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gegrabenen Gertypen beweisen, so begrefft man auch leicht, daß man heutiges Tages fast Alles so wieder vorfindet, als es zur Zeit der Ueberschüttung vorhanden war, mit Ausnahme desjenigen, was leicht zerstörbar und der Verwesung unterworfen war. Hierdurch ist man nun in den Stand gesezt zu erfahren, wie die Römer vor 2000 Jahren ihre Städte gebaut haben, welche Einrichtungen ihre Häuser hatten, welche Geräthschaften fie gebrauchten und welche Sitten damals herrschten. Manches ist noch so vollkommen erhalten, daß man glauben könnte, es sei erst eben neu verfertigt. Die Malereien an den Wänden sind so frisch, als hätte sie kürzlich der Pinsel dort aufgetragen. An den Mauern kann man noch lesen, welches Schauspiel zu der Zeit dem Volke im Theater gegeben wurde. In den gros Ben Krügen ist der Wein nicht ausgetrocknet; vor 2000 Jahren gebackenes Brod liegt noch in den Bäckerläden unversehrt; die knöchernen Hände der Gerippe halten die Schäße fest, die sie zu retten versuchten; sogar eine Bibliothek von vielen Hunderten von Schriften hat man gefunden, die noch gelesen werden können.

In Neapel hat der König eine große Sammlung von Gegenständen angelegt, die aus diesen unterirdischen Städten zu Lage gefördert sind. Viele Säle sind damit angefüllt. Einer enthält nur weibliche Pußfachen, ein anderer Handwerksgeräthe, wieder andere Gemälde, Statuen, Münzen, Hausgeräthe u. s. w. Und noch viele Jahre wird man graben können, ehe Pompeji ganz aus der Erde wieder zum Vorschein kommt und che Herculanums unterirdische Näume durchforscht sind. Und noch viele Säle müssen neu gebaut werden, wenn man nur die schäßbarsten Ueberreste jener alten Zeit für die Nachwelt aufbes wahren will. Zu bedauern ist es nur, daß die Neapolitanische Regierung keinem Privatmanne gestattet, Ausgrabungen anzus stellen, selbst aber so langsam und mit so wenig Geldmitteln sie fortfeht, daß zu befürchten steht, ein neuer Ansbruch des Vesuvs möchte die Städte aufs Neue und unwiederbringlich zerstören. Grund genug zu dieser Furcht ist vorhanden, denn seit Herculanums Verschüttung sind mehrere Lavaftröme über diesen Ort geflossen, und der Vulcan scheint noch lange nicht auss getobt zu haben, indem seit jener ersten Eruption bis auf den heutigen Tag mit größeren oder kleineren Zwischenräumen fortwährend heftige Ausbrüche erfolgt sind. Es ist auch gar nicht unwahrscheinlich, daß Neapel mit seinen 500000 Ein

wohnern früh oder spät in einem Erdbeben untergehen wird. Dennoch lebt man dort sorgloser wie hier, stets in Freuden und Sinnentaumel, bis ein unerwarteter Erdstoß das leichtsinnige Volk in die Kirche und zu den trügerischen Wundern ihres Heiligen treibt.

46. Die Trümmer von Palanque.

,,Und ein edler Volk hat einft gelebt." Schiller.

Von Alterthümern im Allgemeinen. Allenthalben ist die Erde voller Denkmäler, die von dem Dagewesensein untergegangner Völker und Stämme, oft auch von großer Kunstgeschicklichkeit in einer weit entfernten Zeit ein nicht anzufechtendes Zeugniß geben. Grabhügel und Befestigungswerke, Opferaltäre und Gerichtspläße aus einem so hohen Alterthum, daß keine beurkundete Gefchichte zu demselben hinaufreicht, finden wir nicht bloß im ganzen Norden von Europa, in England und Frankreich, sondern ebenfalls in den weiten Ebenen und in den hohen Gebirgen Afiens, so wie in allen Theilen Amerikas, im Norden wie im Süden, sogar auf den Inseln der Südsee. Selbst Ueberreste einer bedeutend fortgeschrittenen Baukunft, Pyramiden und Säulen, Ruinen von Tempeln und andern Heiligthümern, ja Ueberreste ganzer Städte find und werden entdeckt. Aus den Gräbern folcher alten Völker, sie mögen sich in Hügeln oder in ebener Erde befinden, werden insbesondre viele Schmucksachen noch fortwährend zu Tage gefördert. Auch bei uns vergeht kein Jahr, in welchem nicht Alterthumsgegenstände mancherlei Art in der Erde gefunden werden. Be sonders giebt das Ausebnen von Hügeln sowie andre größere Erdarbeit, die namentlich bei Anlegung von Chauffeen und Eisenbahnen vorgenom men wird, zu folchen Entdeckungen Gelegenheit. Wenn die Freunde der Alterthumswissenschaft nun darauf ausgehen, alle vorhandenen Denkmäler und die Merkwürdigkeiten, welche man in und bei denselben findet, kennen zu lernen, so ist ihr Zweck kein andrer dabei als der, die frühere Geschichte des Menschengeschlechts in einer Zeit, aus welcher keine schriftliche Erzählung vorhanden ist, soviel möglich kennen zu lernen. Man hofft, auf diesem Wege die Verwandtschaft der Völker unter einander, ihre Wanderungen von einem Lande zuin andern, ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche, und den Grad ihrer Bildung in jenen frühern Zeiten kennen zu lernen. Das ist der Gesichtspunkt, aus dem die Alterthümer betrachtet werden müssen, wenn die Erforschung derfelben und die Anlegung von Sammlungen nicht lediglich zur Befriedigung bloßer Liebhaberei oder einer müffigen Neugierde dienen sollen.

Wem es indessen gegeben ist oder wer es sich erworben hat, daß er das Alterthum betrachten kann, wie z. B. Novalis die Natur betrachtet, und schauen kann, wie der in die Nacht schaut, mit geöffneten Augen in die von Nacht umgebne Urzeit, sei demselbigen gesagt: Thue du das! Wem vor den Resten einer untergegangnen Welt eine Welt in ihm aufgeht voller Gedanken und Empfindungen: er streitet mit den Streitenden und beutet mit den Beutenden, in der Urne fiehet er seine Asche und zwei unverbrannte Knochen, die seine find von der Hand, in welcher er das Lygumer Horn gehalten hat beim Sicgsmahl, der Arm, welcher dieß

Band getragen hat, war seines Weibes Arm, das schenkte er der Braut und es war zum ersten Mal ihr Staat auf dem Albersdorfer Brutkamp, oder in wessen Seel' aller Phantasie und Poesie die Religion vortritt, welche das Vergängliche und Vergangne ihn ansehen lehret als den einstweiligen Träger eines Bleibenden und Ewigen, als das zerbrechliche Ges fäß eines unverlierbaren Schaßes, 2. Cor. 4, und zeigt Jehovah ihm, Den, welcher ist und sein wird und auch war, damals war, als man bei Frestedt im Vierth die Laufgräben zog, als man in den Bjolderuper Stein die Runen schrieb, *) als man die Bäume pflanzte an den Gräbern unter dem Husumer Hafen und als der Rauch von dem Ofen aufstieg, darin die Steine gebrannt wurden zu dem Brunsbüttel in der Elbe, da die hohlfte Ebbe bei anhaltendem Öft die Reste desselben bloß legt, fagt_man

wer zu Gott, der es damals war und noch eher, weit eher, von Ewigkeit, fein Gebet aufsteigen läßt, ein solcher Betrachter des Alterthums mag auf diesem seinem Gesichtspunkte stehn bleiben und den vorhin gezeigeten nicht betreten. (So vorbemerkt von Zweien.)

Die Bestrebungen, welche englische Reisende in neuerer Zeit in erhöhtem Grade den Ueberresten amerikanischer Cultur aus der vorgeschichtlichen Zeit zugewandt haben, sind durch einen Besuch vermehrt worden, welchen Herr Walter und Lieus tenant Caddy zu Anfang 1840 den Trümmern von Palanque abgestattet haben. Von ihrem Ausgangspunkte Belize bis zu ihrem Zielpunkte machten die Reisenden einen Weg von 69 Lagen stromaufwärts auf dem von seinen großen Fällen, 71 Meilen oberhalb seiner Mündung, an zur Schifffahrt untauglichen Flusse Belize, durch den ziemlich unwegsamen, theils durch moraftige Waldungen, theils durch Gebirgszüge beschwerlichen Paß nach dem ziemlich verfallenen Peton am malaischen See Iga (16o nördl. Br. 91o 16' westl. L. über Greenwich) längs des Flusses Usamasiata hinab, durch Gegenden von durchgängig reicher Vegetation sowohl in ihren bergigen Theilen, als in den weitgedehnten Savannen. Am 29. Januar 1840 erreichten fie San Domingo de Palanque; acht Meilen von da gelangt man zu einer steilen mit dichtem Gebüsche bewachsenen Höhe, auf deren Boden Haufen gänzlich zerstörter Trümmer früher vorhanden gewesener Bauwerke zerstreut liegen. Eine Meile weiterhin gelangt man zu einer schmalen Ebene am Fuße einer weiten Hügelreihe, welche die Staaten Chiapa und Tabasco Csüdlich vom Merikanischen Meerbusen) von einander abgränzt;

*) Ist jeßt im Kieler Museum. Andre Runensteine im Louisenlunder Garten, im Jochimsgarten bei Schleswig, andre, bald ein Dußend in den Herzogthümern, anderswo. f. Siebenter Bericht der Gesellschaft für vaterl. Alterthümer 1842.

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hier befindet sich der eigentliche Zielpunkt der Unternehmung. ganze Bauart der vorhandenen Werke, so wie der Glanz der äußeren Verzierungen an einem Theile davon zeugen von hohem Alter und von der ehemaligen Eristenz eines großen, in der Civilisation weit vorgeschrittenen Volkes. Der einigermas ßen erhaltenen Gebäude sind leider wenig im Vergleiche zu den in zahllosen Hügeln aufgethürmten Steintrümmern, die man kaum noch Ruinen nennen kann. Die Stärke und Dauerhaftigkeit der Mauern, die massenhaften Verhältnisse der Ausführung und die vortreffliche Beschaffenheit des angewendeten Mörtels können gleichfalls, wenn es dessen bedürfte, das hohe Alter beweisen. Der ganze Character der Ruinen gleicht dem ägyptisch-indischen Style; jedes Gebäude ist ohne alle Abweis chung streng nach einem Modell ausgeführt; die vielen großen Kriegergestalten und Götterbilder tragen ganz den düstern, phantastischen Anstrich orientalischer Kunst. Die Lage von Palanque ist für eine große Stadt wie geschaffen. Die Reisenden verwendeten 14 Tage auf die Untersuchung dieser Ueberbleibset; wobei sie jedoch eingestehen, daß die Zeit von einem Jahre er forderlich sei, um diese genügend durchzuführen. Der der geographischen Gesellschaft zu London in der Sigung vom 8. März vorgelegte Bericht ist von vielen schäzenswerthen Zeichnungen begleitet.

47. Alterthümer auf einer Infel der Südsee.

Unter den Carolinen-Inseln liegt, ungefähr nur eine Reise von 6 Wochen von Sidney in Neu-Süd-Wales entfernt, Ascension unter dem elften Grade nördl. Br., das vor Kurzem von dem englischen Schiffe Raven entdeckt worden ist. Herr Ong, der sich gegenwärtig in Hobarts-Tave aufhält, blieb vor einigen Jahren mehrere Monate dort und theilt darüber Folgendes mit: Auf dieser Insel reden die Einwohner eine Sprache, die ungleich klangreicher ist als die, welche auf den übrigen Inseln oder Küsten geredet werden, indem eine große Menge ihrer Wörter sich mit Vocalen endet. Gegen das Nordost-Ende der Insel hin sieht man in der Nähe eines Ortes, Tuwen genannt, Ueberbleibsel einer Stadt, denen man sich nur auf Böten nähern kann, indem die Wellen bis an die Stufen der Häuser hinreichen. Die Mauern sind mit Brod-, Cocusnuß- und andern alten Bäumen bewachsen und die Trümmer nehmen einen

Raum von 24 englischen Meilen (5 engl. 1 deutsch. M.) ein. Die Quadersteine, aus welchen diese Gebäude aufgeführt wor den, sind regelmäßig schichtweise über einander gelegt, so daß man unleugbar Spuren einer Kunst an ihnen bemerkt, welche die Fähigkeit der gegenwärtigen Einwohner weit übertrifft. Mehrere dieser Quadern find 20 Fuß lang und 3 bis 5 Fuß breit, doch sieht man keine Spur eines Kittes. In den Mauern bemerkt man Räume für Thüren und Fenster. Uebrigens find diese Trüms mer aus einem Material gebauet, welches man in der ganzen Umgegend nicht findet. Es giebt auf dieser Insel einen Berg, dessen Abhänge mit Figuren bedeckt sind, und noch größere Trümmer findet man 8 Meilen tiefer im Innern. In den Sitten und Gebräuchen der Einwohner zeigen sich Spuren eines gesellschaftlichen Systems, das von dem bestehenden abweicht. Die Weiber verrichten hier nicht wie auf den andern Inseln die Arbeiten. Nach den Mahlzeiten reichen die Diener Waffer zum Waschen der Hände umber. Wenn man die Einwohner über das Entstehen jener Gebäude befragt, so sagen sie, sie seien von Leuten erbauet, die jest da oben zum Himmel hinaufzei gend) wären.

48. Die Sammlung vaterländifcher Alterthümer in Kiel.

Es findet sich in Kiel eine öffentliche Sammlung vaterläns discher Alterthümer. Sie ist nicht alt, erst im Jahre 1835 ans gelegt, allein jest schon sehr sehenswerth, und sie wächst jährlich theils durch Gabe, theils durch Ankauf. Jeden Sonnabend von 12 bis 1 Uhr und in allen Jahrmärkten an zwei Vormits tagen von 11 bis 2 Uhr kann ein Jeder hingehen und die Samm lung unentgeltlich besehen; zu genannten Zeiten wird von einem fachkundigen Professor Alles vorgewiesen und erklärt. Wir können nicht unterlassen, Alle die nach Kiel kommen und so viel Zeit übrig haben, aufzufordern, daß sie die dargebotene Gelegenheit benügen, um eine große Menge derjenigen Waffen und Geräthschaften mit eigenen Augen zu beschauen, die unsere Vorfahren und die uralten Bewohner des Landes ver tausend, zweis tausend, ja vielleicht vor dreitausend Jahren gebraucht haben, und zu erfahren, wozu dieses oder jenes alte Stück Stein oder Metall gedient haben mag, welches sie oder ihre Nachbaren in einem Grabhügel gefunden haben, oder worauf sie beim

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