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17. Regiert dich Stolz und Ruhmbegier, sieh zu, wer liegt vor deiner Thür? Die That, schlecht, bös und gottverflucht, die dich zu ihrem Thäter sucht.

18. Sonst hielt man viel auf alten Brauch und Vätersitten, thu' es auch! Eh' du von einer weichst, schau hin: ist auch vielleicht ein Segen drin?

19. Thun darf nicht ohne Glauben sein, doch macht's der Glaube nicht allein. Wenn du, mein Christ, Sanct Paulum nennst, zeig's, daß du auch Jacobum kennst.

20. Ueb' immer Treu und Redlichkeit und gehe keinen Finger breit vom gottgewies'nen Wege ab, bis man dich trägt ins fühle Grab!

21. Vernimm, vernimm, was Jesu Wort und lehrt von der Vergeltung dort! Wird's eng zuweilen, mach' dirs weit und blicke in die Ewigkeit.

22. Wo Gott die leßte Rechnung macht, der Sünder weint, der Fromme lacht, nach Weh die Wonne steht bereit: das ist die schöne Ewigkeit.

23. Zum Herrn, zum Herrn, mit Herz und Sinn, noch el' ans Zett ich komme hin. Ich lebe lang, ich sterbe früh, Herr Jesu Christ, verlaß mich nie!

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127. Sprüchwörter nach dem Alphabet.

Aendern und Bessern ist zweierlei.

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Das Beßre ist des Guten Feind. Wer auf der Bank schläft, den sticht weder Feder noch Stroh. Christenthum vererbt sich nicht. Der Degen und das Geld erfordern kluge Hände. - Ehre ist der Lugend Schatten. Die Fehler Anderer sind gute Lehrer. Wenn die Gecken zu Markte kommen, lösen die Krämer das Geld. Besser ein dürrer Habich, als ein fetter Hättich. Wenn Ja und Aber beisammen stehen, ist nicht Viel dahinter. Wenn das Kind ertrunken ist, bekommt der Soth eine Umfassung. Besser auf dem Lande arm, als auf dem Meere reich. Der Mund ist des Leibes Henker und Arzt. Ein Narr kann mehr fragen, als sieben Weise antwor ten. Wessen Ofen geheizt ist, der meint, es sei allenthalben Sommer. Das Pferd will wol den Hafer, aber nicht den Sattel. Wahl macht Qual. Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten. Was man an der Saat erspart, verliert man an der Aernte. Kommt der Thau,

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so kommt an Lag, was unter'm Schnee verborgen lag. Umkehren ist besser als irre gehen. -- Wer seine Verdienste im Kleide hat, dem fressen sie die Motten. Mancher will sich wärmen und wird nur beräuchert. Wenn der Wächter nicht wacht, wacht der Dieb. Gesunder Zahn kaut aus Brod Marzipan.

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128. Sprüchwörter.

Der Groschen, den das Weib erspart, ist so gut als der Groschen, den der Mann erwirbt.

Ein

Ein Paar Hände wird wohlfeiler gewaschen als ein Paar Handschuhe. weißes Pferd erfordert viel Streu. Eine Frau kann mit der Schürze mehr aus dem Hause tragen, als der Mann mit dem Aerntewagen hineinfährt. Der Fisch ist gern im Wasser, der Vogel in der Luft, das brave Weib daheim. Die beßs ten Pferde werden vom Stall verkauft. — Eine Mühle, die nicht umgeht, ein Backofen, der nicht heiß ist, und eine Mutter, die nicht gerne daheim ist, sind nichts werth. Es hilft nicht, daß man den Stall schließt, wenn die Kuh daraus ist. Besser, man effe die Milch, als die Kuh. - Zuviel melken giebt Blut. - Man wirft nicht mit Eiern nach Sperlingen. Grobe Säcke muß man nicht mit Seide zunähen.

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Wer

von dem Schneider den Zwirn kauft und vom Bäcker das Mehl, der wird nicht reich. Ein Steckenpferd kostet oft mehr zu unterhalten als ein Reitpferd. Entzichst du deinen Dienst dem Staat, das ist am Vaterland Verrath, und dienst du ihm an deinem Theil, das ist Verrath am eignen Heil. De Sommers fischen geit un Winters Finken schleit, dar 't nicht gut in de Käk tosteit. Herr Hunger legt das Fett auf einen magern Bissen, und auf ein hartes Bett Frau Müd ein Dunentissen. Man muß nicht mit Sechsen fahren, wenn man nur für zwei das Futter hat. - Besser hochmüthig gehen als armselig fahren. Strecke dich nach der Decke, sonst kommst du mit den Füßen in das Stroh. Wer gut sitt, lasse das Rücken. Es wird mancher Sack zugebunden, der nicht voll ist. Wo Glück aufgeht, geht gewöhnlich Demuth unter. Wenn Hoffahrt aufgeht, so geht das Glück unter. Hoffahrt muß Zwang leiden. Je höher der Baum die Zweige reckt, je mehr wird er vom Wind geneckt. Viele meinen, sie haben's schon zu Kopf und es liegt ihnen noch im Kropf.

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Geiz und Ehr treibt die Leut' über's Meer. Langsam zum Säckel und hurtig zum Hut, hilft manchem jungen Blut. Grobheit und Stolz wachsen auf Einem Holz. —

Döring, Hausgarten: Ja, todt ist der Credit, doch wenig scheints bekannt, daß er den Tod durch schlechte Zahler_fand. Wenn Herz und Hand ist Schacht und Meer, thu' Herz und Hand, wie Gott der Herr.

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129. Die zehn Eitelkeiten.

1. Güter suchen, Schäße mehren, die doch nur das Herz beschweren und es ängsten allezeit, ist die erste Eitelkeit. 2. Ehre suchen vor den Leuten, sich um Rang und Titel streiten, um das bunte Narrenkleid: Lacht der zweiten Eitelkeit!

3. Freude suchen, lustig leben und für Stunden Jahre geben: Menschen, wenn ihr weise seid, flieht die dritte Eitelfeit!

4. Seine Stärke, wer sich messen, schlagen, saufen will und fressen, der beginn' im Stall den Streit: Pfui der vierten Eitelkeit!

5. Schönheit, deine Rose blühet, morgen dich kein Mensch mehr siehet, du, Bild der Vergänglichkeit, bist die fünfte Eitelkeit.

6. Stückwerk ist der Menschen Wissen, Weise das bekennen müssen. Wer sich bläht, ist nicht gescheut, voll der sechsten Eitelkeit.

7. Auch nur Stückwerk, nie vollkommen ist die Lugend aller Frommen. Wer nicht täglich was bereut, hegt die siebente Eitelkeit.

8. Freundschaft, ach! wer darf sie wagen bei so vielen tausend Klagen? Die verstorben, die verstreut! seufzt die achte Eitelkeit.

9. Wer ist glücklich? Welcher liebet. Wer wirds nicht sein? Welcher liebet. Woher kommt das tiefste Leid? Von der neunten Eitelkeit.

10. Eitel ist das ganze Leben und dem Eitlen hinges geben. Wer sich dieses Lebens freut, rühmt die zehnte Eitelkeit.

130. Neun Sprüchwörter mit Auslegung.

In Stolbergs Geschichte der Religion Jesu, und seitdem in mehrern populären Schriften wird beigebracht:

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Nach Anführung folgender Stelle aus einem Briefe Plas tons an Dion: "Das höchste Gut läßt sich nicht durch Worte ausdrücken, sondern nach langem Umgang entsteht es in der Seele, gleich als werde diese von entzückendem Feuer entzündet, erklärt Origenes: "Als wir diese Worte hörten, stimmten wir ihnen als rechtgesprochen bei; denn sowohl dieses als alles, was jene Männer Richtiges gesagt haben, hat Gott ihnen offenbart."

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Andre, auch gläubige, Christen denken anders von göttlicher Offenbarung, doch verschmähen *fie Origenes Urtheil nicht, um mittelst desselben auf den hohen Werth, wie auf den ungemeinen Ursprung religiöser Sprüche, insonderheit religiöser Sinnsprüche und Sprüchwöter, aufmerksam zu machen, und die hier gegeben werden, bei dem Leser einzuführen durch diese Thür. Ueberhaupt sind die Sinnsprüche immer viel gelobet, auch fleißig zusammengetragen worden und planmäßig; ich erinnere an die treffliche Arbeit Sailers: Die Weisheit auf der Gasse, Augsb. 1810, so wie an Mieg's: Ueber das Studium der Sprache, Frankf. b. Eßlinger, 1782. S. 163 ff. Auch sind die religiösen Sprüchwörter besonders gestellt, und namentlich diejenigen, welche der Teufel eingegeben haben mag oder umgeschmolzen und mit seinem Bild wieder gepräget hat und täglich präget, für sich zusammengestellt mit Lehre und Warnung: Schöner's Sprüchwörter, womit sich laue Christen behelfen. Nürnberg bei Raw, 1802, (Von Sailer angeführt). Solche Sprüchwörter nebst recht kräftigen Schlagworten dawider in: Hauptinhalt der christlichen Lehre. Friedrichsstadt 1805, von dem Christenmanne, welcher im Lichte Gottes sah bei dem Mangel des Augenlichts, von Pastor Ipsen zu Erfde, Herzogth. Schleswig. S. 59 ff. Freilich, diese bösen Sprüchwörter verschwinden aus der Sprache, das ist wol gut, aber die frommen auch, das ist schlimm, wie die Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten überhaupt, und das ist vielfach Schade. Sie sind noch nicht einmal alle zu Buch gebracht, von daher sie einst wiederum könnten unter die Leute kommen; und wenn sie auch alle gesammelt wären: in Büchern zu stehn, dazu sind sie wahrlich nicht gemacht oder gegeben, sondern in der Welt umher zu gehn, die Köpfe zurecht zu sehen, die Herzen zu regieren, die Menschen bei Haufen zu führen, mit Einem Wort, daß Mulct, Prison und Kantschu seltener nöthig sind, daß Frömmigkeit und Gerechtigkeit

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sich begegnen, Freude und Friede sich küssen, und alle häusliche Lugenden zu beiden Seiten als Zuschauerinnen stehn und nachfolgen. Dahero wird es kein Mensch verachten, wenn er sieht, daß Jemand fromme Sprüche wieder ins Leben einzuführen suchet, wie hiemit geschieht, jedoch mehr nur als ein Erempel für Andre, die mehr Zeit und Geschick dazu haben, und, dieß ein Vorschlag nur, in der Weise Johannis Agricola von Eisleben: Dreihundert Gemener Sprickwoerde, der wy Düdschen gebruken, unde doch nicht weten, woher se kamen. Geschreben unde klerlich uthgelegt 1528, - mit dem besondern Wunsch: daß Jemand gebe den historischen Schlüssel, wo, der diese mittheilt, nur den moralischen anbieten fann.

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1) Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand.

Dieses Sprüchwort stammt gewiß aus einer Zeit, da es mit den Kriegen und Bränden noch eine andere Bewandtniß hatte wie jezt, d. h. wo im Kriege noch keine Requisitionen und Repartitionen gemacht wurden, und der Abgebrannte noch durch keine Brandcasse und Möbelgilde seinen Verlust erseßt, oft mehr als erseht fand. Indeß wie weit man es auch in der Vervollkommnung und Verallgemeinerung aller solcher Blikableiter gebracht hat und noch bringen wird, die auch an sich nicht zu verwerfen sind, so wird doch jederzeit ein Verhältniß zwischen Gott und dem Frommen bleiben, in welchem dieser, wenn ihm die Flamme des Kriegs oder des Herdes sein irdisches Gut nimmt, von der Segenshand Gottes die Entschädigung erwartet und den Erfolg hoffet, und wegen dieses bleibenden Verhältnisses wird auch unser Sprüchwort einen bleibenden Werth behalten. Da ist noch wol kein rechtschaffener Christ durch einen Brand in Armuth versunken und arm geblieben sein Lebelang.

2) Gott giebt uns wol eine Kuh, aber führt sie uns nicht bei den Hörnern zu.

Selber auch Etwas zu thun, um seine irdische Wohlfahrt zu gründen, ist die Lehre dieses Sprüchworts. Eine Kuh zu erhalten, darnach strebt der sogenannte kleine Mann auf dem Lande zunächst, sie ist der Anfang seines Aufkommens.

Sie

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