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sein Weib, einige Tropfen Waffers, um die von der Religion geforderten Waschungen zu vollziehen, sind Alles, was er begehrt. Seine Arbeiten, wo er sie nicht umgehen kann, seine Gespräche, seine Vergnügungen, alles wird sißend vorgenom men. Leben und Tod der Seinigen sind ihm keine sehr wichtige Dinge. Stirbt die Gattin, so heirathet er sobald als möglich eine andere; der Tod eines Kindes überhebt ihn einer lästigen Sorge. Anders ist freilich Manches in den höhern Klassen der Gesellschaft. Der Brahmane ist hie und da ein gelehrter Forscher, bei den Meisten aber besteht ihre ganze Bildung in der Kenntniß des Sanscrit, in der Geschicklichkeit, die heiligen Terte zu lesen, die Ceremonien zu vollziehen. Der Radscha vergnügt sich mit der Jagd oder schlendert ein träges Leben in üppigem Genusse in seinem Harem dahin. Die gewohnte Kunstfertigkeit der indischen Weber, die jene berühmten Stoffe,,,gewebter Wind" genannt, hervorbrachten, die Geschicklichkeit der Baufünstler und Maler, aus deren Händen die Pagoden, die Götterbilder hervorgegangen sind, die Geistestiefe und Sprachgewandtheit der Dichter, von der die großen Werke zeugen, welche jetzt in Europa bekannt werden, die Verstandesschärfe der Astronomen, der Mathematiker, der Sprachforscher, die wir noch jezt bewundern, sie sind Dinge der Vergangenheit. Ehemals vor Jahrtausenden war die Hindu'sche Gesittung gegenüber der andern südasiatischen kräftig genug, Nationen emporzuheben und zu vereinigen. Jeßt aber ist der armselige Rest davon, den das Volk bewahrt hat, nur ein Beweis, daß die heidnischen Culturen verwelken, wie die Bäume des Waldes, und daß nichts zurück bleibt, als Tod und Elend. Wäre die Brahmanen-Bildung kräftig genug in sich selbst gewesen, um sich zu erhalten und zu erobern, sie wäre nicht in so vielen und großen Provinzen Indiens dem Islam so völlig erlegen. Im Norden Indiens vor allem herrscht dieser unumschränkt. Dort findet man die stattlichen braunen Gestalten der Mongolen (Türken) mit ihren blizenden Augen, ihren markir ten und schönen Gesichtern, welche heute noch an ihre hochasiatischen Ahnen erinnern. Noch jetzt ist der Stolz und Uebermuth des Herrschers, die Grausamkeit des Barbaren leicht aus der indisch kriechenden Höflichkeit herauszuerkennen. Noch heute erkennt man den Nachkömmling der gewaltigen Reiter der Nomadensteppe, wenn der Moslem auf seinem flinken Rosse dem

Liger nachsetzt und Waffen und Pferd mit staunenswerther Be hendigkeit handhabt. Kaum aber glaubt man, daß der träge Gaffer, der seine Pfeife raucht, in ungestörter Ruhe im Schatten sißt und Nichts thut, oder der in Seide gekleidete üppige Wollüstling, deffen Harem 100 Weiber zählt, derselbe Mann ist.

42. Die Entdeckung Amerika's.

Christopher Columbus (Cristoforo Colombo), der Entdecker der neuen Welt, war den glaubwürdigsten Nachrichten zufolge zu Cagureto im Genuesischen im Jahre 1447 geboren. Sein Vater, der ein Seemann war, gab ihm eine förgfältige Erziehung und nahm ihn schon in seinem vierzehnten Jahre auf seinen Reisen im mittelländischen Meere mit. Im Jahre 1464 war er in Island, und später kreuzte er wieder im mittelländischen Meere auf Schiffen, die einer seiner Verwandten auf eigene Kosten gegen die Mahomedaner und Venetianer ausgez rüstet hatte. Hier gerieth in einem hißigen Gefechte sein Schiff in Brand, der Jüngling stürzte sich beherzt ins Meer und erreichte durch Schwimmen nach großer Anstrengung das Land. Portugal zog damals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksamkeit Europa's auf sich. Columbus ging nach Lissabon, wo er Verwandte und Landsleute fand; er heirathete die Lochter des Bartolomeo Perestrello, eines verdienten Seefahrers, der an der Entdeckung von Madeira Theil genommen hatte und bei sehr ausgebreiteten Kenntnissen treffliche Charten und Instrumente besaß. Diese benußte Columbus und überzengte sich theils durch den Anblick einer Charte von unserer Hemisphäre, theils durch Untersuchungen über die Beschaffenheit unserer Erde, daß, wie sein kühner Geist schon früher geahnet hatte, auch die andere Hemisphäre Land enthalten müsse. Dies ses Land müsse, wie er vermuthete, zu Hinterasien gehören, und mit dem noch wenig bekannten Indien zusammenhängen. Während die Portugiesen einen Weg dahin um Afrika suchten, schien es ihm ausgemacht, durch eine Fahrt nach Westen auf einem leichtern und kürzern Wege dahin gelangen zu können. Seine kühnen Pläne auszuführen bedurfte er indeß einer Unterstügung, wie sie ihm nur eine Regierung gewähren konnte. sprach vergebens sein Vaterland Genua darum an; eben so fruchtlos waren seine Bemühungen bei König Joseph dem 2ten

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von Portugal. Nicht muthlos gemacht durch die Kränkung, sich als einen leeren Projectmacher abgewiesen zu sehen, wandte er sich an den spanischen Hof, während sein Bruder Bartolomed nach England und Frankreich sich begeben sollte. Dieser aber hatte das Unglück, von Seeräubern gefangen zu werden. Columbus legte indeß seinen Plan dem Könige Ferdinand und der Königin Isabelle vor, und mußte nach achtjähriger Zögerung, während welcher er die Hindernisse, welche Unwissenheit und böser Wille ihm in den Weg legten, standhaft bekämpft hatte, sich glücklich preisen, von der Königin drei kleine Schiffe mit 120 Mann Besatzung zu seinen Unternehmungen zu erhalten. Nachdem ihm die Würde eines Großadmirals in den zu entdeckenden Meeren und eines Vicekönigs in den zu entdeckenden Ländern, welche leßtere Würde in seiner Familie erblich sein sollte, nebst einem Antheile an dem Gewinn in einem feierlichen Vertrage zugesagt worden, bestieg Columbus das größte seiner drei Schiffe, welches er Maria nannte, und segelte am 3ten August 1492 aus dem Hafen von Palos ab. Sobald er sich auf den canarischen Inseln mit frischem Wasser versehen, steu erte er nach Südwesten hinaus in den ungeheuren, nie vorher befahrnen atlantischen Ocean. Anfangs ward die Reise mit gutem Muthe fortgeseßt; als man aber 21 Tage immer nach Einer Richtung gefahren war, ohne etwas Anderes als Himmel und Wasser zu sehen, da erhob sich Muthlosigkeit und Unzufriedenheit unter der Mannschaft, welche bald in lautes Murren ausbrach. Man gehe, sagten sie, dem sichern Untergange in diesen unbegränzten Wasserwüsten entgegen und müsse den Befehlshaber mit Gewalt zur schleunigen Rückkehr zwingen, ja die Verwegensten riethen, ihn ohne Schonung über Bord zu werfen. Während Columbus aller Geistesgegenwart bedurfte, die Muthlosen zu erheben und die Aufrührer in Schranken zu halten, zeigten sich Phänomene, die auch ihn in Erstaunen setten. Die Magnetnadel wich um einen ganzen Grad vom Nordpol ab und schien unsicher zu schwanken, dann zeigte sich plößlich das Meer mit Gras bewachsen, und ließ Untiefen und verborgene Klippen befürchten. Dagegen erschienen auch als Vorboten des nicht mehr fernen Landes Scharen von Vögeln, nach deren Fluge Columbus seinen Lauf richtete. Man seßte getrost die Reise noch mehrere Tage fort, bis endlich die Unzufriedenheit so laut und allgemein ausbrach, daß Columbus die Rückkehr gelobte, wenn binnen drei Tagen kein Land erschie

nen sei. Fest überzeugt, daß er dem Lande nahe sein müsse, versprach er demjenigen eine Belohnung, der es zuerst erblicken würde. Alles blieb die Nacht über munter, und nachdem bereits am Abend des 11ten Octobers Columbus selbst einigen Vertrauten das von ihm zuerst wahrgenommene Land gezeigt hatte, erscholl um Mitternacht von dem Mastkorbe des voransegelnden Schiffes der bestätigende Zuruf: Land! - Guanahani war die Insel, welche vor ihnen lag, und bald darauf von Columbus, in der einen Hand die Fahne, in der andern das entblößte Schwert, zuerst betreten wurde, während die erstaunten Einwohner sich um ihn versammelten, und seine Soldaten, beschämt über ihren Kleinmuth, sich ihm zu Füßen warfen, Gott für ihre Rettung dankend, ihren Anführer aber, den sie kurz vorher noch mit dem Tode bedroht, als Admiral und Vicekönig begrüßend. Columbus pflanzte sofort die Fahne auf, nahm Besiz von dem Lande im Namen seines Herrn und Königs, und nannte es zum Andenken an die überstandenen Gefahren S an Salvador. Auf die Nachricht der Einwohner, daß nach Süden ein reiches Goldland liege, richtete Columbus seinen Lauf dahin, entdeckte Cuba und Hispaniola, beschloß aber, da eins seiner Schiffe gescheitert war und das dritte sich von ihm getrennt hatte, seine Entdeckungsreise für jeßt nicht fortzusehen, sondern nach Spanien zurückzukehren, um die Nachricht von dem Erfolge seiner Unternehmungen dahin zu bringen. Nachdem er die Trümmer des gescheiterten Schiffs zur Erbauung eines hölzernen Forts angewandt und eine Besagung von 30 Freiwilligen darin zurückgelassen hatte, trat er im Januar 1493 die Rückreise an, und vereinigte sich wider Erwarten schon am folgenden Lage mit dem verloren geglaubten Schiffe. Ein schrecklicher Sturm überfiel beide Schiffe auf der Fahrt und brachte sie dem Untergange nahe. Columbus, während des furchtbaren Kampfes der Elemente weniger mit seiner Rettung, als mit der Erhaltung seiner Entdeckung beschäftigt, verzeich nete dieselbe auf einer Pergamentrolle, die er in einem Fasse wohlverwahrt dem Meere übergab, in der Hoffnung, daß sie die Flut irgendwo ans Land treiben werde. Kaum war er mit dieser Arbeit fertig, als der Sturm sich legte, und ohne weitere Unfälle lief er den 15. März unter dem Jubel des Volks, dem Donner der Kanonen und dem Geläute aller Glocken in Palos ein.

43. Das Erdbeben zu Lissabon.

Auf sieben Hügeln prangte die Stadt Lissabon und wunders schön war sie vom Lajostrom anzuschauen. Von der Stadt aus sah man den glänzenden Wasserspiegel, auf dem die Segel seefahrender Nationen im Winde flatterten. Jenseits des Lajo breitete sich ein lachendes Landschaftsgemälde aus, in den gesegneten Fluren lagen glückliche Städte und wohlhabende Dörfer. Lissabon selbst war von einer altertümlichen Mauer umringt, auf der sich sieben und zwanzig Thürme erhoben.

Von einem der höchsten Berge leuchtete eine Riesenburg, nach arabischer Weise erbauet, ins Thal hernieder. Außer der prachtvollen Kathedralkirche zählte die Stadt noch vierzig andere Kirchen; Mönchs- und Nonnenklöster, Capellen waren in verschiedenen Gegenden vertheilt. Die Lage des Königlichen Pallastes war überaus schön, denn aus seinen Fenstern übersah man die vor Anker liegende zahlreiche Flotte und die in dem mäch tigen Hafen aus allen Weltgegenden ankommenden oder dáhin segelnden Schiffe.

Aber Lissabon's Herrlichkeit sollte untergehen und in seinem alten Glanze nicht wieder auferstehen. Der erste November des Jahres 1755 war für die Hauptstadt ein Tag der Verwüstung und des Entsehens. Tausende, die sich am Morgen des Lebens noch freueten, waren erschlagen, verbrannt, ertrunken, ehe der Abend grauete; die prächtigsten Palläste lagen in Trümmern umhergestreut.

Dieß Erdbeben zeigte sich in einer ungeheuren Ausbreitung und wurde in Europa, Asien und Amerika verspürt, aber am härtesten sollte Lissabon von ihm heimgesucht werden.

Am Morgen des jammervollen Lages kündigte es kein Zeichen in der Natur an, wie schrecklich der Abend enden werde. Der Himmel war heiter, die Sonne glänzte, es regte sich kein Lüftchen, und dem verderblichen Sturme ging eine sichere Ruhe vorher.

In andachtsvollen Gebeten war die Volksmenge um die Altäre niedergesunken, eine religiöse Feier durchdrang am Feste Allerheiligen die Seelen der Gläubigen, als sich etwa um zehn Uhr in den Straßen ein donnerähnliches Rollen vernehmen ließ. Darauf folgte ein Stoß und ein Schwanken und Wogen des Erdbodens. Mehr bedurfte es nicht, um Kirchen, Palläste und Hütten in Schutthaufen zu verwandeln. Für Lausende waren

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