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junktion zu vertreten. Und ob ich mich halt versih oder versinne (etsi conjecto), was du wilt, so beger ich doch etc. Boet. 4, Pros. 2 (hier ist halt concessiv). Die so gar groß ist, das si halt nicht darzu kummen mögen (qui ne ad hoc quidem pervenire queunt). Boet. 4, Pros. 2. Im 16. jahrh. scheint es aus der schrift ganz zu verschwinden, nur einige dichter haben es wieder aufgenommen z. b. Göthe im Faust (12, 145): Margretlein zog ein schiefes maul, ist halt, dacht' sie, ein geschenkter gaul. In der oberd. besonders alemann. volkssprache noch häufig, z. b: Es chunnt halt nüt debi use. Corr. 57; und doch isch's en guete ma, er sött halt e frau ha. 84; jä nu, me cha halt ebe nid wüsse, wie's ein gaht. 101; glaube halt doch, 's mües en irrig si. 104.

Wie man bei traun wol nicht an das verb trauen denken darf (Gr. 3, 241), so auch bei halt nicht an halten. Wenn dieß zur seltenheit im sinne von wähnen, meinen vorkommt, so ist es immer mit „ich“ verbunden z. b: Sie müssen es gleich einem artikel des glaubens achten, wie ich halt, das die veter in diesem concilio gethan haben. L. conc. 89.

Schier (mhd. schiere, superl. schierest) bedeutete im mhd. in kurzer zeit, gleich, bald, beinahe: Dar nâch vil schiere daz geschach. Hpt. Zeitschr. 8, 101. Und wêr sîn gerne schiere lôs (wäre seiner gerne bald ledig). Pf. theol. 142. Aus den letzten jahrh. habe ich folg. belege verzeichnet: Und ward darnach schier siech und starb. Leb. d. H. 100; ir veind vielen in einen see, und die andern verdurben schier. Das. 104. Luther gebraucht das adv. oft: Mich wil aber schier ein schwindel ankommen, als haben die heil. veter solchen artikel nicht gesetzt. L. conc. 50. Mich dünkt, es sei schier zu viel demut. Das. 71. So mag der alte rock sich vollend auch lassen flicken und reissen noch ein 100 jar, denn ich hoffe, es solle alles schier ein ende haben (einmal aufhören). Das. 85. Es solt einer schier dafür verzagen, der auch stark im glawben were. L. epist. 32. Wo der herr mir nicht hülfe, so läge meine seele schier in der stille. Psalm 94, 17. Ihre zeit wird schier kommen

(schnell, bald genug), und ihre tage werden nicht säumen. Jes. 13, 22. L. hat noch den alten superlativ: Und als sie befehl empfingen, daß sie aufs schierste (os raziora, quam celeriter) zu ihm kämen, zogen sie hin. Apgesch. 17, 15. Auf daß ich aufs schierste wieder zu euch komme. Hebr. 13, 19. Er ist so lang zu feld gelegen, daß im und seinem heer die kleider schier (= fast) am hals erfaulten. S. Frank Germ. 202. Eim alten mann ist ein junges weib ein tödlich gift, man spürt auch hieran sein grosse thorheit, und gschicht im schier recht, wann im etwas widerfert, das er nit gern hat. S. Fr. Spr. 2, 106. Die röcke sind schier gleich. Agr. 370. In der bedeutung von "fast" wird schier jetzt noch in der Schweiz gebraucht. Im sinne von „bald, sicherlich": Der Türk zerreißt jetzt vil land und leute, schier kompt einer, der wird ihn wider zůscheitern. Agr. 335. Statt „beinahe": Die wahre himmlische weißheit ist ein schlecht und geringes ding, und ist schier in vergessen kommen, wiewol viel von ihr geprediget wird. J. Arndt 90. In welche statt er schier alle freitag zu mark kam. Sch. u. Ernst 89. Was wir erwarten müssen, das fürchten wir und möchten schier verzweifeln. Göthe 9, 145 (Tasso 2, 1).

An netter, halt und schier sehen wir, welche mannigfaltigkeit dem gedanken gegeben werden könnte, wenn die neuern autoren es nicht verschmäheten, am älteren sprachgebrauche anzuknüpfen und den lebendigen reichtum der volkssprache in die schriftsprache behutsam herüber zu ziehn. Einmal in umlauf gesetzt findet das wort seine wege. Ist es ein fremdes, das wir nicht leicht ersetzen können, so gebe man ihm ein deutsches gepräge und erhalte dieß. So hat z. b. die verbildung des 18. u. 19. jahrh. das wörtchen ade (mit betontem e, aus à dieu) ganz verdrängt. Es war schon im mhd. eingebürgert: vriunt, sprâchen jene, â dê, â dê! Trist. Massm. 98, 18. Wieland, Platen, Göthe und Auerbach gebrauchen es, z. b. G. 12, 169. Er sagte allen feldern wehmüthig ade. B. Auerb. Dorfg. 16. Am Rheine „adies“, im niederd. „adjüs“.

1. Die adverbialen bestimmungen

durch adverbien und adv. genitive.

Den adverbien schließen sich zunächst die adverbialen kasus an, die wiederum präpositionell umschrieben werden können. Von den kasus kommt hier vorzugsweise der genitiv in betracht. Sage ich eines tages kam er zu mir", so ist dieser gen. von keinem andern worte abhängig. Ein solcher genitiv heißt absolut, und hat die natur eines adverbs (einst). Vgl. Gr. 4, 887 ff. Der absolute ablativ der lat. sprache kann im deutschen häufig durch eine adverbiale bestimmung ausgedrückt werden, z. b. nach beendigung des helvetischen krieges -bello Helvetiorum confecto. Caes. b. g. 30. Erweitert sich der absolute kasus, so erscheint er als unentwickelter oder als verkürzter satz. Über diesen ist später zu handeln.

Wir beschränken uns hier darauf, adverbien und adverbiale kasus nach ihren verschiedenen bestimmungen in einigen beispielen vorzuführen. Es handelt sich nur darum, einen blick in den unerschöpflichen adverbial-reichthum der sprache zu thun.

A. Raum und ort.

Bei räumlichen verhältnissen kommt in betracht das wo? wohin? woher? das worauf? worin? u. s. w. Das adverbiale, bei dem die sinnliche bedeutung häufig in eine abgezogene übergeht, ist entweder adjektivisch, substantivisch oder pronominal, kasuell oder präpositionell. Wie präpositionen, so lehnen sich auch manche adverbien oft eng an das verbum, z. b. zuvor kommen, hindan setzen (K. Simpl. 28. 132; J. Arndt 90), hin dan (bei seit) legen (Trist. M. 131, 25); dieses weichet hindan. J. Arndt 168; wenn alle unsauberkeit von leib und seel hindan wird geschieden sein. Das. 873. Hindan hinten an; das d ist mhd. (hinder,

daher hindern), t der ältere konsonant, der in neuerer zeit in hintan u. hinter wieder hergestellt ist. Ferner: Von hinnen treiben. G. 9, 216. Von dannen eilen.

Die tievel müent uns innen, die werlt û zen. Pf. Myst. I. 315, 32. Er fuhr bergan und bergunter. G. 40, 283. Sie betrachten die sache von hüben und von drüben (von allen seiten) Varnh. 5. 340. Hüben und drüben (Auerb. N. L. 1, 200) im östreich. enten und drenten.

St. nebenbei in der ältern sprache benebens. K. Simpl. 296. Nirgend, genitivisch nirgends (Gr. 3, 220) finden wir in dem ältern nhd: niendert Leb. d. H. 54. 156. Avent. 429. Alemann. niene. Corr. 102.

Überrhein ist gerade ein solches ehepaar. G. 26, 6. Rings herum, schweiz. z' ringelum, bei Agr. 395: Das ganze jar zuring herumb gekrönet ist mit gutthaten gottes.

Das thier beugte seinen kopf unter dem joche erdwärts. Auerb. schw. Dorfg. 227. Binnenwärts sehen wir moorboden. Wachsm. 2, 3. Anderwärts (alio loco) ist fast gleich anderweit (anders wohin), das in den kanzleien adj. gebraucht wird; häufiger ist das steif gebildete (Gr. d. W. 1, 314) anderweitig: anderweitige verbindlichkeiten; als adv. bei Varnh. 1, 410: Die truppen wurden anderweitig untergebracht. Damit er anderweit ein unterkommen finde. Auerb. N. L. 3, 289. Als er lustig über einen graben querfeldein sprang, wo man ihn thalwärts noch lange jodeln hörte. Das. 345.

Mache deinen weg stracks, ohne rechts oder links zu sehen. G. 10, 104. Gleich eingangs. Gr. Meist. 170.

Häufiger ist ein anderer genitiv: Also machte ich's aller orten. K. Simpl. 365; er sucht ihn aller orten. L. Nath. 171. Gies. 1, 229; fast aller orten. Varnh. 1, 161. Aller orten und enden. G. 25, 34. Dieser gen. entspricht dem lat. ablativus loci: terra marique, multis locis, toto orbe terrarum. Auch im singular: Es ist ohnnötig, diß orts (hoc loco) etwas ferners davon zu melden. K. Simpl. 189. Ich weiß nicht, ob die sitten hier anders sind als ande

rer orten. Imm. M. 3, 56. Er brachte gelegenen orts das begehren an. Varnh. 5, 21. Als ihm, linker hand, die einsiedelei in die augen fiel. G. 21, 152; ich will linker hand um die höhe ziehen. G. G. 96.

Bei gehen, kommen findet sich häufig der adverbiale genit. weges (s. oben 37); er steht aber auch in anderen verbindungen: Die weitere verachtung des handwerks führet gerades weges zu dieser türkischen einrichtung. Mös. Ph. 1, 115. Sie haben mir das wort aus dem munde genommen und mich gerades wegs auf das anliegen gebracht, um dessen willen Sie mich hier sehen. G. 10, 65. Mit „kein" verbunden entsteht das verneinende adverb: keineswegs, z. b. das ist keines weges zu leiden. L. keis. ed. 5. Früher auch präpositionell: Sei im gehorsam und unterthenig, in keinem weg nicht widerspenig. H. S. I, 35. In keinen weg soll diese ursach uns bekümmern. Steinh. 442. Ferner: Als ich mich nun abwegs machen wolte. K. Simpl. 261. Wenn du nur halbwegs lenksam bist. G. 10, 93. Unterwegs d. h. auf der reise begriffen; under- oder unterwegen lassen d. h. zurücklassen, sich seiner nicht annehmen, ungethan (bleiben) lassen. Gr. 4, 828. K. Simpl. 26. Zu Iwein 282. In der alten sprache noch getrennt: Ich gedâhte under wegen. Myst. II. 287, 25. Under wegen lân. Berth. v. Reg. in Wack. L. 1, 697. An bringen lehnt sich zu: zu wege br. (Eccles. 10, 19), in K. Simpl. 27 auch: zu wegen br; etwas zu recht, zu stande bringen etc. Durch was weg?

(wie so?) Pont. 32.

B. Adv. der zeit.

Adverbien des raumes und der zeit greifen oft in einander. Dieß sehen wir an folgendem beispiele, das auch in formeller hinsicht von interesse ist. Das adverb fürbaß heißt: weiter, ferner (räumlich und zeitlich). Vgl. Gr. 3, 108. 214. mhd. vürbaz. Trist. M. 65, 11. Zu den beisp. im 1 Thl. 316 füge ich noch: Ich wil mich fürbaß pessern. Leb. d. H. 100; des morgens gieng er fürbaß. Das. 12

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