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Und Sonnen auf- und untergehn
Beim Wechsellied der Nachtigallen.

Ihn suchen, ahnen, finden wir,
Wenn dort der Epheu bebt, sich hier
Der Weinstock an die Ulme lehnet;
Des Rafens blumiger Altar
Macht ihn dem Herzen offenbar,

Das liebend sich nach Schönheit sehnet.

Er selber lenkt den innern Sinn
Auf Ebenmaß und Ordnung hin :

Drum stehn in schwesterlichen Reihen
Die Säulen da; der Marmor schmiegt
Und wölbt, die ftolze Tanne fügt

3u Tempeln sich, die wir ihm weihen.

Und Lobgesang ertönt von Chor
3u Chor; die Seele steigt empor,
Und wandelt schon in lichtern Sphåren;
3ur ewig großen Harmonie

Der beffern Welt bereitet sie

Sich an vergånglichen Altåren.

3. G. Jacobi.

Die Macht des Gesange 3.

Ein Regenstrom aus Felsenriffen,
Er kommt mit Donners Ungestüm,
Bergtrůnimer folgen seinen Güffen,
Und Eichen stürzen unter ihm ;
Erstaunt mit wolluftvollem Grausen

Hört ihn der Wanderer und lauscht;
Er hört die Flut vom Felsen brausen,
Doch weiß er nicht, woher sie rauscht:
So strömen des Gesanges Wellen
Hervor aus nie entdeckten Quellen.

Verbündet mit den furchtbar'n Wesen,
Die ftill des Lebens Faden drehn,
Wer kann des Sångers Zauber lösen,
Wer seinen Tönen widerstehn?
Wie mit dem Stab des Götterbothen
Beherrscht er das bewegte Herz,
Er taucht es in das Reich der Todten,
Er hebt es ftaunend himmelwårts,
Und wiegt es zwischen Ernst und Spiele
Auf schwanker Leiter der Gefühle.

Wie wenn auf einmal in die Kreise
Der Freude, mit Gigantenschritt,
Geheimnisvoll nach Geisterweise,
Ein ungeheures Schicksal tritt, -
Da beugt sich jede Erdengröße
Dem Fremdling aus der andern Welt,
Des Jubels nichtiges Getöse
Verftummt, und jede Larve fållt,
Und vor der Wahrheit macht'gem Siege
Verschwindet jedes Werk der Lüge :

So rafft von jeder eiteln Bürde,
Wenn des Gesanges Ruf erschallt,
Der Mensch sich auf zur Geisterwürde,
Und tritt in heilige Gewalt;

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Den hohen Göttern ist er eigen,
Ihm darf nichts Irdisches sich nahn,
Und jede andre Macht muß schweigen,
Und kein Verhängniß fållt ihn an.
Es schwinden jedes Kummers Falten,
So lang des Liedes Zauber walten.

Und wie nach hoffnungslosem Sehnen,
Nach langer Frennung bitterm Schmerz,
Ein Kind mit heißen Reuethrånen
Sich stürzt an seiner Mutter Herz :
So führt zu seiner Jugend Hütten,
3u seiner Unschuld reinem Glück,
Vom fernen Ausland fremder Sitten
Den Flüchtling der Gesang zurück,
In der Natur getreuen Armen
Von falten Regeln zu erwarmen.

Schiller.

Homerischer Hymnus auf die Athene.

Pallas Athene, die herrliche Göttinn, will ich besingen,
Sie, blauåugig, erfindungsreich, unerbittliches Sinnes,
3üchtige Jungfrau sie, Stadtschirmerinn, rüftig an Stärke,
Tritogencia, es zeugete sie der Berather der Welt, Zeus,
Selbst aus dem heiligen Haupt. Da kam sie mit Waffen des
Krieges,

Golden und weitausstrahlend. Erstaunen befiel, da fie schauten,
All Unsterbliche. Ungestüm sprang die Mächtige selber
Aus dem unsterblichen Haupt des aigiserschütternden Gottes,
Schwang den geschliffenen Speer. Da erbebte der weite Olümpos
Fürchterlich vor der Gewalt der Blauåugigen. Aber die Erde

Hallete schrecklich empor. Da erregte sich plößlich die Woge
Hoch in den Purpurfluthen emporgewühlt. Aber nun stand sie
Alsobald ftill. Es hielt der glänzende Sohn Hüperions
Lange sein fußumflügelt Gespann; bis endlich die Jungfrau
Von den unsterblichen Schultern die göttlichen Baffen herab-

nahm,

Pallas Athene, da freuete sich der Berather der Welt, 3eus. Also fey mir gegrüßt, Zeus Kind, des Schwingers der Aigis! Aber auch dein gedenk ich alsdann, und andrer Gesånge.

v. Seckendorf, Blüth. griech. Dicht.

Homerischer Hymnus auf die Dioskuren.

Singet die Dioskuren, o Musen, mit rollenden Augen!
Fundaros Stamm, schönfüßiger Lede herrliche Kinder,
Kastor, den Tummler der Roff', und ohne Fehl Polüdeukes,
Die sie gebahr auf Taugetos Höhn, des thürmenden Berges,
Aus der Liebesumarmung des Wolkenerregers Kronion.
Söhne gebahr sie zum Schirm der erdegebohrenen Menschen,
Und dem ruderbeflügelten Schiff, wenn tobet des Winters
Stürmegewalt in des Meers Aufbrandungen. Aber vom Schiffe
Rufen sie flehend empor zu den Söhnen des hohen Kronion.
Eilig, mit weißen Låmmern, ersteigen sie jego des Steuers
Höheren Bord, schon des Sturmes Gewalt und die Woge des
Meeres

Droht ihn hinunter zu tauchen. Doch jen' urplößlich erscheinen
Schnell auf röthlichen Flügeln dem Äther entlang sich schwingend.
Alsbald scheuchet ihr Blick die Gewalt der tosenden Stürme,
Senkt zur Ebne die Fluth des schäumenden Mecres. Ein Zeichen
Günftig in der Gefahr den Schiffenden. Jen' es erblickend,
Freuen sich hoch und raften von niederdrückender Arbeit.

Heil euch, Zündaros Stamm, ihr Tummler der fliegenden Roffe,

Aber auch eurer gedenk ich alsdann, und andrer Gesånge.

Dicht kunst.

Von dems.

Durch Himmelsplan die rothen Wolken zichen,
Beglänzet von der Sonne Abendstrahlen,
Jezt sieht man sie in hellem Feuer glühen,
Und wie sie sich in seltsam Bildniß mahlen :
So oftmals Helden, große Thaten blühen,
Aufsteigend aus der Zeiten goldnen Schaalen,
Doch wie sie noch die Welt am schönsten schmücken,
Fliehn sie wie Wolken und ein schnell Entzücken.

Was dieser flichnde Schimmer will bedeuten,
Die Bildniß, die sich durch einander jagen,
Die Glanzgestalten, die so furchtbar schreiten,
Kann nur der Dichter offenbarend sagen,
Es wechseln die Gestalten wie die Zeiten,
Sind sie euch Råthsel, müßt ihr ihn nur fragen,
Ewig bleibt stehn in seinem Lied gedichtet,
Was die Natur schafft und im Rausch vernichtet.

Es wohnt in ihr nur dieser ew'ge Wille
3u wechseln mit Gebåren und Erzeugen,
Vom Chaos zicht sie ab die dunkle Hülle,
Die Ton' erweckt sie aus dem todten Schweigen,
Ein Lebensquell regt sich die alte Stille,
In der Gebilde auf und nieder steigen,

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