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Furcht, Knechtschaft, Unruh, und Verdacht,
Der wüste Tag, die öde Nacht

Sind, bis die Lieb euch glücklich macht,
Nicht zu vermeiden.

Wie groß muß ihr Vergnügen seyn!
Wie sehr muß ihr Genuß erfreun,
Wenn edle Seelen ihre Pein
So willig leiden!

M

Hoheit und Liebe.

onarch im Reiche stolzer Thoren,
Dich,`hohes Glück, verehr ich nicht!
Mir ward in Phyllis mehr gebohren,
Als alles, was dein Tand verspricht.
Der Traum der Wachenden, die Ehre,
Der Sklavenstand der Eitelkeit,
Schließt dein Gefolg an Hof und Heere,
Bis es der lehte Schlaf befreyt..

Das Recht, mein Herze zu entzücken,
Und meiner Wünsche Ziel zu seyn,
Raum ich nur einer Phyllis Blicken,
Nur Ihrer seltnen Schönheit ein.
Wie stolz war ich, Sie zu gewinnen!
Auch dieser Ruhm verewigt sich..
Beneider Sie, ihr Königinnen!
Und, Könige, beneidet mich.

Phyllis, Seele meiner Lieder!
Mich reizt kein himmelhoher Flug.
Mich liebest Du Dich lieb ich wieder.
Sind wir nicht beyde froh genug ?
An treuer Brust, an treuer Seiten
Macht uns die Liebe groß und reich.
Ach sey, an wahren Zärtlichkeiten,
Unendlich jener Taube gleich!

Den

Den Adler sah die Turteltaube,
Die in der Stille girrt und liebt,
Wie ihm Gewalt und Muth zum Raube
In königlichen Thaten übt.

Sie sah ihn Sieg und Ehre finden,
Dem Kranich stolz entgegen ziehn,
Sid.ben, kämpfen, überwinden,
Und alle Vögel vor ihm fliehn.

Sie sprach: Ich will dich nicht beneiden:
Sey immer groß und fürchterlich.
Geprüfter Liebe süße Freuden!
Nur ihr allein beglücket mich.
Mir will ich keinen Sieg erwerben,
Als den mein Gatte mir gewährt.
Mit ihm zu leben und zu sterben.
Ist alles, was mein Wunsch begehrt.

S

Der Wunsch.

u holder Gott der füßten Lust auf Erden,
Der schönsten Göttinn schöner Sohn!
Komm, lehre mich die Kunst, geliebt zu werden;
Die leichte Kunst zu lieben weiß ich schon.

Komm ebenfalls und bilde Phyllis Lachen,
Cothere! gieb ihr Unterricht;

Denn Phyllis weiß die Kunst, verliebt zu machen;
Die leichte Kunst zu lieben weiß sie nicht.

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Wenn mein Geständniß dir gefallen;
So ist der erste Tag im May
Für mich der glücklichste von allen. *

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Der Frühling.

er mahlerische Lenz kann nichts so sinnreich bilden, Als jene Gegenden von Hainen und Gefilden; Der Anmuth Ueberfluß erquickt dort Aug und Brust: Licht der weiten Felder!

O Nacht der stillen Wälder!

O Vaterland der ersten Luft!

Dort läßt sich wiederum, in grünenden Tropheen,
Des Winters Untergang, der Flor des Frühlings sehen;
Sein schmeichelnder Triumph beglücket jede Flur;
Die frohen Lerchen fliegen

Und singen von den Siegen

Der täglich schöneren Natur.

Der Bach, den Eis verschloß und Sonn' und West entsiegeln,
In dem fich Luft und Baum und Hirt und Herde spiegeln,
Befruchtet und erfrischt das aufgelebte Land.

Dort läßt sich alles sehen,
Bas Flaccus in den Höhen
Des quellenreichen Tiburs fand. **

* Dieses Triolet ift durch ein französisches veranlasset worden, welches den Ranchin zum Vers fasser hat:

Le premier jour du mois de Mai
Fut le plus beau jour de ma vie.
Le beau deffein que je formai
Le premier jour du mois deMai!
Je vous vis & je vous aimai.

Saft

Si ce deffein vous plut, Silvie,
Le premier jour du mois de Mai
Fut le plus beau jour de ma vie,

6. Nouveau Recueil des Epi-
grammatiftes François, par Mr.
B. L. M. Tome II. p. 128, ME-
NAGE nennet cs un Triolet fi
joli qu'on peut l'appellet le
Roi des Triolets, in den Mena-

Fast jeder Vogel singt; es schweigen Nord und Klage!
Wie schön verbinden sich, zum Muster guter Tage,
Die Hoffnung fünftger Lust, der ißigen Genuß!
Ihr stolzen, güldnen Zeiten!

Sagt, ob, au Fröhlichkeiten,

Auch diese Zeit euch weichen muß.

An Reizung kann mir nichts den holden Stunden gleichen,
Da bey dem reinen Quell und in belaubten Sträuchen
Die alte Freundschaft scherzt, die junge Liebe lacht.
Am Morgen keimt die Wonne

Und stelget mit der Sonne

Und blüht auch in der kühlen Nacht.

Es spielen Luft und Laub; es spielen Wind und Bäche:
Dort duften Blum und Gras; hier grünen Berg und Fläche:
Das muntre Landvolk tanzt; der Schäfer singt und ruht:
Die sichern Schafe weiden,
Und allgemeine Freuden

Erweitern gleichfalls mir den Muth.

Es soll den Wald ein Lied von Phyllis Ruhm erfreuen:
Den Frühling will ich ihr und sie dem Frühling weihen.
Sie sind einander gleich, an Blüht und Lieblichkeit.
Ihr frohnen meine Triebe,
Ihr schwör' ich meine Liebe,
Fürs erste bis zur Sommerszeit.

$ 4

gian. T. II. p. 350. R. D. S. M. scheinet nicht weniger mit dem selben zufrieden zu seyn. Rien, sagt er, n'est plus fimple, plus naif & plus tendre que ce Trio. let. Avec quel bonheur tous fes Refrains ne font-ils pas enchevêtrés les uns dans les autres ? Auffi quel charme n'at-on pas de voir tant de Naturel au milieu de tant de diffi.

Die

cultés? in seinen Reflexions fur la Poëfie en general, fur l'Eglogue &c. p. 267.

** Tibur fupinum. HORAT.Udum TiCarm. Lib. III.” 4. bur. Lib. III. 29. Et præceps Anio, & Tiburni lucus, & uda Mobilibus pomaria rivis. L. I. 7. S. Addisons Remarks on feveral Parts of Italy, S. 212, u. f.

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Die Rose.

iehst du jene Rosen blühen,
Schönste! so erkenne dich!
Siehst du Bienen zu ihr fliehen,
Phyllis! so gedenk an mich.
Deine Blühte lockt die Triebe
Auf den Reichthum der Natur,
Und der Jugend füße Liebe
Raubt dir nichts, und nährt sich nur.

Die Jugend.

ollt auch ich durch Gram und Leid
Meinen Leib verzehren,

Und des Lebens Fröhlichkeit,
Weil ich leb, entbehren?
Freunde, nein! es stehet fest,
Meiner Jugend Ueberrest
Soll mir Lust gewähren.

Quellen tausendfacher Luft:
Jugend! Schönheit! Liebe!
Ihr erweckt in meiner Brust
Schmeichelhafte Triebe.
Kein Genuß ergrübelt sich;
Ich weiß gnug, indem ich mich
Im Empfinden übe.

Hab ich doch, wie Phyllis küsst,
Heute noch erfahren,

Phyllis, die so reizend ist

Und von achtzehn Jahren,

Freundlich, finnreich, schlau zur Lust,
Weiß von Stirne, Hals und Brust,
Schwarz von Aug' und Haaren.

Der mein Thun zu meistern denkt,
Predigt tauben Ohren.
Schmähen hat mich nie gefrånkt;

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