Joseph Freiherr von Zedlih. (Geschichte der deutschen National-Litteratur § 61.) Nachts um die zwölfte Stunde Verläßt der Tambour sein Grab, Macht mit der Trommel die Runde, Geht emsig auf und ab. Mit seinen entfleischten Armen Rührt er die Schlägel zugleich, Schlägt manchen guten Wirbel, Reveill' und Zapfenstreich. Die Trommel klinget seltsam, *) Leimbach IV, 364. Und die im tiefen Norden Und die der Nilschlamm decket Und um die zwölfte Stunde Verläßt der Trompeter sein Grab, Und schmettert in die Trompete, Und reitet auf und ab. Eduard Niemeyer, Archiv für Litteraturgeschichte, herausgegeb. von Franz Schnorr von Carolsfelb, 1875, S. 507-517. Da kommen auf luftigen Pferden Es grinsen die weißen Schädel Und um die zwölfte Stunde Er trägt ein kleines Hütchen, Der Mond mit gelbem Lichte Die Reihen präsentieren Die Marschäll' und Generale Schließen um ihn einen Kreis: Der Feldherr sagt dem Nächsten Ins Ohr ein Wörtlein leis. Das Wort geht in die Runde, Klingt wieder fern und nah': Frankreich" ist die Barole, Die Losung: „Sankt Helena!" Dies ist die große Parade Im elyseischen Feld, Die um die zwölfte Stunde Der tote Cäsar hält. Das Geisterschiff. Es rauschen die Winde, die Nebel zieh'n, Der Himmel ist sternenleer; Hoch über den schäumenden Wogen hin Durchschwebt ein Segel das Meer: Das Schiff ist, gesteuert von Geisterhand, In unaufhaltsamem Lauf, Ihm schadet kein Sturm, kein Klippenstrand, Kein Lebender weilet darauf! Weit über der See, wo die Welle schweigt, Kein Vogel sein Nest dort baut; Dort ist des Königs einsames Grab, In der Wüste uneingehegt; Nur sein Degen, sein Hut, sein goldener Stab Sind über den Sarg gelegt. Kein Wesen lebt rings, und die Woge der Welt Schlägt nicht an sein müdes Ohr. Kein Blick auf die traurige Ruh'statt fällt, Und doch war er König zuvor! Dann harret ein Schiff am einsamen Strand, Vom Winde die Segel geschwellt, Hoch wehet vom Mast der Flagge Band, Gold'ne Bienen im weißen Feld! Und der König besteigt's, es fliegt dahin, Wie ein Vogel in stürmender Hast; Kein Ruder bewegt sich, kein Schiffer ist drin, Der lenkend das Steuer gefaßt. Des Königs Schemen allein nur steht Und er steigt aus dem Schiff, auf der Die einst seinen Fußtritt gekannt, Die, als er gewandelt im Sonnenlicht, |