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zwischen die Beine und zwischen die Arme und die Seiten des Körpers unter der nicht zu fest und schwer aufliegenden Bedekfung. Um das Verbrennen und sonstiges Verleßen der Haut zu verhüten müssen die Flaschen oder Krüge, welche man mit heißem Wasser oder heißem Sande füllen kann, deßgleichen die heiß gemachten Ziegelsteine mit Tüchern umwickelt werden. Von Zeit zu Zeit kann man auch noch längs des Rückens, aber nur gelinde, mit einem gewärmten, weichwollenen Tuche reiben.

Ist das Gesicht stark angetrieben und geröthet oder gar blutroth, so kann, wenn Jemand damit umzugehen versteht, eine Ader geöffnet und das Gesicht mit kaltem Wasser besprist werden. Wäre das Gesicht aber blaß und eingefallen, so würde man dasselbe mit Weinessig waschen und diesen auch vor die Nase halten können.

Sonst kann man auch ferner noch, sobald Aeußerungen des Lebens bemerkbar werden, Reibungen der Arme und Beine mit weichwollenen Tüchern anstellen lassen. Gar zu eifriges Reiben schadet aber. Der Unglückliche wird dadurch leicht geschunden. Außerdem kann man nunmehr auch noch Branntwein auf die Herzgrube träufeln und diese unmittelbar darauf gelinde mit einem gewärmten wollenen Luche reiben.

Mit Erhenkten, besonders wenn sie schon ganz erkaltet sind, muß ganz in derselben Weise, wie bei Ertrunkenen vers fahren werden. Nur ist hier noch eine besondere Aufmerksamfeit auf den von dem Strang veranlaßten Eindruck (die Strangfurche) am Halse zu richten. Dieser muß mit einem Branntweinläppchen bedeckt werden. Auch ist es gut, wenn man den Kehlkopf (Adamsapfel) gelinde hin und her bewegt.

Erstickten kann man schon während des Entkleidens reichlich kaltes Wasser in das Gesicht sprizen. Damit fahre man nach der Entkleidung des Körpers noch fort und sprige oder gieße nun auch noch kaltes Wasser gegen die Brust. Hierauf reibe man den Körper mit wollenen Tüchern, wasche ihn überher, das Gesicht nicht ausgeschlossen, mit Weinessig, und nachdem er wieder abgetrocknet worden, lasse man ihn unter wollener Bedeckung eine Zeit lang in Ruhe. Dunkelblaue oder auch nur sehr geröthete Antreibung des Gesichts macht das Oeffnen einer Ader am Arme nöthig, worauf alsdann ein warmes Fußbad und ein kühles Essigklyftier (aus gleichen Theilen Essig und Wasser) angewandt werden kann. Immer muß man bei Er

stickten für freies Zuströmen frischer Luft Sorge tragen; man kann dieselben recht gerne einem kalten Luftzuge aussehen.

Erfrorne dürfen nicht in ein gewärmtes Zimmer gebracht werden. Vielmehr ist es nothwendig und heilsam, sie nach vorsichtig angestellter Entkleidung an einem falten Orte einen Fuß hoch mit Schnee, oder wenn der etwa fehlen sollte mit wollenen Decken zu umhüllen, welche mit eiskaltem Wasser angefeuchtet sind und stets naß erhalten werden müssen.

Die vom Blize Getroffenen läßt man am beßten unter freiem Himmel verweilen, um ihnen, wenn sie auscheinend lebe los sind, sogleich ein sogenanntes Erdbad zu bereiten. Zu dem Ende gräbt man eine Grube, in welche man Verunglückte dies ser Art bis an den Hals in etwas erhobener Rückenlage legt und sie darauf mit frischer Erde locker bedeckt, während nachher dann das Gesicht von Zeit zu Zeit mit Weinessig, Wein øder Branntwein gewaschen oder besprißt werden kann.

Werden die im Obigen ertheilten Vorschriften nach der jedesmaligen Beschaffenheit des Falles gehörig befolgt, so kann man in Ruhe die Ankunft des Arztes und die ferneren Anord. nungen desselben erwarten, übrigens aber sicher sein, weder etwas Nothwendiges verabsäumt noch sonst in irgend einer Weise geschadet zu haben.

59. Der Kreislauf des Blutes.

Vor ein paar Jahren wäre eine Königin beinahe bei einem Aderlasse ums Leben gekommen, indem nicht bloß die Blutader, wie es sein muß, sondern auch die Pulsader getroffen wurde. Bei dieser hohen Person war freilich ein berühmter Chirurg zur Hand und wandte glücklich die Gefahr ab; wenn aber in solchen Gegenden, besonders auf dem Lande, wo Schmiede, Schlächter zc. zu Ader lassen, einmal ein solcher Fehlschlag geschieht, wer rettet da den silbernen Faden des Lebens, der sonst, vielleicht in Minuten, zerreißt?

Es mag manchem Leser sonderbar vorkommen, daß er in seinem Körper zweierlei Adern haben soll, und noch auffallender ist es ihm vielleicht, daß in denselben zweierlei Blut fließt, nämlich in den sogenannten Blutadern schwarzrothes und in den Pulsadern hellrothes. Soll ich meinen Lesern die Sache einmal auseinander setzen?

Alle Pulsadern des Körpers, die vom Pulsiren (Schlagen, Klopfen) ihren Namen haben, sind Zweige einer großen

Pulsader, die von der linken Herzkammer ausgeht, wol einen Zoll im Durchmesser hat und Körperpulsader genannt wird. Durch sie strömt in vielen Aesten und Zweigen vom Herzen aus hellrothes Blut durch den ganzen Körper bis in die feinsten Pulsadern, die dünner als Haare sind und deßhalb Haargefäße heißen. Diese finden sich in allen Theilen des Körpers, in der Haut, im Fleische, in den Knochen u. s. w. und geben allenthalben die zur Ernährung des Körpers bestimmten Theile des Blutes ab, welche mit Leichtigkeit durch die dünne Haut der Haargefäße dringen, da sie eben so flüssig als Wasser sind, und das Wasser durch viel dickere Häute, z. B. durch eine Ochsenblase, zu dringen im Stande ist.

Jedoch ist es nur ein kleiner Theil des Blutes, der hier abgegeben wird, und es versteht sich, daß die übrige Masse hier nicht bleiben kann, wenn die zarten Haargefäße nicht zerplaßen sollen. Sie vereinigen sich daher wieder zu größern Adern, diese treten wieder zu noch größeren zusammen, bis endlich alle in der Nähe des Herzens sich in zwei große Adern vereinigen und das Blut aus dem Körper zurück in die rechte Vorkammer des Herzens führen, aus welcher es in die rechte Herzkammer tritt. Diese Adern von den feinsten Haargefäßen an heißen Blutadern, und das in ihnen fließende Blut ist schwarzroth, welche Farbe es in den Haargefäßen dadurch bekommen hat, daß es die zur Ernährung dienlichen Theile an den Körper abgegeben und demselben untaugliche Stoffe wieder entnommen hat.

Warum ist nun die Verlegung einer Pulsader viel gefähr= licher, als die einer Blutader? Natürlich deßhalb, weil in jener das Blut durch größere Adern vom schlagenden Herzen herkommt, und deßhalb viel stärker strömt, als in den Blutadern. Und warum heißen nicht alle Adern Blutadern? Der Leser wird es wol kaum glauben, daß man in alten Zeiten so wenig den eignen Körper kannte, daß man meinte, es sei in den Pulsadern kein Blut, sondern die eingeathmete Luft ströme unmittelbar in sie hinein und bewirke das Pulsiren. Man nannte daher die Pulsadern auch Arterien, d. h. Luftadern, und so war nach damaliger Meinung für die andern Adern der Name Blutadern passend. Der Irrthum ist gefallen, die Namen sind geblieben, wie das denn oft der Fall ist.

Sind wir mit dem Kreislaufe des Blutes nun fertig? --

Halb. Wohin kommt das dunkle Blut aus der rechten Herzkammer und wie wird es wieder hellroth?

Das ist Jedem bekannt, daß kein Mensch ohne Luft leben kann, so wenig wie ohne Speise und Trank, ja noch viel weniger, denn ohne Speise und Crank kann Jemand viele Stunden leben, aber ohne Luft keine Viertelstunde.

Die Luft aber, die wir zum Leben brauchen, athmen wir durch die Luftröhre in die Lungen und gleich darauf wieder aus. Die Lungen befinden sich in der Brusthöhle zu beiden Seiten des Herzens dicht an den Rippen; sie bestehen aus lockerem Gewebe, so daß sie sich stark ausdehnen können, um die Luft einzuziehen, und sich wieder zusammenzichen können, um die Luft auszutreiben. Nun verhält es sich aber mit der Erfrischung des Bluts folgendermaßen.

Das dunkelrothe Blut in der rechten Herzkammer, das so zur Ernährung des Körpers nicht mehr taugt, gelangt durch eine große Ader, welche die Lungenpulsader oder Lungenschlagader (zum Unterschiede von der Körperpulsader) genannt wird, zu den Lungen. Die Lungenschlagader theilt sich nicht nur in 2 Adern, eine für jede Lunge, sondern diese theilen sich wieder (gerade wie bei der Körperschlagader) in Aeste und Zweige bis zu den Haargefäßen der Lungen.

Indem das dunkelrothe Blut durch die Haargefäße der Lungen strömt, ist es von der eingeathmeten Luft nur durch die dünnen Häute der Haargefäße geschieden, welche es zulassen, daß das Blut aus der Luft zum Leben dienliche Stoffe in sich aufnimmt und mit der ausgeathmeten Luft das Untaugliche von sich stößt. Dadurch eben verwandelt es sich wieder zu hellrothem Blute und fließt als solches durch die wieder zusammentretenden und allmälig größer werdenden Lungenblutadern zur linken Vorkammer des Herzens, von da in die linke Herzkammer und ist also jest wieder bei der großen Körperpulsader angelangt, von welcher diese Beschreibung ausging.

Blicken wir nochmals auf das Gelesene zurück, so bemerken wir, daß man die Adern, in welchen das Blut vom Herzen wegströmt, Schlagadern nennt, daß aber in den Körperschlagadern hellrothes Blut, dagegen in den Lungenschlagadern schwarzrothes Blut fließt. Alle Adern, durch welche das Blut dem Herzen wieder zugeführt wird, werden Blut

abern (Venen) genannt, jedoch fließt in den Körperblutadern dunkelrothes, dagegen in den Lungenblutadern hellrothes Blut.

Freilich könnte es den Lesern hiernach vorkommen, als wenn der Mensch bloß von der Luft müßte leben können; dieß ist natürlich nicht der Fall. An mir sollte es auch nicht liegen, es darzustellen, wie aus den genossenen Speisen und Getränken dem Blute Nahrungsstoff zugeführt wird, indeß müßte dafür aus diesem Buche manches Andere weggelassen werden, was doch auch seinen Plaß haben will. Und wie der Leser vielleicht bis jetzt nicht gewußt hat, daß in seinem Herzen rechts dunkles und links helles Blut sich befindet, so ist sicher noch sonst Vieles in seinem eignen Herzen, was er noch nicht bemerkt hat; mag er, wenn er will, damit eine Strecke Wegs allein gehen.

60. Der siebenzigste Geburtstag.

(müßte jezt, nach 50 Jahren, heißen: der 75. oder der 80. Geburtstag.)

Auf die Postille gebückt, zur Seite des wärmenden Ofens,
Saß der redliche Tamm, seit vierzig Jahren des Dorfes
Organist, im geerbten künstlich gebildeten Lehnstuhl,

Mit braunnarbigem Zucht voll schwellender Haare bepolstert.
Oft die Hände gefaltet, und oft mit lauterem Murmeln

Las er die tröstenden Sprüch' und Ermahnungen. Aber allmälig
Starrte sein Blick, und er fank in erquickenden Mittagsschlummer.
Festlich prangte der Greis in gestreifter kalmankener Jacke,
Denn er feierte heute den siebzigsten frohen Geburtstag,
Und ihm hatte sein Sohn, der gelahrte Pastor in Marliß,
Jüngst vier Flaschen gesandt, voll alten balsamischen Rheinweins,
Und gelobt, wenn der Schnee in den hohlen Wegen es irgend
Zulief', ihn zu besuchen mit seiner jungen Gemahlin.

Eine der Flaschen hatte der alte Mann bei der Mahlzeit

Fröhlich des Siegels beraubt, und mit Mütterchen auf die Gesundheit
Ihres Sohnes geklingt und seiner jungen Gemahlin,

Die er so gern noch sähe vor seinem seligen Ende!
Auf der Postille lag fein silberfarbenes Haupthaar,

Seine Brill' und die Müße von violettnem Sammet,

Mit Fuchspelze verbrämt und geschmückt mit goldener Troddel.
Mütterchen hatte das Bett und die Fenster mit reinen Gardinen
Ausgeziert, die Stube gefegt und mit Sande gestreuet,
Ueber den Tisch die Decke mit rothen Blumen gebreitet,
Und die bestäubten Blätter des Feigenbaums an dem Fenster,
Auch der Winterlevkoj' und des Rosenbusches gereinigt
Sammt dem grünenden Korb Maililien hinter dem Öfen.
Ringsum blinkten gefchen'rt die zinnernen Teller und Schüffeln
Auf dem Gesims', und es hingen ein Paar Stettinische Krüge

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