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Kein karger Ulphius, 2 der seinem Wuchrerschweiß
Der Wälder kühle Lust nicht vorzuziehen weiß;
Kein weibischer Cotill, 22 noch die zu unsern Zeiten
Mit Thoren jener Welt oft um den Vorzug streiten.

Wie dürftig prangt ein Herr, den nur sein Thron erhebt,
Dem jeder nur gehorcht, weil jeder vor ihm bebt!
Er mag durch einen Wink Provinzen überwinden:
Und nicht, wie Ammons Sohn, ein Tyrus troßig finden,
Im Erzt der Schmeicheley der Gott des Landes seyn;
Der Ehre Heiligthum wird er nicht lang entweihn.
Verehrt ihn seine Zeit, so denkt die Nachwelt kühner.
Vielleicht regieren ihn Gemahl und Kammerdiener; 23
Und, lenken diese nicht den königlichen Sinn,
So kanns ein Sporus thun, und eine Buhlerinn.
Dann dient die Hoheit nur, sein Laster zu erhellen,
Dann wird uns der Monarch den Sklaven nicht verstellen.
So bald er andern sich zum Werkzeug übergiebt,
Nach fremdem Abscheu hasst, nach fremder Neigung liebt:
So werden Macht und Rang ihn nur beschämen können,
So sieht man Helden fliehn, und ganze Städte brennen.

Locustens würdger Freund, gekrönter Wütherich!
Du, Nero, quålft die Welt, und jeder Frevel ́dich.
Versuch, im besten Wein, die Sorgen, die dich frånken,
Mit glücklicherm Erfolg, als Mütter, zu ertränken!
Pracht, Wollust, Ueberfluß verherrlichen dein Mahl,
Und Terpnus 25 Spiel ertön in deinem Speisesaal!
Beym wählenden Genuß gehäufter Leckerbissen
Vergällt dir Speis und Trank dein Henker, dein Gewissen.

21 S. die Ode des Horaz: Beatus ille, qui procul negotiis &c. 22 S. den MARTIAL. Lib. III. Epigr. 63.

23 S. die Epîtres diverfes, Tom. I. p. 159.

24

Er

vigentem tunc præter alios accerfiit: diebusque continuit poft cœnam canenti in multam noEtem affidens paulatim & ipfe meditari exercerique cœpit, nec eorum quidquam omittere, quæ generis ejus artifices, vel confervande vocis cauffa vel augendæ, factitarent. SVETON. in Ner. cap. XX.

24 S. den Plutarch im Antoś nius, und den Curtius im sieben ten Capitel des fünften Buches. 25 Inter ceteras difciplinas pueritia tempore imbutus & 26 G. Fraginens fur Augufte mufica, ftatim ut imperium ad- de l'Abbé de SAINT-REAL, in seis eptus est, Terpnum citharoedum ́nen Werken T. II. p. 343 - 373. und

GOR

Er eilt, unståter Fürst, dir in dein Schlafgemach,
Dir in dein güldnes Haus, dir auf den Schauplaß nach;
Und, daß kein Augenblick dein armes Herz erfrische,
So wird die Angst dein Gast, und seßt sich mit zu Tische.

Ein Weiser untersucht der Hohen Recht und Pflicht.
Er kennet beyder Sweck und beyder Gleichgewicht,
Entdecket und belacht der Leidenschaften Blöße
Im Schmuck der Eitelkeit, im Aufpuß falscher Größe.
Bey ihm verjähret nie der Wahrheit altes Recht;
Er zieht, nach ihrem Spruch, Epaphroditens Knecht
Den Alexandern vor, und hålts für kein Verbrechen,
Roms scheinbarem Auguft die Tugend abzusprechen.

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Gelinder, redlicher, und tapfrer, als August,
Herrscht, sorgt, und siegt Trajan, der Römer Ehr und Luft,
Er, dessen Baterhuld Geschicht und Wahrheit loben,
Wie sie ein Plinius und Julian erhoben.,

Hartlautend ist der Sah, doch mir Gewißheitvoll:
Wer, was er will, auch darf, will felten, was er soll.
Was lehrt mich, einen Stand bewundern oder preisen,
Der innre Laster reizt, sich, ungescheut, zu weisen ?
Da Plato unsern Trieb der Seele Flügel heißt; 27
Wie leicht verfliegt sich nicht ein ungehemmter Geist?

Fällt einem Vater schwer, den Sohn recht anzuführen;
Was liegt Monarchen ob, die Tausende regieren?
Wie oft erleuchtet den der Wahrheit volles Licht,
Dem alles sich verstellt, 28 und niemand widerspricht?

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Der majestätisch irrt, und, was ihm nicht entfliehet,
Nur durch die Demmerung des schwachen Scheins ersiehet?

Die Nacht der Schmeicheley, die Fürsten stets umgiebt,
Erlaubt dem Besten kaum, zu wissen, wer ihn liebt.
Und, kann die Gleichheit nur den Bau der Freundschaft gründen,
Wie wird er einen Freund, statt eines Heuchlers, finden?
Der Erbpflicht eisern Joch, ein höllenheißer Eid,
Wirkt, knechtisch, Treu und Pflicht, doch keine Zärtlichkeit.

Beruft uns an den Hof ein Herr von Legionen
Zur Augendienerschaft; wer mag bey Löwen wohnen?
So gar ihr Streicheln schreckt. Der Großen Gunst und Haß,
Und räthselhafter Blick macht auch Vertraute blaß,
Und kluge Redner stumm: wie nicht bloß die erfahren,
Die beym Domitian in seinem Fischrath 29 waren.
Mir scheint der höchste Stand so oft beklagenswerth,
Als ihn nur Eigennuk, Furcht und Gewohnheit ehrt.

Ihn drücket insgeheim noch eine schwere Bürde:
Gleich sind sich Könige, doch nur durch ihre Würde. 30
Wie manchen quålten nicht, im Ueberfluß der Pracht,
Die Enge seines Staats, der Nachbarn stårkre Macht;
Der Bundgenossenschaft verdächtiges Bezeigen,
Und Sorgen, die allein gesalbte Häubter beugen?

,,fagung wegen der Statthalter: ,,schaft abzustatten, die Cilo bey ,,ihnen verwaltet hätte. Clau ,,dius that alsobald diesen Aus

Ein

Destinat hoc monftrum cimbæ
linique magister

Pontifici fumino.
Er brachte ihm also dem Domitis

„spruch: Wohl, sie sollen ihn noch`an, dem es nicht anSchüffeln fehlwey Jahre zu ihrem Statthal: ,,ter haben.,, Muratori, im er ten Theile der Geschichte von Italien, S. 156. 157. aus dem sechsaighten Buche des Dio Cass fius, p. m. 687.

29 Eine der wenigen glücklichen Begebenheiten unter der Regics rung des Domitian war diese, daß ein Fischer im adriatischen Meers busen einen Fisch von ungeheurer Größe fieng, welchen er nur dem Kaiser, als oberßen Priester, anbieten durfte.

te, die aber für diesen Fisch zu klein waren. Dieser so wichtige Vors fall veranlassete ihn, den Senat unverzüglich zusammen zu berus fen. Mit gleicher Eile und Bestürs zung erschienen der rechtsgelehr: te Pegasus,der gefällige GrcisCris spus, der Frevler Rubrius, der die cke und langsame Montanus, der wohlriechende Crispinus, der ges scheidte Vejento und der blinde: Catullus, der über die Größe des ungesehenen Fisches, vor allen ana dern, erstaunte:

Ein Gram so hoher Art verschonet Dich und mich : Freund! weiser Herzen Glück ist mehr als königlich. Genug! wir wollen nicht Geschicht und Zeit befragen: Sie dürften uns zu viel von irdschen Göttern sagen.

Kein Weiser nimmt ein Ding als groß und edel an, Wenn der auch edel ist, der es verachten kann; Und Gütern kann er nicht den Vorzug zugestehen, Die wir so vortheilhaft und großmuthvoll verschmähen, Als Würden, Reichthum, Macht. Ein Fürst, der sich gebeut, Ist mehr, als Salomon in seiner Herrlichkeit.

Mehr ist mir Braunschweigs CARL, den jede Tugend rühret,
Der nur beglücken will, der väterlich regieret,

Das Recht zur Wohlfahrt macht, Geseze giebt, und hält,
Als Spaniens Philipp, 32 der Herr der neuen Welt.

Der hocherhabne Stand kann nur in dem entzücken,
Dem er zum Mittel dient, die Menschen zu beglücken,
Und so bewundert man, im Reiche der Natur,
Der Sonne Mild' und Kraft, nicht ihre Höhe nur.

Giebt nicht der Länder Flor dem Herrscher Götterfreuden,
So ist ein Fürst, als Fürst, mit Recht nicht zu beneiden.
Das lehrt uns Hiero,33 der einen reichen Staat
Eilf Jahre lang regiert, und oft gefieget hat,

€ 3

Der

In quorum facie miferæ ma- außer seinen europäischen Reichen,

gnæque fedebat

Pallor amicitiæ.

Die vierte Satyre des Juvenals verdienet hierüber nachgelesen zu werden.

30 Nam mihi feito jam a regibus ultimis allatas effe litteras, quibus mihi gratias agant, quod fe mea fententia reges appellaverim: quos ego non modo reges appellatus, fed omnino natos nefciebam. CICERO, Epiftolar. ad Familiar. L. IX. Epift. XV.

31 S. den Longin vom Erhabe: nen, in der siebenten Abtheilung, und den Zuschauer, im 610ten Stücke.

32 Pbilippus der Zweyte, der,

auch Ost- und Westindien besaß.

33 Hiero, welcher lange Zeit im Privatkande gelebet hatte, folgte seinem Bruder Gelo in der Herra schaft von Syracusa, aber nicht in der edlen und väterlichen Gesins nung gegen diellnterthanen. Nach dem Berichte des Diodor war er geizig und gewaltsam. Mit seinem andern Bruder Polyzelus fund er eine ziemliche Zeit in öffentlicher Fehde, die endlich vom Simonis des beygeleget ward. Zwischen dies sem Poeten und ihm soll eine Uns terredung vorgefallen senn, welche uns Xenophon aufgezeichnet, und Erasmus und Coste schön überse= get haben. S. Portrait de la Con

Der feinen Bürgerstand und Königsstand erwogen,
Und, als er sie verglich, den ersten vorgezogen.

Die Unerfahrnen nur berauscht der Hoheit Wahn,
Spricht er, der Sinnen Lust ist für den Unterthan.
Der darf, so oft er will, ein jedes Schauspiel sehen;
Ich selten, und um mich muß meine Wache stehen.
Der Schmeichler Redekunst betäubt mir oft das Ohr;
Wann trägt ein freyer Mund mir meinen Lobspruch vor?
Der Tafel Ueppigkeit wird Großen oft zur Plage:
Der Hunger reizt uns nicht: wir schmaufen alle Tage.
Und, mein Simonides, der Liebe wahre Lust

Ist, auch im schönsten Arm, kein Antheil unsrer Brust:
Wer kann, selbst im Genuß, den öftern Zweifel heben,
Ob man sich wirklich uns, nicht unserm Stand, ergeben?

Der Hofbedienten Schwarm, die Pracht und den Palast Gafft nur der Pöbel an; uns sind sie oft verhasst.

Was hilft der Waffen Schuß? Er schreckt erklärte Feinde, Nicht heimlichen Verrath. Kennt ein Tyrann auch Freunde? Bringt nicht, zur Sicherheit auf dem erstiegnen Thron, Ein Sohn den Vater um, der Vater einen Cohn?

Ein Haus, ein Landgut kann der Kleinen Habsucht stillen, Da Stadt und Länder kaum der Großen Griffe füllen. Wie selten ist ein Fürst, wie oft der Bürger reich! Der größre Mangel macht den Niedern Hohe gleich. Was braucht ein König nicht? Erschöpft der Schätze Menge Nicht ganzer Heere Sold, und nöthiges Gepränge? Oft schränkt ein Unterthan den schweren Aufwand ein, Und das darf kein Monarch; sonst scheint er arm zu seyn. Bedürfniß macht uns kühn: die Noth muß uns erlauben, Dem Golbe nachzustehn, and Tempel zu berauben.

Wir freveln wissentlich: es schäßt auch der Tyrann Die Tapfersten des Volks, den echten Biedermann.

dition des Rois, Dialogue de XENOPHON, intitulé HIERON, traduit en François par M. COSTE, à Amfterd1745. Was ich hier an führe, ist, sogar der Ordnung nach, aus diesem Gespräche. Vom Hiero

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handeln Rollin in der Hiftoire ancienne T. III. p. 378-385. die Univerfal Hiftory T.VII. p. 540-554. Hiftoire de Grece de M. TEMPLE STANIAN T. III. pag. 181. und MONTAIGNE L. I. Ch. XLII.

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