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Es klagt: Vor Feinden dich zu schüßen,
Wird meine Schwäche wenig nüßen.
Ich zittre ja so sehr, als du;
Doch eile jenem Füllen zu.

Das sprach: Wenn wir iht Beystand håtten,
So troht ich gerne die Gewalt.
Ich bin zu jung, dich zu erretten,
Und mein Herr Vater ist zu alt.
Ich sehe schon die Hunde kommen:
Nur frischen Muth und Lauf genommen!
Doch, wenn dein Tod uns trennen soll;
Geliebter Hänsel, fahre wool!

Der

Bår und der Liebhaber seines Gartens.

in unerfahrner Bår voll wilder Traurigkeit,

verstecket, Vertrieb, unausgeforscht, durch Klipp und Berg gedecket, Wie ein Bellerophon die Zeit.

1

Hier stråubet sich der Pek; er liebt nur diese Kluft,
Und meidet stets die Spur der Båren, seiner Brüder.
Mit Brummen wälzt er sich im Felsen auf und nieder;
Sein schwaches Hauptz scheut freye Luft.

1 Bellerophon wollte auf seis nem Flügelpferde nach dem Himmel reiten, vielleicht um seine Abentheuer recht heldenmüthig zu beschließen. Er hatte aber das Unglück zu erblindén, und aus der Luft in eine wüste Gegend her: abgeworfen zu werden, in welcher er lange Zeit herumirren, und endlich vor Kummer und Hunger umkommen mußte. LA FONTAINE nennet daher seinen Bären

Dieß

mit Recht einen neuen Bellerophon:

Certain Ours campagnard, Ours à demi leché, Confiné par le Sort dans un bois folitaire, Nouveau Bellerophon vivoit feul & caché.

2 Invalidiffimum urfo caput, quod leoni fortiffimum: ideo urgente vi, præcipitaturi se ex

aliqua

Dieß macht ihn ganz verwirrt. Ihm gleicht vielleicht die Zunft
Der Weisen dunkler Art, der schweren Sonderlinge;
Die fliehen Licht und Welt, und haschen Wunderdinge;
Nur nicht die Gabe der Vernunft.

Einst, da er saugend 3 finnt, wird ihm sein Lebenslauf
(Wenn das ein Leben ist) auf einmal sehr verdrüßlich.
Er will gesellig seyn; dieß hålt er für ersprießlich;

Und kurz: er macht sich taumelnd auf.

Wohin? das weis er nicht: das Glück mag Führer seyn, Das Glück, der Thoren Wiß. Nicht weit von seiner Höhle Lebt ein bejahrter Mann mit einer trågen Seele,

Fast wie der Peß, stumm, und allein.

Auch der sucht keinen Scherz, der andern artig scheint.
Was Herbst und Semmer zollt, des grünen Frühlings Gaben
Vergnügen seinen Fleiß. Ich müßt' ein mehrers haben:
Was aber? Einen klugen Freund.

Der Floren bunter Schmelz entzücket das Gesicht;
Pomonens Ueberfluß kann tausend Freude machen;
Man darf mit Blum und Frucht vertraulich reden, lachen;
Doch nur in Fabeln: weiter nicht.

Nicht wahr? die Einsamkeit ist nicht auf ewig schön.
Unmitgetheilte Luft muß Ueberdruß erwecken;

Der bringt den Greis ins Feld, um Menschen zu entdecken.
Mein Timon wird zum Diogen.

Er wandert nach dem Forst; hier irrt er hin und her,
Und misst und sucht die Bahn auf unbekanntem Stege,
Zuletzt begegnet ihm, in einem hohlen Wege,

Ein andrer Eremit, der Bår.

aliqua rupe, manibus eo operto iaciuntur ac fæpe in arena colapho infracto exanimantur. PLIN. hift. nat. L. VIII. c. XXXVI.

3 Dieses erläutern die Worte des kurzen Begriffes von der Jd geren S. 204, wo der Verfasser anmerket, daß der Bår, nach Be schaffenheit des Winters wol gar zween Monate ohne Speise und Nahrung in seinem Loche liegen

€ 3

Er

fann: damit er sich aber doch die Zeit vertreibe, so sauget er indessen an seinen vordern Taßen, und murinelt wegen der großen Süfsigkeit. Man versichert, daß ges wiffe ductus oder Röhrlein von dem Leibe des Bären zu diesen Tazen gehen, wodurch er die Fettigkeit, die er ins Lager mitges nommen, aussaugt, und sich damit erhält.

Er stußt. - Was soll er thun? Zur Flucht ist keine Spur.
Er fasset sich; hält Stand: das wird gut aufgenommen.
Pet sieht ihn gnädig an, und spricht: Mein Freund, willkommen,
Besuche mich, und eile nur.

Der Greis verseht gebückt: Die Gunst verpflichtet mich.
O würde mir erlaubt, in meinem nahen Garten
Mit einem schlechten Mahl gehorsamst aufzuwarten!
Der Vorzug wäre königlich.

Ich habe Milch und Obst; zwar weiß ich gar zu wol,
Die Kost ist ziemlich schmal für euch, ihr Herren Båren;
Ihr Großen dieser Welt, ihr könnet besser zehren:

Doch auch mein Honigtopf ist voll.

Der Vorschlag wird beliebt; noch zeigt sich nicht das Haus,
Da die Bekanntschaft schon recht preislich angegangen.
Es will so gar der Bår den neuen Freund umfangen;
Doch der bedankt sich, und reicht aus.

Bald haben diese zween den schönsten Bund gemacht.
Eie bleiben ungetrennt, und werden Hausgenossen.
Der eine pflanzet, impft, und wartet seiner Sprossens
Der andre legt sich auf die Jagd.

Unwissenheit und Ernst schließt öfters beyder Mund;
Ihr Umgang nåhret sich durch beyder stumme Blicke.
Man machet sich die Lust aus diesem Eintrachtsglücke
Einsylbigt, auch nur selten, kund.

Peh kehret einmal heim; da schlummert sein Orest
Zur schwülen Mittagszeit. Er gehet bey ihm liegen,
Bewacht den Schlafenden, zerstreut den Schwarm der Fliegen,
Der seinen Wirth nicht ruhen läßt.

Er schnappt, fångt, scheuchet, lauscht, gafft nach dem Alten hin,
Und sieht auf dessen Stirn sich eine Raupe regen;
Ha! brummt er; dir will ich das Handwerk zeitig legen!
Geschmeisse, wißt ihr, wer ich bin?

Er holt den größten Stein; und, weil ers treulich meynt,
So muß durch einen Wurf so Raup als Greis erkalten.
Fürwahr, den klugen Feind muß man für schädlich halten;
Doch ja so sehr den dummen Freund.

Das

Das Schäfchen und der Dornstrauch.

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Bin Schäfchen kroch in dicke Hecken,
Dem rauhen Regen zu entgehn.

Hi.r konnt es freylich trocken stehn;
Allein die Wolle blieb ihm stecken.

Beglückt ist, den dieß Schaf belehrt.
Bethörte Had❜rer, laßt euch rathen.

Vertraut die Wolle nicht den scharfen Advocaten.
Oft ist, was ihr gewinnt, nicht halb der Kosten werth.

Der Affe und der Delphin.

en Mutterwiß bringt jeder auf die Welt;

Der Schulwik wird durch Bücher uns gegeben;
Der eitle Mensch, dem Schein und Wahn gefällt,
Sucht überdieß dem dritten nachzustreben.
Das ist der Wiß, den man, galant zu leben,
Auf Reisen sucht, nur in der Fremd erhält,
Wo, ehe man den lehtern ausgespüret,
Manch Mutterkind die ersten oft verlieret.

Und dennoch ists ein Ruhm, (ich leiste die Gewähr) Mit Vorwik, Gold und Stolz sich auf den Weg zu machen. Man holt von Städten, Leuten, Sachen

Zum wenigsten die Namen her.

Ist dieses nicht genug? wer darf noch mehr verlangen?
Ber alles wissen will, der gehe selbst dahin,

Wo ich bereits gewesen bin;

Da kann er Unterricht empfangen.

Ganz recht! du bist schon hier: dir droht nicht die Gefahr,

Die jenem Affen tödtlich war.

Der gieng zu Schiffe, von Athen

Nach Lacedamon hin zu reisen,

Den Schönen dort, die ihn noch nicht gesehn,

Sein liebliches Gesicht zu weisen,

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Die

Die Fahrt fieng glücklich an, bey hellem Sonnenschein. Die Luft floß, wie das Meer, gelind und spiegelrein. Drum singt der Steuermann, den noch kein Unfall störet, Und lenkt das Schiff mit Lust; man jauchzet überall. Die allgemeine Ruh, der öftre Freudenschall Reizt meinen Passagier, der bald den Scherz vermehret, Die Zähne bleckt, erzehlt, wo er herumgeschweift, Und es beym Zevs beschwört, ein Liedchen hüpfend pfeift, Das er beym Chier Wein von Phrynis selbst gehöret. Der Wind verbleibt geneigt. Man sieht zur rechten Hand, In einem fernen Blau, Trezens berühmten Strand, Und Argos breiten Busen liegen.

I

Der Thetis weibischen und schnellen Inbestand
Scheint Eurus webend einzuwiegen.

Bald aber schwärzet sich die heitre Himmelsluft;

Es reißt sich Boreas aus seiner tiefsten Kluft

In Wirbeln brausend los, und thürmt auf Wellen Wellen.
Das Schiffvolk sieht erstaunt die wilden Fluthen schwellen,
Und zieht die Segel ein: doch fehlt ihm Zeit und Licht.
Der Sturm verfolgt das Schiff: es krachet, splittert, bricht.
So wird die Hoffnung bald betrogen!

Die in erwünschter Sicherheit.

Der guten Reise sich erfreut,

Sind ist ein Spiel empörter Wogen.

Ein jeder ringt mit Furcht und Wellen,
Und jedem sinket Hand und Muth.
Doch plößlich legt sich Wind und Fluth:
Die Luft fångt an sich aufzuhellen.

I PHRYNIS, citharoedus Mitylenæus, qui primus putatur apud Athenienfes cithara ceciniffe & primas tuliffe in Panathenæis, Callia Prætore, fuit Ariftoclidis difcipulus &c. SviDAS. S. auch Rollins Histoire ancienne, T. XI. p. 177.178.

2 Arion, der berühmte Virtuose einesCorinthischenKönigs, sprang ins Meer, als das Schiffvolk ihn

Als

umbringen wollte, und ihm nur erlaubte, noch einmal die Lever zu rühren. Er ward von einem mitleidigen Delphin gerettet, der ihn an das Ednarische Vorgebirge brachte, und, zur Verewigung dieser besondern Dienstfertigkeit, von dem Apollo unter die Sterne gesehet ward. Gellius erzehlet diese Geschichte aus dem so wahrs haftigen Herodotus: doch erzchlet er dieselbe kaum so gut, als

Bur

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