Imágenes de páginas
PDF
EPUB

deckt mehr als Einmal des Tags den Tisch, heißt es von ihr. Wer fleißig arbeitet und treu seinen Verdienst zusammenhegt, der wird zu einem Besitz kommen, welcher mit ihm arbeitet und verdient, von dem an es leichter und schneller aufwärts geht.

3) Unrecht Gut gedeihet nicht und kommt selten an den dritten Erben.

Wer immer nur kann, der halte dieses Sprüchwort fest, daß es nicht aus der Sprache des Lebens verschwinde. Allein, was ist dabei zu thun, wenn die Menschen nicht mehr daran glauben? Es macht nichts, brauche du das Wort nur! Die Menschen glauben mehr, als sie vorgeben nicht zu glauben. Gieb Gründe an, die in der Natur der Sache liegen, deren nicht wenige sind; darnach führe Erempel an, die ja auch nicht fehlen; und langst du nicht aus damit, so frage: Hat denn Gott seine Hand noch dabei, oder hat er nicht?

4) Gott mißt uns nicht mit Scheffeln, sondern mit Löffeln zu.

Für die Ungeduldigen, welche nicht bald genug wohlhabend oder gar reich werden können. Es ist Gottes Regel, in kleinen Gaben zu geben. Lasse sich Niemand durch die wes nigen Ausnahmen irre machen. Und du, den nach einem Zumessen mit Scheffeln verlangt, würdest bald dieses Maß zu klein finden und das Glück tonnenweise begehren.

5) Je mehr Kinder, je mehr Vater unser.

Um seiner Kinder willen begehrt mancher Vater das Scheffelmaß, scheut selbst den Betrug nicht. Das hätte er nun keinesweges nöthig. Zwar kosten die Kinder Etwas, wie der Augenschein weist, doch ist es der Schein vor Augen nur, welcher gegen den Glauben im Herzen nicht besteht; dieser aber zeugt wie obiges Sprüchwort und zieht noch mehrere an: Die Kinder essen nicht mit mir, sondern ich esse mit ihnen; Strecket ein Kind im Schlaf sein Händchen in die Höh, so holt es ein Brod vom Himmel. Dann frage ich das noch: Wer hat denn keine Kinder? Ein Christ darf nicht kinderlös sein. Da find Kinder genug, die nicht Vater oder Mutter haben, von denen sollst du so viele nehmen, als Andern geboren werden -zu ihres Hauses Segen.

6) Was Gott nicht giebt an Gut, das giebt er an Muth; was er nicht auf den Tisch giebt, das giebt er in den Mund; was er nicht an

Bett giebt, das giebt er an Schlaf.

Das ist, nach Sailer, Sebastian Franks von der Woerd Meisterspruch gewesen, und mit allem Recht heißt er ein Meisterspruch, als welcher beides beweist, daß, der ihn gemacht hat, nicht allein in der Sprache gewandter ist als ein Schüler, sondern auch in die Weise des wunderbaren Gottes tiefer hineinblickt als gewöhnlich der Mensch. Wahrlich auch der Muth, das fröhliche Gemüth hat seine Wurzeln nicht allein in Geld und Gut geschlagen, eine beßre Nahrung bekömmt es durch seine Zweige, die gen Himmel stehn, und oftmal alle Nahs rung von da her. So braucht nicht immer ein Tisch gedeckt zu werden, um welchen man size und zulange mit Messer und Löffel: wie isfest du denn, armer Mann? Ich weiß nicht, Gott giebt es mir in den Mund. Schläfst du unter Federn oder unter Matraßen? Mein Bett hat Gott mir nicht bewahren wollen, aber den Schlaf hat er mir bewahrt und hat ihn noch reichlicher und erquickender mir gegeben, seit auf meinem Bette ein Anderer schläft. Schlafe der so gut wie ich, und es danke seinem Gott, wer Schlaf und Bett hat, zweimal!"

"

7) Wie einer lieft in der Bibel, so steht an seinem Hause der Giebel.

Luther ist mir als Urheber dieses Sprüchwortes genannt. Wie ein Hausvater seinen Wohlstand bewahre, soll hiemit gewiesen werden. Solche Anweisung ist wohl nüßlich, zumal in unsern Jahren, da der Giebel so manches Hauses einstürzt, vieler Häuser Giebel Einsturz droht. Nun, es falle, was nicht stehen kann; aber die in dem Hause sind, befallen, Frau und Kinder und viele Freunde des Hauses, die aus- und eingehen in ihren Geschäften mit dem Hausherrn, befallen mit, und alle Leute werden durch das Einstürzen in Sorgen und Schrecken gesezt. Das wird verhütet, der Giebel bleibt stehen, wenn der Hausherr fleißig in der Bibel liest. Wie das? Einmal, wenn er in der Bibel fleißig liest, wenn er dazu Luft hat, dann hat er nicht Lust an vielen Dingen, die seinen Giebel stürzen, z. B. am Spielen, Gastriren, Jagen; dann

wird in ihm nicht aufkommen jener verderbliche Hang zum Speculiren ins große Weiß hinein; dann wird er an den Seinigen nicht leiden mögen, nicht dulden, wenn sie Aufwand machen über sein Vermögen in eitlem Großthun, in thörichtem Gleichthun; dann wird er sich manchen Spruch herauslesen, der den Giebelfall verhütet, z. B. Jeder arbeite und schaffe mit den Händen; Wehe dem, der sein Gut mehret mit fremdem Gut! wie lange wirds währen? (Hab. 3, 6.); Die Säufer und Schlemmer verarmen; Schlecht und Recht, das behüte mich! Und viele andere Sprüche dieser Art wird der fleißige Bibelleser antreffen. Allerdings, Jemand könnte auch zu viel über der Bibel sigen und seinen Hausstand versäumen deßhalb; indeß, hält man es nöthig, in unsern Lagen zu warnen vor diesem Fehler? Ich denke nicht. Dazu ists auch ja die Bibel selbst, die Keinen zum Schaden seiner Wirthschaft an fich hält, im Gegentheil, sie nöthigt sehr, vom Stuhl aufzustehen und in die Werkstatt, nach dem Felde, aufs Comptoir zu gehen.

[ocr errors]

8) Auf verbotenen Wegen ist theuer fahren.

Den Wortverstand fasset man leicht, die meisten Leser mögen ihn schon an Ort und Stelle gefunden haben. Aber hier ist der figürliche Verstand gemeint: Wenn du thust, was du nicht darfst, das mußt du theuer bezahlen; mit dem Gelde, das du so hingeben mußt, könntest du deinen Giebel unterhalten. Der verbotene Weg ist kürzer, sprichst du. Antwort: Wohin du nicht auf freiem Wege kommen kannst und zeitig genug, daselbst hast du auch kein Geschäft. Der verbotene Weg ist angenehmer. Antwort: Dem rechtschaffenen Mann ist allein der rechte Weg ein angenehmer, aber auch dir wird unangenehm genug werden, wenn eher nicht, dann am Ziele, was zu Anfang dir angenehm war. Merke dir, was Salomó von gestohlnem Wasser und von gestohlnem Brod sagt (Sprüchw. 9 u. 20). wie manches Haus ist zu Grunde gegangen, weil der Hausvater die verbotenen Wege, die er fuhr, so theuer bezahlen mußte, und Frau und Kinder wußten nicht einmal, daß er über die Schwelle gekommen war; das war er auch nicht, aber in seinem Hause fuhr er auf verbotenen Wegen, und die Brüche bezahlte er heimlich. Aber mit viel Anderem noch, als mit Geld, wird das Fahren auf verbotenen Wegen gebüßt: mit Unruhe, mit Reue, mit Thränen, mit Schlaflosig

[ocr errors]

keit, mit Krankheit Leibes und der Seele, mit Gefängniß der Seele, Staubbesen und Brandmark, wenn auch vor aller Welt Augen nicht. Ich habe dieß Sprüchwort unter die religiösen stellen dürfen, weil es auf etwas sehr Böses und auf eines heilig gegebenen Wortes Bruch stark zielet, auf solche Thaten, für welche der Thäter, wenn er hier auch frei kommt, die schwerste Strafe noch in der Ewigkeit erlegen muß (Hebr. 13, 4). Das Sprüchwort sei ein Schlagbaum und meine Auslegung das Hängeschloß daran.

9) Gott kommen drei R und zu: Rache, Ruhm, Richten, und Sorgen, Segnen,

Seligmache n.

Dieses Sprüchwort wolle sich merken der Grimmige, wenn er nun zufahren will auf seinen Beleidiger mit dem Grimme der Brüder Simeon und Levi, über welche der Vater Jacob anstatt des Segens spricht: Verflucht sei ihr Zorn und ihr Grimm! Die Rache ist mein, spricht der Herr im alten und im neuen Testament. Das zweite R merke der Dünkelhafte und Selbstgefällige sich, der, was Gott zukommt von seinem Werke, d. h. alles was gut daran ist, sich selber beimisset; des Schlechten daran, welches sein ist, mag er sich rühmen, hat er dazu Lust. Das dritte R lasse man hinzutreten, wo ein Mitbruder, eine Mitschwester über die grobe und die feine Hechel gezogen, und wo ihm, ihr, wegen eines Fehltritts, zue weilen bloß wegen eines vermutheten Fehltrittes kein gutes Haar gelassen wird. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Die drei S wollen sich geltend machen bei den Sorgenvollen, die nicht glauben an den Gott der Lilien und der Vögel (Matth. 6.), bei den Vermessenen, die da meinen, was andre Menschen Gottessegen nennen, das könnten ihr Fleiß und ihre Kunst an der Schnur ziehn, und bei den rationalistischen Werkheiligen, die auf der Brücke der Ewigkeit Gott seine Wechsel vorhalten zur Auszahlung a vista.

[ocr errors]

Es folge, wer will und kann, mit mehrern Sprüchwörter-Auslegun» gen. Seien vorgeschlagen: Kirchgehen fäumet nicht, nebst den vieren, die dieß zur Seite hat, zwei zur Linken: Je näher der Kirche, je weiter von Gott, und: Je näher der Kirche, je später hinein, zwei zur Rechten: Kirchendrang währt nicht lang, und: Gottesdienst muß vor Herrendienst gehen, und hinter diesen her: Wo Gott eine Kirche bauet, da seßt der Teufel eine Capelle daneben.

Andre: Weihrauch und Gebet find gut, aber kraftlos ohne Glut. Den Menschen hält man bei seinem Rock, Gott aber bei seinem Wort. Um die Wahrheit zu begraben muß_man_viele Schaufeln haben. Wenn die Ehre einen Riß bekommt, so steht sie einem Zeden offen. Wer da fagt, Wucher ist Sünde, der hat kein Geld; wer aber fagt, Wucher ist keine Sünde, der hat keinen Gott. Gottes Gerechtigkeit geht auf wollenen Füßen und schlägt mit eisernen Händen.

Eine Sammlung von Sprüchwörtern, die reichste wol, ist: Die Sprüchwörter der Deutschen von Körte, Leipzig bei Brockhaus, 1837, 8, fie enthält außer den fprüchwörtlichen Redensarten und was von andern Völkern her beigebracht worden, 7202, und hat eine interessante Einleitung: Des Sprüchworts Begriff, Name, Geschichte, Geist und Gemüth, u. a. m.

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Herr Tobias Witt war aus einer nur mäßigen Stadt gebürtig, und nie weit über die nächsten Dörfer gekommen. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen als mancher, der sein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er ers zählte gern allerhand kleine Geschichtchen, die er sich hie und da aus eigner Erfahrung gesammelt hatte. Poetisches Verdienst hatten sie wenig, aber desto mehr praktisches, und das Besonderste an ihnen war, daß ihrer je zwei und zwei zusammengehörten.

Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herr Lill, seis ner Klugheit wegen. Ei! fing der alte Witt an und schmunzelte, wär' ich denn wirklich so klug?

Die ganze Welt sagts, Herr Witt. Und weil ich es auch gern würde

Je nun! wenn Er das werden will, das ist leicht. Er

« AnteriorContinuar »