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Dieser bedeutende Chor kündigt Bedeutendes an. Aber noch schweigen fie tief, nachsinnend großen Entwürfen; Lange wartet das Feld, harrend der kommenden Schlacht. Was wird gescheh'n? Enthaltet euch, kleine Gemüther, des Rathens;

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Alles Große, es geht nur aus dem Großen hervor.

Bauern, Marsch! » Es läuft das Kommando von Flügel zu Flügel,

Eine Seele bewegt alle die Körper zugleich.

Seht, es beginnet der Kampf; doch über der Kämpfenden Häupter,
Unerwartet und schnell, stürzet der Springer hervor.
Muthig stehet er da, mit weit umschauenden Bliden;
Worauf sinnt er? wohin zielet sein liftiger Plan?
Doch mit dem Könige still sich berathend, erscheinet der Läufer,
Schräg hin, wie der Komet, schießt auf den Springer er zu.
Dieser råumet den Plaz, es weichet der Weisheit die Stärke,
Klugheit des Kabinets hat über List hier gefiegt.

Jezo bewegt sich der Thurm, mit langsam bedächtigem Schritte;
Bittert dem schweren Koloß, welcher bewährend zermalmt.
Aber was sch' ich? die Königinn naht, die reizende Heldinn ;
Ansehn, Lift und Gewalt sichern ihr zu dem Triumph.
Schlank, wie die Schönheit gebaut, mit zauberisch fesselndem
Blicke,

Und mit dem månnlichen Geist

ftehn?

wer wird der doppelten

Doch sie wagt sich zu weit, sie verführt der muthige Leichtsinn;
Schmeicheleyen des Hofs haben ins Neß sie gelockt.

Ha, fie fällt! Es wälzt sich heran die gefährliche Woge!
Von dem ruhigen Sig drångt sie den König hinweg.
Ach, er trug nur den Namen, das Amt nicht, der herrlichen

Würde;

In den engesten Raum schloß Etikette ihn ein.

Was ereignen sich würd', er sah ihm zitternd entgegen;

Fremden Gewalten vertraut, war er des Zufalls ein Spiel. Siegend, was hått er errungen? den luftigen Schein des Triumphs;

Aber des Reiches Verluft trifft ihn, der wirkliche selbst. Heil dem Glücklichen drum, der zugleich ein König und Feldherr, Was er will, auch vollführt, was er vollführet, auch will. Er sey des Staates Haupt! Ihm vertrauen muthig die Glieder; An des Einzigen Wohl schließt das Ganze sich an.

Büschenthal.

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Die Bürde des Lebens.

Wåget das Schicksal, Leben und Tod? Wie? Oder ereilet Jeden ein blindes Loos, wie es die Urne gebeut. » Also fragt' ich, und fah im Gesicht die goldene Wage

Unüberschaubar hoch sinken und steigen im Kampf.

Zitternd trat ich zur Urne. Da rief die Stimme des Schicksals:
« Ziehe das Loos. » Ich zog bebend -- mein Eigenes selbst.
Bürden lagen vor mir; ich prüfte die leichteste Bürde,
Und, o Wunder, ich sah, daß es die Meinige war.

Kränze des Lebens.

Herder.

Manche der Kränze sind's, die uns für jegliches Alter
Und für jede Gefahr lohnend die Gottheit bestimmt;
Lieblich lockt, mit Veilchen im Haar, mit Rosen am Busen;
Uns die Hora den Pfad fröhlicher Jugend hinan;

Bis die Rose zum Kranz von Myrthen, das Veilchen zum Lorbeer,

Oder zum Eichenkranz, oder zum Öhlkranz wird. Wenn ich sie alle gebraucht, und alle genoffen und habe, Reiche, Cypreffe, mir deinen unsterblichen Kranz.

Von dems.

Elias in der Höhle.

Elias sah: Ichova ging vorüber,

Der Himmel über ihm ward trüb' und trüber,
Der Sturm begann; er riß aus seinem Siße
Den Berg, und spaltete des Felsen Spize.
Der Sturm ging vor Jehova's Angesicht,
Doch in dem Sturme war Jehova nicht.
Elias sah: Jehova ging vorüber,
Der Himmel neigte sich, und immer trüber
Erscholl Getös, ein dumpf Geheul umschwebte
Die Tief', es donnerte, die Erd' erbebte.
Erdbeben ging vor Jehova's Angesicht,
Doch im Erdbeben war Jehova nicht.
Elias fah: Jehova ging vorüber,

Den Himmel barg ein schwarz Sewölk, aus trüber
Gewitternacht entströmten Feuerflammen,

Und schlugen über ihm mit Grau'n zusammen.

Die Gluth ging vor Ichova's Angesicht,

Doch in den Flammen war Jehova nicht.

Das Feuer schwand, es schwand der Flamme Grausen,
Und lind und still umschwebt' ein sanftes Saufen
Elias Ohr, er trat mit banger Seele,

Sein Haupt verhüllt, hinaus in's Thor der Höhle.
Gefäusel schwebt' um ihn, wie leiser Harfen Lieder,
Im fanften Saufen kam Ichova's Wort hernieder.

Conz.

Die Muse n.

Weinend kamen die Musen vor Jupiters Thron mit verhüllten Angesichtern, und standen und schluchzten und konnten nicht reden. « Kinder, was ist euch? » erhub der ewige Vater die Stimme. Klio, die åltefte, der Euterpe, die jüngste, sich anschloß, Trat hervor und begann : « Laß uns bei dir im Olympus! Vater, die Erde verdient nicht unsere segnenden Gaben. Zwinge, du Guter, uns nicht hinab: Wir wollen bei dir feyn! Ach es ziehet uns an der süße Boden der Heimath, Und die mildere Luft, die unsere Jugend umwehte. Unwerth ist der Fremde bei Fremden; wir wollen bei dir seyn, Und mit Gesang und Spiel dein ewiges Leben erquicken. Laß die Menschen, verkauft an ihre Bosheit und Lüfte, Laß sie, sich selber zum Raub, ihr Schattenleben in Nebel Und cimmerischer Nacht voll trüber Schwere verhårmen ! » Und die Wolke des Ernstes stieg über Jupiters Aug' auf: « Sollte das Erdengeschlecht sich gegen sich selber empören? Dies von der Rohheit herauf zu Verstand und Sitte zu bilden, Hab' ich, der Ewige, euch den Vergånglichen liebend gegeben. Habt ihr, treu dem Beruf, des Vaters Willen vollzogen? » « Was wir konnten, thaten wir, Vater. Wir suchten der Rohheit Sie zu entreißen, und Kunst nnd Sitte den Wilden zu geben: In der Sterblichen Thal sind unsere Rosen gepflanzet, Blumen fåcten wir auf ihre schweigenden Gråber, Waffnen wollten wir sie mit unserer himmlischen Weisheit Gegen die Furcht der Natur und gegen die Schrecken des Todes, Lehren wollten wir sie den Feind im Busen bekämpfen, Und erobern den Weg zu dir, Unendlicher! Viele Söhne zeugten uns laut und nahmen die goldene Lehre Dankbar und liebevoll auf in die freudigwillige Seele.

Manche zeugen uns noch; ja, ich bekenn' es, Kronion;
Aber die Låsterung sperrt den Pfad den wenigen Edlern,
Und der Besseren Ruf verhallet vor dem Getöse

Wilden Pöbelgeschrei's. »

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« Borin verklagt euch die Låst=

rung? »

Uns, die Lehrerinnen der fterblichen Menschen, verschreit sie
Als Erinnyen; Gift sey unsere Lehre, wir lösen

Sitt und Recht und Glück, und merden den Frieden der Menschen;
Ja, wir vernichten sogar die Hoffnungen über den Urnen ;
Also zischet im Winkel nicht mehr, so rauscht die Verleumdung
Durch die Straßen am Tag mit ihrer ehernen 3unge.
Was unbåndige Luft und tolle Neigung verfchulden,
Was für Unheil der Mensch dem Menschen selber bereitet,
Aufruhr, Völkerkriege mit Völkerführern, der Bürger
Wechselmorde, den Sturz der Thronen, der Tempel Entweihung,
Alles wålzet fie, selbst die Erinnys, mit schuldiger Bunge
Uns Unschuldigen zu; fie drånget sich frech an die Großen,
Stürmt in ihr furchtsames Ohr, und ruft der Gewaltigen Arme
Gegen uns auf; und Acht und Bann und Feffeln bedråu'n uns.
Nein, wir dulden es långer nicht mehr; wir haben mit Irrthum
Und mit Unwissenheit oft, und ihren Priestern gekämpfet.
Hier kämpft Bosheit uns an, und wir erliegen ihr endlich,
Wenn die getäuschte Gewalt den Feigen den herrschenden Arm
leiht! »

Klio schwieg, es schwiegen um sie die trauernden Schwestern;
Auch der olympische Fürft schwieg Augenblicke, da stand er
Auf vom göldenen Thron, und die ambrosischen Locken
Wehten säufelnd um ihn; dann neigt er fein liebendes Antliß:
« Was ihr, Selige; flagt, war meinem kundigen Auge
Nimmer verborgen; es herrscht durch das Vergang’ne; das Nahe
Und das Künftige! Tragt des Schicksals Willen geduldig;
Gleichet dem Vater an Güte, wie ihr in Weisheit ihm nachahmt.

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