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Seiner tage müssen wenig werden, das ist, er soll nit lange bestehen. L. Ps. 113 (Psalm 109, 8). Die ernte ist groß, aber wenig sind der arbeiter. Matth. 9, 37. Die bemerkung 1 Thl. s. 199 ist also dahin zu berichtigen, das L. den sing. verbi nur ausnahmsweise gebraucht.

Das gefühl für die rektionskraft des „wenig" ist in der folge abgestumpft; so auch bei den übrigen. Im latein. steht der gen. bei den neutris aliquid, multum, plus, tantum etc. sowie auch bei den adverbien satis (ne pabuli quidem satis. Caes. b. gall. 1, 16), parum etc; ferner bei nonnulli, multi, pauci etc. Ebenso im französ: beaucoup de, plus de, peu de, assez de, trop de, quelque chose de etc. z. b. assez d'eau, peu de plaisir, trop d'affaires etc.

Bei viele, wenige und den numeralien setzen wir den gen. um nicht bloß einen theil, sondern auch um die ganze anzahl zu bezeichnen. Dieß geschieht im lat. nie: Da euer so wenige sind -vos quum tam pauci sitis (Cic. div. 14, 1). Ich sah daß ihrer viele waren quos quidem video esse multos (Cic. fin. 1, 17). Unser 300 haben geschworen („300 von uns" wäre partitiv) trecenti juravimus (Flor. 1, 10). Auch das alte lützel mit dem gen: Nû ist ir gar ze vil. Dô sprach er: ir ist doch gar ze lützel. Pf. Berth. 37. Wie unbestimmte numeralien (wenige, viele) adjektivisch gebraucht werden, so adjektive auch numeralisch. Ein solches ist z. b. „unendlich“, und dieses kann ebenfalls den genitiv regieren: Der arten des sterbens sind unendliche, aber es ist nur éin tod. Less. Tod 62.

Noch haben wir daran zu erinnern, daß einige dieser unbestimmten numeralien auch ein dativisches objekt haben können: Das ist mir genug, mir zu viel, zu wenig. Ein wolf ist einer ganzen herde zu viel. G. G. 86. In so fern berühren sie sich mit den adjektiven: Das ist mir zu arg, es ist mir leid etc.

4. Daran reihen sich die negativen partikeln.

Über nicht vergl. oben s. 24, wo es mit haben verbunden ist. Beispiele von dem genit. in der alten sprache sind: Sô haben wir der zît niht, daz wir jeglîchez mügen

ûz gerihten. Pf. Berth. 310, 20. Diu niht endes hât. Myst. 324, 21 u. Br. Dav. 10. Vergl. Gr. 4, 727 fg. Daz tier (asinus) waiz niht krieges, wan ez gar fridsam ist. Pf. Megenb. 119, 29. Niht durch eine zweite negative partikel verstärkt: des enist niht. Pf. Berth. 160, 6 (dem ist nicht so).

Nichts wie etwas haben statt des genitivs jetzt die präp. von: Nichts von belang. Less. 2, 118. Dieß entspricht dem franz. de: rien de nouveau. Im latein: nihil humani.

Kein d. i. nicht ein (vgl. ein s. 142). Beisp. im 1 Thle. s. 271 u. 299. Das numerale adjektivpronomen keiner, e, es wird jetzt mit von gebraucht; nur im 16. jahrh. noch oft mit dem gen: Ich weiß, das ir keiner versucht hat. L. conc. 18. Wir werden irer keinen sehen. L. Ps. 42. Hieß die zeddel alle bringen und las der keine. L. conc. 72. Der beider ist keins nichts wert zur selikeit. L. Kor. 56. Ich hab ir (der bücher) nie keins gelesen und wil ir noch keins lesen. H. S. Dial. 11. Flexionslos steht es jetzt nur in einigen redensarten mit dem gen. des infin: Da ist kein haltens. E. 15. Auch ist hier in Neapel kein besinnens. G. 28, 241; wogegen Gr. Gr. 1, Vorr: es hat kein langes besinnen gekostet. Man vergleiche übrigens: kein anwesender keiner der anwesenden (partitiv). Im mhd. steht der genitiv auch bei iemen, niemen (Gr. 4, 739) z. b. Nib. 146. 411.

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5. Von den eigentlichen adverbien wird später gehandelt. Hier erwähnen wir einiger ortsadverbien, die den gen. regieren.

Gleich den interrogativen pron. (s. 141) haben auch die daraus gebildeten ortsadverbien den gen. bei sich (Gr. 4, 761). Noch jetzt wird gefragt: woher des landes? woher des weges? Lat. ubi terrarum. Von andern ortsadverbien habe ich angemerkt: zusammensetzungen mit halben z. b. allenthalben mîn (rings um mich her). Trist. 2388 u. 2499; bêdenthalben sîn. Parz. 20, 5. Ferner: Die ir geistliche kleider nicht tragen auswendig (st. außerhalb) des klosters. Summa Joh. Inwendig: Daz da ist inwendig des kelchs und des napfs. Kob. B. Matth. 23, 26; Luther hat schon: Das inwendige am becher.

Östlich gew. von, aber auch gen: Die Länder östlich des Rheins. Gies. 1, 197.

Halbwegs: Man muß das trinkwasser halbwegs des berges holen. B. Auerb. Jos. im Schnee 7. Andere werden als präposit. gebraucht, z. b. innerhalb, jenseits, gegenüber etc.

Bei heute steht pleonastisch der abhängige genitiv: heute (hiute) des tages; daraus mhd. hiutes tages, nhd. heutiges tages. Vgl. Gr. 3, 129. 138; 4, 759. In den Myst. I. 16, 3: hûte dis tages.

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Einige nachgesetzte ortsadverbien haben den ackusativ bei sich: Er kam die straße herab. K. u. HM. 20. Er gab das fersengelt die stiegen hinab. J. Faust 957. Edmund schlich den garten hinab. Tieck A. 235. Hält der trupp hier in der nähe? Wohl eine stunde den wald hinauf. G. G. 92. Der stieg die felsen hinauf ist gar hübsch angelegt. G. Wahl. 4. Ich flog die treppe hinunter. G. 25, 286. Wenn man mich einmal die füße voran hereinschleppt. G. Wahl. 22. Er stößt den ring gerade vorbei. (d. i. er st. mit der lanze nicht in den ring). Less. 7, 363. Diese ackusative lassen sich aber auch als adverbiale auffassen.

Mit dem dativ: Daß sie ihren nachbarn voraus waren. Wachsm. 2, 6. Die sprache gieng der musik voran. Gr. U. 54.

6. Die grenze zwischen adverbien und präpositionen, wie auch zwischen präpos. und konjunktionen ist zuweilen schwankend. Beispiele werden wir in dem abschnitte über präpos. und konj. beibringen. Nur zwei adverbien müssen wir hier noch vorführen, die immer mit den hilfsverben sein oder werden verbunden sind. Tritt zum hilfsverb ein nomen, so ist das prädikat ein umschriebenes verb; auch partikeln mit sein oder werden gelten als solche umschreibungen und können einen kasus regieren:

Ohne sein. Die ahd. partikel âno erscheint als konjunktion und als präpos. (Gr. 4, 762); das mhd. âne regiert als präp. den ackus. im sinne von ohne und außer; es bedeutet aber auch „ledig" und regiert so adjektivisch den genitiv: Ich wil êlîches wîbes âne sîn. Trist. 5158. Uns wære bezzer niht sîn denne dîner schulden niemer âne sîn (los,

ledig) Br. D. 14. An sachen, der ein senic herze âne ist. Myst. I. 318, 6. Das entsprechende verb mit gen. ist ânen d. h. entbehren (Gr. 678). Im 16. jahrh. hat es sich noch behauptet: Das sie gute tage möchten haben und solcher unlust on sein (frei davon, des jammers los sein). L. epist. 28. Er wolte sie an einen ort füren, da sie solcher fahr wol solten on sein. Agric. 107.

Ohne werden. Mit gen: Ez mac dehein bischof sînes gotes hûses guotes niht âne werden. Schwabsp. Nr. 330. Auch mit dem ackus: Die also das ir unnütz on werden. H. S. Dial. 51, 29. Jetzt wird ein adjektiv gebraucht, nur als redensart hört man: das ist nicht ohne d. h. entbehrt nicht des grundes, es ist etwas wahres daran.

Ohne thun im mhd: ez gewan nie küneges tohter rîhtuome (gen. pl.) mêr, danne der mich Hagne hât âne getân. Nib. 1216. (mehr reichtümer als [die waren] deren mich H. beraubt hat.)

Das alte abe tuon (d. h. ablassen von etwas, sich eines dinges entledigen) hat ebenfalls den genitiv: Ich solte mich. des unrehten guotes abe tuon. Pf. Berth. 259, 36. Vergl. die refl. verben s. 60.

Inne werden, mhd. er- innen. Das mhd. adv. inne, innen wird mit verschiedenen verben verbunden, u. a. mit werden. Inne oder innen werden eines dinges heißt gewar werden, kennen lernen: Hagne wart ir innen. Nib. 1474. Parz. 325, 17. Dô er des tieres innen wart. Iwein 3888. Ferner: Ir werdent sein noch wol innen (werdet ihn kennen lernen), ee er von hinnen fert. Leb. d. H. 20. Vil sund, deren du innen würst. Ksbg. Br. 42. Wo man aber sein (des schatzes) innen wirt. S. Fr. Spr. 2, 100. Der ist des geistes, in dem sie arbeiteten und dachten, nicht inne geworden. Herd. Briefe 8, 37. Bei der that werden wir sehr unserer endlichkeit und unseres mangels inne. Auerb. N. L. 1, 183. Als er des lachens inne ward. Imm. M. 3, 55. Vgl. s. 64. 65.

Irre mit gen. in der alten sprache: Daz sînes lobes niht irre gât (es nicht verfehlt) Trist. 28. Walth. 19, 2. Irre varen der warheit. Sachsp. III. 42. Vgl. s. 38.

Über werden im mhd. übrig bleiben; bin oder wirde über eines dinges werde des überhoben. Iwein 2828. In Pf. Berth. 316, 22: Unde swie wol der gelêret ist, des wirt dir nit über (du wirst nichts übriges daran haben).

7. Wir haben gesehen, dass bei der verbalrektion der ackus., bei der nominalrektion und der des pron., der numeralien und adverbien der genitiv überwiegt. Von allen wortarten treten nur die konjunktionen in die rede ein, ohne dass ein kasus von ihnen abhängig ist. Die konjunktion "außer" stößt einigemale ans gebiet der präposition: Das weiß niemand außer mir und ihm (präpositionell) — d. w. n. außer (meist aber: ausgenommen) ich und er (konjunktionell).

Von den interjektionen stehen einige mit kasus. Wohl und wehe neigen zu nominaler rektion. Bei wohl findet sich im altertum der persönliche ackusativ (Gr. 764), jetzt der dativ: Doch wohl mir! Sch. M. St. 12. So auch: Weh mir armen! Steinh. 414. Wehe dem armen opfer. Sch. M. St. 49. Beide interj. lassen einen gen. der sache zu: wê mir dises leides. Nib. 953. Owê des! Pf. Berth. 247, 30; 260, 30.

Mit ach und o verbindet sich undeutsch der ackusativ: o mich vergesslichen! Less. Nath. 113; analog dem lateinischen me miserum! Unserer sprache angemessen ist nur der nomin. (o ich elender!) oder der genitiv: Ach meines jammers und herzeleids! Jerem. 10, 19. O der verwünschten botschaft von dem sultan! L. Nath. 105. O des eifersüchtigen künstlers! Less. 2, 117. 158. O des schendlichen reichstages, desgleichen nie gehalten! L. Warn. 12. Der genitiv entspricht bei solchen ausrufungen nur der 3. person, der nomin. der 1. und 2. pers.

Das mhd. pfî, phiu, nhd. pfui, zum ausdrucke des ekels, hat den ackus. und genit. neben sich: Pfî dich, gîtiger! Pf. Berth. 109, 38; MS. 2, 132. Pfui der schanden! H. Sachs II. 2, 23. Häufig folgt bloßer vokativ. Bei allen kann ein nebensatz mit „dass" folgen.

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