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schen müssen auch mehr nach der Erde zielen, weil ihre Stoffe irdischer sind, weil das Kleid, worin sie erscheinen, mehr aus Erde gewebt ist. Darum bleibt das Wort der ewige Probirstein der andern Künste, woran man ihre Keuschheit und Menschlichkeit oder ihre Lüfternheit und Thierheit versuchen kann. Was an dem Lichte des Wortes den Glanz verliert, daß ist nicht ächt und rein. So kann man die Musik versuchen, diesen feinsten und himmlischesten Vogel, der aber, wenn man ihn falsch pfeifen lehrt, ein rechter üppiger und buhlerischer Lockvogel des Teufels werden kann. Wenn ihre Töne vor der Einfalt und Keuschheit der Sprache nicht bestehen, so sollte man ihr alle Geigen und Flöten entzwei schlagen, daß sie nicht mehr für Wollust und Lüge girren und zwitschern könnten. Aber auch die entfernteren Künste, die Bildnerei und Malerei, kann man an dem Worte versuchen: je weiter sie von dem heitern Glanze desselben stehen, je mehr des Prunkes und der Dunkelheit, der Alldeutigkeit und Leidenschaftlichkeit in ihnen ist, desto verwerflicher ist ihr Sein und Wirken.

Occam, ein Gelehrter im vierzehnten Jahrhundert, vom Papst in den Bann gethan, ging zum Kaiser Ludwig dem Bairer, der gleichfalls ercommunicirt war, und sagte zu dem Kaiser: Vertheidige du mich mit dem Schwert, ich will dich mit dem Wort vertheidigen.

Das Wort hat Zauberkraft, es bringt hervor die Sache,
Drum hüte dich und nie ein Böses namhaft mache.

Rückert.

Drum schaffe man aus der Sprache weg den Namen, den abscheulichen Namen des gesteisten Leinewandstreifens unter dem Halstuch der Männer. Nenne man das Ding Unterkiefer, oder wie man will, nur anders!

Ein Wort geredet zu seiner Zeit ist wie goldene Aepfel in filbernen Schalen. Sprüchw. 25, 11. Ein gutes Wort findet eine gute Statt.

Ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann. Wörter sind auch Schwerter und find Stiche, die nicht bluten. Eine linde Antwort flillet den Zorn, aber ein hart Wort richtet Grimm an. Sprüchw. 15, 1.

Die Buchdruckerkunst und ihre Erfindung.

Im Jahre 1840 ist in mehreren Städten Deutschlands ein Fest, wie man es nannte, gefeiert worden zum Gedächtniß und Lobpreis der vor 400 Jahren erfundenen Buchdruckerkunst. Da sind Reden gehalten, Lieder gesungen, Medaillen geschlagen, Steindrucke und Kupferstiche ausgegeben, Proben vom schnellen Drucken und vom schönen Drucken vorgelegt, außerdem sind an 150 Schriften gedruckt worden, alle und alles um Freude über diese Kunst auszusprechen, da sie war, und zu bereiten, da sie etwa nicht war. Aehnliches hat man auch 1740 gethan, damals selbst mit angeordneten kirchlichen und academischen Feierlichkeiten. Sogar in der Zeit des schrecklichen dreißigjährigen Krieges hat man sich nicht abhalten lassen, das Jahrhundertsfest der erfundenen Druckkunst in mehrern Städten Deutschlands zu begehen, 1640. Ihre Säcularfeier hat sie immer gefunden, denu auch 1540, damals Ein hundert Jahr bekannt, erweckte sie vornehmlich in Wittenberg die Gemüther zu einer Freude, die sich schen und vernehmen ließ, am Johannistage. An dem Tag' aber, weil es der Tag der Sonnenwende war, weil die Erfinder (mehr als Einer) die Laufnamen Johann führten, weil an dem Tage nach dem Festevangelio (Johannistağ ein Festtag damals in der ganzen Christenheit) dem Vater Johannes, Zacharias, Mund und Zunge aufgethan wurden, Lucä 2, daß er redete und Gott lobte. Wie denn auch Luther, den großen Einfluß der Buchdruckerkunft auf die Reformation anerkennend, von ihr gesagt hatte, sie sei die höchste und lehte Wohlthat Gottes, durch welche der Herr die Sache des Evangeliums forttreibe.

Worin besteht sie denn? Da müssen wir Tafeldruck und Letterndruck unterscheiden. In Tafeln von Stein, Metall, meistens von Holz schnitt, grub man die Buchstaben nicht ein fondern aus, denn man grub weg, was zwischen_den Buchstaben war, das Stehenbleibende war der Buchstabe, wie es noch gemacht wird auf Stein und Holz, jedoch der Buchstabe umgekehrt, wie man auf Pettschaften es sichet. Das wurde bestrichen und darauf Papier oder Pergament gelegt, gedruckt, gepreßt, langsam, schwer, kostspielig. So thaten im Anfang des funfzehnten Jahrhunderts die sogenannten Briefmacher, bei denen man Urkunden, Schuldbriefe u. dgl. machen ließ ; in China that man schon im cilften Jahrhundert so, wo man bis diesen Tag noch dabei, wie daselbst bei allem Alten geblieben ist. Der

Lafeldruck wird nicht gemeint, wenn wir von der Erfindung der Buchdruckerkunst sprechen.

Der nicht, sondern der Druck mit beweglichen, aus Metall gegossenen Lettern ist gemeint. Hier werden einzelne Buchstaben (Lettery, Typen) genommen, zu Wörtern, zu Zeilen, zu Blattseiten gemacht, mit den Zeichen für die sämmtlichen Lesezeichen sammt Ausschließungen, Durchschuß und Stegen und was sonst noch zum Sehen, wie man es nennt, gehört, zu einer Tafel zusammengebracht, und dann gethan wie beim Tafeldruck. Wer Gelegenheit hat es anzusehen, der sehe es ja, das lehret mehr als Beschreibung. Mit hölzernen Lettern fing man an, zu metallenen kam man bald.

Nun, wann, wo und von wem ist der Letterndruck, die Typographie, erfunden?

Wie man oft sich wundern muß, daß eine Erfindung lange Zeit nahe gelegen ist, um sie zu machen, und man hat sie doch nicht gemacht, so auch hier. Bei den Völkern der alten Zeit waren Stempel zum Zeichnen der Sclaven, des Viches, der Löpferwaaren u. s. w., eben so die Siegel in Gebrauch. Sogar einzelne Buchstaben, aus Buchsbaum, Elfenbein geschnitten, gab man den Kindern zum Lesenlernen in die Hand. Doch blieb der Buchstabendruck unbekannt bis zum funfzehnten Jahrhundert.

Mainz, Straßburg, Bamberg und Harlem behaupten, jede von sich, in ihr sei die Buchdruckerkunst erfunden, wie im hohen griechischen Alterthum sieben Städte sich darum stritten, in wel cher von ihnen Homer geboren sei. Soviel ist unter den Forschern ausgemacht, daß in der ersten Zeit der Erfindung zu Mainz der Letterndruck am erfolgreichsten ausgeübt und von Mainz aus nach allen Seiten weiter verbreitet worden ist. Lasse der Leser sich die einzelnen hieher gehörigen Thatsachen vorführen.

Johann Gutenberg wird meistens als der Erfinder angesehn. Sein Vater, Friolo Gensfleisch, war ein Patricier in Mainz, verheirathet mit einer Else zum Gutenberg, aus dieser Ehe ist zwischen den Jahren 1393 und 1400 unser Johann Gensfleisch, gewöhnlich genannt Johann Gutenberg, geboren. Auf Veranlassung eines Streits zwischen Bürger- und Adelschaft war mit Andern Gutenberg aus der Stadt verbannt worden, eine 1430 erhaltene Erlaubniß, zurück zu kehren, nahm er nicht an und blieb in Straßburg. Daselbst

hatte er einen Proceß im Jahre 1439 mit einem Goldschmiede; aus einigen Acten, die aufgefunden sind, wird ersehen, daß es sich um 100 Gülden handelte für Sachen, die zum Druck gehören. Schon im Jahre 1436 hatte Gutenberg sich mit einem Andreas Dritzehn, später mit dem und Mehreren vereinigt; der Contract war so gemacht, um das Geheimniß möglichst zu bewahren, daß bei dem Tode eines Genossen die Erben nicht eintreten sollten. Bei Dritzehns Tode ließ Gutenberg aus dessen Wohnung Formen holen und aus einer Presse Stücke herausnehmen, damit Andere nicht merkten, was es sei.

Gutenberg findet sich 1448 wieder in Mainz, wo er 1450 von Johann Fust oder Faust Geld leihet zum Machen und Zurichten von Druckwerkzeug, und sich mit demselben vereinigt zum Druck einer lateinischen Bibelübersehung, deren Herauskommen in das Jahr 1455 geseßt wird. Fertig mit dieser ersten großen Arbeit muß Gutenberg an Fust zur Abtragung einer Schuld sein Druckerwerkzeug geben, welcher lettere darnach mit einem Peter Schöffer oder Schoyffer, der lange in Paris Schönschreiber gewesen, zu drucken anfing. Gutenberg kam mit Hülfe einer Anleihe wieder zu einer Druckerei und gab gedruckt ein lateinisches Wörterbuch heraus, zu welchem er am Schlusse sagt:,,Unter dem Beistande des Allerhöchsten, auf dessen Wink die Zungen der Kinder beredt worden, und der oft den Kleinen offenbart, was er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch im Jahre 1460 zu Mainz gedruckt und zu Stande gebracht worden, nicht mittelst des Rohrs, des Griffels oder der Feder, sondern durch bewundernswerthes Zusammenpassen, Verhältniß und Ebenmaß der Patronen (Patrizen, Buchstabenstempel) und Matrizen“ (Formen, durch die Patrizen gebildet, worin die Lettern gegossen werden).

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Im Jahre 1462 wurde Mainz belagert und geplündert, dieß sowie die frühere Entzweiung Gutenbergs und Fust's trug viel dazu bei, daß mehrere Druckergehülfen nach andern Städten zogen und Druckereien anlegten. 1837 Aug. 14. wurde Gutenberg zu Ehren sein Standbild, nach Thorwaldsens Modell in Erz gegossen, zu Mainz auf dem Gutenberg errichtet.

Sei das für dieses Buch genug. Werde nur noch von Harlem angeführt, daß der erste datirte Harlemer Druck von 1483 ist, daß jedoch kleine undatirte Drucke voraufgegangen sind und ausgegangen von Lorenz, Johanns Sohn, Köster oder Küster zubenamt von seinem Amte. In Bamberg ist eins der

ersten deutschen Bücher gedruckt, Boners deutsche Fabeln, welchen Druck man ins Jahr 1461 sett. Aber von Mainz ist die Kunst in Deutschland und in alle europäische Länder ausgegangen. In Schleswig wurde schon 1486 gedruckt, in Kiel erschienen 1528 einige Druckschriften, woselbst jedoch das Druckkereigeräth confiscirt wurde und erst seit 1665 sich eine Druckerei gefunden hat. Im Anfange des vorigen Jahrhunderts kam ein frommer Mann, Canstem in Halle, darauf, mit stehen bleibenden Lettern drucken zu lassen, 1713 das neue Testament. Gegen das Ende des Jahrhunderts fing der Stereotypendruck an, und 1796 erfand Aloys Sennefelder den Steindruck, die Lithographie.

4. Schrift.

Da mag selten ein Wort gedruckt werden, das nicht vors her geschrieben war. Wer weiß, in dieser Zeit der Erfindungen, ob das Schreiben nicht noch einmal gänzlich aufhören und Jedermann, anstatt schreiben drucken werde, daß dann der Schreibtisch, das Schreibpult der Haus-, der Handpresse Plat macht. Doch ist die Erfindung des Schreibens für eine viel größere als die Erfindung des Druckens zu halten; mit dieser bleiben wir bei den Menschen, mit fener ist nicht wohl bei den Menschen zu bleiben. Wohin dann aber mit ihr.

Der

So wird in einem alten Buch gelesen:*) Ein wohlthätis ger Genius, Namens Theyth, hatte, wie die Fabel sagt, vers schiedene schöne und näßliche Erfindungen gemacht. Damals herrschte Thamus im Lande, seine Burg war in Thebe. Genius ging zu ihm, um ihm seine Erfindung mitzutheilen, daß er sie unter den Menschen verbreite; unter andern zeigte er ihm auch die Buchstabenschrift. Er sah_alles, und fragte den Geist um den Nußen von jedem; als die Rede auf die Schrift kam, fragte ihn der Beherrscher auch darüber, und erinnerte dagegen, daß sich zum Nachtheil des Gedächtnisses die Menschen auf schriftliche Denkmäler verkassen und dieses Vermögen der Secte fortan nicht mehr so fleißig üben würden, sie dürften ́anch, bemerkte er weiter, durch häufiges Lesen eher Viclwisser und eingebildet Gelehrte werden, als wahre und gründliche Weise.

*) Platon im Phädon.

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