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Is gut, so eng ihn einzusperren?
Wie stunds mit ihm die vorge Nacht?
Das Hirschkalb sagte mit Bedacht;
Viel besser, als ihrs wünscht, ihr Herren.

Die Natter und der Aal.

3"

u der Natter sprach der Aal:
Mein Geschick ist zu bedauren,
Weil auf mich fast allemal,
Nicht auf dich, die Leute lauren.
Ruh und Unschuld schüßt mich nicht,
Weil mir jeder Nehe flicht;
Vetter, fiel die Natter ein,
Unschuld wird dich nicht befreyn;
Aber ich kann Zähne weisen.
Deren Biß die Feinde scheun.

Der Esel, der Affe und der Maulwurf.

Fin

betrübter Esel heulte,

Weil des Schicksals karge Hand
Ihm nicht Hörner zugewandt,
Die sie doch dem Stier ertheilte;
Und der Affe fiel ihm bey,
Daß der Himmet grausam sey,

Weil er ihm den Schwanz versagte..

Als nun jeder murrisch klagte,.

Sprach der Maulwurf: Ich bin blind;

Daß man sich mit mir vergleiche,

Wenn des Schicksals Zorn und Streiche

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Anguilla - longæ cognata colubræ. Ivvan. Sat, 5.

Der

Der Fuchs ohne Schwanz.

einike verwirrte sich

In die ihm gelegten Stricke,
Und, wiewohl er selbst entwich,
Ließ er doch den Schwanz zurücke.

Um nicht lächerlich zu seyn,
Predigt' er den Füchsen ein,
Auch den ihren abzulegen.
Seine Hörer zu bewegen,
Sprach er, als ein Cicero:
Erstlich wills der Wohlstand so,
Um sich zierlicher zu regen:
Denn man trabt damit zu schwer,
Und zu unbequem einher.

Zweytens macht ein Schweif zu kenntlich.
Drittens hålt er in dem Lauf

Oft den schnellsten Brandfuchs auf.
Viertens riecht er vielen schändlich.

Stumpfer Redner! schweige du;
Rief ein alter Fuchs ihm zu;
Was du lehrest, wird verlachet.
Nur der Neid ist, was dich quålt,
Der den Vorzug, der dir fehlt,
Andern gern zuwider machet.

Der Hirsch, der Hund und der Wolf.

Sin jeder Frommer thut, was man in Hamburg thut: Das Gute glaubt er oft, allein das Böss selten. Ihn lehrt der Lauf der Welt, daß Neid und Frevelmuth Der Tugend Henker sind, und auch die Frömmsten schelten. Sonst ists ein bloßes Glück, wenn einen Bösewicht Die Unschuld und das Recht, trok seiner Kunst! beschämen.

Ein Wolfjagt' einen Hund. Der bat, aus Zuversicht, Den Hirsch, ihn ungefäumt in seinen Schuß zu nehmen.

Der

Der Flüchtling wird erhört; doch ihn verfolgt seln Feind,
Und spricht: Ich komm, o Hirsch, dein einzig Kalb zu råchen.
Der Schnaphan hats erwürgt; ich sah es, ich, dein Freund,
Und den verwürften Hals soll ihm kein andrer brechen.
Der Hund verneint die That. Er fleht, und schwört dabey;
Es sey ihm, von Natur, das Wildpret recht zuwider.
Ihm zeigt der strenge Hirsch sein fürchterlich Geweih.
Beklagter seufzt und heult, und wirft sich vor ihm nieder.
Als drauf sein Kläger ihm mit neuen Zeugen droht,
Kömmt, gleich zu rechter Zeit, das Hirschkalb hergesprungen.
Den frechen Lügner trifft Verwirrung, Furcht und Tod;
Doch dieses Beyspiel schreckt nur wenig Lästerzungen.

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Der Hase und viele Freunde.

o soll man echte Freundschaft finden?
Das Lockwoort klingt doch gar zu fein,
und kann, die Herzen zu verbinden,
Der Anlaß schönster Hoffnung seyn.
Man pflegt den milden Stein der Weisen
Uns, als ein Wunder, anzupreisen.
Man lehrt, er mache mehr, als reich:
Fürwahr, ihm ist die Freundschaft gleich.

Ein jeder, der in diefen Jahren
Mir ohne Lachen widerspricht,
If glücklich, falls er nicht erfahren,
Wie oft man Treu und Glauben bricht.
Wird er den Vorzug nur erwerben,
In diesem füßen Wahn zu sterben;
So soll einst seines Grabes Stein
Der Welt ein seltnes Denkmaal seyn.

Ea Häschen von beliebten Sitten,
Ein kleines Thier voi schneller Kunst,
Erhielt durch Schmeicheln und durch Bitten
Verschiedner Thiere Lob und Gunst.

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1

Die Hasen hatten ja vorzeiten
Weit mehr, als iho, zu bedeuten.
Als keiner unsern Stußern glich,
Da war auch keiner lächerlich.

Er wandte sich zu allen Freunden,
um ihren Beytritt zu erflehn,
Den Hunden, seinen årgsten Feinden,
Zu steuren, oder zu entgehn.

Man sprach: Dein Leben zu erhalten
Soll unser Eifer nie erkalten;

Der deinem Balg ein Härchen krümmt,
Dem ist von uns der Tod bestimmt.

Der muntre Hånsel ist zufrieden,
Und schäßt sich großen Hansen gleich.
Die Sicherheit, die ihm beschieden,
Vertauscht er um kein Königreich.
Ihn will so mancher Beystand schüßen.
Was darf er nun in Aengsten fißen?
Nein, unter vieler Starken Hut
Fehlt es auch Hasen nicht an Muth.

Er lebet ohne Noth und Sorgen,
So unverzagt, als ungestört,
Weil sich mit jedem schönen Morgen,
Mit jedem Thau sein Frühstück mehrt.
Sein rascher Lauf verläßt die Wälder,
Durchstreicht die Triften und die Felder,
So in beglückter Sicherheit

Ihn Gras und Laub und Frucht erfreut.

Wie oft vergållt erwünschte Stunden
Berhaßter Stunden Ungemach!
Ein Jäger eilt mit schlauen Hunden
Der Spur des armen Hänsels nach.

Hier ist kein Freund, ihm ist zu rathen:
Er fährt, er läuft durch Busch und Saaten,
Er drückt sich oft, so gut er kann ;
Doch alle Hunde schlagen an.

Er rennt, und seht durch Forst und Stege: Sein Absprung aber hilft ihm nicht. Doch endlich kömmt, auf einem Wege, Sein Freund, das Pferd, ihm zu Gesicht. Er sagt: Dieß tolle Hehenreuten Scheint meinen Tod mir anzudeuten. Doch nimmt mich nur dein Rücken auf, So spürt kein Stöber meinen Lauf.

Das Pferd verseht: Mein Herr, ich sehe

Des Unfalls Größe noch nicht ein.
So mancher Freund ist in der Nähe,
Und jeder wird behülflich seyn.
Die Treu erleichtert Müh und Bürde;
Sie wissen, wie ich dienen würde:
So aber wohnt nicht weit von hier
Ein ungleich stärkrer Freund, der Stier.

Er eilt durch Heide, Busch und Hecken,
Und fleht den Stier um Rettung an.
Der spricht: Jch will nur frey entdecken,
Warum ich dir nicht helfen kann.

Du kennest meiner Freundschaft Triebe;
Jedoch die Freundschaft weicht der Liebe.
Dort läßt sich meine Schöne sehn.
Du mußt zu jener Ziege gehn.

Die Ziege hört des Hasen Klagen,

Mit angenommner Traurigkeit,
Und hålt, ihm alles abzuschlagen,
Sich zu der Ausflucht schon bereit.
Sie meckert: Dich ist aufzunehmen,
Bird jenes Schaf sich bald bequemen.
Dir fist ja seine Gutheit kund.
Mir, leider! ist der Rücken wund.

Der Arme flieht mit bangen Schritten,

Sucht, und erreicht das ferne Schaf,
Das, unbewegt bey seinen Bitten,
An Furcht den Flüchtling übertraf,

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