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159. Der schwarze Tod.

Die Mitte des 14ten Jahrhunderts war eine der leidenvollsten Zeiten in der Geschichte unsres Welttheils. Große Nässe, große Dürre, schwere Stürme, hohe Wasserfluten, Theurung und bittrer Hunger, die Flagellantenzüge, der schwarze Lod, die größte Judenverfolgung, die Unwissenheit des Volks aufs Höchste, alles das auf einmal in Europa. Das ergrei fendste Unglück war der schwarze Tod, welcher im Jahre 1349 unter Sturm und Erdbeben bei uns seinen Einzug hielt, um sein dreijähriges Fest zu feiern. Er fraß Europa leer, und nie, seitdem die Sonne am Himmel saß, war ein ärgerer Lebensfeind auf Erden gewesen. Niemand ging auf den Landstraßen, Niemand auf dem Felde, Niemand im Dorf, Niemand in der Stadt, nur die Todtenbahren und Leichenwagen gingen ihre einsamen Wege. Alles Werk stand und alle Werkzeuge ruhten, Pflug und Sense verrosteten, die Kornfelder blieben ungemäht und die Stoppelfelder ungewendet, die Schiffe lagen abgetakelt und kein Seemann war am Hafen, und welche auf der See waren, verloren zum Theil oder ganz ihre Mannschaft, ein leergestorbenes brachte die Pest nach Norwegen, was lebte, faß verborgen, gleich dem geängstigten Wild in der Höhle, Gesetz und Obrigkeit hatten aufgehört, Mitleid war in Furcht verwandelt, Eltern, Kinder, Brüder, Schwes stern, Verwandte, Freunde, alle flohen und verließen einander in der Noth, kein Gottesdienst und keine Feier, der schwarze Tod allein hielt seinen Feiertag.

"Im Jahre 1345", so erzählt Neocorus nach Carsten Schröder, regnete es Feuer vom Himmel über dem Meer wie Schneewolken, das war so higig und sengend, daß es Holz und Stein verzehrte, und alle Leute, die den Rauch sahen, lebten nur einen halben Tag, und alles Volk auf dem Meere starb." Jezt machte sich der Würgengel auf an der andern Seite der Erde, der schrecklichste, der je durch die Welt gewandert war, sein Weg, in grader Richtung anderthalb tausend Meilen weit, ging von der äußersten Hiße bis zum äußersten Frost, von den Hindus am Aequator bis zu den Eskimos an den Eisbergen. Er eilte wie die Morgenröthe nach Europa hin, um viele Millionen Menschen und wo möglich alle zu vertilgen. Von Apulien aus, wohin er übers Meer gekommen, betrat er im Jahre 1348 unsern Welttheil

und flog dann seitwärts hierhin und dorthin, so schleunig wie ein Bogenpfeil, wenigstens 4 Jahre lang, durch alle Länder. Er blies die Menschen an, da brannte ihr Ingeweid wie Kohlenglut, und Mund und Lippen wurden wie Ruß, die Augen bezogen sich, und der Körper ward schwarzblau wie eine Blutblase. Er hieß der schwarze Tod, der blaue Tod, der große Tod, die große Sterblichkeit, die erste Pest, die Darmpest. In Südeuropa begann sein Gift mit Beulen unter den Fingern oder an verborgenen Theilen des Körpers, die sich bald in dunkelblauen Flecken, Symptomen des Todes, über die andern Theile des Körpers verbreiteten. 1348 war feine Spur vielleicht auch schon in Deutschland, 1350 aber seine Macht am stärksten, was auch der Vers in der Osnabrücker Chronik andeutet: M & ter C & L do schloch de Doet de Lude fill schnell. Schon 1349 war er in Bremen und zwar so verheerend, daß der Erzgraf Mauricius von Oldenburg auf seinem Feldzug gegen die Stadt umkehrte. Nach der Magdeburger Chronik starben unzählige Menschen zu Magdeburg. Der schwarze Tod machte viele Klöster leer, nach der Marienthaler Chronik blieben zu Marienthal nur 5 am Leben, vielleicht starben auch in unsern Herzogthümeru ganze Strecken aus. Zu Paderborn wurden wegen der übergroßen Menge der Sterbenden und des Mangels an Trägern die Leichen in Lastwagen und Karren nach den Kirchhöfen gebracht, und Viele, die aus Angst zwischen den Gräbern wankten, ließen sich lebendig begraben. Nach Johannes Schiphowers Chronik starben von der Augustiner Eremitenzunft in 3 Jahren allein 5000. Brüder an dieser Pest, von 1000 Menschen blieben kaum 10 übrig, und sehr viele Orte wurz den gänzlich öde." Vorsicht war vergeblich, Aerzte nuglos, die Häuser starben leer, die Familien und Geschlechter gingen zu Ende, die Erben fehlten, die Hausthiere standen verLassen, draußen und daheim, die Felder blieben unbebaut, cin Mensch konnte den andern nicht begraben, Kinder flohen die Leichen ihrer Eltern, Europa war ein Kirchhof und Gräbermachen das gewöhnlichste Geschäft geworden. Auf der äußer sten Insel der dänischen Friesen ist eine Sage vorhanden, daß Mancher, wenn er durchs Dorf ging, todt niederfiel, und daß kein Nachbar das Haus des andern betrat, ja oft schon durch den Dunst aus den Hausthüren angesteckt ward und sein Haus nicht wieder erreichte. Jeter zitterte, den schwarzen Leichnam

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anzufaffen, um ihn anzuziehen und in sein Grab zu bringen. Keine Zeit und keine Geschichte hatte je von einer solchen Seuche gehört, Nordeuropa ward am ärgsten heimgesucht, und obgleich im heißen Erdstrich unter der brennenden Sonne erzeugt, betrat dennoch der schwarze Lod mit derselben Fruchtbarkeit die Schnee- und Eissteppen von Island und Gale Hamces. Dort soll der 3te, in unsern Ländern der 4te und 5te Theil der Bewohner nachgeblieben, in Lübeck sollen über 9000, ja fogar von einer Vesper zur andern 1500 oder wie Andre meinen 2500 Menschen gestorben sein. Die Rasteder Chronik erzählt, daß in dem Städtchen Oldenburg im Amerlande 700 Menschen an der Darmpest starben. Und nicht nur hier, fährt der Chronist fort, wüthete sie, sondern in ganz Amerland und Rüstringen, und kam von da nach Bremen. Ringsumher und in den Ländern überall starben nicht allein die Leute aus dem Volk, sondern auch die Nonnen und die Priester." Neocorus theilt uns aus der Eiderstedter Ehronik mit, dat in diffem Lande de 4 Minsche kum levendich gebleven.“

160. Der Brand in Hamburg vom 5ten bis Sten Mai 1842.

Auch in unserm Lande haben mehrere Flecken und Städte große Brände erlitten, Heide z. B. ihrer einige, Wesselburen ft 1736 ganz, Oldesloe 1798 bis auf ein Viertheil, Neustadt 1817 bis auf die Kirche und wenige Häuser abgebrannt, von Altona ist die völlige durch den schwedischen General Steenbock 1713 am 8ten Jan. angedrohte und ausgeführte Einäscherung historisch geworden. Des Grausamen Wort an die flehenden Deputirten lautete: Ehe dieß vor mir stehende Licht abgepugt wird, sollen mir 100,000 Rthlr. gegeben werden oder ich lasse die Glocken läuten, die Trompeten blasen und die Pauken schlagen, wenn man das höret, so nehme sich ein Jeder in Acht, und wenn das Feuer anfängt, so bleibe von den Straßen, wer nicht erschossen oder erstochen werden will. Soviel konnten die Altonaer nicht geben, und was gedrohet, wurde ausgeführt, außer der lutherischen und reformirten Kirche blieben keine dreizig Häuser stehen. Diese Brände haben ihres Orts zu ihrer Zeit auch Schaden und Schrecken gebracht und das Leiden dieser Derter ist ihren Nahen auch tief zu

Herzen gegangen. Aber Hamburgs Brand, welcher andre

so wie der!

Dieser Brand wird also erzählt. Es war in der Nacht gegen 1 Uhr vom 4ten auf den 5ten Mai, den Himmelfahrtstag, als die Bewohner Hamburgs durch den Feuerruf, wie er gewöhnlich lautet, vom Schlaf geweckt wurden. Die Feuerglocke schlug an, die Wächter riefen Feuer, die Wachtposten schoffen, und bald war die Nachricht verbreitet, daß in der Deichstraße das Feuer ausgebrochen sei. Doch Niemand dachte an eine größre Gefahr, da die Hamburger weit und breit berühmten, äußerst vortrefflichen Löschanstalten selten mehr als einige Häuser dem Feuer überlassen. Allein dießmal nicht so, denn schon gegen 10 Uhr Morgens lagen in der genannten Straße nicht bloß sondern in zweien andern Straßen mehrere Häuser in Asche und das Feuer breitete sich immer weiter aus. Es kamen Löschanstalten aus der Nachbarschaft, aber auch diese verbunden mit den größten Anstrengungen der eignen richteten Nichts wider die furchtbar groß gewordene Macht ans. Unglücklicherweise hatte schon seit längerer Zeit eine anhaltende Dürre die Häuser ausgetrocknet, hierzu kam, daß auch die Flethe fast leer an Wasser waren und das wenige, was sie enthielten und in die Sprißen genommen wurde, war noch mit dem vielen hineingelassenen Del, Sprit und andern brennbaren Flüssigkeiten gemenget, was dem Feuer nur eine neue Nahrung gab. Um 1 Uhr war die Nicolaikirche erreicht, die rothen und grünen Flammen des Thurms loderten hoch über die Spize empor, am Nachmittag stürzte er theils in sich zusammen, theils auf das Kirchendach und auf schon niedergebrannte Häuser. In diese Kirche als an einen vermeintlich sichern Ort waren sehr viele Sachen getragen, wie nun das Schiff derselben zu brennen anfing, so verbreitete das eine solche Glut, daß an Rettung der untenstehenden Gebäude gar nicht mehr zu denken war. Die flüchtigen Bewohner stürzten in der höchsten Todesangst nach allen Seiten, aber auch gehemmt von allen Seiten durch aufgehäufte Effecten, neben schwankenden Häusern, unter einem furchtbaren Feuers regen, zwischen Kanonen, welche durch die Straßen gezogen wurden, um noch nicht ergriffene Häuser niederzuschießen und Lücken zu machen. Vornehme Leute und selbst Damen zogen Handwagen, um Gerettetes fortzuschaffen, standen sogar mit an den Sprigen, um die ermüdete Mannschaft zu unterstüßen.

Angst und Verwirrung hatten- allen Unterschied zwischen Menschen aufgelöst.

Doch was versuchen wir eine Beschreibung des Unbe schreiblichen! Es wütheten die Flammen fortwährend und wuchsen in ihrer Macht mit jeder Stunde, denn auch der Wind war ihr Geselle in der Zerstörung. So fehlte es auch an Menschen nicht, welche einbrachen, wegnahmen, zerschlugen und in andrer Weise den traurigen Beleg gaben von eiz nem wilden Thier, das sich in dem Menschen findet und wird unter Umständen los. Teufel ebenfalls, meinte man, fänden sich und wären losgelassen, Menschen nämlich, welche mit versteckten Pechkränzen umhergingen und zündeten Häuser an, allein dieß hat sich nach untersuchter Sache doch nicht gewiesen.

Das Feuer brannte, unaufgehalten durch Spriten und Sprengungen bis in die Nacht auf den 8ten, nur dayn und wann gelang es der Menschenmacht, ein Gebäude zu retten. Am Freitagabend wurde das große Eimbecksche Haus ergriffen, dadurch eine Feuersäule entstanden ist, die bis in die Nordsee hineingeleuchtet hat, wie denn das Feuer auf 7, 8 Meilen weit gesehen worden ist und selbst angebrannte Pas piere, seidne Stoffe, Tapetenstücke soweit vom Winde getragen sind. Jest stand auch die Petrikirche in Gefahr. Vergebens schmetterte eine Batterie Zwölfpfünder mehrere Häuser nieder, um diese erhabene Pyramide, die älteste Zierde Hamburgs zu retten, 9 Uhr schlug es am Sonnabendmorgen zum legten Male vom Petrithurm nach voraufgegangenem Glockenspiel, der Thurm brannte, stand als eine Fackel da, lösete sich ab und schlug nach unten gekehrt mit der Spige in die Erde 12 Fuß tief. Bis in die Nacht zwischen Sonnabend und Sonntag ging das Feuer bald in dieser bald in jener Nichtung, der Sturm trieb die Flammen besonders nach der Vorstadt St. Georg, um welche es würde geschehen sein, wenn das Magdalenenkloster, welches sich schon entzünden wollte, nicht wäre geschüßt worden, - bis sich Gott erbarmte und sprach am Sonntagmorgen: Nur soviel und mehr nicht. Am Sonntagnachmittag stellte sich die tiefste Ruhe ein, eine Proclamation des Raths rief um 2 Uhr den Bewohnern zu: Gott mit uns.

Abgebrannt oder zerstört sind 71 Straßen und öffentliche Plätze, 120 Gänge mit ihren Höfen, 1992 Häuser, 1716 Säle, 498 Buden, 468 Keller, 21,521 Einwohner, Kinder

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