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Und er fliegt hinzu und schlingt die Arme
Kühn und fest um das geliebte Weib.
Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme;
Seinem Drucke weicht der Marmorleib.
Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge,
Und die Pulse werden hüpfend rege,
Und das Drången junger Lebensluft
Schwellt die ungeduld'ge Brust.

Und ihr Auge
Schlöß' es sich den fremden Tage nicht.
Ach, sie drückt mit schüchternem Erröthen
An des Jünglings Bufen ihr Gesicht.
Liebe! Liebe! stammeln beider Zungen,
Und die Seelen, ganz in eins verschlungen,
Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug
Mit geheimnißvollem 3ug.

Wonne wurd' ihn tödten,

A. W. Schlegel.

Die Göttinn der Liebe.

Dir, holde Göttinn, sey der Preis gefungen,
Die, wo sie will, in hoher Almacht thront!
Mit einem Lächeln haft du Mars bezwungen,

Ein Himmel ist das Haus von die bewohnt.
Von dir stammt jeder zarte Keim des Lebens;
Du sendest jeden schönen Augenblick,
Du gibst der Seligkeiten höchstes Glück,
Du bist die Sonne jedes höhern Strebens!

Wer kann sich deiner Herrschaft stolz entziehen?
Weß Bruft erreicht nicht deines Sohus Befchoß?

Wer mag vor deiner füßen Lockung fliehen?
Wo ist der Mund, dem nie dein Lob enifloß?
Haft du das Herz Dianens nicht erweichet ?
Nicht Ceres Brust mit Liebesqual erfüllt?
Ach! Wem von Liebe nie der Busen schwillt,
Der hat des Lebens Höchstes nicht erreichet!

Was war die Welt, als neidisch noch die Wogen
Ihr deiner Allmacht Reize nicht gegönnt!
Wie traurig war die Flur! Wie trage zogen
- Die Horen fort am bleichen Firmament!
Kein Held, kein Gott noch strahlt' aus den Geftirnen,
Und keine Nymphe seufzt im öden Hain;
Nur Faunen luden freche Mädchen ein,
Die plumpen Scherz vernahmen ohne Zürnen.

Noch dufteten nicht Rosen in Gebüschen,

Kein Veilchen schmückte noch die traur’ge Flur.
Nicht wimmelt' es im trüben See von Fischen,
Verborgen lag der Reichthum der Natur.
Die Vögel faßen stumm auf ihren Ästen,
Nur Stürme heulten durch das finstre Thal
Und Molche, Kröten, Schlangen, ohne Zahl,
Erblickte man in stinkenden Moråsten.

Da hob zum erstenmal im Purpurkleide,
Sich Cos am azurnen Himmelsrand,
Verkündigend die neue Jugendfreude,
Die lächelnd dem Geschicke sich entwand.
Mit Rosen ward der Ozean bedecket,

In Wonn' erröthend stand die Erde da,
Als sie das Glücklichfte der Wunder sah,
Die Schönheit aus dem langen Schlaf erwedet.

Es theilet freudebebend sich die Welle,
Als aus dem Grund die goldne Muschel steigt.
Der Himmel strahlt in wunderbarer Helle,
Erwartungsvoll des Windes Athem schweigt.
Es hebt sich schwanenweiß aus Purpurfluthen,
3um Leben, Cypria, bist du erwacht!
O wie auf einmal nun die Erde lacht,
Erwärmt von deiner Götter-Schönheit Gluten!

Von Nereiden an das Land getragen,
Verfolgt von jubelnder Fritonen-Schaar,
Besteigest du den ftolzen Götter-Wagen,
Bespannt mit sanfter Täubchen Schmeichel-Paar.
Und Rosen sproffen unter deinen Füßen,
Und Veilchen, Nelken, Lilien empor;
Den Lobgesang erhebt der Vögel-Chor,
Da dir sich froh die Zauber all' entschließen!

Und schnell entwickelt sich ein neues Leben.

In Blüthen lächelt Wiese, Busch und Baum, Und auf den Zweigen sieht man Früchte schweben, Gereift in diesem erften Liebestraum. Die Quellen rieseln neue Wundertone, Gebirg' und Haine fäufeln Himmelsluft, Und jedes Aug' und jede Zunge ruft: Sey uns willkommen, Anadyomene!

Und was in Klüften wohnet und in Wåldern,
Im offneu Thal', im schattichten Gebüsch,
Vereinigt sich auf diesen Zauberfeldern

In buntem, friedlich tanzendem Gemisch;
Und Löwen, Tiger, Schaafe, Rinder, Ziegen

Ergehn sich in vereintem Unschuldspiel,
Und in des neuen Lebens Wonngefühl
Muß Liebe jeden alten Haß besiegen.

Die Heerden suchet der verlaßne Hirte,
Und findet sie erstaunt in diesen Reih'n;
Da ist sein Bruder auch, der fremd ihm irrte;
Sie binden sich zu traulichem Verein.
Und Mädchen nahen sich zum erstenmale
In holder Liebes-Sehnsucht zart verschämt;
Ein neu allmächtiges Gefühl bezähmt
Die rohe Sitte bei dem Freuden-Mahle.

Und schwellend hebt es sich in jedem Busen,
Und jedes Herz nach Mitgefühlen strebt.
Beim neuen Feste fehlen nur die Musen
Und ihr Gesang, der Alles hoch belebt.
Da steigt Apollo von dem Flammen-Wagen,
Die sichern Zügel ruh'n auf dem Gespann,
Die stolzen Roffe staunen freudig an
Die neuen Zeiten, die der Erde tagen.

Ez tritt der Gott zu dieser frohen Menge;
Sie laden ihn als einen Hirten ein.
Er bringt zum Fest die himmlischen Gesänge,
3um Nektar schafft sein Lied den Purpurwein.
Verwundernd lagern sie sich in die Runde,
Als er vom schönen Arm die Leier nimmt,
Und jeder schweigt, wie er die Töne stimmt
3um Zauberlied, entströmend seinem Munde.

Und jezt verstehn sie, was sie nur empfunden,
Sie fühlen sich in fremder Liebe Schmerz.

Er reißt, er heilet neu' und alte Wunden
In dieser hochbeglückten Schäfer Herz.
Die Greise stehn im Sinnen tief versunken,
Da ihnen klar wird, was sie långst gefühlt;
Der Jüngling ahnt, was ihm im Herzen wühlt,
3ur Flamme wird der erste Liebesfunken.

An Phōbus Munde hången Aller Blide,
Und seine Töne feffeln jedes Ohr.
Die Herzen pochen stolz im neuen Glücke,
Verftummet horcht der Vögel buntes Chor.
Deufalion kniet' fern in den Gebüschen,

Den Göttern dankt sein flammender Altar, Und nur der Satyrn fühllos-rohe Schaar Sicht man in Neid' und frechem Spotte zischen. Und wie der Liebe Glück er füß befungen,

Da stimmt sein Lied zu hohem Ernst sich um. Er singt, wie sie Familien umschlungen,

Wie Eintracht Völker hob zu ew'gem Ruhm; Und wie der Mensch im festen Staaten-Bunde, Der Tausende mit sanftem 3wang umschließt, So sicher ruht, so mannigfach genießt, Davon gibt sein Gesang die erste Kunde.

Und als Apoll zum Volke fie vereinigt,

Da kommt Geschenkereich der Götter-Chor. Und Ceres zeigt, wie man die Fluren reinigt, Und wie ein Saat-Korn, das die Hand verlor, In tausend Halmen auffteigt, schwer an Segen, Und Pallas lehrt der Frauen nüßlich Müh'n, Die Männer des Gewerbes Kreise zieh'n, Und alle sich in schönen Wirken regen.

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