Imágenes de páginas
PDF
EPUB

bald Kirchenbauten an den verschiedensten Orten des Landes, Laufen des Königs, mehrerer Großen und vielen Volks einen schnellen Sieg des Christenthums in Schweden bezeichnen. Kaum zurückgekehrt aus Schweden vernahm Anschar, daß nach einem blutigen Bürgerkriege der Sieger Erich der Jüngere die Kirche in Haddeby habe schließen lassen, worauf der Priester entflohen sei und die Gläubigen in großer Angst sich verborgen hielten; noch einmal machte Anschar sich auf und erwarb bei seinem Besuch in Haddeby so sehr des Königs Vertrauen, daß der Gottesdienst wieder hergestellt und eine neue Kirche in Ripen erbauet werden konnte.

Dann endlich begab Anschar sich zu Ruhe, deren er förperlich und geistig bedurfte, seine Kräfte waren nämlich durch große Enthaltsamkeit und Strenge gegen seinen Leib sehr geschwächter trug stets ein härnes Gewand auf bloßem Leibe und nährte sich färglich mit Brod und Wasser. Die Gründung noch mehrerer Klöster, Missionsschulen und Hospitäler für Arme und Reisende, die Verbindung mit seinem weit ausgebreiteten Kirchensprengel durch Abgesandte und Briefe bezeichnet den Abend seines Lebens; nicht weit von Bremen ließ er sich eine Celle bauen, wo er dann und wann von seinen Arbeiten ruhte und die Mußestunden dem Gebet und der frommen Betrachtung widmete; die größte Freude seines Alters war es auch, daß es ihm durch dringende Ermahnungen, worauf seine cifrige Fürbitte sich hinwandte, gelang, in Holstein die Fesseln derer zu lösen, die von ihren christlichen Herren als Kriegsgefangene in harter Sclaverei gehalten zu werden pflegten. Im 64sten Lebensjahre erkrankte er, und nun quälte ihn die Vorstellung, er habe im Dienste seines Herrn nicht genug gethan und sei daher der versprochenen Märtyrerkrone nicht würdig befunden. Seine Freunde konnten ihn nicht trösten, da glaubte er in seiner großen Herzensangst bei der Feier der Messe eine Stimme zu hören, er solle nicht an Gottes Verheißung zweifeln, gebauet auf die ewige Gnade könne sie von Menschen nicht umgestoßen werden. War doch sein ganzes Leben ein Märtyrerthum gewesen, so durfte der müde Streiter sich wol freuen im Vertrauen auf die Gnade, die er Andern stets verkündet hatte, nun auch selber einzugehen zu seines Herrn Freude. Theilnehmende Freunde umstanden sein Krankenbett, an die er Worte des Trostes und der Ermunterung für die Mission richtete; ruhte dagegen das Gespräch,

so ließ er seine Seele Ruhe in Gott finden, indem er unter stillem Danken und Bitten die Herrlichkeit vor sein geistiges Auge rief, die nun bald an ihm öffenbar werden sollte. Der Festtag der Maria erschien, auf den Anschar sich lange schon gefreuet hatte, er ließ Kerzen vor den Altären, die dem Andenken der Maria, des Petrus und Johannes geweiht waren, anzünden, für die Geistlichen und Armen ein Maht bereiten, und er selbst ermahnte die Versammelten zur Treue im Dienste des Herrn und auf seine Anordnung ward der festliche Lag durch Gesang von Psalmen, durch Recitation des Glaubensbekenntnisses so wie durch Anstimmung des Ambrosianischen Lobgesangs beschlossen. Am andern Morgen nahm er das heilige Abendmahl, betete mit seinen Freunden, und so lange er sprechen konnte, waren seine Lieblingssprüche (Gott sei mir Sünder gnädig zc. Gedenke Herr an deine Barmherzigkeit 2c. Luc. 18, 13. Pf. 25, 6. u. a. m.) auf seinen Lippen, dann bat er die Brüder, mit Beten fortzufahren, und den Blick unverrückt gen Himmel gerichtet befahl er seinen Geist in Gottes Hände und verschied. (865 den 3ten Februar.)

176. Vicelin.

Die auf den Anschar folgenden Bischöfe seßten sein Werk durch Absendung von Predigern fort nnd einige gingen auch selbst über die Elbe, um die gegründeten Gemeinden zu stärfen und das Kirchenwesen zu ordnen. Als es aber gegen das Jahr 900 dem dänischen Oberkönige zu Leire, Gorm dem Alten, gelang, sich alle Unterkönige zu unterwerfen, drohte den Christen ein Sturm von dem noch heidnischen Norden; der König war ein eifriger Anhänger der Religion seiner Väter und wandte Ueberredung und Gewalt an, sie überall in seinem Reiche wieder herzustellen. Er ließ, so wie er das Land bis zur Schlei unterworfen hatte, viele Kirchen niederbrennen, die umgestürzten Altäre der nordischen Götter wieder aufrichten und die abgehauenen Haine von Neuem anpflanzen, den Christen wurden alle gottesdienstliche Versammlungen untersagt und ihre Priester aus dem Lande vertrieben, ja die Geschichtschreiber aus jener Zeit berichten auch von grausamen Hinrichtungen derer, die von den Heiden ergriffen ihren Glauben treu und fest bekannten. Gorm würde wol noch härter verfahren sein, wenn seine geliebte Gemahlin Thyra Dannebod

wo nicht selbst eine Christin so doch Freundin des christlichen Gottesdienstes nicht den Zorn des Königs durch sanfte Fürbitte zu beschwichtigen gewußt hätte. Als der König seine Verfolgung auch auf Holstein ausdehnte, leistete der deuts sche Kaiser Heinrich der Vogler ihm kräftigen Widerstand, und legte zwischen der Kieler Bucht, der Schlei und der Eider die Markgrafschaft Schleswig an, indem dem Markgrafen Beides aufgetragen ward, Bewachung der Gränze und Förderung des Christenthums (931), und nach dem Frieden zwischen Deutschland und Dänemark gelang es dem Bischof Unni, auch Unno, von Bremen, den harten Sinn des Dänenkönigs dahin zu beugen, daß er den Boten des Evangeliums verstattete, dasselbe frei und ungehindert wieder zu verkündigen, und der Sohn und Nachfolger Gorms, Harald Blaatand, ward sogar selbst für das Christenthum gewonnen; aber die Laufe wollte er nicht und die Markgrafschaft Schleswig war ihm ein Dorn im Auge; als er daher den Kaiser Otto in Ungarn beschäftigt wußte, griff er Schleswig an, aber der Kaiser erschien plößlich mit seinen siegreichen Scharen und durchzog die Jütsche Halbinsel bis zum Lymfiord und Harald mußte sich sammt Weib und Kind taufen lassen (973); nun wurden die Bisthümer Schleswig, Aarhuus und Ripen gestiftet_und_bei jeder Kirche zugleich Schulen eingerichtet, in denen Geistliche für die Mission herangebildet wurden; damals geschah es denn auch, daß die ganze dänische Kirche dem Erzbischof von Hamburg und Bremen untergeordnet wurde. Haralds Sohn Sven, nach seinem Pathen Kaiser Otto Sven-Otto genannt, war ganz gleichgültig in Sachen der Religion, er sandte dem slavischen Gößen Svantevitt Geschenke und hörte die Messe, er trank aus den Bechern, die einstmalen dem Thor und Odin geweiht waren, zu Ehren des Heilands und des heiligen Michael, gab Geld her zur Erbauung christlicher Kirchen und gestattete, daß Opferblut auf den Altären der heidnischen Götter in den geheiligten Hainen dampfte. Erst unter Svens Sohn, Knut dem Großen, erhielt das Christenthum den vollständigen Sieg über das Heidenthum in Dänemark, indem besonders die eifrigen Priester, die er aus England mitbrachte, durch stetes Predigen an allen Orten das Volk__befehrten und den Gottesdienst anordneten (um das Jahr 1000 nach Christo).

Gering waren die heidnischen Angriffe Dänemarks auf

die Holsteinische Kirche gegen das, was die Christen daselbst von den heiðnischen Wenden im Osten des Landes zu erleiden hatten, die in steter Verbindung mit ihren heidnischen Brüdern in Meklenburg und Pommern blieben. Wot hatte Kaiser Otto I. drei Bisthümer Oldenburg, Ratzeburg und Mettenburg eingerichtet, aber nur wenige der troßigen Wenden hatten sich zum Schein taufen lassen, und neben dem Gesang in den christlichen Kirchen hörte man übertönend laut das Lustgeschrei der Heiden, die ihren Göhen Opfer darbrachten in den Hainen. Die Duldung des Christenthums war nur erzwungen, bald erhoben sich die Wenden, vernichteten die Kirchen und erschlugen die Priester in ihrem Lande, und damit nicht zufrieden durchzogen sie plündernd und raubend den übrigen westlichen, meistentheils von Sachsen bewohnten Theil Holsteins; sie äscherten Hamburg ein 1013, brannten die Kirchen nieder, auf die sie stießen, marterten die Priester unter fchrecklichen Qualen zu Tode und schleppten viele Christen'in die Gefangenschaft. Als ein Wendenfürst Gottschalk sich dem Christenthum zuwandte, ward bald der Friede hergestellt zwifchen den Sachsen in Holstein und den Wenden in Wagrien Eso hieß der Osten von dem jeßigen Holstein). Die Kirchen wurden wieder aufgebaut, Klöster angelegt und Priester ins Land gerufen, das Volk zu unterrichten. Aber durch solchen Eifer entfremdete Gottschalk sich den Sinn seines Volks, es erfolgte ein Aufstand, wobei alles, was eben wieder aufblühte, aufs Neue zertreten ward; z. B. wird berichtet, wie der heilige Asverus, aus Schleswig gebürtig, mit 28 Mönchen vor dem Kloster Raßeburg, dessen Abt er war, gesteinigt und das ganze Land dergestalt von den Heiden verheert ward, daß über 80 Jahre lang kein Bischof nach dem Bisthum Oldenburg sich hinwagte, ja die Wenden plünderten wieder die reis chen Städte Hamburg und Schleswig, erschlugen viele Christen, führten noch mehrere als Gefangene fort und ließen an den Kirchen ihre Wuth aus, indem sie bei ihren eiligen Zügen wenigstens die Crucifire verstümmelten; damals verließen 600 Holsteinische Familien ihr unglückliches Vaterland und siedelten sich am Harz an; Kruko hieß der Wendenfürst, unter dessen Anführung hauptsächlich diese Gräuel ausgeführt wurden; er ward von einem Sohne jenes Gottschalks, Heinrich, ermordet 1105, der wenigstens das für das Christenthum that, daß er die Predigt in seiner Residenz Lübeck verstattete, und dem

christlichen Kämpfer, dessen Name neben dem des Anschar genannt zu werden verdient, dem heiligen Vicelin erlaubte, das saure Werk der Mission auf dem harten Boden des Wendenlandes zu versuchen. Die Holsteinischen Grafen aus dem Hause Schaumburg Adolph I. und Adolph II., denen Nordalbingien von den sächsischen Herzögen zur Verwaltung übergeben war, waren aufs eifrigste für die Ausbreitung des Evangeliums besorgt und zwar nicht allein in Dithmarschen, Stormarn und dem eigentlichen Holstein, sondern sie wandten ihre Blicke auch auf Wagrien, so daß bei den noch immer wiederkehrenden Aufständen der heidnischen Wagrier Vicelin wenigstens mit einiger Sicherheit sich an die Holsteinischen Grafen wenden durfte, wenngleich bei seinem Unternehmen das Vertrauen auf eines andern Herrn Schuß es doch war, was ihm den Muth gab, jeder Gefahr zu troßen. Aus Sachsen gebürtig und geistlich erzogen ward Vicelin nach mancherlei Schicksalen als Rector bei der Domschule in Bremen angestellt, hatte sich dann in Paris, dem Hauptsitz der damaligen Theologie, weiter ausgebildet, und zum Priester geweiht brannte er, das Evangelium den Heiden zu bringen. Er predigte anfangs unter dem Schutz des Wendenfürsten Heinrich in Lübeck und als er nach dessen Lode einst den Bremischen Bischof auf einer Visitationsreise nach Meldorf begleitete, erschienen dort Abgesandte aus Faldera, um einen Priester zu bitten, der tüchtig wäre, dem bei ihnen in Verfall gerathenen Kirchenwesen wieder aufzuhelfen. Der Erzbischof stellte ihnen Vicelin vor - und dieser fand kein Bedenken, mit den Abgeordneten nach Faldera zu reisen. Angekommen daselbst begann er in einer vermuthlich noch aus den Zeiten Anschars stammenden zerfallenen hölzernen Capelle zu predigen und zwar wird erwähnt, daß er die Vergebung der Sünden, die Auferstehung der Todten so wie die Macht des einigen Gottes insbesondere hervorgehoben habe. Bald berief er einige Mönche und errichtete mit ihnen ein Kloster, das er zum Unterschied von dem bereits vorhandenen bei Ihehoe, der cella Vellana, Neo monasterium nannte, d. h. Neumünster, während jenes schlechtweg Münster hieß, woraus der Name des jeßigen Dorfs "Münsterdorf" entstanden ist. Von seinem Kloster aus besuchte Vicelin die verschiedensten Kirchen des Landes, so z. B. berichtet die Sage, daß er in Stellau gepredigt habe; so gelang es ihm nun wieder zu beleben, was an manchen Orten seit der Zeit des

« AnteriorContinuar »