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Bomit er oft an Ledens Mund gehangen;
Und gleichwol flößt in ihre Brust

Der träge Kuß recht jugendliche Luft.

Sie stoppelt Scheit und Stroh schon hurtiger zusammen.
Ein Bündel Reiser wird auf dürren Kien gelegt,
Und als sie Asch und Kohlen aufgeregt,

Facht, blåst und hustet sie den ganzen Stoß zu Flammen.
Hierauf wird warme Milch, nebst Feld- und Gartenfrüchten,
In irdnen Schüsseln aufgetischt,

Béy ungleich-größrer Lust, als wo das Splitterrichten
Die theuren Bissen würzt, wo Fluch und Wein sich mischt,
Der Schelsucht Auge glüht, der Bosheit Zunge zischt.
Die Fremden besser zu erfreuen,

Ulmsteckt der milde Wirth den Tisch mit dichten Meyen,
Sucht seinen Wik hervor, der, nach des Landmanns Art,
Mit Worten spielt, und kein Gelächter spart,

Und schwakt vom Ackerbau, vom Wiesewachs, von Saaten;
Wie heuer recht nach Wunsch des Nachbars Korn gerathen.
Frau Baucis aber lehrt der Wittrung Eigenschaft,
Der Seuchen Art, der Kräuter Kraft,

Und sagt den neuen Tischgenossen,

Wie viele Jahr in ihrer Eh verflossen;

Wie dieses Dach von Schilf, und den geschwärzten Herd

Ihr langer Fleiß erbaut, und noch kein Fluch beschwert z
Was sie besißen, was noch fehlt,

Das alles wird ist her erzehlt;

Auch wie sie neulich erst was herrliches geerbet:

Und was? Ein Trinkgeschirr, das noch nicht abgenüßt,

Woran Silen, der sich auf Keltern stüßt,

Und mit Satyren zecht, aus Buchenholz geschnißt;
Auf dessen Deckel sey: Philemon, eingekerbet.
Sie forderts, und er bringts, voll Most,

Zum füßen Schluß der Abendkost.

Das frische Naß wird treulich eingesogen;

Doch füllet sich von selbst der Becher wieder an.
Die Alte siehts bestürzt; es stußt der Bidermann,

Der weder Freund noch Feind in seinem Trunk betrogen.

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4 Inde foco tepidum cinerem dimovit: & ignes Sufcitat hefternos; foliisqué & cortice ficco Nutrit; & ad flammas animna producit anilį.

Nach

Nachdem er ihn von neuem ausgebracht,
Hat er auf jeden Gast nunmehr gedoppelt Acht,
Bis Jupiter fich kenntlich macht.

Er sagt: Wir sprechen nicht als Spotter;
Vernehmt die Wahrheit: Wir sind Götter.
Herr Wirth, Frau Wirthinn, glaubt es nur:
Ich bin der Zevs, er ist Mercur.

Ihr zweifelt? Können Götter lügen?
Wißt: Ich kann donnern, er kann fliegen.5

Philemon schielt ihn an. Ein Strahl vom innern Licht
Erheitert seinen Blick: er glaubt, und klügelt nicht.
Ein heilger Schauer fährt durch Baucis kalte Glieder.
Sie sehn im Gast den Gott, und fallen vor ihm nieder.
Ihr Götter! sagt der Greis, wie gütig nehmt ihr an,
Was euch die Dürftigkeit wohlmeynend reichen kann.
Es ist kein Sterblicher an Glück uns gleich zu nennen :
O hätten wir nach Wunsch euch ißt bewirthen können!
Doch aller Ueberfluß im schönsten Speisesaal
Ist mangelhaft und schlecht zu einem Göttermahl.
Wo solche Gäste selbst die Tafel schmücken wollen,
Muß Erde, Meer und Luft die besten Schüsseln zollen.

Es tagt, und Majens Sohn führt das entzückte Paar
Den hohen Berg hinan, der in der Nähe war.
Hier spricht der Donnergott: Der Bosheit Lauf zu hemmen,
Soll der Måanderfluß die Frevler überschwemmen.

Er winkt; der Strom gehorcht. Man sieht das Schloß, das Land,
Wo sich kein liebreich Aug auf fremde Noth gewandt,
Von Wind und Fluth bestürmt, mit Schrecken untergehen.
Philemons Wohnung bleibt auf einer Insel stehen;
Doch nicht als Hütte mehr. Was Schilf, was irden war,
Wird Marmor oder Gold; ihr Tischchen zum Altar;

Die

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Your Roof

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Die Kann ein Opferkelch; die Pfosten werden Säulen;
Und, mehr Bequemlichkeit dem Tempel zu ertheilen,
Ihr Bett ein Kirchenfik, der noch, nach alter Kraft,
Die Hörer gåhnen lehrt, und oft den Schlaf verschafft.

Dieß große Wunderwerk erweckt den treuen Beyden
Verwirrung, stumme Lust und Ehrfurchtreiche Freuden,
Erstaunen, Dankbarkeit und neue Zuversicht,
Bis unser Phrygier das Schweigen unterbricht:
Ach! mögte Jupiter mich Armen würdig finden,
In diesem neuen Bau die Opfer anzuzünden,
Des Lebens Ueberrest, als Priester ihm zu weihn!
O sollt ihm diese Hand den ersten Weihrauch streun!"

Der Gott erhöret ihn, und will ihm auch vergönnen,
Nebst ihr noch einen Wunsch ohn Anstand thun zu können.
Falls, ruft Philemon aus, ein Flehen dir gefällt,
Das ist die Liebe wagt, die uns zuerst gesellt;
Wird mir und Baucis einst der Tod zugleich erscheinen,
Und keines je von uns des andern Grab beweinen!
Der Wunsch der Zärtlichkeit, der Wünsche Widerspiel,
Die oft der Ehstand heckt, erreicht sein edles Ziel.
Der Götter Gunst versprichts. Ein Donner läßt sich hdren;
Der Blik zertheilt die Luft; Zevs eilt durch alle Sphären.
Hievon verbreitet sich der bald erschollne Ruhm,

Und jedermann besucht das neue Heiligthum;
Zum Theil, Philemon selbst um alles zu befragen;
Zum Theil, aus frommer Pflicht ihm Gaben anzutragen,
Die er, voll vom Beruf, den ihm sein Glück bestimmt,
Mit priesterlicher Hand oft abweist, öfter nimmt.

An einem Feyertag, als er im Vorhof gehet,
Und Reisenden erzehlt, woher der Bau entstehet,

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Verwandelt sich sein Haubt; zu Blättern wird das Haar;
Den Leib deckt Rind und Mooß; und Baucis wirds gewahr,
Und suchet, doch umsonst, ihm ihre Hand zu reichen.
Sie wird zum Lindenbaum, so wie ihr Mann zur Eichen.
Der wohlerfüllte Wunsch ist ihrer Treue Lohn,
Und jeder Vater zeigt die Bäume seinem Sohn.
Man siehet ihre Zweig am allerschönsten grünen,
Und vielen Liebenden mit holdem Schatten dienen.
Der Ruf legt ihnen bald die Zauberwirkung bey:
Hier reize Laub und Gras zur füßen Buhlerey.
Man sagt gar, daß allhier auch spröde Schäferinnen
Das Schmeicheln, und zuleht den Schmeichler liebgewinnen;
Daß manche, deren Stolz den Hirten widerstand,
Zum erstenmal ihr Herz hier voller Mitleid fand;
Daß einer Phyllis Kuß den Lycas hier beglücket,
Und er sie drauf gelehrt, was noch weit mehr entzücket.
Der nächste Lenz verrieth die ihm erzeigte Huld.

Der Baum, der arme Baum, nicht Phyllis, trug die Schuld.
Die Mutter hätte bald Philemon nebst der Frauen,
Wenn Zevs sie nicht beschützt, erbårmlich abgehauen.

Paulus Purganti und Agnese.

ar nicht der Arzt Purganti zu beklagen?
Er hatt' in seinen alten Tagen

Ein schwaches Haubt, und einen schwächern Leib,
Auch überdieß, zum Zuwachs seiner Plagen,
Ein junges Weib.

Sie hieß Agnes, und war ein Bild der Zucht;
Es macht ihr großer Ruhm, des frommen Wandels Frucht,
Das ganze Kirchspiel stolz. Man sprach in langer Zeit
Bey jeder Wöchnerinn, bewundernd ohne Neid,

Nur von Agnesens Ehrbarkeit.

Auf ihrem Bücherschrank stund niemals ein Roman,

Doch wol ein Quirsfeld, Kern, Schmuck, Albrecht, Wudrian.
Sie war insonderheit der Oper feind gewesen,

Und hatte, wie, vor ihr, fast niemand sonst gethan,
Den Cubach dreymal durchgelesen.

Asmodi selbst verlor das Herz,

Die starke Gläubige durch List zu überwinden,
Denn sie verfluchte wilden Scherz,

Und trohte gar die Schwachheitsünden.
Oft ward von ihr, die Andacht zu entzünden,
Ein geistlicher Choral auf dem Clavier gespielt,
Und, wie man mir entdeckt, dem Spiegel zugeschielt,
Nur ihr Gesicht aufmerksam zu betrachten,
Um jeden Theil davon großmüthig zu verachten.

Allein, sie war ganz heimlich von der Art,
Die keusche Reden gern mit Liebeswerken paart.
Den irdschen Trieb der Lüsternheit
Entfündigte des Ehstands Schuldigkeit,
Und einer tugendhaften Brust
Wird immer jede Pflicht zur Lust.
Agnese, das getreue Weib,
Verpflegt des theuren Gatten Leib.
Sie weiß ihm von gesunden Speisen
Die trefflichsten stets anzupreisen;
Was aber schwächet oder zehrt,
Wird ihm mit vielem Recht verwehrt.
Sie wärmt und würzt des Mannes Wein,
Und schneidet ihm die Bissen klein,
Legt Mark und, Nieren reichlich vor,
Drückt seine Hand, zupft ihn ans Ohr,
Um durch dergleichen Schmeicheleyen
Den alten Paulus zu erfreuen.

Die Dankbarkeit ist eine schwere Last:
zu vieles Zärtlichthun wird endlich auch verhaßt.
Der Alte fand sein Schäßchen zu geschäfftig,

Und ihre Liebe viel zu heftig.

Er suchte bald in allen diesen Werken

Mehr Eigennut, als Neigung, zu bemerken.

Den tauben Ottern gleich, wann ihr Beschwörer spricht,

Hört er die süßen Worte nicht;

Der Name: Schäßchen, Engel, Leben,

Wird ihm zwar oft, doch stets umsonst, gegeben.

So oft, als mitten in der Nacht

Purganti schnarcht, Agnese wacht,

Und,

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