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Schriften. 1) Beitrag zum deutschen Theater. Leipzig 1759-1768. 5 Theile. 2. Auflage. 1767— 1771. 2) Komische Opern. Ebend. 1767–1771. 3 Theile. 2. Auflage. 1777. 3) Trauerspiele. Ebend. 1776 -1780. 5 Theile. 4) Luftspiele. Ebend. 1783. 3 Theile. 5) Scherzhafte Lieder. Ebend. 1758. 6) Amazonenlieder. Ebend. 1760. 7) Lieder für Kinder. Ebend. 1766. 5. Aufl. Mit Melodien von Hiller. 1775. 8) Armuth und Tugend. Schauspiel. Ebend. 1772. 9) Kleine lyrische Gedichte. Ebend. 1772. 3 Theile. (Sammlung der erwähnten einzelnen Abtheilungen.) 10) Die Jubelhochzeit. Komische Oper. Ebend. 1773. 11) Der Kinderfreund. Ebend. 1776-1782. 24 Bände. 12) Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes. Ebend. 1783-1792. 12 Bände. 13) Selbitbiographie. Herausgegeben von seinem Sohne und Frisch. Ebend. 1806. 14) Mitherausgeber „der Bibliothek der schönen Künste und Wissenschaften“ von Nikolai, 1757 u. f. und seit 1759 alleiniger Herausgeber.

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ein Dichter ersten Ranges auf dem Gebiete der Prosa und deren vorzüglichster Bahnbrecher nach dem Wiedererwachen unserer Litteratur, zugleich ausgezeichnet als Erzähler in gebundener Rede wie als Uebersetzer, erblickte das Licht am 5. September 1733 zu Oberholzheim, nicht weit von Biberach, einer kleinen Reichsstadt in Schwaben. Goethe erzählt in der Schilderung, die er kurz nach dem Tode desselben über ihn verfaßte, das ihm sowohl bekannte Leben des Freundes mit folgen= den Worten. Sein Vater, ein evangelischer Geistlicher, sagt er, gab ihm eine sorgfältige Erziehung und legte bei ihm den ersten Grund der Schulkenntnisse. Hierauf ward er nach Kloster Bergen an der Elbe gesendet, wo eine Erziehungs- und Lehranstalt, unter der Aufsicht des wahrhaft frommen Abtes Steinmetz, in gutem Rufe stand. Von da begab er sich (nach kurzem Aufenthalt an der Universität Erfurt, wohin er 1749 ging) auf die Universität Tübingen, sodann lebte er einige Zeit als Hauslehrer in Bern, ward aber bald (1752) nach Zürich zu Bodmern gezogen, den man in Süddeutschland, wie Gleimen nachher in Norddeutschland, die Hebamme des Genies nennen konnte. Dort überließ er sich ganz der Lust, welche das Selbsthervorbringen der Jugend verschafft, wenn das Talent unter freundlicher Anleitung sich ausbildet, ohne daß die höheren Forderungen der Kritik dabei zur Sprache kom: men. Doch entwuchs er bald jenen Verhältnissen, kehrte (1760) in seine Vaterstadt Biberach zurück und ward von nun an sein eigner Lehrer und Bildner, indem er auf das rastloseste seine litterarisch-poetische Neigung fortsette. Die mechanischen Amtsgeschäfte eines Vorstehers der Canzlei (zu welchem er sofort im Rathe von Biberach ernannt ward) raubten ihm zwar Zeit, aber nicht Lust und Muth, und damit ja sein Geist in so engen Verhältnissen nicht verkümmerte, wurde er dem in der Nähe begüterten Grafen Stadion, Churfürstlich Mainzischem Minister, bekannt.

In diesem angesehenen, wohleingerichteten Hause wehte ihn zuerst die Welt- und Hofluft an; innere und äußere Staatsverhältnisse blieben ihm nicht fremd, und ein Gönner für das ganze Leben ward ihm der Graf. Hierdurch blieb er dem Churfürsten von Mainz nicht unbekannt, und als unter Emmerich Joseph die Akademie zu Erfurt wieder belebt werden sollte, so berief man (1769) unsern Freund dahin und bethätigte dadurch die duldsamen Gesinnungen, welche sich über alle christlichen Religionsverwandten, ja über die ganze Menschheit, vom Anfange des Jahrhunderts her verbreitet.

Er konnte nicht lange (als Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften) in Erfurt wirken, ohne der Herzogin Regentin von Weimar bekannt zu werden, wo ihn der für alles Gute so thätige Karl von Dalberg einzuführen nicht ermangelte. Ein auslangend bildender Unterricht ihrer fürstlichen Söhne war das Hauptaugenmerk einer zärtlichen, selbst höchst gebildeten Mutter, und so ward er (im Jahre 1772 als Hofrath und Prinzenerzieher) nach Weimar berufen, damit er seine litterarischen Talente, seine sittlichen Vorzüge zum Besten des fürstlichen Hauses, zu unserm Wohl und zum Wohl des Ganzen verwendete. Die ihm nach Vollendung des Erziehungsgeschäftes zugesagte Ruhe wurde ihm segleich gegeben, und als ihm eine mehr als zugesagte Erleichterung seiner häuslichen Umstände zu Theil ward, führte er seit beinahe vierzig Jahren ein seiner Natur und seinen Wünschen völlig gemäßes Leben.

So weit Goethe selbst. Wieland nämlich zeg sich, als der Erbprinz Karl August von Weimar, sein Zögling, volljährig geworden war, auf das ihm zugehörige Gut zu Osmanstedt bei Weimar zurück, we er bis zum Jahre 1803 zubrachte. Alsdann nahm er seinen Wohnsig wieder in Weimar selbst, wo ihm das leßte Jahrzehnt seines Lebens in heiterer und musenfreundlicher Ruhe verlief, bis der Tod am 20. Januar 1813 seine Augen schloß. Die Asche des großen Mannes wurde neben der seiner Gattin zu Osmanstedt beigesetzt. Wir dürfen hinzufügen, daß er, seinem milden Charakter gemäß, nicht allein gegen die größeren Geister seiner Umgebung, wie gegen Goethe, Herder und Schiller, sondern auch gegen alle Freunde gediegenen Strebens ohne Unterschied die seltenste Humanität beobachtet hat.

Die für Klopstock begeisterten Mitglieder des Göttinger Hainbundes zündeten sich an den Schriften dieses Autors, welcher in und außer Deutschland geraume Zeit „der deutsche Voltaire" zubenannt ward, gelegentlich ihre Pfeifen an. Zur Erklärung dieser einseitigen jugendlichen Phantasterei dienen die Worte des Aesthetikers Friedrich Bouterwek, welcher treffend sich dahin äußert:,,Klopstocks und Wielands Namen bezeichnen zwei Extreme; während Klopstock die Poesie des Ueberfinnlichen im feierlichsten Ernste bis zur Ueber

spannung trieb, kehrte Wieland lachend und aller Ueberspannung den Krieg erklärend den übersinnlichen Dingen den Rücken zu." Geben wir zu, daß der kecke Maler antiker Sitten in seinen Romanen bisweilen die Grazien beleidigt hat, er wird immerdar an der Spize derjenigen stehen, welche durch Geist und Anmuth unsere aus dem Todtenschlafe gewedte Litteratur gefördert, ihre Selbstständigkeit bergestellt, ihre Schönheit vorbereitet, ihre Früchte dem Volke theuer und werth gemacht haben. Für die hohe Bedeutung der Wieland'schen Verdienste bürgt uns Goethe, der beste Gewährsmann. Wer hätte sie tiefer als dieser, wer gründlicher einzusehen und zu charakterisiren vermocht, als in jener Grabrede, die er ibm gehalten bat, geschehen ist? Die Hauptübersicht derselben hebe ich denn nach seinen Worten aus; er sagt nämlich: „Die Wirkungen Wielands auf das Publikum waren ununterbrechen und dauernd. Er hat sein Zeitalter sich zugebildet, dem Geschmack seiner Jahresgenossen sowie ihrem Urtheil eine entschiedene Richtung gegeben, dergestalt, daß seine Verdienste schon genugsam erkannt, geschätzt, ja geschildert sind. In manchem Werke über deutsche Litteratur ist so ehrenvoll als sinnig über ihn gesprochen; ich gedenke nur dessen, was Küttner, Eschenburg, Manso, Eichhorn von ihm gerühmt haben. Und woher kam die große Wirkung, welche er auf die Deutschen ausübte? Sie war eine Folge der Tüchtigkeit und der Offenheit seines Wesens. Mensch und Schriftsteller hatten sich in ihm ganz durchdrungen, er dichtete als ein Lebender und lebte dichtend. In Bersen und Proja verhehlte er niemals, was ihm augenblicklich zu Sinne, wie es ihm jedesmal zu Muthe sei, und so schrieb er auch urtheilend und urtheilte schreibend. Aus der Fruchtbarkeit seines Geistes entquoll die Fruchtbarkeit seiner Feder."

„Ich bediene mich des Ausdrucks Feder nicht als einer rednerischen Phrase; er gilt bier ganz eigentlich, und wenn eine fromme Verehrung manchem Schriftsteller dadurch huldigte, daß sie sich eines Kiels, womit er seine Werke gebildet, zu bemächtigen suchte, so dürfte der Kiel, dessen sich Wieland bediente, gewiß vor vielen dieser Auszeichnung würdig sein. Denn daß er Alles mit eigner Hand und sehr schön schrieb, zugleich mit Freiheit und Besonnenheit, daß er das Geschriebene immer vor Augen hatte, sorgfältig prüfte, veränderte, besserte, unverdrossen bildete und umbildete, ja nicht müde ward, Werke von Umfang wiederbolt abzuschreiben, dieses gab seinen Produktionen das Zarte, Zierliche, Faßliche, das Natürlichelegante, welches nicht durch Bemühung, sondern durch heitere, genialische Aufmerksamkeit auf ein schon fertiges Werk hervorgebracht werden kann. Diese sorgfältige Bearbeitung seiner Schriften entsprang aus einer frohen Ueberzeugung, welche zu Ende seines Schweizerischen Aufenthaltes in ihm mag hervorgetreten sein, als die Ungeduld des Hervorbringens sich in etwas legte, und der Wunsch, ein Vollendetes dem Gemeinwesen darzubringen, entschiedener und deutlicher rege ward."

,,Da nun bei ihm der Mann und der Dichter Eine Person ausmachten, so werden wir, wenn wir von jenem reden, auch diesen zugleich schildern. Reizbarkeit und Beweglichkeit, Begleiterinnen dichterischer und rednerischer Talente, beherrschten ihn in einem hohen Grade; aber eine mehr angebildete als angeborene Mäßigung bielt ihnen das Gleichgewicht. Unser Freund war des Enthusiasmus im höchsten Grade fähig, und in der Jugend gab er sich ihm ganz hin, und dieses um so lebhafter und anhaltender, als jene schöne Zeit, in welcher der Jüngling den Werth und die Würde des Vortrefflichen, es sei erreichbar oder unerreichbar, in sich fühlt, für ihn sich durch mehrere Jahre verlängerte."

,,Jene frohen, reinen Gefilde der goldnen Zeit, jene Paradiese der Unschuld, bewohnte er länger als Andere. Sein Geburtshaus, wo ein gebildeter Geistlicher als Vater waltete, das uralte, an den Ufern der Elbe lindenumgebene Kloster Bergen, wo ein frommer Lehrer patriarchalisch wirkte, das in seinen Grundformen noch klösterliche Tübingen, jene einfachen Schweizerwohnungen, umrauscht von Bächen, umspült von Seen, umschlossen von Felsen; überall fand er sein Delphi wieder; überall die Haine, in denen er, als ein schon erwachsener gebildeter Jüngling, noch immer schwelgte. Dort zogen ihn die Denkmale mächtig an, die uns von der männlichen Unschuld der Griechen hinterlassen find. Cyrus, Araspes und Panthea und gleich hohe Gestalten lebten in ihm auf, er fühlte den Platonischen Geist in sich weben, er fühlte, daß er dessen bedurfte, um jene Bilder für sich und für Andere wiederherzustellen, und dieses um so eher, als er nicht sowohl dichterische Schattenbilder hervorrufen, sondern vielmehr wirklichen Wesen einen sittlichen Einfluß zu verschaffen hoffte. Aber gerade daß er so lange in diesen höheren Regionen zu verweilen das Glück hatte, daß er alles was er dachte, fühlte, in sich bildete, träumte, wähnte, lange Zeit für die vollkommenste Wirklichkeit halten durfte, eben dieses verbitterte ihm die Frucht, die er von dem Baum des Erkenntnisses zu pflücken endlich genöthigt ward.“

,,Wer kann dem Conflict mit der Außenwelt entgehen? Auch unser Freund wird in diesen Streit hineingezogen; ungern läßt er sich durch Erfahrung und Leben widersprechen, und da ihm nach langem Sträuben nicht gelingen will, jene herrlichen Gestalten mit denen der gemeinen Welt, jenes hohe Wollen mit den Bedürfnissen des Tages zu vereinigen, entschließt er sich, das Wirkliche für das Nothwendige gelten zu lassen, und erklärt das ihm bisher Wahrgeschienene für Phantasterei. Aber auch hier zeigt sich die Eigenthümlichkeit, die Energie seines Geistes bewundernswürdig. Bei aller Lebensfülle, bei so starker Lebenslust, bei herrlichen innern Anlagen, bei redlichen geistigen Wünschen und Absichten, fühlt er sich von der Welt verletzt und um seine größten Schäße bevortheilt. Nirgends kann er nun mehr in der Erfahrung wiederfinden, was so viele Jahre sein Glück gemacht hatte, ja der innigste Bestand seines Lebens gewesen war; aber er verzehrt sich nicht in eitlen Klagen, deren wir in Proja und Versen von anderen so viele kennen; sondern er entschließt sich zur Gegenwirkung. Er kündigt allem), was sich in der Wirklichkeit nicht immer nachweisen läßt, den Krieg an, zuvörderst also der Platonischen Liebe, sodann aller dogmatisirenden Philosophie, besonders den beiden Extremen, der Stoischen und Pythagoreischen. Unversöhnlich arbeitet er ferner dem religiösen Fanatismus und allem, was dem Verstante excentrisch erscheint, entgegen. Aber sogleich überfällt ihn die Sorge, er möge zu weit gehen, er möge selbst phantastisch handeln, und nun beginnt er zugleich einen Kampf gegen die gemeine Wirklichkeit. Er lehnt sich auf gegen Alles, was wir unter dem Wort Philisterei zu begreifen gewohnt sind, gegen stockende Pedanterei, kleinstädtisches Wesen, kümmerliche äußere Sitte, beschränkte Kritik, falsche Sprödigkeit, platte Behaglichkeit, anmaßliche Würde und wie diese Ungeister, deren Name Legion ist, nur alle zu bezeichnen sein mögen.“

Hierbei sei Wieland, fügt Goethe hinzu, durchaus genialisch verfahren, ohne Vorsatz und Selbstbewußtsein; worauf er die obigen Bemerkungen weiter ausführt mit einer Gründlichkeit, welche manchen neuern Kritiker hätte mahnen sollen, „unsern Freund“ vorsichtiger zu beurtheilen. Wenn unter Anderm Karl Gödeke ohne alle Umstände hinwirft: „In Wieland zieht weder deutsches Element noch großer Charakter an“, so spricht er eine schwer

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