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Hier rauscht des Seees Melodie,
Hier tönt der Vögel Klang,
Es wird in dieser Symphonie
Mein Atem selbst Gesang.
Mit jener Ente tauchet sich
Mein froher Geist hinab,

Und wieget mit dem Vöglein sich
Am Schilfe auf und ab.

Gelöst vom Joche kommen nun
Die heißen Gäule dort;

Es scheucht der Hengst das Wasserhuhn
Aus schwanken Binsen fort.
Vom Blumenhügel kommen hier
Die Schafe zu der Flut,

Mit starrem Nacken kühlt der Stier
Im Wasser seine Glut.

Sieh', wie der edle, schöne Schwan
Mit hohlem Fittich prahlt!
Er schimmert wie der Silberkahn,
Der dort am Himmel strahlt.
Zwei graue Kinder folgen nach,
Die Mutter schließt das Heer,
Der Vater teilt die Flut gemach,
Stolz wie ein Schiff im Meer.

Frei, wie ihn Gott der Herr erschuf,
Weiß er von keinem Herrn,
Toch kennt er meiner Stimme Ruf
Und kommt zu mir von fern.
Die Ente flieget schnell herbei;
Es harren meiner Hand

Der Karpfen und die gold'ne Schlei'
Und drängen sich ans Land.

Es freut sich, was sich freuen kann,
Und alles kann sich freu’n;
Denn Gottes Atem weht uns an,
Wir sollen freudig sein.

Die alte morsche Weide nickt
Mit ihrem Silberhaar,

Und fühlet sich vom Tau erquickt
Und lockt der Mücken Schar.

Aus ihren hohlen Aesten kreucht Die düstre Fledermaus,

Trinkt fühle Luft, und kreischend fleugt
Sie aus dem Loch heraus;

Sie senkt des Flügels Zacken, schweift
Mit wilder Scheu und saugt
Ertränkte Mücken ein und streift
Den See, in dem sie taucht.

Die Erlen atmen süßen Duft,
Besprengt mit fühlem Tau;
Es tränkt der grauen Dämm'rung Luft
Den Hügel und die Au’.

Es sauget jedes Blümelein
Im Felde, klein und groß,
Ein perlenrundes Tröpfchen ein
In seinen reinen Schoß.

Und schließet dann sich klüglich zu
Und schläft die kurze Nacht,
Und hüllet sich in sanfte Ruh',
Bis daß der Tag erwacht.
Am hohen Himmel aber blüht
Die schöne Sternenau',
Wo Sonne neben Sonne glüht
Auf dunklem Himmelsblau.

Vom hohen Himmel strahlen sie
Empfindung mir in's Herz;
Mit Flammenseilen ziehen sie
Die Seele himmelwärts.

Noch säugt die Erd' als Amme mich
Und lullt mich freundlich ein;

Einst führt ein sanfter Schlummer mich
Zum Vater selbst hinein.

Lied eines deutschen Knaben. *)

Mein Arm wird stark und groß mein Mut: Gieb, Vater, mir ein Schwert! Verachte nicht mein junges Blut: Ich bin der Väter wert.

Ich finde fürder keine Ruh'

Im weichen Knabenstand;

Ich stürb', o Vater, stolz wie du,

Den Tod fürs Vaterland!

1774.

*) Gube III, 246. Lüben und Nade II, 215.

Schon früh in meiner Kindheit war Mein täglich Spiel der Krieg; Im Bette träumt' ich nur Gefahr Und Wunden nur und Sieg.

Mein Feldgeschrei erweckte mich Aus mancher Türkenschlacht, Noch jüngst ein Faustschlag, welchen ich Dem Bassa zugedacht.

Da neulich uns'rer Krieger Schar Auf dieser Straße zog,

Und, wie ein Vogel, der Husar

Das Haus vorüberflog,

Da gaffte starr und freute sich Der Knaben froher Schwarm; Jch aber, Vater, härmte mich Und prüfte meinen Arm.

Mein Arm ist stark und groß mein Mut:

Gieb, Vater, mir ein Schwert!

Verachte nicht mein junges Blut:

Ich bin der Väter wert.

Lied eines alten schwäbischen Ritters an seinen Sohn. *)

Sohn, da hast du meinen Speer!
Meinem Arm wird er zu schwer.
Nimm den Schild und dies Geschoß;
Tummle du forthin mein Roß!

Siehe, dies nun weiße Haar
Deckt der Helm schon fünfzig Jahr;
Jedes Jahr hat eine Schlacht
Schwert und Streitart stumpf gemacht.

Herzog Rudolf hat dies Schwert,
Art und Kolben mir verehrt:
Denn ich blieb dem Herzog hold
Und verschwähte Heinrichs Sold.

Für die Freiheit floß das Blut
Seiner Rechten, Rudolfs Mut
That mit seiner linken Hand
Noch dem Franken Widerstand.

Nimm die Wehr und wappne dich!
Kaiser Konrad rüstet sich.
Sohn, entlaste mich des Harms
Ob der Schwäche meines Arms.

Zücke nie umsonst dies Schwert
Für der Väter freien Herd!
Sei behutsam auf der Wacht,
Sei ein Wetter in der Schlacht!

Immer sei zum Kampf bereit,
Suche stets den wärmsten Streit,
Schone des, der wehrlos steht;
Haue den, der widersteht!

Wenn dein Haufe wankend steht,
Ihm umsonst das Fähnlein weht;
Trobe dann, ein fester Turm,
Der vereinten Feinde Sturm!

Deine Brüder fraß das Schwert,
Sieben Knaben, Deutschlands wert;
Deine Mutter härmte sich,
Stumm und starrend, und verblich.

Einsam bin ich nun und schwach;
Aber, Knabe, deine Schmach
Wär' mir herber siebenmal,
Denn der sieben andern Fall!

Drum so scheue nicht den Tod,
Und vertraue deinem Gott!
So du kämpfest ritterlich,
Freut dein alter Vater sich.

Der Wandsbecker Bote.

Der Bote ging in schlichtem Gewand,
Mit geschältem Stab' in der biedern Hand,
Ging forschend wohl auf und forschend wohl ab,
Von der Wiege des Menschen bis an sein Grab.
Er sprach bei den Frommen gar freundlich ein,
Bat freundlich die andern, auch fromm zu sein;

*) Lüben und Nade II, 216.

Und sah'n sie sein redliches, ernstes Gesicht,
So zürnten auch selbst die Thoren ihm nicht.
Doch wußten nur wen'ge, denen er hold,
Daß im hölzernen Stabe gediegenes Gold;
Daß heimliche Kraft in dem hölzernen Stab',
Zu erhellen mit Lichte des Himmels das Grab.
Nun ruhet er selbst in der kühligen Gruft,
Bis die Stimme des hehren Erweckers ihn ruft;
O, gönnet ihm Ruh' in dem heiligen Schrein
Und sammelt die Ernten des Säemanns ein!
Er sä'te das Wort, und sein Leben war Frucht,
Er führte lächelnd zu heiliger Zucht;

O, spendet ihm Blumen aufs einsame Grab
Und schauet getrost in die Ruhstätt' hinab!
Und begrüßet mit Wünschen sein trauliches Weib,
Die zartere Seel' in dem zarteren Leib;
Die mit ihm in heiliger Liebe gepaart

In Thränen der großen Vereinigung harrt.

Morih Graf Strachwitz."

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 65, Anm.)

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*) Strachwiz' Gedichte mit einem Lebensbilde des Dichters von K. Weinhold, 7. Aufl. Breslau 1878.

Es spielen dunkelrote Lichter
In meines Kelches Purpurnacht,
Dir sei, o Kaiserin der Dichter,
Romantik, dieser Trunk gebracht!
Vor deiner Erde, deinem Wasser,
In deiner Luft und deinem Licht,
Wo mir kein Mißlaut deiner Hasser
Den sel'gen Taumel unterbricht.

Du Schüßerin des heil'gen Grales,
Kriemhilde, die um Siegfried weint,
Gespielin du des Mondenstrahles,
Der über Heldengräber scheint.
Du bist Gesang im Stromgerolle
Und Harfensausen in dem Baum,
Du zogst zuerst ins Wundervolle
Des ersten Dichters Maientraum.

Du warst Frau Venus dem Tannhäuser
Und Loreley dem alten Rhein,
Du schwirrst am Teich durch Zitterreiser
Als Erlentönigs Töchterlein.

Und seit das Volk, das kampfesblinde, Dich jüngst verstieß von seiner Seir', Trinkst du im Wald die Milch der Hinde, Die Genofeva unsrer Zeit.

Und doch, Verstoß'ne durch Verblendung, Wie bist du reich troz Zeit und Zorn! Du leerst in göttlicher Verschwendung Tagtäglich noch dein Wunderhorn. Ich grüße dich mit frommem Sinne, Wie ist dein Reich so grün und weit! Du Fürstin vielgetreuer Minne, Sei tausendmal gebenedeit!

Es schweigt die Welt, die Zweige niden,
Und leiser atmend pulst der See,
Es fällt ein märchenhaft Entzücken
Mir übers Herz wie Blütenschnee.

| Zur Andacht wird der Blätter Plaudern,
Ehrfürchtig liegt die Woge da;
Ha, frommes Ahnen, süßes Schaudern,
Heil dir, Romantik, du bist nah!

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