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kleinen Stücke: denn hier hängt alles innig zusammen; eins wird Ursache des andern. Wir sehen freye, mit Absicht wirkende Wesen, die eins das andere bestimmen; mit einem Worte: es ist HandIung in dem Gedichte.

Philippus war bemüht in Thracien zu dringen, Und in dem Hinzug noch Methone zu bezwingen; Als After, den man dort den besten Schüßen hieß, Sich diesem Köniae zum Dienst enthiethen ließ. Ihn rühmten Hof und Land; von Allen ward erzählet, Nur dieser habe nie des Schusses Ziel verfehlet, Weil sein geschwinder Pfeil, dem er die Kraft ertheilt, Die Vögel in der Luft im schnellsten Flug ereilt. Wohl! sprach Amyntas Sohn: wenn wir mit Stahren streiten,

So soll er ganz gewiß beym Angriff uns begleiten.

Das scheint vortrefflich schön. Denn wer bewundert nicht Den göttlichen Verstand, so oft ein König svricht?

Der Schüße, seine Kunft nicht mehr verhöhnt zu sehen, Eilt, den Belagerten rächsüchtig beyzustehen. Er flieht in ihre Stadt, verstärkt die Gegenwehr, Und machet Sturm und Sieg dem ftolzen Heere schwer, Das plößlich sich gescheucht und voll Bestürzung fühlet, Weil Afters sharfer Pfeil, der auf den König zielet, Den ihm bestimmten Flug mit dieser Aufschrift nimmt: Philippus rechtem Aug' ist dieser Schuß bestimmt.

Der König, der ihn nicht so fürchterlich geglaubet, Bereut nunmehr den Scherz, der ihm sein Auge raubet, Und schießt den Pfeil zurück mit dieser Gegenschrift : Du, After, kommst ans Kreuz, so bald man dich hetrifft. Kaum ward der Friede drauf der frohen Stadt versprochen,

So ward auch Afters Scherz durch seinen Tod gerochen. Hagedorn.

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Voraus gefeht nun, daß sich die vier angege benen Arten von Materie alle poetisch behandeln laffen, alle an lebhaften Vorstellungen fruchtbar werden können und das muß doch seyn, da wir von allen Beyspiele gesehen; so ergeben sich nun viererley verschiedene Dichtungsarten. Zuerst die mahlerische oder beschreibende; zweytens, diejenige, welche Handlung enthält, und für die wir im Allgemeinen keinen besondern Nahmen haben; drittens, die didactische oder lehrende; viertens, die lyrische Gattung.

Wir haben nun noch zweytens zu fragen: Was für neue Dichtungsarten ergeben sich, wenn wir auf die Art der Behandlung, die Form, ses hen? - Der eine Unterschied ist, in Ansehung ders jenigen Gattung, die Handlung enthält, schon an= gegeben: entweder erzählte nur ein Beuge; oder dis Personen selbst traten auf, zwischen denen die Handlung vorfiel. Um dieses ganz allgemein zu machen, werden wir fagen: das Gedicht ist entweder sort= gehende Rede Einer Person, oder Gespräch zwischen mehreren Personen. Im ersten Falle hat wiederum die Person, welche spricht, entweder mit dem Publicum überhaupt zu thun; oder besonders, wie in der poctischen Epistel, mit einer bestimm-, ten andern Person, an die fie die ganze Rede richtet, auf die sie immer vorzüglich Rücksicht nimmt,

Ein anderer Unterschied ist, daß man dem Gedichte entweder die Einrichtung gibt, wie es am bequemsten mit einer andern verschwisterten Kunst, der Musik, kann verbunden werden; oder daß man

das nicht thut. Aus der bloßen Erzählung kann auf diese Art Romanze, aus dem bloßen Drama Oper werden. Freylich aber muß man dann die besondere Materie, die man zu so einer Erzählung oder zu so einem Drama nimmt, so auswählen, daß die Verbindung mit der Musik nicht unschicklich sey.

Wir sehen schon, auch die Sache nur ganz leicht überdacht, daß sich durch die beyden angegebenen Gründe der Eintheilung, Materie und Forin, wenn wir die verschiedenen Glieder derselben mit einander verbinden, und hier und da noch etwas nähere Bestimmungen hinzu thun, alle uns bekannte Dichtungsarten werden erklären lassen: Satyre, Lied, Epigramm, Cantate, Trauerspiel, Lustspiel, oder wie sie sonst Nahmen haben. Nur bey zwey Dichtungsarten möchten wir etwa zweifeln können, wo wir sie hinbringen sollen: bey der Fabel, und der Idylle.

Denn, wenn ohne eine allgemeine Lehre eine Fabel keine Fabel scyn kann,' so scheint es ja, daß fie zur didactischen Gattung gehöre? Wiederum aber, wenn zu einer jeden Fabel nothwendig ers fordert wird, daß uns darin ein bestimmtes Factum vorgetragen werde; so scheint es ja, daß sie zu einer ganz andern Gattung zu zählen sey, zu der, rähmlich, welche beschreibt oder erzählt? Sollten fich denn etwa mehrere Gattungen von Materie auf gewisse Weise verbinden läffen, so daß hier und da eine Mittelgattung entstånde?

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Ferner, die Idylle: wenn in der al von Materie können behandelt, alle Forn nen angebracht werden, wie uns das Gef zeigt hat; so scheint es ja, daß es noch ei ten Grund der Eintheilung geben müsse, den bisher angeführten verschieden ist? — len diese Fragen sogleich zu beantworten sud dem wir beyde Dichtungsarten nach einan sonders vornehmen.

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Fabel heißt zuweilen die Reihe der hauptsächlich

ften Begebenheiten, die in einer Erzählung oder einem Drama zum Grunde liegen. In diesem allgemeinern Sinne nehmen wir das Wort hier nicht, sondern wir reden von der kleinen åsopischen Fabel; dergleichen folgende ist:

Der Tanzbår.

Ein Bår, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen, Entrann, und wählte sich den ersten Aufenthalt.

Die Båren grüßten ihn mit brüderlichen Küffen,

Und brummten freudig durch den Wald;

Und wo ein Bår den andern sah,

So hieß es: Peß ist wieder da!

Der Bår erzählte drauf, was er in fremden Landen
Für Abenteuer ausgestanden,

Was er gesehn, gehört, gethan;

Und fing, da er vom Tanzen redte,
Als ging er noch an seiner Kette,
Auf pohlnisch schon zu tanzen an.

Die Brüder, die ihn tanzen sahn,
Bewunderten die Wendung seiner Glieder;
Und gleich versuchten es die Brüder.
Allein, anstatt wie er zu gehn,

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