Verfassungen stürzten dahin; noch steh'n die Gemäuer,
Welch' einst Ancus begann, oder Superbus entwarf.
Bald nun erschienen der Decier Mut und die Beile des Brutus;
Häupter, vom Pflug oft her oder vom Herde geholt,
Kamen, erretteten, siegten, vernichteten oder bezähmten,

Und dann kehrten sie heim still zu dem Rindergespann.
Rüstigem Alter noch troff abhärtender Schweiß; doch schienen
Unter dem greisen Geloc Runzeln der Stirn Diadem.
Drum auch liebte die Alten der Sterblichen Zeuger und Weltherr,
Weil sie im Abglanz ihn stellten am würdigsten dar.

Oft zwar drängte sie Not; doch jene verzweifelten nimmer;

Denn die geheiligte Scheu wandte von ihnen die Furcht.

Mit der Gefahr wuchs jedem der Mut; sich für alle dem Tod weih'n Schien einfältige Pflicht ihnen in bäurischer Brust.

Wollust preisen für Tugend, die Weisheit klügelnder Griechen,

Schuf dem Fabricius Grau'n, nicht das gewaltige Tier.

Wacht und bewahrt, o Römer, die Zucht! Nach Zeiten, da Troß euch
Veji ins Antlig bot, kommen gefährlichere.

Bald wird eure Geschicht' ein einziger langer Triumphzug,
Und der ermüdete Blick zählt das Eroberte kaum.
Euch reist Ernte des Ruhms: euch hat Karthago gewuchert,

Gleichwie der trunkene Gott euch Alerander gesiegt.
Zu Schiedsrichtern der Völker bestellt und der Könige Schrecken,
Falls ihr die Wage gerecht hieltet, so möchtet ihr wohl
Stets obwalten den Dingen nach Jovis untadliger Vollmacht;

Doch zu des Glücks Vorwurf macht ihr das hohe Gedeih'n. Nicht der Samnite, des Galliers Wut, nicht Hannibal dämpft euch. So will's euer Geschick: selbst nur erlieget sich Rom.

Wer nie bebte dem Eisen, vom Golde nur wend' er den Blick ab,
Dessen bethörender Glanz hegt Basiliskennatur.

Hast du verlernt zu entbehren und wähnst, den Besiß zu ertragen?
Herr dein selbst sein gilt's, oder von allem der Sklav'.
Nie zu ersättigen schwelgt die Begier; die erkünstelten Laster,

Her aus der Fremde geschifft, kauft unerschwinglicher Preis.
Feil ist allen der Staat: dir, Crassus, um Sand des Paktolus;
Stolz will schaltende Macht, Spiele der Pöbel und Brot.
Scaurus und Fabius heißt ihr wie sonst; doch erröten der Ahnen
Bildnis im Vorsaal euch; immer entartetere

Söhne sich zeugt das verderbte Geschlecht. Ohnmächtige Vorsicht,
Die dem entnervenden Strom Schranken entgegenstellt!
Alles ja folget dem Strudel: das Recht wird falsches Gewebe,
Freiheit wildes Gelüst, Larve die Religion.

Was dem Gemüt einprägten die biederen Bräuche der Vorzeit,
Sind Buchstaben in Erz; dennoch erlöschet die Schrift.
Was wohl dürfte besteh'n, wenn römische Tugend und Freiheit
Niedergestürzt? Nichts bleibt unter dem Menschengeschlecht.
Auch so fielen sie groß. Als Bürgerentzweiung in Roms Blut
Tauchte das römische Schwert, sah die besudelte Welt
Alles gebändigt, nur nicht die erhabene Seele des Cato.

War frei leben verjagt, sterben doch lehrten sie frei.
Solcherlei Trümmer entkamen der Tugenden Schiffbruch; nirgends
Hat sich die Stoa wie hier würdige Schüler gestählt;
Immer noch will sich bewähren der Thatkraft mächtiger Nachdruck
Im ausschweifenden Thun kühner Gedanken Entwurf.
Dies Zeitalter, entwöhnt der Bewunderung, buhlt um Erstaunen.
Aus den Gemütern hinaus flüchtet sich Roms Majestät

Jeho in Forum und Eircus, Theater und Hall' und Triumphthor,
Jegliches edle Gebild griechischer Architektur.

Zwischen die Säulen und Giebel nun drängten sich marmorne Wunder
Atmender Statuen Volk dienet, gefangen geführt.

Denn es versammelt die einzige Stadt, was Länder geziert hat;
Was, anmutigen Hauch leihend, der Grieche geformt;

Was, tiefdeutend und ernst, der Aegyptier; wachend am Tempel
Liegt der bajaltene Löw' und der granitene Sphinr.
Aus äthiopischem Steinbruch einst von Sesostris entboten,
Weit von Syene herab, lernte der Sonn' Obelisk
Ueber die See hinfluten, den Nil für den Tiber vertauschen,
Mit nachahmendem Strahl grüßen ein fremdes Gestirn.
Heut noch spricht er umsonst in verborgenen Hieroglyphen;
Aber er macht auch kund, wer zu vernehmen es weiß,
Vom Ursprunge der Zeit, urweltlichen Menschengedanken,

Herrlicher Reich' Einsturz und der Lebendigen Nichts.
Doch dies Nichts schwellt an zum Giganten die rasende Willkür.
Was wohl bliebe zurück, nicht von Despoten versucht?

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