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Universität zu Wittenberg, begann, zufällig veranlaßt im Jahr 1517 (den 31. Oct.), die falschen Lehrer und ausgearteten Geistlichen anzugreifen mit heiliger Schrift, altem Glauben und gesunder Vernunft, er, zu Anfang ganz allein. Der Kampf vermehrte seine Kraft, die drohende Gefahr weihete ihn zu dem hohen Berufe. Seines Lebens werth achtete er Christum und die Kirche wohl, wenn er es nur werth wäre für sie zu sterben. Solche Begeisterung thut Dinge und sammlet die Anhänger. 1521 (den 18. April) ging Münchlein einen sauren Gang, ihm nicht sauer, in die Reichsversammlung zu Worms, vor den Kaiser, die Churfürsten und viele andre Fürsten, vor den päpstlichen Gesandten und viele tausend Menschen, um seiner Lehre willen, daß er sie widerrufen sollte. Aber er legte ein freies, rundes Bekenntniß ab, das weder Hörner noch Zähne hatte, und schloß also: Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Der Bann war gesprochen, die Acht *) wurde erklärt über ihn, vergeblich. Seine Anhänger wuchsen an Zahl, wuchsen an Muth, und erwarben sich im Jahr 1529 auf dem Reichstage zu Speyer den Namen, welcher wie Muth und Freiheit klingt, Protestanten: die durch keine Gewalt dahin gebracht werden, weder selbst zu lassen von erkannter Wahrheit, noch deren Ausbreitung Einhalt zu thun. Zum heiligen Bund und Bande unter sich wie an das reine Evangelium übergaben auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1530 (den 25. Juni) fünf Fürstenthümer und zwei Reichsstädte, denen in eben den Lagen noch mehrere beitraten, ein Glaubensbekenntniß, die Augsburgische Confession genannt, welche Schrift mit wenigen andern das Symbol d. h., die Lehre der lutherischen Kirche in Einigkeit und im Widerspruch mit andern Kirchen geworden ist.

Als äußerliche und am meisten auffallende Abweichungen der Kirche, von welcher wir ausgegangen sind, werden in der Confession angeführt und unter dem Namen Mißbräuche in den letzten Artikeln gerügt, vor Jahren in Reime gebracht, also: Art. 22. Das Nachtmahl wird halb ausgespendt,

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23. die Priestereh dazu geschändt,

24. man hält viel auf der Messe Land,

25. die Ohrenbeicht' wird hoch gespannt,

*) Acht, nicht von ahten, achten, sondern von ahtian, verfolgen.

Art. 26. das Fleischverbot ist auch dabei,
27. dazu die strenge Möncherei,
28. und der Präläten Tyrannei:

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Gottlob, daß wir davon sind frei!

Schnell war der Lauf des Lichts, und es ging, besonders den Norden zu erfreun. Schon in den Jahren zwanzig wurde das reine Evangelium in hiesigen Gegenden hin und wieder geprediget. Freilich, einige Menschen liebten die Finsterniß mehr denn das Licht; in Dithmarschen ward Heinrich von Zütphen Märtyrer, 1524 (den 10. Dec.) verbrannt ohne Recht und Gericht, durch Mönchswuth, Mönchslist und Volkstau*mel *). Dennoch war in diesem ganzen Lande das Werk vollendet im Jahre 1532 schon. Schwere Kriege sind geführet worden des Glaubens halber, und erst nach dem furchtbaren dreizigjährigen Kriege in dem Westphälischen Frieden 1648 erhielt mit Gottes Hülfe die lutherische Kirche in Deutschland-Ruhe und Rechte, einen festen politischen Stand. Geistlich aber steht sie auf den Leichnamen vieler tausend Erschlagener unsers Volks und ist geweihet durch die Wunden und Drangsale mehrerer Geschlechter: und sollte uns nicht heilig sein?

Allerdings ist Streit in der Kirche ein Unglück, aber der Friede darum nicht schlechterdings ein Glück. Vielmehr, es ist des göttlichen Wortes Art, Lauf und Glück, daß um seinetwillen Zwietracht und Uneinigkeit entstehe, sagt Lutherus, und ihm sei's die größte Lust und Freude zu sehen. Mit unfrer Kirchhe trennte sich zu gleicher Zeit auf ähnliche Weise, auf eigne Arbeit und Gefahr eine andre, die reformirte, und in beiden sind wieder entstanden besondere Secten. Gern zögen wir jede herüber, Eine Heerde zu werden mit uns und zu gehen auf Einer Weide, doch verachten wir keine und stören ihren Frieden nicht; - außer Eine Secte verabscheun wir, die, welche keiner Secte zugethan, wild umherläuft unter allen ohne Band des Glaubens und ohne Furcht Gottes, die Ungläubigen, und verfolgen sie mit dem Zorne der Tugend, mit dem heiligen Haffe der Menschenliebe.

Auf daß aber niemals wieder der weltliche Sinn fahre in die Geistlichen, oder, so er sich regte in einem und anderm

*) Henrick van Zütphen fien Saak, Arbeid, Liedn un Dod in Dithmarschen, beschrebin van Harms. Kiel, acad. Bookhandlunk, 1817.

zu bürgerlicher Gewalt oder geistlicher Willkür und Tyrannei (Hierarchie), daß ihm kräftiger Widerstand werde gethan und überhaupt Alles ordentlich zugehe in der Kirche: dazu haben unsre Fürsten, die ihren Völkern treu beistanden und halfen in der Reformation, die höchste Gewalt auch in allen kirchlichen Dingen, und Niemand ängstet sich dabei, denn kein Fürst, so lang er selbst in der Kirche ist, kann wollen über der Kirche sein.

179. Die Uebergabe der Augsburgischen Confeffion 1530.

So war denn endlich der 25. Junius, der Sonnabend nach Johannis, herangekommen. Es war einer der schönsten Lage der Christenheit. Sämmtliche Churfürsten und Stände verfügten sich Nachmittags drei Uhr auf des Bischofs von Augspurg Hof, wo der Kaiser wohnte und wo in der Capelle des Kaisers die Vorlesung der Confession geschehen sollte. Das Zimmer war auch so groß, daß 200 Personen bequem Plaß darin fanden; doch ließ der Kaiser alle abtreten, die nicht Fürsten oder Abgeordnete waren. Die beiden Chursächsischen Tanzlare, D. Brück und D. Bayer traten hierauf in die Mitte des Zimmers, jener das lateinische, dieser das deutsche Eremplar in der Hand haltend. Der deutsche Churfürst zu Sachsen aber wendete ein: sie wären auf deutschem Grund und Boden, hoffe demnach, Ihro Majestät würde auch die deutsche Sprache erlau ben. Der Kaiser bewilligte es. Der Canzler D. Brück hielt erst noch eine kurze Rede im Namen der protestirenden Stände und nun erfolgte die Vorlesung des Bekenntnisses durch den Canzler. D. Bayer. Die Vorlesung dauerte fast zwei Stun den; doch wurde mit Ernst und Stille zugehört. Der Chursächsische Canzler las so laut und vernehmlich, daß man auch im Schloßhof, wo eine große Menge Menschen versammelt war, alle Worte vernehmen konnte. Dergleichen zu hören hatte man nicht verhofft. Alle die falschen Vorstellungen, welche die Feinde des evangelischen Glaubens bisher über denselben zu verbreiten sich so betriebsam bemühet hatten, wur den jezt auf einmal widerlegt und ganz zu nichte. Man erstaunte, da man einen so bündigen, wohlgeordneten und richtigen Vortrag der reinen evangelischen Lehre, einen so trefflichen Inbegriff des ächten christlichen Glaubens vernahm. Durch die zu Augspurg anwesenden Gesandten und derselben

Berichte, wie auch durch die bald nachher erfolgten Uebersehungen der Confession in mehrere Sprachen konnten nun auch bei andern Nationen richtigere Begriffe über das Wesen des evangelischen Glaubens verbreitet und also der Same des Evangeliums auch in weitentlegene Länder ausgeworfen wer den. Jedermann mußte erkennen, daß die in diesem Bekenntniß enthaltene Lehre dem Inhalte der heiligen Schrift, der ächten Ueberlieferung der Kirche gemäß, kurz die wahrhaft katholische sei. Dieses ist, heißt es daher in dem Bekenntniß, da die Lehre abgehandelt war, und nur noch die Mißbräuche aufgezählt wurden, dieses ist fast die Summa der Lehre, welche in unsern Kirchen zu rechtem christlichen Unterricht und Trost der Gewissen, auch zu Besserung der Gläubigen geprediget und gelehret ist, wie wir denn unsre eigne Seele und Gewissen ja nicht gern wollten vor Gott mit Mißbrauch göttlichen Namens oder Worts in die höchste und größte Gefahr sehen oder auf unsere Kinder und Nachkommen eine andere Lehre, denn so dem reinen göttlichen Worte und christlicher Wahrheit gemäß, fällen und erben. So denn dieselbe in heiliger Schrift klar gegründet, darzu auch gemeiner christlicher, ja römischer Kirche, soviel aus der Väter Schrift zu vermerken, nicht zuwider noch entgegen ist: so achten wir auch, unsere Widersacher können in obenangezeigten Artikeln nicht uneinig mit uns sein. Derhalben handeln diejenigen ganz unfreundlich, geschwind und wider alle christliche Einigkeit und Liebe, so die Unsern deßhalben als Kezer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden ihnen selbst ohne einen beständigen Grund göttlicher Gebot' oder Schrift vornehmen: denn die Irrung und Zank ist vornehmlich über etlichen Traditionen und Mißbräuchen: so denn nun an den Hauptartikeln kein befindlicher Ungrund oder Man, gel und dieß unser Bekenntniß göttlich und christlich ist, sollten sich billig die Bischöfe, wenn schon bei uns der Tradition halber ein Mangel wäre, gelinder erzeigen, wiewol wir verhoffen, beständigen Grund und Ursachen darzuthun, warum bei uns etliche Traditionen und Mißbräuche geändert sind.

Nach geschehener Vorlesung des Bekenntnisses wollte D. Brück beide Eremplare derselben dem Kaiserlichen Secretair übergeben, allein der Kaiser streckte selbst die Hand darnach aus, gab die deutsche Confession dem Churfürsten Albrecht von Mainz und behielt die lateinische für sich. Die protestanti schen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König und den

andern Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein neues Gefühl belebte und durchdrang sie von diesem großen Augenblick an. Durch das feste Band eines gemeinsamen Glaubens fühlten sie sich jezt mehr denn je zuvor innig verbunden. Welch ein Unterschied zwischen diesem Lage und dem zu Worms vor neun Jahren! Vor Kaiser und Reich, ja vor der ganzen christlichen Welt standen sie, mit einem groBen Gebet im Herzen, ihre Rechtfertigung darstellend in ihrem Bekenntniß, in vollkommenster Einigkeit mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahrhunderte hinschen konnten.

180. Bevölkerung der Herzogthümer Schles: wig und Holstein nach den verschiedenen Confessionen nach der Zählung von 1840.

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Mission, das Wort hat Klang gewonnen in unserm Lande, obschon es ein fremdes ist, wie andre fremde Wörter unsrer Religionssprache wohl klingen: Absolution, Communion, Reformation u. a. m.; geh' es hin, wo noch nicht!

Das Wort Mission, Sendung deutsch, befaßt alles, was gethan wird, um die Juden, die Muhamedaner und die Heiden, besonders legtre, zu Christen zu machen, mittelst des Evangeliums, das ihnen in Schrift und in Rede vorgetragen wird. Auf Füßen des Friedens, liebliche Füße zweimal in der Bibel genannt, Jes. 52 und Röm. 10, gehen die Missionare einher,

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