Imágenes de páginas
PDF
EPUB

auf den Verfasser nicht abzuändern, welcher gelegentlich selbst, als man wieder einmal feine ,,neckischen“ Gedichte rühmend hervorhob, die Aeußerung that,,,es sei ihm doch recht schmerzlich, daß die Welt gar nicht seine ernsten Dichtungen beachten und verstehen wolle.“ Denn wie die Verfasser bisweilen ihre eigenen Leistungen verkehrt abschäßen, so hat auch Kopisch nicht erkannt, daß gerade auf dem nichternsten Gebiete sein Hauptverdienst beruht; hier steht Form und Inhalt im Einklang, und man nimmt es mit den Gebrechen der erstern, mit dem Geholper und Gestolper, nicht so genau, da der allgemeine Ton solcher Dichtungen wenig über die Prosa sich erhebt. Mit Recht lobt diese Seite des Dichters auch Karl Gödeke. Seine Poesie, sagt er, ist ungemein glücklich im treuberzigen Humor, mit Vorliebe der Verherrlichung des Weins zugethan und mit den kleinen zierlichen schelmischen Sagenstoffen und humoristischen Volksschwänken beschäftigt und vertritt in der poetischen Litteratur diese vielfach in Bers und Prosa eingeschlagene Richtung nach den bröckelhaften Ueberlieferungen des Alterthums, auf welche zuerst die Gebrüder Grimm hinleiteten. Darauf vergleicht Gödeke vor allen Andern Simrock mit Kopisch; ersterer folge dieser Richtung ernster, so zu sagen geschichtlicher, Kopisch dagegen leicht, spielend, tändelnd. Ich möchte den Unterschied so setzen, daß Simrock die Stoffe häufig in nackter und starrer prosaischer Fassung läßt, Kopisch sie in leichteren und poetischeren Fluß zu bringen sucht.

Schriften. 1) Gedichte. Berlin 1836. 2) Agrumi. Volksthümliche Poesien aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln. Gesammelt und überfeßt. Ebend. 1838. 3) Dante's göttliche Komödie. Metrische Uebersetzung nebst beigedrucktem Originalterte, mit Erläuterungen, Abhandlungen und Register. In Einem Bande. Mit Dante's Bildniß und zwei Karten seines Weltsystems. Ebend. 1842, 4) Allerlei Geißter. Ebend. 1848.

Gesammelte Werke. Geordnet und herausgegeben von Freundeshand. (Von dem Prof. Karl Bötticher.) Berlin 1856. 5 Bände. (Am Schluß einige Notizen über Kopisch's Leben.)

[blocks in formation]

Das grüne Thier und der Naturkenner.

Die Thadener zu Hanerau sind ausgewißte

Leute.

Wär' noch kein Pulver in der Welt, erfänden sie es heute!

Allein, allein,

So wird es immer sein:

Was man zum erstenmal ersicht,
Kennt selber auch der Klügste nicht!

Und wie einmal die Thadner mähn,
Sie einen grünen Frosch ersehn,
So grüne, so grüne!

So grüne war der liebe Frosch und blähte
mit dem Kropfe:

Den Thadnern fiel vor Schreck dabei die
Müße von dem Kopfe.

Mit Beinen vier

Ein grünes, grünes Thier!
Das war für sie zu wunderlich,
Zu neu und zu absunderlich!

Da mußte gleich der Schultheiß her:
Sollt' sagen, welch' ein Thier das wär',
Das grüne, das grüne!

[blocks in formation]

Die Thadner wollten schon davon; da sprach der Alte: sachte!

Lauft nicht davon,

Es sitzt und ruhet schon.

Seid still! und ich erklär' es bald:

Das Thier kommt aus dem grünen Wald:
Der grüne Wald ist selber grün;
Davon ist auch das Thier so grün,
So grüne, so grüne!

So grüne; denn es lebt darin von eitel grü-
nem Laube:
Und, — wenn es nicht ein Hirschbock ist,
ist's eine Turteltaube!

Da hub der Hauf
Den Schulz mit Schultern auf,
Sie riefen: das ist unser Mann,
Der jeglich Ding erklären kann,
Er kennt und nennt es keck und kühn,
Kein Kreatur ist ihm zu grün,
Zu grüne, zu grüne!

Ernstes.

I.

Dummheit.

Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt' ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudirt, den seh' ich für was Rechtes an!
Der Weisen Thun erräth man leicht: man sieht da noch, wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.

Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,

Und fänd' ihn einer richtig aus, so thät' er aller Funde Fund!

Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt der Heere stärkstes an;
Ich glaube, daß sie nie ein Held bekämpfen und besiegen kann.

II.

Verschiedene Verwunderung.

Das ist kein kluger Mann, der sich bei dummen Streichen wundern kann;
Ich sehe sie schon von Natur für gänzlich unvermeidlich an.

Zu künstlich ist der Mensch gebaut: betrachtet nur im Kopf das Hirn
Mit hunderttausend Aederchen und Nervchen wie verworrner Zwirn.
Drum staun' ich jedesmal im Rath, wo mehr als Einer sißt und spricht,
Wenn sich der ganze krause Kram zuletzt zu einem Schluß verflicht.
Und jammern Andre, daß die Welt jetzt gar so durcheinander steht,
So wundr' ich mich im Gegentheil, daß sie nicht ganz in Scherben geht.

[blocks in formation]

Der Burgemeister zu Pferde.
(Elbsage.)

In Kriebeln war vor Zeiten gar viele Feuersnoth,

Doch einmal kommt ein Männlein mit einem Käpplein roth,
Und bringt gefaßt am Zügel ein blüthenweißes Pferd,
Und schenkt's dem Burgemeister und sprach:,,Das haltet werth:
Ist in der Stadt ein Feuer, so setzt Euch auf das Thier,
Und reitet um die Flammen: Ihr dämpft sie, trauet mir!“
Der Burgemeister folgte, und sieh', jedweder Brand,
Wenn er ihn selbst umritten, verdampft' in sich, und schwand.
Und weil das weiße Rößlein besaß die Wunderkraft,
Ernährt' es viele Jahre mit Lust die Bürgerschaft,

Und selbst die Kinder brachten ihm Gras und Obst und Brod.
Auf einmal starb's, als eben da große Feuersnoth!
Da lief der Burgemeister zu Fuß um's Feuer her,
Und es war just dasselbe, als ob zu Pferd er wär':

Die Flamme sank. Ich habe nicht Kunde mir verschafft,
Ob jetzt der Burgemeister noch hat dieselbe Kraft,
Ob er sie in den Beinen, ob in dem Kopf verspürt?
Doch soll es immer gut sein, wenn Obrigkeit sich rührt.

[graphic][ocr errors][ocr errors][merged small]

ein klassischer Lyriker aus der Zeit der Freiheitskriege und ein begabter Dramatiker, wurde am 23. September 1791 zu Dresden geboren. Sein Vater, der berühmte Freund und Wohlthäter Schiller's, Namens Christian Gottfried, war daselbst Oberappellationsgerichtsrath und Mitglied des Oberkonsistoriums; er traf, wie von einem so wissenschaftlich ernsten Manne vorauszusehen ist, für die Heranbildung des Sohnes alle mögliche Fürsorge. Dieser indeß zeigte anfangs eine nicht viel versprechende Neigung für geistige Bestrebungen; er wählte das Studium der Mineralogie auf der Bergakademie zu Freiberg und begab sich nach Verlauf zweier Jahre (1810) auf die Leipziger Hochschule, zwischen einem freien Leben der Phan= tasie und zwischen ernsten Studien hin- und herschwankend. Endlich trat die schon durch das Beispiel Schiller's angefachte Liebe für die Poesie, die in der Familie so tiefe Wurzel geschlagen hatte, im jungen Körner entschieden hervor; und als ihn sein stürmisches Wesen genöthigt nach der neugegründeten Berliner Universität überzugehen, legte er sich mit solchem Eifer und mit solchem Beifalle auf lyrische und dramatische Versuche, daß er schon im Jahre 1812 kaiserlicher Theater= dichter in Wien wurde. Nicht lange sollte er in diesem friedlichen Wirkungskreise verharren. Das blutige Morgenroth brach an, wo Deutschland sich erhob, um das Joch Napoleonischer Tyrannei abzuschütteln; glühend von Vaterlandsliebe, verließ der jugendliche Körner am 15. März 1813 die neue Heimath und die daselbst gefundene Braut, eilte nach Norddeutschland und schloß sich am 19. März in Breslau den Lützow'schen Freiwilligen an. Das deutsche Heer durch feurige Lieder zum Kampfe begeisternd und zugleich in den vordersten Reihen als Adjutant Lützow's fechtend, erst in der Schlacht bei Lützen, dann gegen den Marschall Davoust an der Unterelbe, starb er am Morgen des 26. August 1813 den Helden

tod für das Vaterland. In einem hitzigen Gefechte nämlich, welches sich an der Straße nach Schwerin unweit Gadebusch entsponnen hatte, wurde er aus einem Versteck plötzlich von einer feindlichen Kugel in die Brust getroffen, nachdem er wenige Stunden vorher das „Schwertlied“ vollendet und seinen Cameraden vorgelesen hatte. Schnell verathmend sank er denn in denselben Augenblicken hin, wo fernab vor den Theren seiner Vaterstadt eine der heftigsten Schlachten entbrannt war. Ein erzgegossenes Denkmal, errichtet auf Kosten seines Vaters, ziert das unter einer alten Eiche bei dem Dorfe Wöbbelin bereitete Grab des Jünglings, welches einer der Mitgefallenen theilt. Seine Schlachtgefänge wurden im folgenden Jahre unter dem Titel „Leier und Schwert“ gesammelt durch seinen Vater herausgegeben.

Körner hat, zumal bei so früher Jugend, die Fülle eines poetischen Talents entfaltet, welches zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Im patriotischen Gesange zeigt es bereits eine großartige Reife. Neben Arndt, welcher die Nation mit Posaunenstößen weckte, und neben Schenkendorf, welcher sie mit Orgelflang rührte, stand Körner als der eigentliche Kampffänger mit der kriegerischen Trompete da: man erkennt an seinen Liedern sofort, daß sie im Moment des drohenden Schlachtengewitters unmittelbar geboren wurden und unmittelbar in den Mund der Streitgenossen übergingen, ihre Herzen für den Schlachtendonner selbst unter heller Flamme der Begeisterung fortreißend. Sie waren einer kühnen Jünglingsbrust entquollen, einem Auge, das den Feind vor sich sieht; was man deutlich fühlt, wenn er anhebt:

Ahnungsgrauend, todesmuthig
Bricht der große Morgen an;
Und die Sonne kalt und blutig
Leuchtet unsrer blut’gen Bahn.

Zugleich belebten und erhöhten diese Lieder in den Gemüthern der das Befreiungsheer bildenden nationalen Waffenträger die nämlichen Gefühle und Anschauungen, die von Arndt hervorgerufen wurden für die großen Zwecke der Erhebung, für die Wiederherstellung deutscher Freiheit, Einheit und Größe. Körner gab sich ganz mit voller Seele dem erhabenen Geschäft des Kriegsgefanges bin, wie er auch als ganzer Mann mit voller Bereitschaft im Kampfgewühle auftrat; durch und durch wahrhaft und mit echtem Pathos ergießt er daher die Ströme seiner Liedstrophen, daß wir fühlen, wie sie durch das freie Feld hinklingen und über Berg und Thal lauttosend erschallen. Nirgends macht er hohle Worte und Phrasen, auf erheuchelte Gefühle konnte er schon deßhalb nicht gerathen, weil ihn die grausig schöne Wirklichkeit erfüllend umgab. Wo aber der Echtheit seines Pathos etwas zu mangeln scheint, und wo er sich gleichsam selbst überschreit, ist im Grunde nur eine Schwäche der Sprachform zu finden, entsprungen aus der Eilfertigkeit des Gedankenwurfs und aus dem Ausdrucksmangel der Jugend.

Seine dramatischen Arbeiten verrathen ebenfalls eine noch unselbstständige Hand, die dem großen Meister Schiller nachzuzeichnen versuchte, gemäß der Weise des Schülers, der an ein Vorbild sich klammert. Doch schon sein „Zriny“ verdient alle Beachtung, wie ein

« AnteriorContinuar »