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du es zu thun hast nicht mit einem Menschen, es sei der oder jener, sondern mit der gegenwärtigen Gottheit!

7) Wenn du einer schweren Versuchung entkommen bist, wo du schon wanktest, und gefallen wärst, hätte dich nicht gehalten die unsichtbare Gotteshand und dich ohne Schuld herausgeführt: gehe ins Gotteshaus deinem Helfer zu Ehren!

8) Wenn eine lange herzkränkende Feindschaft gehoben worden durch Fügung Gottes, der die Gemüther lenkt; feire die Versöhnung im Gotteshause, dem Vater der Liebe zu Ehren!

9) Wenn dir ein Glück ist zu Theil geworden, nicht durch dein Geschick und nicht durch Menschengunst, sondern von oben herab: gehe, wo auf Erden die Stätte des Himmels ist, dem milden Geber zu Ehren!

10) Wenn du von langer Krankheit erstanden, wenn du aus Todesgefahren gezogen bist durch Gottes Arm: gehe in keines Menschen Haus, ehe du gehst in das Gotteshaus, deinem gnädigen Reiter zu Ehren!

11) Wenn sich scheiden Freunde von Freunden, Herzen von Herzen, der eine hierhin, der andre dorthin, nach weiten Fernen: gehet noch einmal ins Gotteshaus und heiliget dort euren Bund und betet für einander, dem treuen Menschenhüter zu Ehren!

12) Wenn du sollst scheiden aus dem Vaterhause_und hinter dir lassen die Pläße deiner Jugendfreuden, nach einem fremden Ort, zu fremden Menschen: gehe nicht, eh du bist gegangen in das Gotteshaus, da dein Vater und deine Mutter anbeten, da du deinen Glauben bekennet hast, gehe nicht, eh du an der Stätte dein gläubiges Herz zu Gott erhoben: Er wolle bleiben dein Führer und deine treue Wacht! Und wann du glücklich heimkehrest einmal, so vergiß nicht zu danken da, wo du erhöret bist, dem großen Gott, dem freundlichen Vater zu Ehren!

186. Das Land der Herrlichkeit auf der jeķigen Erde.

Ein himmlisches Wesen hat die Kirche Christi durch alle Zeiten und trog aller irdischen Verunstaltungen in ihrem Innern behauptet. Betrachten wir die Märtyrer. Sie haben die Erde unter ihren Füßen, weil sie den Himmel im Herzen

haben. Sie bringen das alte Leben dem Herrn zum Dankopfer, weil ihnen das neue Leben in ihm so gewiß ist. Es hat Zeiten der Trübsal und des Glaubensfeuers in der Kirche gegeben, in denen die Christen demjenigen, der heimging durch den Tod, nachblickten mit demselben Gefühl der Seligpreisung, womit wir etwa einem Menschen nachblicken, der eine Verjüngungsreise nach der Schweiz und Italien macht. Und so kann sich abermals die christliche Hoffnung erweitern und befestigen, daß man wieder einen selig Sterbenden fast beneiden möchte um die schöne Heimfahrt nach den ewigen Bergen und ihren grünen Thalauen, und nach der herrlichen Gottesstadt. So erscheinen uns die Märtyrer in besonderem Maße nicht nur als Himmelsbürger, sondern auch als Himmelsbürgen. - Gedenken wir aber auch der Großen im Himmelreich, welche die christliche Kirche gebildet hat aus ihrem gesegneten Lebensgrunde, durch die Demuth. Man stelle sie nur im Geiste zusammen, jene Helden der höhern Welt, Justinus und Polycarpus, Huß und Luther, Whitefield und Wesley, Zinzendorf und Martyn, - jene Prediger der höhern Welt, Chrysostomus und Savonarola, Bernhard und Tauler, jene Lehrer aus der Höhe, Origenes und Augustin, Melanchthon und Fenelon, — jene jungfräulichen Geister, jene Meister in der Selbstverleugnung und Helden in der Liebe, die Wolke von Zeugen, deren die Welt nicht werth war, so fühlt man, man kommt in einen Kreis von überirdischen Wesen; man hat im Geiste eine Halle betreten, die heiliger ist und erhabener als Walhalla, man befindet sich unter den Throngeistern des himmlis schen Königs. Aber noch mehr wäre zu sagen von den himmlischen Segnungen, welche die Kirche Christi ausgegossen hat unter die Völker. Als eine Befreierin vom Himmel hat sie den Sclaven ihre Fesseln gelöst, und den Dienenden ihr Joch sanft und ihre Last leicht gemacht. Sie hat sich der Elenden barmherzig angenommen, überhaupt hat sie die Barmherzigfeit auf Erden fund gemacht und angebaut, Barmherzigkeit für die Armen, Barmherzigkeit für die Kranken, Barmherzigfeit für die Krüppel, Barmherzigkeit für die Wahnsinnigen, Barmherzigkeit für die Thiere. Doch wir würden uns vergeblich bemühen, die Segnungen der Erleuchtung, der Liebe und des Trostes, der Gerechtigkeit und des Friedens zu bes schreiben, welche die Kirche in ihrer Ausbreitung und Entfal

tung über die Erde verbreitet hat; wie sie dem Menschengeschlechte in seinem Verfall bis zur höllischen Verunstaltung so viel himmlischen Glanz wiedergegeben, und so viele Himmelskinder wieder aus seiner Masse gewonnen hat. Nur Eins nennen wir noch besonders: die bildende Kraft des christlichen Geistes. Nur die christliche Religion ist die Religion der Bildung. Und nur so lange bleibt die Bildung wahr, als sie mit ihr eins und ihr verpflichtet bleibt. So hat sie erst das Weib gebildet, sie erst hat das Volk, sie erst hat den Fürsten gebildet, sie erst hat die ganze Menschheit für bildungsfähig erklärt, und die ganze Kinderwelt so zu sagen in Beschlag genommen für ihre Schulen. Und nur darum, weil ihr das Geheimniß und die Kräfte der Wiedergeburt, der Geisteszucht und der Läuterung anvertraut sind, und weil sie das Bild Christi in ihrem Herzen trägt, ist sie eine solche Meisterin, welche die Menschen mit himmlischer Bildung segnen kann.

Darum wird aber auch der alten Erde ein himmlischer Glanz wieder eingeprägt, und ein himmlischer Segen eingehaucht durch den christlichen Geist in der christlichen Kirche. Das Christenthum wirkt menschenerhaltend; es rettet die Kinder aus den Molochsarmen, es schüßt die Geburten, es löst die Gefangenen, es steuert den Kriegen, und so gewinnt es für die Erde Menschenzüge, welche den Acker bauen, die Wildniß lichten, die Sümpfe austrocknen, die Wege schirmen, die goldenen Saaten, die grünen Auen und lachenden Städte auf Erden hervorrufen. Es vermindert die Gräuelstätten, die Fluchöden, das Reich der Trümmer auf Erden. Was hat die Kirche Christi für den Anbau der Erde für die allgemeine Verbreitung ihrer Gewächse für ihre Veredlung und was hat sie für die Verschönerung der Erde gethan! Wie dankbar muß man der Culturarbeiten der alten Bernhardiner gedenken! Wie freundlich sprechen die lieblichen Colonien und Gärten der Herrnhuter aus ihren heiðnischen *) Deden mit ihren heiligen Namen: Saron, Nain, Gnadenthal und anderen uns an! In unsern Tagen aber wird das Evangelium gepredigt aller Creatur durch die Missionare,

*) Heldnisch, ein Heide, nicht von dem Aufenthalt in der Haide, sondern vom griechischen Wort Ethnoi, mit H davor wie im Englischen heathen, ein Heide.

und wie die Geister geheiligt werden, so wird auch das kranke Leben geheilt, und um die Hütten der Menschenbildung ziehen sich bunte und heitere Kreise der Weltverschönerung herum.

187. Das Land der Herrlichkeit.

Ist nun diese Erde, die wir jezt in Aussicht haben, die neue Erde, deren wir warten? Das heißt: wird das stillbildende, verwandelnde und verklärende Pfingstfeuer, welches sich durch die Kirche Christi allmälig der ganzen Erde mittheilt, einzig und allein ihre Verwandlung vollbringen? Es wird gewiß große Dinge bewirken. In welchem Maße kann sich das Menschengeschlecht christlich ausbilden, fruchtbar werden. und mehren! Und wie unendlich stark müßte eine dichte Bevölkerung von Gotteskindern in allen Landen auf die niederen Geschöpfe und auf die Erde im Segen wirken, die Erde verz schönern, himmlisch verklären! Welche Kräfte der zukünftigen Welt könnten also die irdische heimlich durchdringen, vom Fluch befreien und zum Paradiese machen! Ohne Zweifel hat die Erde eine große Verheißung und Hoffnung dieser Art. Wol mögen diese Einwirkungen der Kirche die Erde ihrer himmlischen Bestimmung nahe bringen und ihre Verwandlung vorbes reiten. Diese Annäherung und Vorbereitung dient auch zur Erklärung der leßten Metamorphose am Weltende. Aber diese selber ist doch etwas Neues. Denn so wie die letzten Menschen durch Verwandlung den Auferstandenen gleich werden sollen, so soll auch die Erde dem Himmel gleich werden, den die Unsterblichen bewohnen. So lehrt Paulus in der tiefen Stelle Röm. 8, 18 ff: "Die Leiden dieser Zeit sind für Nichts zu achten gegen die Herrlichkeit, die an uns soll offenbaret werden." Dieß ist die Herrlichkeit der Christen, worin sie droben oder einst in der Vollendung erscheinen, denn Beides ist eins. Doch das Einst herrscht hier vor, wie gleich das Folgende beweist. "Denn das sehnliche Harren der Creatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes." So ist also das Geschick der Creatur mit dem Geschick der Kinder Gottes innig verkettet. Alsdann einst, wenn die Kinder Gottes offenbar werden, d. h. wenn die verborgene christliche Glaubenswelt zur Erscheinungswelt wird, wenn die Gottesgemeinde verherrlicht wird und hervortritt als die geschmückte Braut Christi, dann wird auch der Creatur noch etwas Erfreuliches widerfahren, worauf sie sehnlich

harrt. Daraus folgt, daß man erstlich unter der Creatur nicht die Heiden verstehen kann, denn die sind alsdann mit herein gezogen in die Kirche und daß man zweitens nicht die ganze Schöpfung darunter verstehen kann, denn die Schöpfung ist ja nicht überall sympathetisch mit dem irdischen Entwickelungsgeschick der Menschheit verknüpft. Es ist also die creatürliche Welt gemeint, soweit sie in diesem innigen Zusammenhang steht mit der irdischen Entwickelung des Menschengeschlechts bis zum Weltende, zunächst also die Erde, und die Erde namentlich in ihren empfindlichen und empfindenden Lebenstheilen. Denn die Creatur", heißt es weiter, ist unterworfen der Eitelkeit (Vergänglichkeit), nicht freiwillig, sondern durch den Willen deß, der sie unterwarf auf Hoffnung hin. Diese Welt ist der Vergänglichkeit unterthan, mit dem Lodesloos belastet. Aber nur vermittelst einer Unterwerfung, nicht freiwillig, d. h. wol nur, vermittelst einer modificirenden Bestimmung des Schöpfers über ihre Natur, nicht vermöge ihrer innersten Anlage. Nicht freiwillig ist sie der Vergänglichkeit unterthan; auch der Wurm sträubt sich gegen den Tod. Sie ist aber unterworfen dieser Vergänglichkeit auf Hoffnung hin, also mit einer verborgenen Bestimmung ihres Wesens für ein schöneres, glücklicheres Loos. Die Hoffnung ist ihr inwohnend, eingeschaffen, sonst wäre sie nicht wesentliche Hoffnung; diese Creatur hat also Anlage zur Verwandlung ihres Wesens ins Unvergängliche. Denn auch die Creatur wird befreit werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes." Ihr jeßiger Zustand ist ein Zustand der Gebundenheit; der Tod ist nicht ganz natürlich, sondern es ist etwas Unnatürliches in seiner Art. Diese Welt aber wird von ihrer Vergänglichkeit befreit werden, und dann wird sie in ihrem freien, höheren Zustande zur Verherrlichung der Kinder Gottes dienen; als höhere Erscheinungswelt wird sie die Herrlichkeit der Kinder Gottes offenbaren. Woher weiß aber der Christ dieses Geheimniß, das dem Erdkundigen verborgen bleiben kann? Er fühlt sich durch den Geist hinein in das innere Leben der Natur. Und da fühlt er den unruhigen Pulsschlag der Sehnsucht, indem er sein Ohr an ihr Herz legt. Wo aber so innere, wesenhafte Sehnsucht sich ankündigt, da ist die Weissagung eines neuen, besseren Zustandes, welcher kommen muß. Denn wir wissen, daß die ganze creatürliche Welt mit uns seufzet und

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