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anzuhören. Ein Andrer, in diesem Jahr: Jm Opernhause hört das Volk nun Kirchenlieder und in der Kirche dann die Opernlieder wieder.

aber

Zwar Schiller sagt: Wenn keine Moral mehr gelehrt wird, keine Religion mehr Glauben findet, wird uns Medea noch anschauern, wenn sie es oft thut, und Schillers eigne Edle, Hohe, die Johanna, die Maria, die Göthische Iphigenie, die Lessingsche Emilie, wenn Agathe im Freischüßen und die Preciofa, die Fanchon, um bei Einem Geschlecht zu bleiben, die Leute oft anschauern, durchzücken, ergößen, so werden sie bald keiner Religion mehr Glauben geben und sich keine Moral mehr lchren laffen. Theaterliebhaber find durchgängig Kirchenverächter. Zeugnisse der Alten, Plautus: Man klatscht den schönen moralischen Stellen Beifall zu, aber Niemand handelt darnach; Plutarch fragt: Was haben denn alle die schönen Tragödien den Griechen genüßt? Lucian spottet darüber, daß man die Freundschaftsscenen und wechselseitigen Aufopferungen beklatsche und beweine, selbst aber Nichts für seine Freunde thue. Jawohl! Was nicht Unflat ist darin, das ist Flat. Und ein ganz frisches Zeugniß aus diesem Jahr, aus Wien, von einem gelehrten, fachkundigen Mann: Nach forgfältiger Erwägung der obwaltenden Verhältnisse fühle ich mich bes stimmt, allen und jeden wohlthuenden Einfluß der Theateranstalten auf Sitte und Moral, jedes eben sv voreilige als unverständige Hindrängen in Schule und Kirche mit Entschiedenheit abzuweisen, ihre gänzliche Üns fähigkeit dazu darzuthun; schon darum, weil der Schauspieler mit feinem eignen Körper darstellt, lediglich eine sinnliche Täuschung bezweckt, kann von Moralität nicht die Rede sein.

Was liegt dem Streben und Sträuben zum Grunde, das wider die Aufführung selbst sogenannter geistlicher Musiken in den Gotteshäuser n fich allgemein fund giebt und als Klage sich hören läßt, wann kirchliche Bes hörden in solche Aufführungen verwilligen? 1) Die verlegte Heiligkeit des Worts, daß es sich brauchen lassen muß, um Kunst mit ihm zu treiben,

bei den Altarlichtern Fidibus anzünden; 2) die verleßte Heiligs keit des Orts, daß, wo Gott angebetet wird, Ohrenschmäuse gegeben und Nervenreize geholt werden; da das Heilige nicht herrscht sondern dient, ist es entheiligt; 3) die verleßte Schicklichkeit, daß Menschen zu ih rem Vergnügen in die Kirche gehn, welche zum Gottesdienst fie nimmer betreten, und fißen, die Spötter zum Theil, auf den Sißen der Gläubigen und Andächtigen; 4) die verleßte Schicklichkeit noch einmal: man fauft sich für sein Gelb in die Kirche hinein, wie man sich in ein Schaus spielhaus und in einen Vaurhallgarten hineinkauft; 5) das verleßte Rechtsgefühl. Zuerst gehört das Haus Gott, den Gemeinden därnach: nennen wir es unser Haus, aber uns fragt man nicht, ob wir auch den Eintritt erlauben und das fremde, ungöttliche Thun darin.

116. Wider das Brandstiften.

Der Dieses schreibt, hat das Brandstiften in seinen Anfängen gesehen, als er ein Knabe war, hat in seinen Jünglings- und Mannesjahren das Brandstiften sich verbreiten sehen in unserm Lande, sicht in seinem kommenden Alter durch gute Vorkehrungen dieß Verbrechen gottlob etwas feltner wer

den, er möcht' es aber noch gern erleben, daß es gar nicht mehr vorkäme, und schreibt daher unter Anrufung Gottes Dieses dawider, das Wort richtend an Jung und Alt, ob dasselbe nicht zum völligen Aufhören Etwas beitrage.

Um einiger Leser willen ist es vielleicht nöthig, daß zu erst gesagt werde, was das Brandstiften eigentlich für ein Verbrechen sei.

Es wird nicht dasjenige Brandstiften oder Feueranlegen gemeint, welches aus Bosheit, aus Rachgier oder aus sonst welcher bösen Absicht geschiehet, da Jemand eines Andern Haus, Scheune, Stall in Brand steckt, welches man vor Alters, da die Sprache bildlicher und besser war, den bösen Menschen selbst abgehöret so nannte: Jemanden einen rothen Hahn auf sein Haus segen. Solcher Menschen wegen ist ges betet und wird noch gebetet mit den Worten eines ältern Gesangs: Steure den gottlosen Leuten, die im Finstern Böses thun! Sollte Jemand was bereiten, uns zu schaden, wenn wir rnhn, so zerstöre du den Rath und verhindere die That." Diese werden hier nicht gemeint, sondern diejenigen, welche selbst ihr Haus anstecken, oder durch einen schlechtgesinnten Vertrauten anstecken lassen, um sich durch den Ertrag der Brandcasse, der Affecuranz, der Gilde aus ihrer Geldverlegenheit herauszubringen oder sich zu bereichern oder ein besse res Haus und bessere Möbeln zu bekommen, der Eine in der, der Andere in der Absicht dabei. Das ist die Brandstiftung unsrer Jahre, davon man in früheren Zeiten nichts wußte, gar nicht.

Ein böser Mensch, der das thun kann. Er vernichtet Gottes Gaben, von welchen er Nichts wieder herstellen kann, den Baum nicht wachsen lassen, aus dem die Balken und Sparren gesägt sind, und keinen Halm von dem Reth_oder Schoof, mit welchem das Gebäude gedeckt war. Die Asche, dazu er's gemacht hat, verfliegt in den Wind, er auch wird, noch eh' er Asche wird, fliegen und verfliegen.

Ein böser Mensch, der das thun kann. Er raubt, was ihm aus den Hülfscaffen gegeben wird. So war es nicht gemeint. Die Menschen wollten sich einander beistehen in den traurigen Fällen, wenn durch Gottes Verhängniß einem das Haus in Brand kam oder durch ein verzeihliches Versehen oder ihres Feindes Frevel. Da thut es aber der Brandstifter muthwilliger Weise und streckt seine verfluchte Hand

nach demjenigen aus, was des Andern ist, was von Andern erarbeitet und erspart ist und für wirklich Betrübete bestimmt ist. O die Hand, mit welcher jeßt das Brandcaffen- oder Gildegeld eingestrichen wird, die wird er noch einmal als eine bettelnde Hand ausstrecken.

Der böse Mensch, der sein Haus anstecken kann. Er spielt mit dem Feuer. Was Gott gebunden hat, das löset er, und was er den Menschen allein anvertrauet hat, das gefährliche Element, mit demselben treibt er Scherz. weiß in tausend Fällen kein Brandstifter, wie schnell und wie weit das Feuer um sich greifen könne, das Vieh im Stall tödten und Menschen im Hause elendiglich ersticken und verz brennen könne, im Hause, das durch die verruchte Hand angesteckt wird und. in Häusern, welche durch dieß. Ja, von Fällen weiß man, daß Kranke in entfernten Häusern vor Schrecken und Angst gestorben sind wenige Stunden nach dem Feuerlärm. Der Brandstifter wird auch, nimmer eines sanften Lodes sterben; wie er mit dem irdischen Feuer gespielt hat, so wird das höllische Feuer mit ihm spielen.

Der böse Mensch, der sein Haus ansteckt. Gedacht oder nicht gedacht daran, ein Eid folgt auf den Brand, da er Drei aus Fünfen ziehen und schwören muß, er wisse nicht davon, wie das Feuer entstanden sei? So wird denn Seel' und Seligkeit verschworen. Ich weiß nicht, ob ich jemalen so tief erschüttert worden bin, als in meiner Kindheit von einem Wort meines Vaters, da er auf einen vorübergehenden statt= lichen Mann wies und fachte zu mir sagte: Der geht mit einem leeren Rumpf, die Seel hat er herausgeschworen. Vielleicht doch in Irrthum gesprochen.

Viele Brandstifter fißen und büßen im Zuchthause. Aber wie mag Manchem, der unentdeckt geblieben, zu Muthe sein, wenn er in das neue, von Sünden erbauete neue Haus mit seiner Familie einzieht, wenn er sich auf den neuen Stuhl sezt, der von dem Gildegelde gekauft ist, wenn er sich auf das Affecuranzbett leget, wenn er in dem Hause den ersten Weihnachts- und Neujahrsabend hält mit Gesang und Gebet, wenn in seinem Hause oder in seinem Dabeisein von Brande stiften die Rede ist, wenn die wieder vermauerten schwarzen Backsteine ihn, so oft er sie ansiehet, an seine Frevelthat ers innern und ein angebrannt gewesener Thorpfahl ihm seine Missethat vorhält, wenn er Nachts auf seinem Lager nicht

schlafen kann und Gedanken kommen, vor denen er keine Gardinen zuzichen kann, daß sie nicht kommen, und keine Thür abschließen kann. Der unschuldigen Frau noch zu gedenken und der unschuldigen Kinder, wenn dieselben Argwohn hegen oder es verflogen zu hören bekommen, daß der Mann, daß der Vater ein Brandstifter sei, mit welchem Herzen werden sie: lieber Vater sagen, wenn ihr Mund noch das: lieber -mit hervorbringen kann!

Schließlich, wer dieses liest, der höre um sich, ob er von Einem erfahre, der sich einen allgemeinen Verdacht des Brandstiftens zugezogen hat, daß derselbe durch den Brand ein geborgener Mann geworden und auch geblieben sei. Der dieses geschrieben hat, kann sich auf Keinen besinnen, hat aber ihrer Viele ein frühes oder trauriges Ende nehmen sehen. Das ist die Wahrheit.

117. Aus der Glocke.

Wohlthätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft; doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand, durch die volkbelebten Gassen wälzt den ungeheuren Brand! Denn die Elemente haffen das Gebild' der Menschenhand. Aus der Wolke quillt der Segen, strömt der Regen; aus der Wolke, ohne Wahl, zuckt der Strahl! Hört ihrs wimmern hoch vom Thurm? Das ist Sturm! Roth wie Blut ist der Himmel; das ist nicht des Tages Glut! Welch Getümmel Straßen auf! Dampf wallt auf! Flackernd steigt die Feuersäule, durch der Straße lange Zeile wächst es fort mit Windeseile. Kochend wie aus Ofens Rachen glühn die Lüfte, Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren, Thiere wimmern unter Trümmern, Alles rennet, rettet, flüchtet, tags hell ist die Nacht gelichtet; durch der Hände lange Kette um die Wette fliegt der Eimer, hoch im Bogen sprigen Quellen Wasserwogen. Heulend kommt der Sturm geflogen, der die Flamme brausend sucht. Prasselnd in die dürre Frucht fällt sie, in des Speichers Räume, in der Sparren dürre Bäume, und als wollte sie im Wehen mit sich fort der Erde Wucht

reißen in gewalt'ger Flucht, wächst sie in des Himmels Höhen riesengroß! Hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke; müffig sieht er seine Werke und bewundernd untergehen.

118. Bom Branntweintrinken.

Manches kurz, kräftig und sinnreich gesagte Wort ist vom Branntweintrinken vernommen worden, doch möchte dieß Wort, wo nicht das beßte, gewiß eins der nächstbeßten sein: Mäßigkeit führt zur Unmäßigkeit.

Hierwider treten allerdings die vielen Erempel auf, daß Menschen ihr Lebelang tagtäglich Branntwein trinken und bleiben gleichwol ihr Lebelang mäßig. Das wird zugestanden, allein dafür wird das Zugeständniß auch wieder gefordert: Wenn nicht alle, doch die allermeisten, welche unmäßige Trinker geworden sind, die sind vorher mäßige Trinker gewesen; aus einem Glas täglich sind zwei, drei, vier Gläser gewors deu und wol noch darüber in vier und zwanzig Stunden (Ebenlied, Etmal, sagt unsere reichere Landessprache), denn die Nacht nimmt der Unmäßige mit zu dem Lage. Das ist die Wahrheit.

Dem obigen Worte: Mäßigkeit führet zur Unmäßigkeit, fügen wir ein anderes an, dieses: Aus Selten wird Oft. Hierwider treten allerdings die vielen Erempel auf, daß Menschen ihr Lebelang dann und wann, alle Jahr Einmal, alle halbe, alle Vierteljahr, alle Monat Einmal sich betrinken, oder wie eben eine besondere äußerliche Verreizung eintritt, und lassen dabei es, machen's nicht öfter. Das wird zugestanden, allein dafür wird das Zugeständniß auch wieder ges fordert: Wenn nicht alle, daß doch die allermeisten, welche sich oft betrinken, früher sich selten betrunken, aus alle Jahr alle halbe Jahr, alle Quartal Einmal alle Monat, alle Wochen alle Tage Einmal gemacht haben, und Einige zweimal jeden Tag d. h. immer betrunken sind, mit Ausnahme der einzigen halben Stunde, der wüsten, die zwischen dem Ausschlafen und dem abermaligen Eingießen vergeht, während welcher man auch diese Säufer nicht nüchtern nennen kann. Das ist die Wahrheit.

Eine gewisse Dame hat mit einigen Tropfen Liqueur Mittags nach schweren Speisen zu trinken angefangen und

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