Imágenes de páginas
PDF
EPUB

retisch und practisch, weil sie dadurch das wahre Mark der Länder herauszuscheiden hofften. Kopenhagen hatte ja auch ein Goldhaus und den Italiener Burrhi. Kunkel lehrte auch einige Zeit privatim die Chemie zu Wittenberg und wurde ungefähr um 1679 vom großen Churfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg nach Berlin berufen. Nachher rief ihn der König von Schweden Karl XI. nach Schweden, gab ihm den Titel eines Bergraths und erhob ihn unter dem Namen Kunkels von Löwenstern in den Adelstand. In Schweden erwarb sich Kunkel ein Landgut und starb in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts. Er erfand ein durchsichtiges Rubinglas und andere Glasflüsse, die Repräsentanten der Edelsteine sein sollten; berühmter machte ihn sein Phosphorus. Freilich behauptete er auch, das Gold in seine 3 Urstoffe, den Merkurins, das Salz und den Schwefel zerlegt, und durch Mischung dieser Stoffe reines Gold erlangt zu haben; aber er verstand sich entweder selbst nicht, oder liebte es vielleicht, von Andern für einen Adepten gehalten zu werden. In der Glasmacherkunst machte er sich durch ein Buch berühmt, welches lange für ein Hauptbuch galt, vielleicht auch jezt noch nicht ohne Werth ist. Dieß war eine weitere Ausführung der Glasmacherkunst des Italieners Antonio Neri. Es kam in 2 Quartbänden nebst einem Anhange 1679 zu Frankfurt und Leipzig heraus und ist noch 1756 zu Nürnberg wieder aufgelegt worden.

Die älteste mir bekannte Glashütte uuserer Gegend ist die zu Sprenge im Amte Bordisholm, welche Gottsche von Ahlefeld 1470 an das Kloster Bordisholm verkaufte. Daß der verdiente Heinrich Ranzau auch Glashütten besaß ist be= kannt.

Sie sind verschwunden, allein sie sind wiedererschienen. Im Prinzenmoor, einem Colonistendorf, Amts Hütten, Kirchspiels Hohn, sind drei Glasfabriken angelegt. Die äl teste von diesen, Frederiksfeld, ist um 1810 und 11 angelegt von dem Actuar Peterstamme-Petersen. Zwei Schmelzöfen. Im Jahr 1834 find verfertigt 300,000 grüne Bouteillen, 525,000 Medicingläser, 85,000 weiße Gläser. Das Glas wird theils aus rohen Materialien, theils aus Glasscherben verfertigt, die aus Dänemark und aus den Herzogthümern, auch vom Auslande kommen. Prinzenmoor, 1822 angelegt von J. G. Heinze, beschäftigt 10 bis 12 Arbeiter, fabricirt

aus Glasscherben. Friedrichsberg, 1824 von Joh. Ploen angelegt, eben so. Zum Bedarf dieser Fabriken werden auf dem sehr ansehnlichen Moor gegen 20 Millionen Soden Torf gestochen, zu welcher Arbeit aus entfernten Gegenden Leute kommen, und überhaupt gewähren diese Anstalten den Bewohnern der Umgegend Beschäftigung und Unterhalt.

Glasmachen, Glasmalen. Wie jenes verschwunden ist und kommt wieder, so dieses auch. Vor ein 50 Jahren, darüber, darunter, wurden noch in Kirchen und Häusern gemalte Fensterscheiben gesehen, von einheimischen Gläsermeistern verfertigt, in allen Farben, Figuren aller Art darstellend, besonders in einigen Gegenden Familien-Wappen mit Namen und Jahrszahl darunter, den Augen ergößlich zu sehen und das fich lesen ließ wie eine Chronik des Hauses. Die Mode hat diese gemalten Fensterscheiben verschwinden lassen; man nannte sie aber geschmacklos, auch meinete man, des mehrern Lichtes nicht entrathen zu können, welches durch ungemalte fällt, auch größer mußten die Scheiben werden. Heller mag's geworden sein nachdem in den Stuben und Peseln, allein andre Verdunkelungen sind wieder eingetreten machdem. Helle Scheis ben, dunkle Schränke. Plattdeutsch: Grote Ruten, lütje Luten. In Häusern sehr vornehmer Leute kommen die gemalten Fenster wieder zum Vorschein, vielleicht werden sie nach einigen Jahren auch wieder in Bauernhäusern gesehen.

150. Die Kupfermühle bei Flensburg.

Eine halbe Meile nördlich von Flensburg liegt in der Mitte eines hügeligen Waldes die Crusauer Kupfer und Messingfabrik, die 1682 von Hans Denker angelegt ist. Aus Urkunden geht hervor, daß an derselben Stelle schon früher eine ähnliche Fabrik gestanden hat. Die Wasserwerke werden durch die Crusau getrieben und befinden sich in zwei Gebäuden zu beiden Seiten derselben. In dem einen Gebäude sind zwei Kesselhütten, die eine mit 3, die andere mit 4 Hämmern, eine Hammerhütte mit Wurf- und Platthammer, Reverberofen und Bälgen, die Kräßwäscherei und das Walzwerk. Diese Werke werden von 5 Wasserrädern getrieben, die ihr Wasser von oben erhalten. In dem andern Gebäude liegen 3 Kupferhämmer, nämlich ein Wurf-, ein Schwanz- und ein Platthammer; auch sind hier Reverberöfen und Bålge. Dieses

Werk wird von 3 oberschlächtigen Wasserrädern getrieben. Die andern Werkstätten liegen um die Wasserwerke zusammenhängend herum; die Messingbrennerei und das Kupferlager schließen sich ihnen an. Die Fabrikarbeiterwohnungen, 34 an der Zahl, umgeben wiederum die Fabrikgebäude.

Die Fabrik liefert alle mögliche kupferne, messingne und metallene Fabrikate, als kupferne Bleche und Böden aller Art und von allen Dimensionen, fertige kupferne Kessel von den größten Industrie-Kesseln an bis zum Theekessel und Milchtopf herab. Hauptsächlich werden messingne Kessel, Lattun und alle aus Messing zu verfertigende Fabrikate geliefert. Die Rotbgießerei und Gürtelei liefern nicht allein die schwersten Schiffsarbeiten, sondern auch alle mögliche polirte Gußarbeiten, worunter die schönsten Astrallampen. Die Bestellungen auf solche Fabrikate haben sich in den letzten Jahren auf circa 150,000 u jährlich belaufen; die Leistung der Fabrik ist aber weit bedeutender.

In den verschiedenen zum Theil hier nicht berührten Werkstätten arbeiten 15 Meister, 25 Gesellen und 4 Lehrlinge. Das ganze Personal, welches durch die Fabrik seinen Unterhalt findet, beläuft sich auf 187 Menschen, worunter 57 Kinder. Die Fabrik hat ihre eigene Schule. Die Fabrikarbeiter arbeiten sämmtlich nach Gewicht und die verheiratheten erhalten außer diesem Verdienste Wohnung, Garten und jede Familie 8 Fuder Torf jährlich. Der Feurungsbedarf der Fabrik ist bei voller Thätigkeit ungefähr 150 Faden Buchenholz, 12 bis 1600 Tonnen Steinkohlen, 2000 Tonnen Holz- oder Torffohlen und 22 Millionen Soden Torf. Das erforder= liche neue Kupfer wird von Stockholm und Petersburg bezogen und altes aus Dänemark und den Herzogthümern. Zum Kupferschmelzen ist ein großer Reverberofen vorhanden, der 4 bis 5000 Kupfer faßt. Die Kesselschläger liefern im Jahr wenigstens über 50,000 & fertige Kessel. Bei einer eben nicht angestrengten Thätigkeit der Kupferhämmer und des Walzwerks können 4000 Kupfer in der Woche mit Leichtigkeit zubereitet werden, wovon die Hälfte in den Werkstätten der Fabrik selbst zu Fabrikaten aller Art verarbeitet wird.

151. Carlumer Lys.

Als noch in der grauen Vorzeit unser Vaterland mit Waldungen bedeckt war, befanden sich auch viele derselben in

der hiesigen Gegend. Sind dieselben auch jeßt nicht mehr, Spuren findet man doch noch jest davon. Das Auge findet sie zwar nicht in der flachen Gegend beim ersten Blicke, allein verborgen im Schooße der Erde entdeckt sie der Arbeiter. Die Moorstrecken besonders sind reich an solchen Ueberbleibseln der Vergangenheit, die beim ersten Anblicke schon an die verschwundenen Eichen- und Fichtenwaldungen erinnern. Vom Waldbrande einst halb verzehrt, liegen die dahin gefallenen Stämme in östlicher Richtung bald flacher, bald tiefer verborgen. Als Bauholz sind diese Stämme zwar nur von unbedeutendem Nugen, allein als Feurungsmittel sind sie trefflich. Feucht, wie er zu Tage gefördert wird, wird der Fichtenstamm oder dessen Wurzel, wenn mehr nicht vorhanden, in dünne Stäbchen gespalten und dient darauf getrocknet, weil reichlicher Terpentin und Harz darin enthalten sind, den Einwohnern statt der bei weiten schlechtern Schwefelhölzer. In Bündchen gebunden sind diese Stäbchen, seit wann ist unbekannt, ein Handelsartikel geworden, wodurch die Armen sich manchen Schilling zu ihrer Erquickung erwerben.

So hat auch auf der öden Fläche in Liebe der himmlische Vater für das Wohl seiner ärmern Kinder gesorgt.

152. Das Spihenklöppeln

ist 1561 von einer Frau Barbara Uttmann zu Annaberg im sächsischen Erzgebirge erfunden worden. Schon im Jahre 1639 war es hier im Lande bekannt, denn das Mädchen, welches in diesem Jahre das bekannte goldene Horn bei Galle huus fand, war eine Klöpplerin. Der noch im Munde des Volks lebenden Sage nach hat ein fremder Kaufmann zuerst in Londern die Fabrikation der Spißen angefangen. Dieser, Steinbock oder Steenbock 1), ließ nämlich 12 Männer aus seiner Heimath Dortmund kommen, welche Frauen der Stadt und Umgegend im Klöppeln oder Knippeln unterrichteten o). Steinbocks Frau, Gehske, trieb das Geschäft nach dem Tode des Mannes eifrig fort und erwarb dabei großes Vermögen.

Die Fabrikation ward später durch Brabantsche Frauen vervollkommnet, welche durch unsere Truppen, die 1712 unter Friedrich IV. in Brabant gewesen, hierher geführt wurden. Der Absah nahm immer zu, immer mehr Hände wurden da

durch in Arbeit geseßt und viel Vermögen erwarb man dadurch 3). Von 1825 an waren sie eine Zeitlaug sehr in Abnahme ges kommen, aber die neueste Zeit hat sie wieder ziemlich in Aufnahme gebracht.

Vorzugsweise werden die Spigen fabricirt an der Westseite des Herzogthums Schleswig von Leck bis Ripen, mit Ausnahme der Marschen. Sie werden über ganz Europa, nach Ost- und Westindien versandt.

Das Material, den Zwirn (früher in Londern und Lygumkloster auf eigner Fabrik bearbeitet, jegt vom Auslande bes zogen) erhalten die Klöpplerinnen (Knipplerinnen) von dem Fabrikanten lothweise. Sie müssen dasselbe Gewicht an Spißen wieder abliefern und erhalten dann ihren Arbeitslohn ausgezahlt. Diese Ablieferung nennt man "abschneiden." Alle arbeiten nach vorgelegten Mustern. Diese werden auf Pergamentstreifen mit Knopfnadeln abgestochen (Stichblatt oder Stechbrief). Der Unterricht beginnt im 6-10ten Lebensjahre. Anfangs wird mit 4 Klöppelstöcken nur gearbeitet mit grobem Zwirn und noch gröbern Einschlägen, Lahndräthen. Wie weit die Kunst gebracht werden kann, davon zeugen die prachtvollen Arbeiten, welche vor Kurzem unserer Königin durch den Fabrikanten Wolf in Breede übermacht worden sind; wirklich sehenswerth.

Anmerkungen.

1) Weitere biographische Nachrichten sind nicht bekannt. Die Todtenregister beginnen hier erst mit 1740. Eine Töchter heirathete Wolf Arends in Tondern, und dessen Sohn Joachim Arends, geb. 1682, war später Propst in Tondern und bekannt als Schriftsteller.

2) Gewöhnlich wird angegeben, daß 1646 oder 47 dieser Unterricht begonnen. So Flor Nachr. von Tondern, bei Camerer II. Thl. 699, Niemann Handb. der Landeskunde p. 757 und Meyer Prov. Ber. 1812 H. 5. Dagegen streitet die erst angeführte Nachricht. Die allgemeine Verbreitung der Sage spricht dennoch für Steenbock und es ist daher wahrscheinlich, daß statt 1646 oder 47 1636 oder 37 zu lesen ist.

3) Der jährliche Betrag des Absaßes ist oft mehrere Tonnen Goldes gewesen, und davon kann als Verdienst gerechnet werden. Was an Reichthum_in_Tondern gewesen und das war viel stammt fast einzig daher. Ein reicher Spißenhändler Peter Strück hat das Waisenhaus in Tondern und verschiedene Legate gegründet. 1812 waren noch 12,000 Mädchen mit Knöppeln beschäftigt.

« AnteriorContinuar »