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Doch, ach! was kann betrübter seyn!
Der Strick ist schwach, der Nagel klein,
Der Schemel will nicht stehen.

Er wählt noch eine Todesart,

Und denkt: Wer sich erstickt, der spart,
Und darf für Gift und Strick ́nicht sorgen.
Drauf gåhnt er, seufzet, eilt zur Ruh,
Kriecht in fein Bert und deckt sich zu,
Und schläft bis an den Morgen.

Der Wunsch einer Schäferinn.

ort, wo im Thal die schlanken Erlen stehn,

Hielt mich mein Schäfer an, bey fenen frischen Quellen,
Und sprach: Gebdthest du, mich wieder einzustellen; (89-
Du würdest mich für Liebe sterben sehn.

Ach Liebe! kostet es auch unser beyder Leben;
So lass, o lass ihn doch sich wieder herbegeben!

Un Berger plus beau que le jour

Me difoit dans un bois, au lever de l'Aurore,
Iris, fi tu voulois que j'y revinfe encore
Tu me verrois mourir d'amour:

Ah! m'en dût-il coûter ma vie avec la fienne,

N'importe, Amour, faites qu'il y revienne."

2).

Hiftoire & Regles de la Poëfie Françoise p. 178.

Die Vögel.

diesem Wald, in diesen Gründen

I derricht nichts, als Greyheit; Luft und Nuh,

Hier sagen wir der Liebe zu,

Im dicksten Schatten uns zu finden:

Da find ich dich, mich findest du.

Hier paaren sich Natur und Liebe,
Die Jugend und die Fröhlichkeit,
Die Lust und die Gelegenheit:
und macht Gelegenheit ja Diebe;
So wird der Raub der Luft geweiht.

Die Vögel lieben hier und fingen.
Es liebt der in den Lüften schwebt;

Es liebt was kaum der Fittich hebt den if on
Und suchet aus dem Nest zu dringen;
Weil alles nach der Freyheit strebt.

Die Nachtigall in diesen Sträuchen
Gleicht durch die füße Stimme dir;
In ihrer Scherzlust gleicht sie mir:
Und sucht, uns beyden mehr zu gleichen,
Die sichern Schatten, so wie wir.

Die Lerche steiget in die Höhe.

Ihr buhlerischer Lobgesang
Verehrt und lobet lebenslang
Die freye Liebe, nicht die Ehe;

Die stete Wahl, und keinen Zwang.

Wie scherzt und hüpfet durch die Felber

Die oft gepaarte Machtelbrut!
Die frohen Schläge, die sie thut,
Erschallen in die nahen Wälder.
Und tönen nur von Lust und Muth,

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Wie buhlen dort die Turteltauben:
Wer kann ihr Girren nicht verstehn ?
Die Liebe macht es doppelt schön,
Und will und soll uns auch erlauben,
Das Schnabeln ihnen abzusehn.

Der Sperling theilt sein kurzes Leben
In Zwitschern und in Lieben ein.
Man weiß, er liebet ungemein :
Will man sein Singen nicht erheben;
So wird er wohl zu erösten seyn.

Noch eh wir uns von hier entfernent,
Nimm ist nebst mir doch den Entschluß,
Bey jedem Scherz, bey jedem Kuß
Den Vögeln etwas abzulernen,
Das dir und mir gefallen muß.

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M

Mirene.

Pirene stund an einer. Quelle,
Bey welcher schöne Veilchen blühn,

Und sah um rasche. Wasserfälle

Die ungezählte Herde ziehn,
Die zählte sie mit wenig Freube,

Und sprach: Kaum daß ichs dulden kann;
Bey allen Weibchen, die ich weide,
Treff ich nur einen Widder an.

Will meine Mutter mich nur hören,
Ihr Schafe, so gelob ich euch,
Ich will bald euer Wohl vermehren,
Und meines auch vielleicht zugleich.
Ich kenne schon aus eignem Triebe,
Wie ungerecht das Glück verfährt,
Wenn es der Jugend und der Liebe
Die Freyheit und die Wahl verwehrt.

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Nichts auf der Welt ist fast verliebter,
Als Damon, der sich mir geweiht:
Doch auf der Welt ist nichts betrübter,
Als seine trockne Zärtlichkeit.

Er folgt mir, wo ich geh und stehe,
Und kenner noch nicht meine Brust,
Ein solches Lieben gleicht der Ehe:
Allein, ihm fehlt noch ihre Lust...

Er schneidet in die nahen Linden
Wohl zehnmal meines Namens Zug.
Die Mühe kann mich zwar verbinden,
Und ihm scheint auch mein Dank genug.
Mein Lob erklingt auf seiner Leyer;
Mich wecket oft sein Saitenspiel:
Hingegen wird er nimmer freyer,
Und ehret mich vielleicht zu viel.

Ich ehrt' und liebt ihn selbst vor Zeiten;
Das aber that ich als ein Kind.
Nun wachs ich auf, und gleiche Leuten,
Die flüger und erfahrner find,

Wahr

Wahr ists: mir hat er sich verschrieben.
Soll ich daraus die Folge ziehn:
Ich müsse Damon ewig lieben,
Und feinen lieben, als nur ihn?

Will hier ein Schäfer sich erfreuen:
(Mich deucht, ich merk es ziemlich oft,)
So führet er mich zu den Reihen,
Und tanzt und küsst mich unverhofft.
Ein einzger scheint mir zu gefallen.
Verråth mir Damon seinen Neid,
Ihr Schäfer; ja, so gönn ich allen
Den Kuß, den Damon mir verbeut.

Mein

Der Wettstreit.

Dein Mädchen und mein Wein,
Die wollen sich entzweyn.,

Ob ich den Zwist entscheide,
Wird noch die Frage seyn.
Ich suche mich durch Beyde
Im Stillen zu erfreun.
Sie giebt mir größre Freude:
Doch öftre giebt der Wein.

An eine Schläferinn.

rwache, schöne Schläferinn,

Erwache

Falls dieser Kuß nicht zu bestrafen: Doch wenn ich dir zu zärtlich bin; Schlaf, oder scheine mir zu schlafen.

Die Unschuld, die nur halb erwacht, Wann Lieb und Wollust sie erregen, Hat öfters manchen Traum vollbracht, Den Spröde fich zu wünschen pflegen.

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Was du empfindest, ist ein Traum:
Doch kann ein Traum so schön betriegen?
Giebst du der Lebe selbst nicht Raum:
So laß dich dann ihr Bild, vergnügen.

Die Verschwiegenheit der Phyllis.

Nein, man

ein, nein, man fångt mich nicht so bald!

Ich kenne schon der Schäfer Ränke,
Und bin nun sechszehn Sommer alt,
Und höre meine Schwester sagen:
Man müsse kein Geständniß wagen.

Mein Schafer kennet mich noch nicht.
Wie war es, wenn ich mich verriethe?
Oliebt' ich ihn so war es Güte:
Und liebt er mich; so ist es Pflicht.
Die Schäferinnen selbst bekennen,
Ich sen schon liebenswerth zu nennen.

Er stahl so manchen Kuß allhier.
Ich weiß allein die Zahl von allen:
Ihm aber ist sie halb entfallen;
Und dieß Geheimniß merk ich mir.
Doch sollt er nicht von meinen Küssen
Nach allem Recht die Anzahl wissen?

Er nennt es immer Gütigkeit,
Daß ich bey seinen Herden weide.
Ich nenn es eine Frühlingsfreude;
Und die ist keine Seltenheit.

Ja, hieß ichs mehr als ein Vergnügen;
So fags ich nicht und bin verschwiegen.

Ich hab ihm jüngst ein grünes Band
Um Hut und Stab und Urm gebunden.
Wie sehr er diese Gunst empfunden,
Ift mir nicht gänzlich unbekannt.
Er aber hat es nicht erfahren,
Warum ich bat, es zu bewahren.

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Um

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