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Wer nicht liest, der lebt nicht. Er ist nicht in der Welt, und ob er in den Himmel komm', ist eine Frage. Ehemals stand das freilich anders wie jest. Wer aber ein Buch in die Hand nimmt, der lasse sich sagen, was ein Buch für ein Werk sei. Es ist den Wunderwerken, die von Menschen gemacht sind, beizuzählen; nennen wir es das achte, denn die Alten haben sieben gezählt. Ein Buch ist eine Brücke, über den Strom der Zeit gebauet, da wir alle Tage die vor hundert und tausend Jahren Gestorbenen zu uns Lebenden kommen sehen und unter uns wandeln, als lebten sie noch. Ein Buch ist ein Band, um Alles, was liest, geschlungeu und stiftet eine Lebensgemeins schaft so innig und umfassend zugleich, wie keine einzige andre. Die Kaufmannsschiffe bringen Kaffe und Thee, Baumwolle und Seide, Gold, Silber, Eisen, welches lehte das beßte ist, und Anderes viel, was wir für unsern Leib brauchen, aber was unser Geist braucht, davon der lebet, das führen Bücher uns zu von nah und ferne. Durch ein Buch spricht der Weise zu den Weisen und die es werden wollen, eh' sie greisen; freilich ein Thor zuweilen auch zu Thoren und die es bleiben, - spricht das erfahrne Alter zu der Jugend und zu Kindern selbst, wenn sie lesen können. Das Buch spricht und lehret mitsprechen, es lehrt sprechen. Das Buch zieht den Kleinen groß, bringt den Niedrigen empor, erweitert einem Jeden die Welt, daß er ferne Dinge zu sehen bekommt und zu hören, wie hinter den Bergen und jenseits des Wassers auch Menschen wohnen, die es sind. Ein Buch ist der Schwachen Schuß, der Gewaltigen Furcht, es tröstet die Traurigen, leistet den Einsamen Gesellschaft und wo ihrer einige beisammen sind, da findet sich eine so gewählte und erlauchte Gesellschaft, wie kein Fürst sie an seiner Lafel fiehet.

Und wie entstehet ein Buch? Bis Gutenberg kam, hatte die Welt nur Schrift. Die auch ist ein großes oder wol ein noch Größeres zu nennen, als ein gedrucktes Buch zu nennen ist. Die Schrift macht den unsichtbaren Gedanken sichtbar, daß er wie ein Blih leuchtet, und befestigt das flüchtige Wort zum Stehen wie ein Denkstein. Wie das Wort begehre fest zu stehen, das zeigt der Spruch an: Ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann. Aber Ein Drucker kann mehr drucken, als tausend Schreiber schreiben können. Durch den Druck bekommt die Schrift Flügel, die schneller als Adlersflügel sind, und bekommt die Schrift Füße, auf welchen sie nach allen Orten und Enden geht und eben sowohl in die Hütten der Dürftigen, als in die Häuser der Reichen. Vor Erfindung der Buchdruckerkunst galt eine Bibel 500 Species (500 Kronen), ein Neues Testament 48 Species (24 rh. Gülden). Was wird gedruckt? Das Wort.

2. Das Wort.

Was bist du, o Wort, woran ich glaube und woran ich mich halte?

Zuerst ist das Wort Gott selbst, ausgeflossen aus der ewi= gen Liebe, im Anfang die Welt zu erschaffen und dann die durch Sünde und Lügen verschaffene Welt wieder zu erlösen. Das Wort ist die höchste und tiefste Vernunft, das ewige unendliche Sein, die schöpferische Kraft der Liebe, das Ding ohne Anfang und Ende; es ist Gott, es ist der Heiland, es ist die höchste Wirkung und der tiefste Abglanz des unendlichen Gottes, das Klarste und das Geheimste, woran alle Christen glauben und wodurch sie Christen sind. Solchen Namen, solche Zeichen und folche That hat Gott dem Worte gegeben: es sollte gleich ihm selbst sein. Und wir haben es gesehen und sehen es bis diesen Tag als die Gewalt, die das Todte lebendig macht und das Finstere erleuchtet, als die Gewalt des eingebornen Sohnes vom Bater voller Gnade und Wahrheit. Joh. 1. Gesang 859, 3.

Und was ist zweitens das Wort? Viele rühmen ihre Blumen und Bilder, ihre bunten Röcke, prangenden Altäre und schimmernden Feste; sie sagen das Wort sei dürr, arm und falt, und die Bilder erbleichen und die Blumen verwelken an seinem hellen und schneidenden Frostschimmer. Die Armen! sie wissen nicht, was sie sagen, sie kennen das Wort nicht, noch seine

unendliche Gewalt und Majestät. Denn ich sage ihnen, alle Blumen und Bilder leuchten und blühen in dem Worte, alle Schimmer und Scheine funkeln und blißen aus ihm, alle Höhen und Tiefen der Gefühle und Gedanken gehen auf und unter in ihm. Gott hat die ganze Welt in das Wort gelegt. Wir wollen einmal einige Bilder suchen in dem Worte, und in einigen Wörtern, damit man an dünnen Schatten die Lichter ahne. Wort wurzelt in Ort, heißt, was hervortritt, begränzt und bestimmt ist, wurzelt in Ord, Ordnung. Das Wort ordnet wurzelt mit Jord. Jorden dänisch, Erde deutsch, in Ord und Ort. Ziehe der Ort" zusammen, dann hast du das Dort, das Land der Heimath und Hoffnung und Seligkeit, dahin auch alle deine Vaterunser gehen und dein zeitliches Wort zu dem ewigen Ort, Wort bringen.

Das Wort ist drittens das Liefste und Höchste. Keine andere Kunst und Herrlichkeit des menschlichen Gemüthes kann sich daneben stellen; alle andere Künste und Herrlichkeiten, wie herrlich sie auch seien, sind nur dünnschattige Schimmer des einzelnen Hinspiels zur Gottheit gegen diesen vollen Schein derselben. Worin das Zarteste und Feinste, das zugleich das Gewaltigste und Volleste ist, sich einschließt, worin Gott sein ewi ges Sein einschließt, womit Gott sich selbst und sein unergründliches Wirken und Lieben genannt hat, worin alle Geister der ewigen Welt vor dieser Erde und diesem Mückenraupenstande der Erde verschlossen wurden und noch so oft mitten in der Dunkelheit als himmlische Lichter hervorblißen, wie sollte das nicht das Liefste und Höchste sein!

Das Wort ist viertens das Keuscheste und Reinste. Es ist die Erbschaft aus der hohen Geisterwelt, der versiegelte Schat, den wir in das dunkle Traumland der Erde mitgebracht haben, dessen Siegel so wenige zu öffnen verstehen. Alle Blumen und Scheine, alle Farben und Gestalten, alle Gefühle, Gedanken, Ahnungen und Träume in sich tragend, hat das Wort allein keinen Fuß auf der Erde, sondern schwebt wie ein himmlisches Räthsel ewig in der Mitte zwischen Himmel und Erde, doch so, daß es fast allein des Himmels begehrt, und daß seine Flamme nicht so tief in die Erde einschlägt, als die Bliße der anderen Künste. Des Wortes Begeisterung fliegt höchst hinauf zu Gott und kommt tiefst herab aus Gott, reiner und göttlicher, je glü hender sie flammt; alle andere Uebungen und Künste der Men

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