und die Schmach, die Unwerth schweigendem Verbienst erweist, wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte mit einer Radel bloß? Wer trüge Lasten und stöhnt' und schwißte unter Lebensmüh? Nur daß die Furcht vor Etwas nach dem Tod, das unentdeckte Land, von deß Bezirk kein Wandrer wieders kehrt, den Willen irrt, daß wir die Uebel, die wir haben, lies ber ertragen, als zu unbekannten fliehn. So macht Gewissen Feige aus uns allen; der angebornen Farbe der Entschließung wird des Gedankens Blässe angekränkelt, und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Handlung Namen. 123. Sinn-Sprüche. Wer lieb' mit Lieb' umfaßt, und selbst den Haß nicht haßt, So manches Rehmen giebt, so manches Zögern eilet, Wer einmal fügt, muß oft zu lügen sich gewöhnen; Wie du mußt jeden Tag neu waschen deine Glieder, Ein Mühlstein und ein Menschenherz wird stets herumgetrieben, Geh ohne Gottes Geist und Wort 124. Pythagoras goldene Sprüche. Unter den Andern gewinne durch Tugend zu Freunden die Beßten. Und den Zorn. Was schändlich ist sollst du nicht üben mit Andern, Immer ftrebe gerecht in Worten und Werken zu bleiben. Handle nie ohne den Rath der Vernunft im Großen und Kleinen. Auch der Reichthum kommt und vergeht nach der Laune des Zufalls. Mäßig genieße der Speis und des Tranks und der ftärkenden Uebung, *) Ob auch in einen Serameter nicht gefaßt sondern nur in eine trochäische Gesangzeile, so ist es doch ein goldener Spruch zu nennen, der in 565, 5: Seine Pflicht zur Luft sich machen. Mäßig, fag' ich, und nicht bis Schmerz und Beschwerde dich quälen. Weile mit prüfendem Sinn bei jedem Werke des Tages: Wohin ging ich? was that ich? und was, das zu thun war, verfäumt' ich ? Vom Erwachen beginn und schreite weiter, und zürne, *) Wörtlich: Vierheit als Quelle 2c. Das Eins wird die Eins. Mit der Eins zugleich wird die Zwei, diese bei einander ein inzweites (entzw.) getheiltes Eins, vereinigt, geheilt in der Drei ist wieder das Eins, Abschluß des vollkommenen Seins und das Dreieck ein Bild davon. Alles Vollständige, Ganze hat die Dreitbeiligkeit: Himmel, Erde, Meer; Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; Geist, Leib, Seele. Sprüchwort: Alle guten Dinge find drei, könnte heißen: Alle Dinge find drei. Aber auch das vereinigte Eins will ein Anderes sein, aus sich hinaustreten, zeugen, schaffen, welches Andere nichts anders sein kann als ein Anderes und das Eins, welches die Drei in sich faffet, eine Vierheit also, steiget in Sieben auf, Gott und Welt, und ist mit der Eins, der Zwei, der Drei zusammen die Zehn, welche ist das Maß und Ende und die Ordnung aller Zahl. Daher die Vierheit in Form des Quadrats die vollkommene Form und von ihr das Bild. Der Raum wird dargestellt in Ost, Süd, West, Nord, die Zeit in Morgen, Mittag, Abend, Mitternacht, und aller Körper Element erscheint vierfach: Luft, Feuer, Wasser, Erde. Probe,. Versuch eines Eindringens in die Vierzahl und in die Dreizahl und in alle Zahl. Das Zahlquadrat, auch Planetensieget ge nannt, als Amulet getragen, stehe noch hier. 672 15 834 Immer 15, und 5 in der Mitte. Hoffest dann nichts Unerreichbares mehr, Nichts staunst du als fremd an; Selbst verschaffen ihr Leid; wie blind und taub für das nahe Wenn du lehreft erkennen Alle den Gott, den sie haben. Wählend und nie der Vernunft die lenkenden Zügel entreißend. Denn die reuigen Bitten find Zeus, des allmächtigen, Töchter, Die auch hinter der Schuld sich mit Sorg' anstrengen zu wandeln. Daß ihm folge die Schuld, bis er durch Schaden gebüßet. 126. Ein goldenes ABC. 1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erd'. Auf daß dein Thun gedeihlich werd', fangs an mit dem, wer du auch bist, der alles Dinges Anfang ist! 2. Bei deiner Bibel size gern! Sie ist der Weisheit Kern und Stern. Die schlage auf, die schlage du erst mit des Sarges Deckel zu! 3. Christ sein, Christ sein, das ist die Sach', der du am ersten trachtest nach. Wie's dann mit allem Andern geht, Matthäi sechs geschrieben steht. 4. Die Demuth stehet oben an, wie man den Christen kennen kann. Ist eigen, ja, toch ist es wahr, ten Heiden fehlt das Wort sogar. 5. Es sei dir allzeit rechter Ernst, was du auch thust, treibst, sinnest, lernst! Die Halbheit taugt in keinem Stück, sie tritt noch hinters Nichts zurück. 6. Freundlich und ernst, das mische wohl, wenn dir's mit Menschen glücken soll! Der Ernst zuweilen wehe thut, die Freundlichkeit machts wieder gut. 7. Gerecht sollst du in Allem sein, es heiße groß, es heiße klein. Doch sagt die Schrift: „Sei's nicht zu sehr!" Die Billigkeit find' auch Gehör. Pred. 7, 17. 8. Hat Jemand dir ein Leids gethan, fang' nicht gleich Streit und Hader an! Ein Messer sich am andern west; Macht Fried' und bleibet unverlegt. 9. Jagd, Lanz, Spiel, Schauspiel und derlei, an sich ist es zwar sündenfrei; doch willst du hören guten Rath? Es ist ein Eis, das Waken hat. 10. Kein Geld bringt so viel Zinsen ein, kein Tanzund Ballschmuck steht so fein, kein Helm und Harnisch deckt so gut, als Keuschheit thut! als Keuschheit thut! 11. Laut magst du reden überall, wo's Wahrheit gilt und Recht zumal; doch vorlaut sein paßt nirgends hin, fehlt meistens auch Verstand darin. 12. Man ruft nicht übel: Halte Maß, und wandele die Mittelstraß'! Nur sei zu keinem Gang gewinkt, da man nach beiden Seiten hinkt. 13. Nimm vor dem Reide dich in Acht! Kein Schwert so böse Wunden macht. Er ist ein Reis, doch alleweil wird aus ihm eine Cainskeul'. 14. Ohn' Ordnung kann kein Haus bestehn. Ohn' Ordnung müßt die Welt vergehn. Hältst Ordnung du, hält Ordnung dich mit guten Geistern hinter sich. 15. Pracht, Prunk, Puk, wo das hingehört, wers kann, dem ist es unverwehrt, schallt nur jeweil die Frage drein: Ach, sollt's mir auch gefährlich sein? 16. Quell aller Qual, das ist der Geiz. Erst des Gewinnes Stachelreiz, dann des Bewahrens Sorg' und Noth, zuleht, der's nimmt, der bittre Lod. *) *) An der Decke eines Churfürstlichen Zimmers hat die politische Sentenz gestanden: Die Monarchie ist ein dreifacher Seufzer: zu erlangen, zu behalten, zu verlieren. Ueber einer Hausthür irgendwo ift gelesen worden: Wir sind nur kurze Gäfte und ban'n uns hier so feste, doch wo wir sollen ewig sein, da richten wir uns wenig ein. |