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theils gehemmt haben, dem genannten Buch.

dieses und mehr steht geschrieben in

Da steht auch geschrieben, was man wider diese Landesplage gethan hat. Dieß und das ist gethan, aber als das wirksamste Mittel dawider erscheint das Fangen und Lodtschlagen. Nach einem landschaftl. Beschluß im Jahr 1786 follten für 10 eingelieferte Mäuse 1 gegeben werden, welche Prämie späterhin aber für eine besondre Sorte auf 3 ers höht wurde, nachher wieder und immer tiefer herabgesetzt, der niedrigste Preis ist gewesen das Hundert 8ß. In einem einzigen Kirchspiel, Weslingbuhren, wurden innerhalb 44 Tagen 23,665, und in 8 Kirchspielen innerhalb 4 Wochen 204,817 todte Mäuse geliefert. Hat das allein geholfen? Dr. Wolf sagt wie Aristoteles: Mit Gewißheit kann man nicht sagen, wo sie bleiben. Sehe ich noch die eindringlichen Worte her, mit welchen der genannte, um das Wohl Dithmarschens verdiente Verfasser sein Buch in der ersten Ausgabe schließet:

Land, Land, Land! welches ehemals vereinigten Kriegsheeren widerstehen konnte, und sich jezt nicht einmal gegen ein kleines Ungeziefer vertheidigen kann, lerne deine Ohnmacht eins sehen! Erkenne deine Abhängigkeit von Gott und schreibe_es seiner unverdienten Güte zu, daß diese Plage jesund aufgehört hat. Wenn sie nur noch ein Jahr angehalten hätte, würden nicht fast die mehrsten Einwohner von ihren Höfen getrieben sein? Unser Dank, unsre Freude müssen dem Dank und der Freude gleich kommen, als wenn ein feindliches Heer, das uns lange Zeit ängstigte und fast zur Hungersnoth zwang, unfre Gränzen verlassen hätte. Sonst beschämten uns die Heiden selbst. Die richteten ehemals, als ihre Feinde durch ein gleiches Uebel ganz zu Grunde gerichtet worden, in einem Tempel eine Bildsäule auf, die eine Mans in der Hand hielt, und legten derselben diese Worte in den Mund (von Herodot in Euterpe erzählt): SCHAUE MICH AN UND FUERCHTE GOTT!

Sprachliches angehängt. Hof, Höfe, Hufe, Hufen, sind sie in der Wortableitung gleich? Hof heißt in Dithmarschen zugleich Garten, Kohlhof. Jcht giebt es in Dithmarschen nur kleine und große Höfe, Hufen, eine Landstelle von nur 10, 12 Morgen wird schwerlich Jemand einen Hof, einen Hof Landes nennen. Eine halbe, viertel, achtel Hufe u. f. w. im Bruch. Welches mag im Lande der größte Hufentheilungsbruch sein?

Auf Fehmern hat sich der Ausdruck Hufe erhalten in der Bedeutung: zwei oder mehrere Ackerbeete. Morgen, verschieden im Lande nach dem Maß, altdeutsch: Morgan, einfriedigen, beschränken, morganatische Ehe. Tonne, Scheffel, Heidscheffel in Angeln, von Hedebye, Schleswig, alfo Stadtscheffel, engl. bushel Byffepel, Wispel, abgek. von Wikskepel, Wik ist Stadt. Krug Landes, Krug, auch in Holstein, daselbst aber, was hervortritt aus einer Waldung oder Niederung und als Ackerland dienet. Toft, Ornum, Fenne, Festebesiber, Bonde, (der Boende, Wohnende), Bohlsmann, Bauer, der eine pur, ein Haus, hat, (Vogelbauer, Nachbar nahkapur, Joh. 9, 7) Käthner, der eine casa, Hütte, hat, wie man in Gegenden hört Käsel oder kleines Haus, Edelmann, der ein Gut, ein Erbgut, odel, odil, hat, (Kleinod), Bürger wird nicht erklärt, Hausmann, Lanfte, Bödner, Juste zc.

158. Die Cholera..

Sei es keinem Leser befremdend, in diesem Buch' auch die Cholera einen Platz einnehmen zu sehen. Wenn von irgend einem Ereigniß, das ein Menschenwerk ist oder eine Gottesschickung, unser Land beweget worden, das ganze Land, durchaus alle Bewohner vom vornehmsten bis zum geringsten, und so tief beweget, daß dasselbe während einer nicht kurzen Zeit sich zur herrschenden Rede nicht nur sondern auch zum herrschenden Gedanken gemacht hat, so muß die Cholera genennet werden, diese hat, und in einer noch nahe zu heißenden Zeit, in den Jahren 1831 und 32 unser Land dergestalt beweget. Die chronologische Sammlung der Verordnungen läffet, laut Note S. 88, 1831 alle seit der ersten wegen dieser Krankheit vom 19. Juni 1831 erlassenen von der Kanzelei, von den Obergerichten, von dem Sanitätscollegio, von der Centralcommission ausgegangene Verfügungen mit Inbegriff dieser ersten selber weg (die Eine nur vom 7. Aug. 1832 hat einen Plaz bekommen): anders aber steht das Ereigniß vor den Augen der Redaction dieses Lesebuchs, diese meint nicht, daß es dem Buch fehlen darf, sie kann es nicht unterdrücken, läßt es drucken, möchte recht lebhaft es vorführen zu einem heilsamen Gedächtniß.

Werde zuerst die Bewegung äußerlich angesehu. Es wurde ein militärischer Cordon an den südlichen und östlichen Gränzen Holsteins gezogen, es wurde eine Centralcommission eingeseßt, es wurden in jeder Stadt und in jedem Kirchspiele Gesundheitscommissionen angeordnet, es wurde eintretenden Falles die strengste Absperrung, wie auch die Schließung der

Kirchen und Schulen anbefohlen, es mußten Medicinalien und Utensilien und Hospitäler in jeder Commüne in Bereitschaft gehalten und amtliche Untersuchungen angestellt werden, um zuzusehn hiernach wie auch, ob in Jemandes und in wessen Hause sich fände, was die Luft verdürbe, es wurden für einzelne dem Kirchspielskirchhof entfernt liegende Dörfer besondere Kirchhöfe ausgewiesen, die an der Cholera Gestorbenen sollten vier Ellen tief begraben werden, eine Küstenbewachung wurde eingerichtet, Quarantaine bestimmt, Vorschrift gegeben, was zum Behuf der Desinfection von Personen und Effecten wahrzunehmen sei. Als aber in Hamburg den 8ten Oct. 31 die Cholera ausbrach und Hannover gleichwie andre Staaten in Abhaltungsmaßregeln nächließen, da wurde nach Befehl vom 15. Oct. 31 der Cordon bis hinter die Eider und den Canal zurück verlegt, als Holstein doch nicht mehr schüßen könnend. In der durch die Centralcommission beschafften Bekanntmachung dieses Königl. Befehls heißt es mit frommen Worten: "Da Alles geschehen sei, was die zu Gebore stehenden Mittel anzuwenden verstattet hätten, so würden die Einwohner der Herzogthümer den unerforschlichen Rathschlüssen Gottes mit desto größerer Zuversicht in Demuth sich unterwerfen, wenn auch wir von dieser Krankheit nicht verschont bleiben sollten."Der hinter der Eider und dem Canal gezogene Sanitäts - Cordon wurde nach Rescript vom 2ten Dec. den 7ten Dec. wieder aufgehoben.

Die ersten Tage und Wochen nach der Zurückziehung des Cordons von Hamburg möchten wol die traurigsten unter den traurigen zu nennen sein. Denn mit den Truppen zugleich und an Stellen noch diesen voraus kamen Händler und Handelnde und Andre aus Hamburg und von andern Dertern, da die Cholera war, in und über Holstein. Um diese Zeit haben gewiß nur Wenige im Lande gedacht, daß die Cholera nicht nach Holstein auch und über Holstein käme ehester Lags. Zu dieser Zeit ist von Manchem ein Cordon gezogen vor seinem seitherigen Leben, daß er sprach: So, nun nicht weiter! Da sind von Manchem Maßregeln genommen, sein Haus zu bestellen auf den Fall, daß ihn die tödtliche Krankheit ergriffe, und sich droben auch das Haus zu bestellen hat gewiß Mancher gedacht, in dessen Seel ein solcher Gedanke bisher selten gewesen war oder noch niemals, die Kirchen wurden besser besucht, das heilige Abendmahl, wie

bemerkt worden, von Mehrern begehrt, das öffentliche Lebert wies sich gehaltener und das häusliche hat gewiß in vielen Familien sich anders gestaltet, indem ja Keiner wußte, wie lange er noch bei den Seinigen bliebe oder bei ihm die Seis nigen blieben, denn das hörte man ja und bekam es zu lesen, welche Risse gemacht worden, gemacht würden überall, dahin fie kam, und sie kam so wenig vorher angemeldet.

Ihren langen Weg hatte die Cholera genommen, von Ostindien her. Im Mai 1817 daselbst zu Noddia in Bens galen als eine neue Erscheinung auftretend, durch mehrere dortige Derter gehend, nahm sie vom August desf. I. an in Dschissore, daselbst von einem englischen Arzt zuerst beobachtet, binnen wenigen Wochen 6000 Menschen weg. Im März 1818 starben in Jubbulpur, Provinz Nagpur, in dem englischen Heere daselbst von 90,000 Mann binnen 12 Tagen 8 bis 9000. Von 1817 bis 19 sind nach Schäßung allein in Indien 3 Millionen weggerafft. Sie ging in Asien umher, östlich bis auf die Insel Manila, kam nach Rußland, kam an die Weichsel, in die Ostseeprovinzen, im Mai 1831 nach Riga, 40,000 Einwohner, vom 21sten Mai bis 23sten Juli 4782 Erkrankte daselbst, von welchen 1890 starben, nach Stettin Aug. 25. dess. I., 24,300 Einw., 366 Erkrankte, 250 Gestorbene, nach Berlin Aug. 31., damals 250,000 Ew., bis Jan. 18322269 Erkrankte, 1423 Gestorbene, nach Hamburg Oct. 8. (wie in H. u. W. Dithm. Chronik gelesen wird, nach einer andern Nachricht Sept. 7.) zugleich in mehrern Stadttheilen, 100,000 Einw., am 20. Dec. zählte man 900 Erkrankte, 478 Gestorbene. Früher, zu gleicher Zeit und später hat die Cholera sich anderswohin gewendet, nach allen Ländern Europa's, auch nach Amerika. Sie ist an Stellen mehr als Einmal aufgetreten, hat an Tagen nachgelassen, dann sich wieder in der früheren Heftigkeit gezeigt, doch im Ganzen allmäliges Zunehmen und allmäliges Abnehmen ges wiesen, bald sich nach der Jahrszeit, nach Wärme und Kälte gerichtet, bald wieder gar nicht, ist bald ansteckend offenbar gewesen, bald durchaus nicht ansteckend, hat an Stellen gar keinen Unterschied zwischen Menschen gemacht, eben wie bei ihrem ersten Auftreten in Indien, da aus einer Stadt, in welcher zu einer gewissen Zeit wöchentlich um 200 starben, geschrieben steht: Šie verschonte keinen Menschen, keine Constitution, keine Nation, kein Alter, kein Geschlecht, keinen

Stand, -an Stellen doch Unterschiede, wie z. B. aus Riga geschrieben ist: im Anfang schien es mehr Männer als Weiber, später umgekehrt, und Kinder selbst zarten Alters erlagen der Seuche gleichfalls, immer jedoch nur selten. Verschieden, sehr verschieden ist in verschiedenen Ländern und Städten die Macht der Cholera gewesen; von Riga lesen wir dieß gesezte Verhältniß! Es erkrankten von 12 beinah 1, es starben von 30 beinah 1, es genasen von 5 über 3.

Was ists denn eigentlich für eine Krankheit gewesen? welche Symptome und Formen hat sie gehabt? Man trägt Bedenken in diesem Buch auf diese Frage zu antworten und läßt es aus unschwer zu errathenden Gründen genug sein an dieser Antwort: Erbrechen und Durchfall mit Wadenkrampf, schneller Entkräftung, schnellem Versinken des Gesichts, der Augen, eintretender Angst oder Gleichgültigkeit, — das und Anderes, auch da sich es beisammen findet, ist noch immer keine asiatische Cholera, bei dieser findet sich das Genennete freilich auch, allein bei ihr noch mehr als was genennet worden. Denn, was genennet worden, das hat man früher ges habt und hat man später gehabt, und es ist nicht die furchtbare Cholera gewesen. Das Wort ist zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern Chole, die Galle, und reein fließen.

Dagegen, und das werde dieses Aufsages Schluß, rufen wir ins Land hinein: Du geschüßtes und bewahrtes Land dein Bewahrer ist der gezogene Cordon nicht gewesen und dein Schuß ist nimmer gewesen, was alles verordnet worden und gethan, um die Cholera von dir und deinen Bewohnern abzuhalten, gieb die Ehre Gott, deinem gnädigen Gott, denn gethan hat es seine Hand. Wilster, du Städtlein mit deis nen drittehalb Laufend, du allein hast nach seinem Rathschluß Opfer hergeben müssen, 120 an der Zahl in 4 Juniwochen, und hast am zweiten Pfingsttag 1832 begraben_lassen auf Einmal 13. Ist noch in einem und andern Hause ein trau= riges Andenken geblieben? Gott wird auch diejenige Thräne trocknen, die noch fällt. Aber das ganze Land sei dankbar auf Kindeskinder und achte diese Bewährung vor der Cholera als ein gesehenes Wunder des Höchsten.

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