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oder mehr als vollendet: Ich hatte schreiben wollen scripturus fueram. Die absicht in futuro als vollendet: Er wird haben schreiben wollen scripturus fuerit (fut. periphrast.

fut. exacti). Vergl. 1 Thl. 101.

2. Werden und dessen konkurrenz mit wollen und sollen haben wir im 1 Thle. 28-34 ausführlich behandelt. Auch Berth. v. Reg. bezeichnet das eintretende durch werden mit dem partiz. präs: Und als ez gênde wirt und redende (so wie es anfängt zu gehen und zu sprechen). Pf. Berth. 33, 11. Sonst zeigt sich der vorwaltende mhd. gebrauch in folgenden beispielen: Müet iuch daz her Hagne, daz ich gesprochen hân, sô sol ich lâzen kiesen, daz die hende mîn wellent vil gewaldec hie zen Burgonden sîn. Nib. 121 (H. 122). Ich sol dich wol behüeten vor ir mit den listen mîn. Nib. 405, 4. (Ich will oder werde dich wohl beschützen.)

In der mitte des 14 jahrh. finden wir: Daz ander stuck sol sagen von den vier elementen etc; das dritt stuck wirt sagen von aller tier nâtûr. Pf. Megb. 54.

Allmählich trat werden diesen beiden hilfsverben zur seite und im 16 jahrh. überwog es, ohne dass jene außer gebrauch gekommen wären. Bei Luther Ps. 52 finden wir: Von dem allain mir alles glück und hail kommen soll und wirt. Wo L. zuversichtlich ankündigt, gebraucht er immer werden. Man vergleiche: Gott wird einen schicken, der den baum schütteln sol. L. keis. ed. 22. Ich wil in gottes namen und beruff auf dem lewen und ottern gehen, und den jungen lewen und drachen mit füssen tretten. Und das sol bei meinem leben angefangen und nach meinem tod ausgericht sein. Sanct Johannes Hus hat von mir geweissagt, da er aus dem gefegnis in Behemerland schreib, sie werden itzt eine gans braten (denn Hus heisst eine gans), aber über 100 jaren werden sie einen schwan singen hören, den sollen sie leiden, da sols auch bei bleiben, ob gott will. L. keis. edikt 27.

Dass unser nhd. futur mit werden aus der alten verbindung des werden mit dem partiz. präs. (1 Thl. 21) und mit dem infin. (1 Thl. 28) hervorgegangen, ist bereits dargethan. Ebenso ist an den angeführten orten die ankündi

gung einer handlung in präterito besprochen; das imperf. ward (mit partiz. und infin.) gieng über in wurd, würde, und dieses half neben wollte und sollte die konditionalform bilden.

3. Sollen (1 Thl. 32 u. 33; Gr. 4, 184). Eintretend in präsenti: Nu sulle wir (nhd. wollen wir, sprechen wir) sprechen von den rât geben. Schwabsp. Nr. 73. Hie sulle wir künden wer ze rehte phleger mac gesîn. Das. Nr. 52. Wie sollen wir nun aus dem walde kommen! K. u. HM. 15. Eintretend in präterito im haupt- und nebensatze (mhd. solde, später sölt, Leb. d. H. 45) z. b: Die deutschen angelegenheiten, welche noch ungeordnet waren, sollten erst wieder zu einem ganzen emporgebildet werden. Varnh. 5, 33. Nun sollte man scheiden, aber das konnte nicht auf eine gewöhnliche weise geschehen. G. Wahl. 255. Endlich sollte ich noch vom haupt, als der höchsten region der thieresbildung reden. Herd. Id. 1, 111. Im nebens: Der raum, der die heerden ernähren sollte, erweiterte sich nach allen seiten. G. 24, 213; 22, 3. Die akademie, die ich nun beziehen sollte. G. 25, 10.

4. Kommen hat eine ähnliche auxiliarbedeutung (1 Thl. 22. 76. 141), weniger in dem ausdrucke: Das kommt sehr theuer zu stehen (Less. 7, 271) als in der verbindung mit reden: Als man auf die grabhügel zu reden kam. G. Wahl. 208 (beginnendes präteritum); so kam er auch einmal auf M. Buonarotti zu reden. G. Hor. 2, IV. 15. Verjüngte sich nicht dieser Talbot selbst, als er auf ihren reiz zu reden kam. Sch. M. St. 111.

Auch im französ. finden wir: Sa fille vint tomber dans ses bras; je viens dîner avec vous. Em. Souvetre 10. 21. Auch im alemann: Ischis nit selber cho säge, daß etc. Corr. 102.

5. Über gehen s. 1 Thl. 26. 27. In dem dort erwähnten mundartlichen gebrauche fällt gehn" mit der präpos. „gen" oft zusammen (go, goge). Vor dem infinitiv: mer wänd e chli goge lösle (horchen gehn); wenn da die herre wettermacher wettid go d' welt regiere (reg. wollten); aber jez muesi go hacke; i mues na hei goge choche. Corrodi 43. 76. 164. 189. Zuweilen kommt es dem „um zu" ganz nahe:

Jez chunnt scho's meitli in garte, goge salat uszére. Corr. 183. Oft in verbindung mit dem verb gehen" selbst, z. b. Gang nu ge frage; z'letzt gahts denn doch goge luege. Corr. 83. 191. Im salzburgischen sagt man: Izt gengan ma gen gen ins wirtshaus d. h. fangen wir langsam (gemach) an uns dorthin in bewegung zu setzen.

Um den entschluss, den beginn einer handlung auszudrücken ist der franz. sprache das verb aller ganz geläufig: on va lire; je vais continuer la route en lisant, dit-il, va cueillir un bouquet (ich will lesend weiter gehen, sagte er, sammle du (geh sammeln) einen strauß) Em. S. 15; je vais m'enformer de tout cela. Em. S. 24. Dadurch vermag die frz. sprache die nähere zukunft von der entfernteren zu unterscheiden: l'empereur d'Autriche va partir pour la Bohême (nahe zukunft), où il aura (entferntere zuk.), dit-on, une entrevue avec le roi de Prusse. In präterito: Il allait être exécuté (er sollte eben hingerichtet werden), lorsqu'on lui fit

grace.

Eine bevorstehende handlung wird im deutschen oft durch haben mit dem präp. inf. bezeichnet (s. 1 Thl. 134. 141 fg.), und zwar in allen drei zeiträumen; habe zu sprechen, hatte zu sprechen, werde zu sprechen haben.

Die dauernde und die vollendete handlung.

Eine thätigkeit oder ein zustand ist in präsenti, in präterito, in futuro entweder unvollendet (dauernd) oder vollendet; bei gibt hat gegeben ruhet der blick auf der gegenwart, bei gab - hatte gegeben auf der vergangenheit, bei wird geben.

wird geg. haben auf der zukunft. So auch im passiv (vgl. 1 Thl. 71–73. 77). Präsens imperfekt und futur sind die dauernden

perfekt, plusquam

perf. und fut. exakt die vollendeten zeiten.

Sieht man ab von der zeit des sprechens und betrachtet man die handlung in ihrem verhältnis zur zeit einer andern handlung, so tritt die relative zeitgebung ein; dabei fragt es sich, ob die handlung im nebensatze mit der haupthandlung gleichzeitig oder ob sie vor oder nach derselben geschehen ist.

Steht das verb des hauptsatzes im präsens, imperfekt etc., so kann im nebensatze jede der 6 zeiten ebenfalls indikativisch damit verbunden werden, z. b:

Präsens mit präs: Ich danke euch, daß ihr mich mit einem braven manne bekannt macht. G. 8, 89. Leugne ich dieses, wenn ich jenes hehaupte? Less. 8, 20.

Imperf. mit perf: Es war der bravste, den ich gesehen habe. G. 8, 98. Umgekehrt perf. mit imperf: Über ihren unfall, den ich zu spät erfuhr, habe ich mich geärgert. Br. 6, 279. Impf. mit imperf: Ich that alles was ich konnte, diesem misverständnisse vorzubauen. Less. 8, 20.

Perf. mit perf: Ich habe nicht gefragt, wie Sie in diese gesellschaft gekommen sind. G. 18, 73.

Plusquamperf. mit präs: Werner hatte, wie man sich denken kann, mit verwunderung zugehört G. 18, 129.

Fut. mit präs: Wir werden uns vertheidigen so gut wir können. G. 8, 105.

Fut. ex. mit perf. Der verfasser wird doch nicht geglaubt haben, daß er der verfertiger des verzeichnisses gewesen? Less. 8, 40.

Dauernd und erzählend.

Bevor wir den gebrauch der einzelnen tempora besprechen, müssen wir noch auf eine wichtige unterscheidung aufmerksam machen, welche hauptsächlich die vergangenheit betrifft.

Das futur kündigt die handlung an, im präsens geschieht sie, während ich rede, und darum besteht ein zusammenhang zwischen dem futur und dem oben besprochenen präsens der beginnenden, eintretenden handlung. Aber auch das in der vergangenheit geschehene wird als eintretend gedacht, sobald ich erzähle. Nun bezeichnen zwar präsens und imperfekt die dauer, aber zugleich werden sie im deutschen für die erzählung verwendet. Wir unterscheiden demnach ein dauerndes (beschreibendes) und ein erzählendes (momentanes) präsens und imperfekt. Für die in die vergangenheit eintretende handlung haben manche sprachen eigne formen. Der Grieche gebraucht den aorist (d. h. die unbestimmte, unbegränzte

zeitform), wenn er vergangene thatsachen erzählt, wenn er sie bloß als geschehen (eingetreten) angeben und sie ohne beziehung auf andere handlungen als einzelne thatsachen hinstellen will. Auf ähnliche weise bediente sich der Römer des erzählenden (historischen) perfekts. Im latein. wird vorzüglich im perfekt erzählt, im deutschen im imperfekt und nur volkstümlich im perfekt.

Dem griech. aorist und dem lat. perfekt entspricht in den romanischen sprachen nicht das dauernde oder bezügliche (pendente, relativ) sondern das historische präteritum (ital, indeterminato, das tempus indefinitum, das oft fälschlich „défini“ genannt wird).

Er verkaufte heißt im französischen: il vendit und il vendait. Rede ich von einem, der wiederholt und dauernd verkauft, also kaufmann ist, so sage ich il vendait. Rede ich von einem, der einmal, in einer bestimmten zeit eines seiner häuser verkauft hat, so muß ich sagen: il vendit. Il vendait ist das beschreibende, dauernde präteritum (préterit déscriptif), il vendit ist das erzählende, momentane präteritum (préterit narratif). Diesem letzteren entspricht das lat. vendidit. Das verb in „Paulo post Thebani iterum legatos ad eum miserunt" würde man volkstümlich mit „,haben geschickt" übersetzen (in Österreich und ganz Oberdeutschland), in der schriftsprache dagegen müssen wir es mit „,schickten" (dem erzählenden präterit.) übersetzen. Im deutschen und englischen haben wir bloß eine form, z. b. er gab, gave; für das erzählende präteritum hat dagegen der Franzose il donna, der Lateiner dedit, entsprechend dem griechischen aorist I. dooxe; für das beschreibende: il donnait, dabat. Ebenso im plusquamperfekt erzählend: il eut donné, beschreibend: il avait donné.

Man vergleiche das präteritum von „lieben“ und „sein“ in den romanischen sprachen:

a) erzählend: latein. ama-v-i, fui. ital. amái, fúi. franz. aimai, fus.

b) beschreibend: amabam, eram. amáva, éra aimais, étais.

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