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Aus allen Tiefen blaue Wunder, Die hüpfend um den Sänger zieh'n, Die Meeresfläche weit hinunter Beschwimmen die Tritonen grün.

Die Wellen tanzen, Fische springen; Seit Venus aus den Fluten kam, Man dieses Jauchzen, Wonnellingen In Meeresvesten nicht vernahm.

Arion sieht mit trunknen Blicken Lautsingend in das Seegewühl, Er fährt auf eines Delphins Rüden, Schlägt lächelnd in sein Saitenspiel.

Der Fisch, zu Diensten ihm gezwungen, Naht schon mit ihm der Felsenbank, Arion hat den Fels errungen Und singt dem Fährmann seinen Dank.

Am Ufer kniet er, dankt den Göttern,
Daß er entrann dem nassen Tod.
Der Sänger triumphiert in Wettern,
Jhn rührt Gefahr nicht an und Tod.

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Christoph Auguft Tiedge.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 47.)

Elegie auf dem Schlachtfelde bei Kunersdorf.

Nacht umfängt den Wald; von jenen

Hügeln
Stieg der Tag ins Abendland hinab;
Blumen schlafen, und die Sterne spiegeln
In den Seen ihren Frieden ab.
Mich laßt hier in dieses Waldes Schauern,
Wo der Fichtenschatten mich verbirgt;
Hier soll einsam meine Seele trauern
Um die Menschheit, die der Wahn erwürgt.
Drängt euch um mich her, ihr Fichtenbäume!
Hüllt mich ein, wie eine tiefe Gruft!
Seufzend, wie das Atmen schwerer Träume,
Weh' um mich die Stimme dieser Luft.
Hier, an dieses Hügels dunkler Spize,
Schwebt, wie Geisterwandel, banges Grau'n;
Hier, hier will ich vom bemoosten Size
Jene Schädelstätte überschau'n.

Dolche blinken dort im Mondenscheine,
Wo das Erntefest des Todes war,
Durcheinander liegen die Gebeine
Der Erschlagnen um den Blutaltar.
Ruhig liegt, wie an der Brust des Freundes,
Hier ein Haupt, an Feindesbrust gelehnt,
Dort ein Arm vertraut am Arm des

Feindes.

Nur das Leben haßt, der Tod versöhnt.
O, sie können sich nicht mehr verdammen,
Die hier ruhen; sie ruhen Hand an Hand;
Ihre Seelen gingen ja zusammen,
Gingen über in ein Friedensland;
Haben gern einander dort erwidert,
Was die Liebe giebt und Lieb' erhält.
Nur der Sinn der Menschen, noch entbrüdert,
Weist den Himmel weg aus dieser Welt.

Hin eilt dieses Leben, hin zum Ende,
Wo herüber die Cypresse hängt;
Darum reicht einander doch die Hände,
Eh' die Gruft euch von einander drängt!

Aber hier, um diese Menschentrümmer, Hier, auf öder Wildnis, ruht ein Fluch; Durch das Feld hin streckt sich Mondenschimmer,

Wie ein weites, weißes Leichentuch.
Dort das Dörfchen unter Weidenbäumen,
Seine Väter sah'n die grause Schlacht;
O, sie schlafen ruhig und verträumen
In den Gräbern jene Flammennacht!
Vor den Hütten, die der Asch' entstiegen
Ragt der alte Kirchenturm empor,
Hält in seinen narbenvollen Zügen
Seine Welt noch unsern Tagen vor.
Lodernd fiel um ihn das Dorf zusammen;
Aber ruhig, wie der große Sinn
Seiner Deutung, sah er auf die Flammen
Der umringenden Verwüstung hin.
Finster blickt er, von der Nacht umgrauet
Und von Mondesanblick halb erhellt,
Ueber diesen Hügel und beschauet,
Wie ein dunkler Geist, das Leichenfeld.

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Hier der See, und dort des Stromes Fluten Spiegelten zurück das Todesschwert; Dieser Himmel sah das Opfer bluten;' Dieser Hügel war ein Opferherd; Hier im Bach hat Menschenblut geflossen; Wo der Halm im Monde zuckend nicht, Hat vielleicht ein Auge, halb geschlossen! Nach der Heimatgegend hingeblickt. Da, wo die Eikad' im düstern Thale Durch die Nacht der Ulmenwaldung könt, Da, da hat vielleicht zum lezten Male Manches zarte Lebewohl gestöhnt. Und der stille Wandrer, welcher traurig | Sich dem Grau'n der Gegend überläßt, Fühlt ein dumpfes Ahnen, das so schaurig Jhm den Atemzug zusammenpreßt.

War es Klang von einer fernen Quelle, Was so dumpf zu meinem Herzen sprach? Oder schwebt Geseufz' um jene Stelle, Wo ein Herz, ein Herz voll Liebe brach? Ist es Wandel einer düstern Trauer, Was am Sumpf dem Hagebusch entrauscht, Und nun schweigt und, wie ein dunkelgrauer Nebelstreif, im Nachtgeflüster lauscht? Wandelst du dort, arme Mädchenseele, Der die Wut den holden Freund entriß? Schattest du dort um die Totenhöhle, Durch das Nachtgrau'n deiner Finsternis?—

Aber still! Was flimmert durch die

Zweige,

Wie ein weißer, schleierheller Geist?
Jeder rohe Laut der Wildnis schweige!
Diese Stell' ist heilig! Hier fiel Kleist.
Wo den Raum die Ulmen überschleiern,
Sank der Frühlingssänger in den Staub;
Diese Stelle will ich heilig feiern,
Ach, und kann sie nur bestreu'n mit Laub!
Rinnen laß hier eine Silberquelle,
Winde deinen sanftern Blumentag,
Holder Frühling, um die rauhe Stelle,
Wo dein edler Sänger blutend lag!
Hier, aus diesem wildernden Gesträuche,
Wo der deutsche Mann sein Blut verlor,
Hebe sich der Schatten einer Eiche,
Grün' ein zartes Myrtenreis empor;
Und im dunkelgrünen Eichenlaube
Girre, wenn der Lenz vorüberzieht,
Klagend eine silberweiße Taube
Noch dem Sänger Lalage's ihr Lied.

Aber in dem Myrtendunkel säume
Die Begeist'rung einer Nachtigall,
Und die Waldluft schweb' um ihre Träume,
Wie ein sanft gehalt'ner Wellenfall.
Leise schwebe sie durchs Laub des Strauches,
Das der Boden dieser Stelle trieb,
Wie der Nachhall eines Flötenhauches,
Der uns aus des Dichters Leben blieb;
Und im zarten Weiß der sanstern Trauer
Nahe sich die Mondnacht diesem Raum;
Feiernd trete sie in seine Schauer,
Wie ein heiliger Erinn'rungstraum.

Zwar den fernen Geist kann nichts erstatten;
Doch er schwand nicht ganz aus unserm Blick.
Der geweihte Mann wirft seinen Schatten
Dort noch aus Elysium zurück.
Viel der edlen Männer sind gefallen;
Aber, Kleist, dein Name tritt hervor,
Tritt hervor und hebt, geweiht vor allen,
Aus der Flut der Zeiten sich empor.
Hier fand mancher Jüngling, welcher mutig
Einen Namen sucht', ein stummes Grab;
Manche Hoffnung riß der Tod hier blutig
Vom Zdol der goldnen Zukunft ab.

Sag', was ist, was gilt ein Menschenleben, Was die Menschheit vor dem Weltengeist, Wenn der wilde Tod aus den Geweben Ihres Daseins so die Fäden reißt? Welche Fäden sind hier abgerissen! Und was fällt, wenn nur ein Haupt zerfällt! Hier steh'n wir, und hinter Finsternissen Eteht der hohe Genius der Welt.

Stürme fahren aus dem Schoß der Stille, Und die Zeit, mit Trümmern wüst umringt, Zählt am Uferrand der Lebensfülle Jeden Tropfen, den der Sand verschlingt. Schwankend irren wir im finstern Sturme; Wechseltod beherrscht die Finsternis;

Er beraubt den Halm und giebt dem Wurme, Giebt dem Halm, was er dem Wurm entriß.

Luftig spielt das Laub des Ulmenbaumes An den frischen Aesten um den Stamm ; Regt darin sich noch ein Rest des Traumes, Der einmal in Nervenfäften schwamm? Jenen Kopf bewohnten einst Gedanken, Stolz vielleicht und Dünkel seine Stirn; Jezt durchkriecht ein Nachtwurm ihn, und Ranken

Wilder Kräuter nährte sein Gehirn.

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