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1.26

So konnten sie kaum aufrecht flehn,
Und mancher fiel der Långe lang darnieder.
Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;
Doch seine Kunft verdroß den ganzen Haufen.
Fort, schrien Alle: fort mit dir!

Du, Narr, willst klüger seyn, als wir?
Man zwang den Pez, davon zu laufen.

Sen nicht geschickt!' man wird dich wenig haffen Weil dir dann Jeder ähnlich ist.

Doch je geschickter du vor vielen Andern bift,
Je mehr nimm dich in Acht, dich prahlend sehn zu
Wahr ist's, man wird auf kurze Zeit

Von deinen Künften rühmlich sprechen ;
Doch traue nicht! bald folgt der Neid,
und macht aus der Geschicklichkeit
Ein unvergebliches Verbrechen.

Gel

Wir finden in dieser Fabel folgende. mahle eine nügliche Lebensregel; ein Bild, fie uns vorgehalten wird; die Form des E erzählend; Thiere als menschliche Wesen führt; und endlich nur Eine Regel und nu Bild. Welche von diesen Merkmahlen fie Fabel wesentlich? welche sind zufällig?

Zuerst: Muß jede Fabel nothwendig Lebensregel enthalten? Eine Lebensregel eben nicht; denn Folgendes ist ja auch eine und führt doch zunächst nur auf eine Wahr auf eine Bemerkung.

Der Esel mit dem Löwen.

Als der Esel mit dem Löwen des Asopus, de fatt seines Jägerhorns brauchte, nach dem Walde

te ihm ein anderer Esel von seiner Bekanntschaft und zu: Guten Tag, mein Bruder! Unverschämter!

· Antwort.

id warum das ? fuhr jener Esel fort. Bist du deßweil du mit einem Löwen gehst, beffer als ich? als ein fel?

Leffing.

Bielleicht aber, daß auch die Wahrheit zur nicht schlechterdings erforderlich ist; denn he folgendes Stück:

Turteltaube und der Wanderer,

Wanderer.

machst du da, du kleine Turteltaube?

Taube.

jeufze. Mein getreuer Mann

inem Jäger hier zum Raube,

- doch nichts gethan.

Wanderer.

To flieg weg! Wie wenn er wieder käme n Geschüß, das ihm das Leben nahm, eichfalls dir das Leben nåhme?

Taube.

er es nicht, so thut es doch der Gram.

Gleim.

n diesem Stücke ist freylich das nicht, was ter Wahrheit verstanden; aber ist auch das eine Fabel? Es ist, finden wir, bloß ein des Geschichtchen, deffen garzes Verdienst in einen, zärtlichen Empfindung besteht, und h in die Sammlung, worin wir es antref= loß scheint verirrt zu haben. Die Wahrheit

ist also allerdings wesentlich; und um allen Mißverstand zu vermeiden, wollen wir uns noch deutlicher ausdrücken, und zur Fobel eine allgemeis ne Wahrheit fordern. Doch wie, wenn auch dieses noch nicht hinlänglich wäre? Wie, wenn dann auch folgendes Mährchen eine Fabel seyn müßte, was es sicher nicht ist?

Die Ziegen.

Die Mutter des Teufels übergab ihm einstmahls vier Ziegen, um fie in ihrer Abwesenheit zu bewachen. Aber diese mahten ihm so viel zu thun, daß er sie mit aller seis ner Kunst und Geschicklichkeit nicht in Zucht halten konnte. Deßhalb sagte er zu seiner Mutter, nach ihrer Zurückkunft: Liebe Mutter! hier find eure Ziegen. Ich will lieber eine ganze Compagnie Reiter bewachen, als eine einzige Ziege. Diese Fabel zeigt, daß keine Creatur weniger in der Zucht zu halten ist, als eine Ziege.

Solberg.

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Gefeßt, daß diese Bemerkung ihre Richtigkeit hätte, und daß sie sich aus dem Mährchen wirks lich ergåbe; wäre darum das Stück eine Fabel? Wir sehen, daß wir noch eine Bestimmung verges= sen haben, und daß wir nicht bloß sagen müssen : eine allgemeine, sondern auch eine moralische Wahrheit. Lebensregel braucht zwar die Bemerkung nicht zu seyn; aber doch muß sie die mos ralische Seite des Menschen treffen, sie muß für ihn lehrreich und heilsam werden können.

Zweytens: Muß uns die Wahrheit noth= wendig in einem Bilde gegeben werden? Noth=

g! Denn die bloße Wahrheit, trocken hingeen, wäre nur Sentenz, Maxime, Reft xion, - nichts. Aber sollte auch wohl der unbes

te Ausdruck: Bild, schon genug sagen?

Merops.

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ch muß dich doch etwas fragen, forach ein junger zu einem tiefsinnigen, grundgelehrten Uhu. Man es gåbe einen Vogel mit Nahmen Merops, der, wenn Die Luft fteige, mit dem Schwanze voraus, den Kopf Die Erde gekehrt, fliege Ist das wahr?

y nicht doch! antwortete der Uhu; das ist eine alberne tung des Menschen. Er mag selbst ein solcher Merops weil er nur gar zu gern den Himmel erfliegen möchte, die Erde auch nur einen Augenblick aus dem Gefichte lieren.

(Ift von Leffin g.)

Hier haben wir ganz gewiß ein Bild; aber wir eine Fabel? In den vorigen Stücken uns das Erdichtete als wirklich geschehen ers, ; hier hingegen gibt man es für nichts als htung. Dieses, empfinden wir, sollte nicht = die Wirklichkeit ist zur Fabel nothwendig, wir wollen also statt Bild lieber Factum

1.

"

Doch, geseht nun auch, daß wir dem ops die Wirklichkeit gåben, und den Uhu für: icht doch! sagen ließen: Eyja doch!" würde Stück dann zur Fabel? Es bliebe noch immer bloßes Gleichniß, in welches der Dichter durch en Wiß und Scharfsinn die Wahrheit erst hinein e, anstatt daß sie von selbst aus dem Factum or fallen, fich uns gleichsam freywillig dar

biethen sollte. Also auch nicht Factum wollen wir sagen, sondern ein für wirkliche Geschichte geges benes Beyspiel. Daß es Handlung sey, ist so nothwendig nicht; denn folgende Fabel ist ge= wiß eine echte und gute Fabel, ob sie gleich nur eine bloße Folge von Begebenheiten enthält, die der Dichter unter Einen Gesichtspunct fammelt.

Der Hirsch, der sich im Waffer befieht.

Ein Hirsch bewunderte fein prächtiges Geweih

Im Spiegel einer kláren Quelle.

Wie schön es steht! sprach er. Recht auf derfelben Stelle, Wo Königskronen ftehn! und wie so stolz! so frey! Vollkommen ist mein ganzer Leib;.

allein

Die Beine sind es nicht, die sollten ftårker seyn.

Indem er sie befieht mit ernstlichem Gesicht, Hört er im nahen Bush ein Jägerhorn erschallen, Merkt auf, sieht eine Jagd von dem Gebirge fallen, Erschrickt und flieht davon. Nun aber hilft ihm nicht Sein kronentragend Haupt dem nahen Lød entfliehñ. Nicht sein vollkommner Leib, die Füße ret:en ihn. Sie reiffen, wie ein Pfeil, die prächtige Gestalt Mit sich durch flaches Feld, und fliehen in den Wald.

Da aber halten ihn, im vogelschnellen Lauf,
An starken Zweigen oft die vierzehn Enden auf.
Er reißt sich los, er flucht darauf,

Lobt seine Beine nun, und lernet noch im Fliehn
Das Nusliche dem Schönen vorzuziehn.

Gleim.

Drittens: Muß eine jede Fabl nothwendig in erzählender Form feyn? Man sehe hier gleich eine in dialogischer Form.

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