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und durch ein falsch Gespenst geschrecket,
Sich zum Gemahl, so nah als möglich, strecket,
Und durch ein Mäulchen ihn erwecket,
Siebt diese Dreiftigkeit ihm neues Ungemach;
Er sinnt den Gegenmitteln nach,
Um dem zu weibischen Bezeigen

In Zukunft bestens vorzubeugen.

Durch Macht und Widerstand? Ach nein !
Mas konnt ihm hierzu Muth verleihn?
Er krieget, wie der Fabius,

Der durch Verzug gewinnen muß.

Was soll man von dem Ritter sagen,
Der weder fliehen darf, noch schlagen,
Der, wann der Schranken offen steht,
Nicht kämpft, auch nicht um Gnade fleht?
Wo die Gewalt unbrauchbar ist,

Bedient ein Weiser sich der List.

Der Arzt, der seinen Gegner scheut,
Kirrt ihn durch falsche Freundlichkeit,
Und er erwiedert oft der Frauen Morgenkuß
Ganz liebreich, sonder Ueberdruß.
Drauf fragt er: Was ist dir geschehn?
Du pflegst ja frischer auszusehn.
Sie muß ihm ihre Rechte reichen:

Hier sind, spricht er, gar schlimme Zeichen;
Ein Puls, der viel zu heftig schlägt.
Noch mehr! ein Auge voller Gluth,

Und eine heisse Brust, die sich zu sehr bewegt!
Dieß, sonderlich die Brust, die nimmer ruht,
Bezeugt ein wallendes, ein angestecktes Blut,
Das einen schnellen Tod hervorzubringen pflegt.
So urtheilt Musitan. Der Brunnen scheint hier gut,
Der Spaer sonderlich, der rechte Wunder thut.= =
Der Spaer? Eben der! Kurz, es gedeiht zum Schluß,
Daß Agnes ungesäumt den Brunnen brauchen muß.

I V. Magifter Novitiorum ex Opufculis Seraphici Doctoris S. Bonaventure. (Duaci 1631.) p. 252. 253. de dormitione. § 4.

Doch

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Doch fehlte sehr des Doctors Wissenschaft:
Unkråftig ist allhier der Wasser Wunderkraft,
Die in der Heilungskunst gewandt,
Sind andrer Meynung, als Purgant,
Und vom Galen zum Sternenkalb

Lehrt jeder Arzt, dieß Mittel hilft nicht halb;
Zumal, wann solch ein brennend Gift
Des Körpers edle Theile trifft,

Und mit dem Kreislauf vom Geblüt
Allmählich sich ums Herze zieht.

Agnese trinkt und leert mit Widerwillen
Zwölf Flaschen aus, bedient sich auch der Pillen.
Allein umsonst nichts kann die Krankheit stillen,
Es meldet sich der erste Brand,

So wie zuvor, in Brust und Hand.
Sie åchzt und seufzt_ohn Unterlaß,
und sagt, ihr fehlt sie werß nicht was,
Und kömmt zum Ehherrn oft gerannt,

Lechit, klaget, flehet, girrt, und sieht ihn sehnend an.
Dieß hatte mich gerührt; doch rührt' es nicht den Mann,
Der ist kaum ihres Flehns gewärtig,

So hålt er zum voraus sich mit der Ausflucht fertig.
Anstatt der thatgen Lieb und Huld,
Spricht er zu ihr nur von Geduld,
Von Selbstverleugnung und Beschwerden,
Wann Leib und Fleisch geprüfet werden,
ind wie, seit Evens Nascherey,
Der Weiber Erbtheil Leiden sey;
Daß die Entzündung, die sie fühlt,
Sich durch kein murrisch Winseln kühlt z
Sie müsse nur der Ruhe pflegen,
Die Augen schliessen, sich nicht regen,
Sich immer auf die Seite legen,
Und ihre Knie nicht bewegen.*

Doch ende bald, Thalia, den Gesang :
Kein Mährchen schickt sich gar zu lang.

fol. CCXCV.b. Cum ad ftratum laffus deveneris: te honefto modo jacendo componas: nec refupi

Je

nus jaceas: nec genua levando cal caneos jungas ad tibiaş.

Je mehr Purganti spricht, und lehrt,
Je minder wird sein Weib bekehrt.
Ihr Fieber äussert sich bald wieder;
Sie schlägt die Augen züchtig nieder,
Und lispelt: Schak, ich wollte wol : : :2
Was willst du? ruft er eifersvoll,
Beym Brunnentrinken? Bist du toll?
Du willst du willst; doch ist gewiß
Kein Gift dir schädlicher, als dieß.
Ach! ach! wann werden doch auf Erden
Die Weiber einmal klüger werden?
Ich werd es thun; doch magst du wissen,
Du wirst vor morgen sterben müssen.

Agnes.

Was du mir sagst, mein Herz, ist wahr,
Auch ich erkenne die Gefahr.

Allein, was ist dieß schnöde Leben,
Die kurze Wallfahrt? Mühe, Pein.
Muß ich nicht immer fertig seyn,
Für dich mein Kind, es aufzugeben?
Den Tod muß nur ein Weltkind scheun;

Sch

2 Atlaft, I wifh, faid fhe, my p. 83.85. Fais que toutes les

dear

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Graces voltigent au deffous de

(And whisper'd fomething in,,fon beau menton & tout au

his Ear.)

,,tour de fon cou plus blanc que

Thou wifh! wifh on, the,,l'albâtre.,,

Doctor cries:

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Seconde Rem. Anacreon n'avoit garde d'oublier le menton de fa maîtreffe. Il veut qu'il foit delicat, c'eft ce que fignifie proprement τρυφερός, mollis car c'eft-là particulierement le Siege de la delicatesse de la grement: c'eft ce qui a fait dire fort agréablement à VARRON: Sigilla in mento impreffe Amoris digitulo Veftigio demonftrant molli

tudinem.

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Ich aber will, du sollst es sehu,
Ihm lächelnd ißt entgegen gehn.

Purganti stust, erwiedert zwar mit Küssen ;
Jedoch den Mord verbietet sein Gewissen.

Er selbst wird kurz darauf ihr durch den Tod entrissen.
Seht, wie bey höchster Noth der Himmel Trost ertheilt!
Die fromme Witwe traurt, freyt wieder, wird geheilt.

Der

Ursprung des Grübchens im Kinne."

Ipfe ego, qui nullos me affirmo fcribere verfus,
Invenior Parthis mendacior, & prius orto
Sole, vigil calamum, & chartas, & fcrinia pofco.
HORAT. Epist. II. 1, v. 111. 112, 113.

M

dan glaube nicht, was mancher Dichter spricht:
Nun ruht mein Kiel; nun schreib' ich ferner nicht.

Wie selten weiß ein Dichter aufzuhören!
Apollo darf uns auch im Schlafe stören.2

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Kein

De rénoncer à tout conte fri-
vole.
Et quand juré? C'eft ce qui
me confond.
Depuis deux jours j'ai fait
cette promeffe.i
Puis fiez-vous à rimeur qui
répond

D'un feul moment. Dieu ne
fit la fagoffe

Pour les cerveaux qui hantenr
les neuf fœurs:
Trop bien ont-ils quelque art,
qui vous peut plaire.
Quelque jargon plein d'affez
de douceurs,
Mais d'être fûrs, ce n'eft la
leur affaire.

LA FONTAINE.

Kein Einfall wird von Barden unterdrückt,
So oft sie nur des Phôbus Ruf entzückt,
Und, falls sonst nichts den steifen Vorsah beugét,
An Phöbus statt, sich ein Verleger zeiget.

So gehts auch mir. Oft hab ich selbst gedacht,
Der sey beglückt, der keine Verse macht,
Der vielen gleicht, die selber niemals dichten,
Und dennoch oft gereimte Zeilen richten.
Da ward mir schon die Poesie zur Qual,
Da schwur auch ich, und zwar zum erstenmal,
Mich sollte nichts in dieser Welt verleiten,
Die volle Bahn der Dichter zu beschreiten.
Der stolze Schwur war viel zu früh gewagt;
Des Menschen Herz ist troßig und verzagt,
Und meines wird durch süßen Zwang getrieben,
Was ich verwarf, bald desto mehr zu lieben.
Mich nimmt bereits die Regung wieder ein.
Was aber soll mein neuer Vorwurf seyn?

Der holde Gott der Hoffnung und der Freuden,

Der, dessen Stand die Götter oft beneiden,
Weil man nur ihm des Lebens güldne Zeit,
Der Jahre Lenz, die schöne Jugend weiht,
Der, dessen Witz die Klügsten unterrichtet,
Der lächelnd herrscht, die schwersten Händel schlichtet,
Welt und Natur verherrlicht und beglückt,
Den zarten Leib mit Pfeil und Bogen schmückt,
In Federn prangt, und die er abgeleget,
Dem Hymen schenkt, der ihm die Fackel tråget.

Cytherens Sohn, der wahre Menschenfreund,
Dem manche schön, und keine grausam scheint,
Vergnügte nur an seiner Psyche Wangen
Den öftern Wunsch, das heftige Verlangen.
Ihn labte schon die Frucht der süßen Wahl,
Der Wollust Kern, ein rechtes Freudenmahl,
So oft ihr Mund, zu dem er seufzend eilte,
Kuß, Scherz und Schwur mit seinen Lippen theilte,
Und ihre Brust nur seiner regen Hand,
Nur seinem Blick entzückend offen}stand,

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