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Der Rabe und der Fuchs.

Wurst wieder Wurst. Das ist das Spiel der Welt,

Und auch der Inhalt dieser Fabel.

Ein Rabe, welcher sich auf einen Baum gestellt,
Hielt einen Kås' in seinem Schnabel.

Den Kåse roch der Fuchs. Der Hunger rieth ihm bald,
Dem schwarzen Räuber sich zu nahen.

Ha! spricht er, sey gegrüßt! Ist hier dein Aufenthalt?
Erblickt man hier die reizende Gestalt?

Daß du gefällst, muß, wer dich kennt, bejahen.
Erlaube mir die Lust, dich iho recht zu sehn.
Ja! der Phasan muß dir an Farbe weichen,
Ist dein Gesang nur halb so schön,

So wird, an Seltenheit, dir auch kein Phönir gleichen.
Den Raben täuscht das Lob, das ihm der Falsche gab.
Er kann sich nicht vor stolzer Freude fassen.

Ich, denkt er, muß mich hören lassen,

Und sperrt den Schnabel auf. Sein Kåse fällt herab,

Den gleich der Fuchs verschlingt. Er sagt: Mein schönster Rabe, Ein Schmeichler lebt von dem, der ihn zu gerne hört,

Wie ich dir ist bewiesen habe.

Ist diese Lehre nicht zehn solcher Kåse werth?

Des Fuchses Schüler schweigt, mit heimlichem Verlangen, Den schlauen Fånger auch zu fangen.

Der trug einft Speck nach seinem Bau,

Und er begegnet ihm. Wie, spricht er, Hühnerfresser,
Ift iho. Speck dein Mahl? Du lebest zu genau,

Fast wie ein Mäuschen lebt.

Schalk, dein Geschmack war besser. $ 5 Sieh

Parvula (nani exemplo eft) magni formica laboris Ore trahit quodcunque poteft, atque addit acervo, Quem ftruit, haud ignara ac

non incauta futuri. Quæ, fimul inverfum contriftar Aquarius annum, Non ufquam prorepit, & illis

utitur ante

Quæfitis fapiens.

Sat, I. 1.

hingegen darf ein Dichter, in sonderheit ein Fabulist, dieses noch immer sagen, auch, wenn er das merkwürdige achte Capitel in Goulds Account of English Ants gelesen hat, wovon das Hainbur gische Magazin, im fünften Stücke des ersten Bandes S. 91. u. f. nachzusehen ist. Dieses kann zur kurzen Beantwortung eines freundschaftlichen Einwurfes die: nen, welcher bereits wider diese Beile gemacht worden.

Sieh um, in jenen Hof. Die Hennen, die dort gehn,
Sind klügrer Füchse Kost: nichts schöners wird man sehn.
Dich follte wol ein solcher Anblick rühren.

Allein, du bist nicht dir, noch deinem Vater, gleich.
Sonst warst du doch an Muth und an Erfindung reich.
Da suchte dich das Glück. Der Fuchs läßt sich verführen,
Wirst seinen Fraß dahin, seht dem Geflügel nach.
Doch jenes macht sich unter Dach,

Und krahet, ihm zum Hohn, im sichern Hühnerhause.
Kräht, ruft er, fråht! mir bleibt ein fetter Fraß zum Schmause.
Er trabt zurück, und sucht. Der frohe Nabe sißt
Auf einem Baum, wo ihn die Höhe schüßt.

Den Speck hat er verzehrt. Freund, schreyt er, mit Vergnügen
Erlern ich Füchse zu betrügen.

Gedenk an meinen Kås', ich denk an deine List:

Vorhin war ich ein Thor, wie du es heute bist.

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Der Hahn und der Fuchs.

Tin alter Haushahn hielt auf einer Scheune Wache;
Da kömmt ein Fuchs mit schnellem Schritt,
Und ruft: O kråhe, Freund, nun ich dich fröhlich mache;
Ich bringe gute Zeitung mit.

Der Thiere Krieg hört auf: man ist der Zwietracht műde.
In unserm Reich ist Ruh und Friede.

Ich selber trag ihn dir von allen Füchsen an.

Freund, komm bald herab, daß ich dich herzen kann. Wie guckst du so herum? Greif, Halt und Bellart kommen, Die Hunde, die du kennst, verseht der alte Hahn;

Und, als der Fuchs entläuft, was: fragt er, ficht dich an? Nichts, Bruder, spricht der Fuchs; der Streit ist abgethan; Allein, ich zweifle noch, ob die es schon vernommen.

Der Guckguck und die Lerche.

jen Guckguck fragt die Lerche:

Wie kömmt es, sage mir,

Daß die gereisten Störche
Nichts schlauer find, als wir?

Sie sollen uns beweisen,

Erwiedert er, und lacht,
Daß nicht das viele Reisen
Die Dummen flüger macht.

Der Hase und der Dachs.
Ein Hase wird vor Furcht und wachem Kummer grau,

Und, Eremiten gleich, durch strenges Fasten hager.
Nichts, als die höchste Roth, treibt ihn aus seinem Lager.
Sein fetter Freund, der Dachs, geht öfters aus dem Bau,
Und suchet Luft und Fraß bey jedem Frühlingsthau.
Kaum läßt sich ein Geräusch verspüren,

Kaum kann der hohe Storch zum Froschfang ausspazieren,
Kaum können Hasen selbst im Busche haseliren;

So wird auch jener gleich die Löffel * ängstlich rühren.
Jm:Wälde, Strauch und Rohr horcht niemand so genau.
Waldbruder, spricht der Dachs, du scheinest allen Thieren
Mit Recht beklagenswerth in deiner Furchtsamkeit.
Wer wollte doch den Muth verlieren?

Der Hase giebt ihm zur Bescheid:

2

Herr Nachbar, ohne Furcht ist keine Sicherheit;
Sieh nur umher; der Fuchs ist nicht mehr weit.

Der Zeisig.

Ein Zeifig, der sein Nest nur eben angelegt,
Bersang an einem heitern Morgen

Den Schlaf, die Bau- und Nahrungssorgen.

Ihm wuchs sein kleines Herz, durch West und Lust erregt.
Sein Waldgesang verehrte Licht und Sonne,
Denn ihn begeisterte des schönen Himmels Wonne;
Und, wie ein Fröhlicher oft gern zu schwaken pflegt,
So wollt auch er sich recht beredt erweisen,
Der Lerche diesen Tag vor allen anzupreisen.

* Die Ohren des Hasen wer den Löffel genannt. Döbel, in

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der Jdgerpractica, im ersten Theile, C. 9. S. 31.

Der Mittag kömmt umwölkt. Die grauen Mewen fliehn
Mit bangem Flug, und schreyn, und nåhern sich dem Lande:
Allein und unglücksvoll spaziert im trocknen Sande
Die dunkle Kräh, und scharrt: Gewitter, die verziehn,
Ruft sie mit Krächzen her:1 Tief um das Schilfgras streichen
Die Erdschwalb und der Spaß: der Håher 2 sucht die Eichen,
Der Reiher hohe Luft, 3 sein Bette 4 Hirsch und Thier :
Mit aufgerecktem Hals schnauft der beklommne Stier:
Die Pferde treiben sich, die Ställe zu erreichen.
Schnell überwältiget ein Wirbelwind den West,

Der Hain erbebt, und heult: auf Ficht und Tanne schoffen
Verwüstend der Orcan, der Regen und die Schlossen;
Und so verlor der Zeisig auch sein Nest.

Der müde Sturm hört auf zu toben.

Der nasse Sånger hüpft zu seiner Lerche hin,

Die ihm recht zugehört, der guten Nachbarinn.
Zum Glück war er bey ihr ganz sicher aufgehoben.
Wist, sprach er, daß ich schon durch Schaden klüger bin:
Man muß den schönsten Tag nicht vor dem Abend loben.

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Der vertheidigte Schwan..

an tadelt' einen Schwan, der Wasservögel König;
Da nimmt sich seines Ruhms ein schlauer Vogel an.

Hört, singt er, wie ich euch gleich widerlegen kann:
Wahr ist es, dieser Schwan fliegt wenig;

Doch er verfliegt sich nicht. Er taumelt, wann er geht;
Allein er schwimmt mit Majeståt.

Jung war er weder weiß, noch schön, noch stark zu nennen; }
Jht muß man ihn dafür erkennen.

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Sein

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Sein Ernst ist gar zu stumm; allein er denket nach:
Denn eh er stirbt, wird seine Stimme wach.
Den Gänsen mag er freylich-gleichen;
Doch wird er keinen Gänsen weichen.

Zwar fischt der Fresser sich manch niedliches Gericht;
Doch wißt ihr, uns verschlingt er nicht.

Ein Dienst von solcher Art beleidigt.

Horaz, ach hätte man dich jüngst * nicht so vertheidigt!

Die Gans und der Wolf.

ir Gånse retteten das Capitolium :

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Sprach eineGans, und schwim̃t; bloß dieses kann bezeugen, Die Unerschrockenheit sey auch den Gänsen eigen.

Am Ufer prahlt ein Wolf: Den großen Romulum

Säugt' einer Wölfinn Brust. Nichts gleicht, zu allen Zeiten, Der guten Wölfe Zärtlichkeiten.

Ja! schnattert jene drauf: wenn doch das Mannthier ** nur Einst unsre Tugenden erriethe!

Ja! die beselende Natur

Gab Gänsen Muth und Wölfen Güte.

Ein Habicht zeigt sich hier, der Feind voll schneller List: Gleich schreyt die Täucherinn, und Hals und Fuß wird rege. Der Wolf entdeckt ein armes Kind am Wege,

Das er beschleicht, und ohn Erbarmen frißt.

Wie viele rühmen sich der Tugenden und Gaben, Die sie doch nicht erhalten haben!

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