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Soole 24 Theile Salz enthalten. Folglich sind die 974 Theile Wasser. Um das Salz zu gewinnen muß man das Wasser entfernen. Dieses könnte einfach dadurch geschehen, daß man die Soole so lange in einem Kessel kochte, bis das Wasser verdampft wäre, und man würde ein sehr gutes aber auch sehr theures Salz bekommen, denn der Werth der dazu vers brauchten Feurung würde 4- bis 5mal so groß sein, als der Werth des gewonnenen Salzes. Aber es giebt eine andere Art, das Wasser zu entfernen, nämlich die Verdunstung durch die Luft. Da diese Verdunstung durch die Berührung der Luft mit dem Wasser vor sich geht, so ist es auch klar, daß sie desto größer sein wird, je mehr Luft damit in Berührung kommt. Je größere Oberfläche die Soole einnimmt, desto mehr Luft kann sie berühren, und desto mehr Wasser wird also ver dunstet. Eine sehr große Oberfläche wird sie einnehmen, wenn man sie über Dornenreiser träufeln läßt, warum auch die Verdunstung bedeutender ist, wenn solche benäßte Dornenreiser dem Winde ausgesetzt werden. Man hat deßwegen große flache Kasten gebaut, worauf man hölzerne Gerüste errichtet, um darin Dornen einpacken zu können. Solche Gebäude nennt man Gradirhäuser, und „die Soole gradiren“ bedeutet, das Wasser davon verdunsten lassen, indem man sie über die darin angebrachten Dornen träufeln läßt. Oben auf den Gradirhäusern hat man Kasten gebaut, worin die Soole eingepumpt wird. Von den Kasten fließet sie durch Hähnchen nach kleinen Rinnen, die mit vielen Einschnitten versehen sind. Indem sie nun über diese Einschnitte fließt, fällt sie auf die Dornen, wo sie sich vielfältig vertheilt, so daß der durchgehende Wind stark darauf einwirken kann. Zulegt fällt sie mit weniger Wasser, Wasser, also verhältnißmäßig mehr Salz, in den unter den Dornen angebrachten flachen Kasten. Die so gradirte Soole ist zwar stärker, als die ursprüngliche, jedoch noch nicht stark genug, um eingekocht zu werden. Man hebt sie deßwegen dürch Pumpen in den oberen Kasten eines zweiten Gradirhauses, wovon sie wieder auf Dornen fällt und so in den darunter angebrachten flachen Kasten gelangt. So wird die Soole nach und nach über 12 verschiedene Abtheilungen der Gradirhäuser geführt, und wird dadurch 14- bis 18procentig. Die Länge sämmtlicher Gradirhäuser ist über 2000 Fuß und die Höhe circa 32 Fuß. Die Pumpen werden durch 2 Wasserräder und 3 Windmühlen in Bewegung gesezt. Die solcherweise

fertig gradirte Soole wird nach dem Siedehause in einer Röhre geleitet, wo sie in vier Pfannen von Eisenblech, die 22 bis 27 Fuß lang und 17 Fuß breit sind, eingekocht wird. Das Salz bildet sich allmälig auf der Oberfläche, fällt zu Boden und wird in Behälter über den Pfannen aufgeschaufelt, wo die anhängende Soole abfließt. Darnach wird es in Trockenkammern getrocknet, nach dem Magazin gebracht und sackweise à 250 i (nach Maß 1 bis 14 Tonnen) verkauft. Es werden jährlich über 6000 Säcke Salz à 250 gekocht, wofür 22 bis 24000 Rbthlr. einkommen, aber auch fast diese ganze Summe ist zur Bestreitung der großen Betriebskosten nothwendig, so daß der Ueberschuß nach Regulirung des Betriebs nur zu 2 bis 3000 Rbthlr. angeschlagen werden darf. Eben das durch wird aber für die Gegend die Nahrung so bedeutend. Außer 3 Officianten und 30 festen Arbeitern, die zum Bez triebe des Werks nothwendig sind, werden im Sommer viele Arbeiter mit dem Ausstechen und Trocknen von circa 8 Millionen Soden Torf und besonders im Winter viele Bauern mit dem Anfahren derselben beschäftigt, so wie die Lieferung von Dornen auch dem Landmann Verdienst und Beschäftigung verschafft.

Dessen ungeachtet ist der ganze Betrieb nur gering gegen das, was er sein könnte, wenn man eine salzreichere Quelle finden würde, weßhalb ein solcher Fund ein wahrer Segen für das Land wäre.

146. Der Segeberger Kalkberg.

Der Segeberger Kalkberg (richtiger: Gypsberg) erhebt sich in gleicher Höhe mit dem Kirchthurm 189 Fuß über die Oberfläche des naheliegenden großen Sees. Von der Spize des Berges kann man die Thürme von Lübeck in einer Entfernung von 4 Meilen, und bei heiterm Himmel die Thürme von Hamburg in einer Entfernung von 7 Meilen sehen. Am Fuße des Berges nördlich und östlich liegt die Altstadt in Form eines Halbkreises; südlich ist freies Feld, westlich am Abhange des Berges ein kleiner See, der eben so tief, wie der Berg hoch ist, und mit dem großen See in Verbindung steht. Der größte Theil des Berges besteht aus einer dichten, steinharten Gypsmasse von großem Umfang und unergründeter Tiefe. Diese Masse ist ursprünglich durch die Macht des Feuers gebildet

und emporgehoben worden, und steht da als ein erhabenes Product der Urzeit, welches die Schöpferhand auf der Hols steinischen Ebene errichtet hat.

In frühern Zeiten stand auf diesem Berge ein festes Schloß zum Schuß der Holsteiner gegen die in Wagrien wohnenden Slaven, welche häufig in Holstein einfielen, das Land verwüsteten und als Feinde des Christenthums die Kirchen zerstörten. Vergeblich versuchten die sächsischen Herzöge dieses wilde Volk zu bändigen, und vergeblich waren die Bemühungen der Missionäre, es zum Christenthum zu bekehren. Da nun Vicelin seit dem Jahre 1126 das Bekehrungswerk mit neuem Eifer zu Lübeck begann, dann von Neumünster aus mit seinen Gehülfen fortsette, erfuhr auch er hartnäckigen Widerstand. Daher begab er sich zu dem Kaiser Lothar II. und stellte ihm die grausa men Verwüstungen der Slaven und ihre Feindseligkeiten gegen die Missionäre vor. Der Kaiser kam selbst nach Holstein im Jahre 1134 und wählte nach dem Vorschlag Vicelins den hohen Alberg (Kalkberg) zur Anlegung einer Burg, um dadurch die Holsteinische Gränze zu schützen und die Slaven in Respect zu halten. Leßtere mußten selbst helfen bei dem Bau der neuen Siegeburg, wovon der Name Segeberg entstan= den ist. Die Burg erhielt eine Besaßung und einen Hauptmann, Namens Herrmann. Unter dem Schuße der Burg und in der Nähe derselben wurde eine Kirche nebst einem Kloster erbaut und dem Vicelin übergeben. Um die Burg siedelten sich allmälig Bewohner an, die den ersten Anfang einer Stadt bildeten. Aber sowohl die Burg als das Kloster erfuhren in den folgenden Zeiten oftmalige feindliche Angriffe und Zerstörungen, wogegen die Grafen von Holstein diese wichtige Befestigung immer zu behaupten und zu verstärken suchten. Im Jahre 1260 erhielt der Ort Stadtrechte. Nach her als Holstein unter mehreren Regenten getheilt war, resis dirte einer, Adolph der Sechste, in Segeberg, übte aber gegen seine Unterthanen viele Gewaltthaten aus. Er wurde 1315 auf seinem Schlosse von dem Ritter Hartwig Reventlow des Nachts überfallen und ermordet, und das Schloß an den Grafen Gerhard den Großen überliefert, der es stark befestigen ließ. Nach dem Tode des leßten Holsteinischen Grafen, Adolph VIII., kam Stadt und Schloß 1460 an den dänischen König Christian I., der auch in den Herzogthümern zum Regenten gewählt wurde. Als der König Johann die Herzogthümer mit

feinem Bruder Friedrich theilte, gehörte der Segeberger Antheil dem Könige. Der Sohn desselben, Christian II., ließ den Thurm des Schlosses, worin wichtige Landesurkunden lagen, mit Gewalt aufbrechen und die Urkunden wegnehmen. Zur Zeit der Grafenfehde unter Christian III. wurde Segeberg von den Lübeckern belagert und fast die ganze Stadt abges brannt 1534, das Schloß aber eroberten sie nicht, weil die heranrückenden dänischen Truppen sie zum Abzug nöthigten. Seit der Landestheilung 1544 gehörte Segeberg zum Königlichen Antheil und auf dem Schlosse residirten gewöhnlich die Königlichen Statthalter, wie namentlich der gelehrte Heinrich Ranzau, der in Segeberg einige Stiftungen und Denkmäler errichtet hat. Im Jahre 1621 hielten hier einige protestantis sche Fürsten eine Versammlung, um sich mit Christian IV. über Rüstungen gegen den Kaiser im dreizigjährigen Kriege zu berathen. Als aber die Schweden während dieses Krieges unter Torstensohns Anführung in Holstein einbrachen 1644, wurde Stadt und Schloß von ihnen erobert und bei ihrem Abzuge das Schloß abgebrannt. Seitdem ist es nicht wieder aufgebaut, sondern nachher völlig abgebrochen worden, so daß auf dem Berge nicht eine Spur davon übrig geblieben ist, als etwa der Rest eines im Gypsfelsen ausgehöhlten Schloßbrunnens, wovon noch der untere Theil mit einer Tiefe von 125 Fuß vorhanden ist.

Seitdem aber auf dem Berge die Waffen ruhen, herrscht im Berge eine friedliche und nüßliche Thätigkeit, um den reis chen Schatz desselben herauf zu fördern und zu verarbeiten. Bei diesem Bergwerk, welches dem Staate gehört und für Rechnung desselben betrieben wird, sind 1 Werkmeister, 1 Mülfer, und 20 Arbeiter unter Aufsicht eines Bergcontrolleurs beschäftigt. Der Gypsstein wird unten im Berge, an zwei oder drei Stellen, wo jest gearbeitet wird, losgebrochen oder mit Pulver losgesprengt und fadenweise aufgeschichtet; dann wird das Material in die im Jahre 1820 erbaute Gypsmühle gebracht, wo es erst in Brennöfen mürbe gebrannt und zuleßt auf der Mühle gemahlen und in Tonnen geschlagen wird. Jährlich werden ungefähr 200 Faden von gebrochenem Gypsstein verarbeitet und daraus 6000 Tonnen gemahlener Gyps, sogenannter Segeberger Kalk, gewonnen. Mit einem Brennofen können in 24 Stunden 30 Tonnen gebrannt werden, wozu etwa 5000 Soden Torf erforderlich sind. Da die Be

reitung des Gypses keine anderen Kosten erfordert, als was für Arbeitslohn und Feuerung und zur Besoldung des anges stellten Controlleurs und des Rechnungsführers ausgegeben wird, so kommt eine Tonne Gyps ungefähr auf 241 ß zu stehen. Beim Verkauf aber wurde dafür an Ort und Stelle bisher 6 m 4 ß bezahlt. Im Jahre 1841 ist dieser Preis auf 4 m 4 herabgeseßt worden. Der reine Ertrag für die Staatscasse betrug im Jahre 1837: 8645 Rthlr. 40, 1838: 5923 Rthlr. 41, 1839: 6315 Rthlr. 22. Seit einiger Zeit wird auch der bisher unbenußte Abfall von Gypssteinen gemahlen und als Düngungsmittel verkauft à Tonne zu 3m 4ß. Man bestreut damit das Land, und die Wirkung davon ist eine ähnliche wie vom Mergel.

147. Die Fabriken in Neumünster.

Fabriken giebt's noch nicht lange daselbst, wenngleich gegen 150 Jahre Wollenmanufactur getrieben ist. Jest giebt es in diesem Zweige mit Einschluß der Renckschen und Meßtorffschen über 60 größere und kleinere Fabriken, welche ungeachtet der vielfältigen Anwendung von Maschinen gegen 900 Personen beschäftigen.

Der gewöhnliche Gang, den die Schafwolle zu machen hat, ehe sie uns als Tuch, Coating (Bergenopzoom), Calmuck, Düffel, Multum, Boy, Frees und den Pferden als Decke zur Bekleidung dient, ist ungefähr folgender. Die sortirte Wolle wird in einer besondern Jauche oder in klarem Wasser gewaschen, dann getrocknet vom Wolf zerrissen und so weit möglich vom Staube gereinigt, auf der Fettmaschine mit Del getränkt, auf Krahmaschinen wenigstens zweimal gekraßt, der Vorspinnmaschine überliefert und das vorgesponnene Garn auf der Feinspinnmaschine nochmals gesponnen. Man hat aber auch schon Krah- und Spinnmaschine vereinigt. Dieß feingesponnene Garn wird entweder drei- und vierdräthig douplirt zu Strumpfgarn benußt, oder von der Spulmaschine aufgespult für die Kette, von den Haspeln aufgehaspelt und dann wieder auf dem Spulrad verspult zum Einschlag (Schuß). Der Webestuhl liefert je nach den verschiedenen Sorten der Waaren bis gegen 3000 Fäden breites Gewebe. Jezt nimmt dieß Fabrikat seinen Weg in die Walk- oder Stampfmühle, woselbst es in den Walkkumpfen mit Walkererde, Urin, Seife

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