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so hat das kühnste Wort seine Versöhnung. Ich liebe die Menschen.

Alles steht in Nichts und Alles strebt und arbeitet zum Nichts hin. Es fällt und stürzt und bricht alles Alte und die Zeit hat der Einreißer, Zerstörer, Probemacher, Verwirrer, Gaukler und Despoten die Menge gesandt, die Vernichtung zu beschleunigen. Ist die Stunde der Aufräumung und Zer störung so plöglich gekommen? muß der Schutt und die Verwesung durch Blut rascher weggespült werden? Ist das Ges schlecht in solche Nichtigkeit, Schwäche und Untauglichkeit vers sunken, daß es schnell vergehen muß, damit eine freudigere Kadmeische Nachkommenschaft werde, die sein jämmerliches Bild nicht mehr sehen muß, um nicht daran versteint und in der frischen Weltschöpfung aufgehalten zu werden? Sind wir rettungslos verdorben, unfähig hoher Phantasie und erhabenen Gefühls, unfähig kühner Geduld, unfähig freien Gehorsams, unwürdig alles Glücks und aller Freiheit? Steht noch immer der alte Weltcirkel der Geschichte, daß, wenn Alles in Weichs lichkeit, Unmännlichkeit, Ueberkünstelung vergeht, Verjüngung durch Zerstörung kommen muß? O, so laßt uns verderben und die tiefe Weisheit anbeten, die wir nicht verstehen! so brülle, Krieg, mit deinen tausend Hälsen und stampfe mit den eisernen Füßen Städte und Länder zu Brei! so schimmert, blutige Tyrannen, mit der Geißel und dem Schwert! und unerbittlich mische der wüthende Kampf das Gute und Schlechte, das Ganze und das Verwesete in Einer Verwüstung! Die Barbarei wird nachkommen, Armuth wird nach dem Elend Freiheit und Gerechtigkeit gebären und ausgestorbene Tugenden werden in das erfrischte Mark der Welt fahren und herrschen. Ist das, so laßt uns verderben!

92. Sprache und Schrift.

Heil dir, unsichtbar Kind des Menschenhauchs,
Der Engel Schwester, füße Sprache, du!
Ohn' deren treuen Dienst das volle Herz
Erläge unter der Empfindung Laft:
Kein Lied von Alters her besuchte je

Ein menschlich Ohr, die Vorwelt wäre stumm,
Verhalt des Menschen wie des Thieres Tritt,
Des Weisen Herz auch seiner Lieder Grab.

Denn du, o Schöpfer, gabft dem Menschenfinn
Dein zweites Kunstgeheimniß, auch dem Schall
Gestalt zu geben, ihn zu fesseln neu

Mit schwacher, leiser Züge Engelfchrift.
Sie lesend weissagt, spricht der stille Geist
Mit fremdem, fernem Geiste, weckt aus sich
Gedanken, die ihm Zug und Bild nicht gab,
Fliegt in entfernte Zonen, ahnet tief
Sich in der Vorwelt Herz. Die göttlichsten
Gestalten steigen vor ihm auf, er blickt
In aller Weisen Bufen, höret noch
Dein hohes Lied, Homer und Offián.

Die Schrift ift die Zunge der Hand hat ein Araber gesagt.

93. Ueberfall Kopenhagens durch die Engländer. i801.

England ging während des Revolutionskrieges immer weis ter in seinen beleidigenden Eingriffen in die Handelsfreiheit der Neutralen, und suchte namentlich dem Begriff von Contrebande eine Erweiterung zu geben, die man früher nie gekannt hatte, und die, wenn sie strenge durchgeführt wurde, fast den ganzen dänischen Handel vernichten mußte. Während man früher nur diejenigen Waaren, welche zunächst zu den Kriegsbedürfnissen gehörten, als Gewehre, Pulver, Kanonen und dergleichen als Contrebande betrachtet hatte, wollte England jezt auch Fleisch, Mehl und Korn dahin rechnen, und es Dänemark verwehren, solche Waaren nach Frankreich und den übrigen feindlichen Ländern auszuführen. Hierüber erhoben sich viele Streitigkeiten, deren friedliche Beilegung jedoch Andreas Peter Bernstorff gelang. Nach dem Tode dieses Mis nisters fing man aber an, die Handelsschiffe von Kriegsfahrzeugen convoyiren zu lassen, was Bernstorff, gerade um ein feindliches Zusammentreffen mit England zu vermeiden, fortwährend unterlassen hatte. Die Folgen dieses neuen Verfahrens blieben nicht aus, England wollte das Recht der neutralen Staaten, ihre Handelsflotten durch Kriegsschiffe convohiren zu lassen, nicht anerkennen und begann (am 25sten Juli 1800) die Feindseligkeiten, indem es die dänische Fregatte Freia überfiel und aufbrachte, die es nicht zugeben wollte, daß eine Handelsflotte, die unter ihrem Schuße segelte, von den engs

lischen Kriegsschiffen visitirt würde. Weiteren Feindseligkeiten ward indessen für den Augenblick vorgebeugt, da Dänemark sich dazu verstand, (am 29sten August 1800) eine Convention zu schließen, zufolge welcher die Streitfrage bis auf Weiteres ausgeseßt, die Fregatte Freia zurückgegeben wurde und Dänemark sich verpflichtete, seine Kauffahrteischiffe nicht convoyiren zu lassen. Kurz darauf gingen Rußland, Schweden und Preußen eine Verbindung zu einer bewaffneten Neutralität, gleich der von 1780, ein, welcher beizutreten Dänemark aufs gefordert wurde. Vor der oben erwähnten Convention mit England würde ein solches Bündniß der dänischen Regierung, die früher zu wiederholten Malen, obgleich ohne Erfolg, Rußland und Schweden selbst aufgefordert hatte, eine Verbindung zur Beschüßung der friedlichen Handelsflagge zu schließen, höchst willkommen gewesen sein; jest aber kam das Verlangen jener Mächte höchst ungelegen, und erst nach langem Säumen gab die Regierung den drohenden Vorstellungen des Kaisers Paul nach. Dänemark trat jedoch nur unter gewissen Bez schränkungen dem Vertrage bei, so daß derselbe nicht gegen den mit England geschlossenen Tractat stritt. Nichts destoweniger begann England den Krieg (am 16ten Januar 1801), zwei Tage früher, als das Bündniß von der dänischen Regierung unterzeichnet war, indem es alle dänische Schiffe, welche sich in englischen Häfen befanden, mit Embargo belegte, und (am 14ten Januar 1801) den Befehl ertheilte, die dänisch-westindischen Inseln zu beseßen.

Eine englische Flotte von ein und funfzig Schiffen, worunter sechszehn Linienschiffe, langte hierauf im März unter dem Befehl der Admirale Parker und Nelson im Sunde an, und obgleich von Kronburg aus heftig auf sie gefeuert ward, gelang es derselben dennoch, an dieser Festung vorbei_zu_kommen, ohne irgend einen Schaden zu erleiden, da die Flotte sich dicht an die schwedische Küste hielt, wo nicht Ein Schuß gethan wurde, und wo überhaupt keine Anstalten getroffen waren, um sich dem Feinde zu widersetzen. Die Ursache hiers von soll gewesen sein, daß die dänische Regierung den Anspruch des schwedischen Königs Gustav des Vierten auf den halben Sundzoll und ähnliche unbillige Forderungen nicht einräumen wollte, welche er für seine Mitwirkung im Kriege zur Bedingung machte. Als die englische Flotte Kopenhagen gegenüber gekommen war, theilte sie sich in zwei Abtheilungen, von denen die eine unter Nelson weiter nach Süden segelte um

die südliche dänische Vertheidigungslinie anzugreifen; die andere unter Parker blieb nordöstlich von der Batterie Dreikronen liegen. Nelson's Abtheilung bestand aus zwölf Linienschiffen, acht Fregatten und einer Anzahl kleinerer Schiffe; den südlichen Theil der dänischen Vertheidigungslinie, welche allein zum Kampfe kam, bildeten sieben Blockschiffe, zwei Fregatten und sechs kleinere Fahrzeuge, so daß die Uebermacht entschieden auf der Seite des Feindes war, der nicht allein die größere Anzahl von Schiffen und Kanonen, sondern auch lauter Segelschiffe hatte, während die Hälfte der dänischen aus unbeweglichen Blockschiffen bestand. Am Gründonnerstage, den 2ten April 1801, Vormittags um 10 Uhr, begann der blutige Kampf, der vier Stunden lang mit äußerster Harts näckigkeit fortgeseßt wurde. Die dänischen Seeleute kämpften mit dem von den Vätern ererbten Heldenmuthe und behaup teten unter der Anführung von Olfert Fischer ihren alten Ruhm zur See gegen den sieggewohnten Nelson und seine überlegene Macht. Nelson's Admiralschiff ward übel zugerich tet und feuerte zuleht nur mit drei Kanonen; das Schiff, worauf Olfert Fischer zuerst commandirte, Dannebrog, gerieth mitten in der Schlacht in Brand, worauf er sich an Bord des Schiffes Holstein begab, und als auch dieses so zerschossen ward, daß es nicht länger gebraucht werden konnte, begab er sich, selbst verwundet, nach der Batterie Dreifronen, um von hier aus die Leitung des Gefechts fortzusehen. Ungeachtet der Dannebrog in Flammen stand, fuhr die Besaßung dennoch fort, unter Braun's und hierauf unter Lemming's Anführung zu kämpfen, und erst als der größte Theil der Mannschaft gefallen war, retteten sich die Uebriggebliebenen dadurch von dem brennenden Schiffe, daß sie über Bord sprangen und nach den nächsten Schiffen schwammen. Unter den Blockschiffen zeichnete sich besonders der Prövesteen aus, den der kühne Lassen gegen zwei Linienschiffe und zwei Fres gatten vertheidigte, bis nur eine brauchbare Kanone übrig war, welche von Verwundeten abgefeuert wurde. Der junge Vil Lemoes, welcher eine Floßbatterie commandirte, mit der er sich dicht unter Nelson's Admiralschiff legte und demselben mehrere Grundschüsse beibrachte, erkämpfte sich die Bewundes rung Nelson's und unvergänglichen Ruhm bei seinen Landsleuten. Als die Schlacht drei Stunden gedauert hatte, bes gann Admiral Parker an einem glücklichen Ausgange zu ver

zweifeln und gab Nelson das Signal sich zurück zu ziehen; doch dieser nahm keine Rücksicht darauf und seßte den Kampf noch eine Stunde lang fort. Mittlerweile war die südliche dänische Vertheidigungslinie größtentheils vernichtet; die nördliche hatte nicht im Geringsten gelitten, und die meisten Schiffe in der englischen Flotte waren in einem kläglichen Zustande. Mehrere von ihnen hatten sowol Segel als Stengen verloren, und die Masten waren so zerschoffen, daß sie jeden Augenblick über Bord zu stürzen drohten; außerdem waren einige von den Schiffen in dem engen und dem Feinde unbekannten Fahrwasser auf den Grund gerathen, von denen eins der größten nicht weit von den Dreikronen sizen blieb und durch die Kanonen dieser Batterie furchtbar zu leiden hatte. Unter dies sen Umständen sandte Nelson einen Parlamentair an's Land mit einem Schreiben, worin er den Vorschlag machte, die Feindseligkeiten einzustellen, damit man für die Verwundeten forgen und sie an's Land bringen könne. Während der Parlamentair diesen Auftrag ausrichtete, hielt Nelson einen Kriegsrath, in welchem die Frage aufgeworfen ward, ob es rathsam sei, mit den Schiffen, welche am wenigsten gelitten hatten, den nördlichen Theil der dänischen Vertheidigungslinie, der noch nicht im Treffen gewesen war, anzugreifen. Doch die Ans wesenden nahmen einstimmig an, daß es nicht thunlich, sondern das Beßte sei, sich zurückzuziehen und den gerade wehenden günstigen Wind zu benutzen, um aus dem unsichern Fahrwasser herauszukommen, wo die Schiffe jeden Augenblick der Gefahr ausgesezt waren, auf den Grund zu gerathen. Indessen kam der Parlamentair mit der Antwort vom Kronprinzen zurück, wodurch fernere Unterhandlungen eröffnet und die Feindseligkeiten vorläufig eingestellt wurden. Bei der Annahme des von Nelson gemachten Vorschlages war von dänischer Seite ohne Zweifel die Rücksicht überwiegend, daß, wenn es auch gelänge, durch einen Angriff mit den noch nicht gebrauchten Schiffen der nördlichen Vertheidigungslinie Nelson's Flotte gänzlich zu vernichten, die Stadt und die Flotte, welche in dem innern Hafen abgetakelt lag, dennoch einem Bombardement von Parfer's Schiffen ausgeseht sein würde, die nach der Vernichtung der südlichen Vertheidigungslinie freien Zugang zu der Rhede hatten. So endigte diese blutige und für Dänemark so ehrenvolle Schlacht. Nelson ließ der Zapferkeit der Dänen Gerechtigkeit widerfahren und erklärte selbst, als er später ans

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