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schieden, ehe seine Stunde gekommen war, sondern in der Welt, unter den Widersachern und Verlorenen, hat er sich willig aufgehalten, gelehrt, gewirkt, geliebt, wohlgethan, sich schmähen und verspotten, sich peinigen und martern lassen, und zur einzigen Rache je nach Umständen weise geantwortet oder stille geschwiegen. Wer sich in ähnlichem Falle befindet, wiewol die Aehnlichkeit meist nur entfernt sein wird, schaue auf ihn und folge seinem Vorbilde.

Fromme oder gründlich erweckte Christen, die über ihre eigene Sündhaftigkeit wache Augen erlangt haben, daher ihren Heiland suchen, und eben so klar sehend und eben so heilsbegierig in Absicht Anderer geworden sind, können sich zueignen, was der Heiland von allen seinen wahren Jüngern sagt: Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt. Dieses sezt voraus, daß die Erde an sich ungesalzen, die Welt an sich Finsterniß ist. So lange nun der Jünger in der Welt leben muß, ist er dazu gesezt, von der salzlosen und lichtlosen Umgebung zu leiden, und ihr unter ihrem unfehlbaren Widerspruch Salz und Licht mitzutheilen. Betrachtet er sich selbst, wie sehr und wie lange er ohne Salz und Licht gelebt, und wie viel er denen Kummer gemacht hat, welche schon damit begnadigt waren: so wird er seine Ungeduld und seine Betrübniß über die jetzige Mitwelt mäßigen. Wie? wenn sein Lehrer, sein Freund sich dazumal hätte von ihm abwendig machen lassen, und ihn seinem Schicksal und der Macht der Finsterniß anheim gegeben hätte? Erst jest ist er im Stande zu begreifen, mit wie viel Bitterkeit er seine Liebe erwiedert, wie wenig er ihm gefolgt, ihn benußt, ja nur verstanden hat. Gleichwol bleibt ihm nun jedes seiner Worte heilig und ges segnet, ein Funke des Lichts, der ihn vielleicht noch jezt in Nächten zurechtleitet. Sein Andenken ist ihm unvergeßlich, und um so schmerzhafter, wenn er ihn, ohne ihm Frucht zu bringen, hat hinsterben laffen. Aber eben so wirds Andern künftig mit ihm ergehen. Der Lehrer wird erst geehrt, wenn er von hinnen genommen ist; sein Wort bleibt dann als ein wirkender Geist zurück, und steht, von allen irdischen Zufälligkeiten seines Urhebers geschieden, unter den Hinterlassenen in der Verklärung.

Unendlich blind ist der Mensch; und so edel die Liebe und der Eifer um das Haus Gottes ist, so wichtig ist es doch auch, den gewähren zu lassen, der allein die Herzen in seiner

Hand hat. Es kommt Niemand zu mir, sagt der Heiland, es ziehe ihn denn mein Vater. Er sagt nicht einmal: ich ziehe ihn denn; weil er ausdrücklich will, daß dieser Zug ganz göttlich sei von Seiten des Ziehenden, wie ganz geistig auf Seiten des Gezogenen, daß daher nicht einmal er selbst seiner Menschheit nach dazu Macht habe. Denn sogar hier hätte eine Selbstvergötterung statt haben können, während Christus nach seiner höhern Natur nicht vergöttert werden konnte, weil er seiner höhern Natur nach Gott, und der Vater in ihm war. Was nimmt sich also doch der Mensch, der nicht Gott ist, vor dem Gottmenschen heraus? Ist er doch ein bloßer Haken oder ein Nez in der Hand deffen, der ihn gebrauchen will, und muß so lange leer und unwirksam liegen, als es diesem gefällt? Gleichwie man aber nicht Angel und Garn macht ohne Zweck, sondern daß sie zum Fischen dienen sollen; so lasse er sich doch auch nicht beigehen, er sei zum Werkzeug gemacht, um muglos liegen zu bleiben, und sei mitten in dies sen Teich voll Fische gehängt, daß sie ewig um ihn herum spielen und ihren Scherz mit ihm treiben sollen. O, ihr armen Fischlein, ihr wißt nicht, wann die Stunde eures seligen Ges fängnisses schlägt, und dann werden sich mit einander freuen, der da zieht und der da fähet! So tröstet euch nun damit, ihr Verachteten, und die ihr nach vielen Jahren noch immer keinen Segen sehet, und bleibet nur standhaft und unverrückt in euch selbst, nämlich am Herrn, und fest an der Liebe und billigen Nachsicht gegen die Unerkenntlichen. et

Was weißt du aber, ob nicht der Herr nach seiner wunderbaren Weisheit auch die weiter bringt, alle Lage, die nicht weiter wollen, und die uns zurückzugehen oder stehen zu bleis ben scheinen, weil wir viel zu kurzsichtig für seine Wege sind? Was weißt du, ob er sie nicht durch dich selbst weiter fördert in demselben Augenblick, wo du ihnen ein Stein des Anstoßes bist? Vielleicht werden sie durch diesen Anstoß aufgehalten in ihrem bösen Weg und fangen an einen Gedanken zu denken, der nach zehn Jahren zu Ende gedacht ist und sie rettet. Bes denke doch, daß du ihnen eigentlich im Wege stehest und nicht fie dir. Sie gehen die Straße der alten Natur, in die sie hereingeboren sind: sollten sie sich nicht wundern, daß du sie bei Seite treten heißest? Du gehst für dich den rechten Gang, und fein Sterblicher kann dich wider deinen Willen daran hindern. Haben sie nicht das Recht, wenn du deinen Gang

gehen darfft, für sich ein Gleiches zu verlangen? Du stehst nicht zu Jedem in dem Verhältniß, ihn zurecht zu weisen, du brauchst nicht denen den Weg zu weisen, die ihn kennen. Christus, dein Herr, war auch kein Arzt für Gesunde, kein Heiler für Sehende, kein Bußprediger für Gerechte. Wenn sie sich dafür nur selbst halten, so ist das ein Unglück; aber, wer über zeugt einen Glücklichen, daß er unglücklich ist, wenn es Gott nicht thut? Hat er es gethan, so kannst du vielleicht berufen werden, zu vollenden, was er ohne dich angefangen hat. Auch kannst du warnen und ermahnen, den Leuten sagen, ihr Weg führe zum Tode, und sie sollten den Weg zum Leben einschlagen. Wisse aber, daß das nur eine Vorbereitung ist, damit, wenn sie endlich den tödtlichen Ausgang selbst gewahr werden, fe ihren Augen trauen, weil dein Zeugniß ihnen vorschwebt. Einige werden ihn dann mehr von ferne, Andere erst näher gewahr, noch Andere erkennen's erst, wenn sie der Abgrund schon verschlungen hat. Aber du hast deine eigene Seele er rettet, darum du denn auch ermahnen und warnen sollst, aber nur nicht mit Gewalt unbedingt Glauben und Nachfolge fordern, weil du ja auch nur ein Mensch bist, sondern dich bes gnügen und sprechen: Siehe, ich habe euch gesagt!

Und glaube mir, wenn sie deine Lindigkeit, und deine Geduld, und deine Ruhe, deine feste Ueberzeugung und Freudigkeit, deine unerschütterliche Beharrlichkeit, und besonders dein Beispiel in einem guten Wandel sehen, so bist du ein Stein, an dem sie sich wol stoßen, zu dem sie aber endlich auch kom menum auszuruhen, wenn sie sich müde gelaufen haben. Wolltest du sie dann anfahren und sprechen: Ja, da sicht man's! das sind die Folgen! jezt kommt man! u. s. w., so wärest du abermal kein rechter Jünger und Bote deines Herrn, der da spricht: Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, u. f. w. Denn die Hölle macht man nur den Verstockten heiß, die sie nicht fühlen, wiewol sie wirklich darin sind; fene aber empfinden ihr Weh und wollen geholfen haben. Du sollst ihren Schaden nicht aufs Leichte hin heilen, aber du sollst dich ihrer erbarmen, wie Gott sich dein erbarmt hat in Christo Jesu, der allein selig sprechen und verdammen fann.

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Die ganze Welt geht an dem Bande der Eitelkeit. Die Eitelkeit ist unsere irdische Mutter, die ihre Kinder gar sanft gängelt, und ist äußerst schwer und dem Menschen unmöglich,

sie loszubinden, bis sie an sich selbst inne werden, daß es doch ihre rechte Mutter nicht ist, keiner wahren Liebe fähig, und sie so zu hassen anfangen. So kommt dann der Geist himmlischer Freiheit, welcher bläst wo und durch welchen Mund er will, und streift ihnen das Gängelband von den Armen, oder brenut es hinweg, nicht ohne ein Maal am Fleisch zus rückzulassen. Wählt er dich zu seinem Mitwirker, so wünsche dir Glück; du wirst alsdann gewiß mit Erfolg arbeiten.

Preise und Bezugsbedingungen der zweiten Auflage.

Ausg. I. auf gewöhnlichem Papier (Schul-Ausgabe) 1, in starken Pappband gebunden u. planirt 1 # 4 B. Ausg. II. auf besserem Papier (Festgeschenk - Ausgabe) geheftet 18 B

in elegant. Ilmschlag gebund. u. planirt 112 B Ebenso wie bei der ersten Auflage werden. Eremplare der SchulAusgabe bei baarer Bezahlung zu 12 pr. Eremplar abgelaffen, wenn Parthien von 25 und darüber verlangt werden; einzelne Eremplare zu 12 ß jedoch nur nach amtlicher Bescheinigung des Schulgebrauchs. — Käufer der Ausgabe II. erhalten auf 12 Exemplare 1 Freieremplar.

Gedruckt bei Johann Bernhard Appel.

In demselben Verlage erschienen früher:

Jahn, Prof. O., über F. Mendelssohn - Bartholdy's Oratorium Paulus.

1842.

5% Kähler (Pastor in Flemhude), keine Kirchenaġende! Ein Ausruf. 1843. 5 Lilie (Collab. E. A.), die Centralconferenz der Holsteinischen Schullehrer. 1842. 11

43

-, die Emancipation der Schule von der Kirche in ihrer geschichtlichen Entwickelung betrachtet. 1843. Nissen, J. (Schullehrer in Neumünster), Unterredungen über die biblischen Geschichten. Ein pract. Handbuch für Schullehrer. Mit einem Vorwort von Oberconfiftorialr. Dr C. Harms. Bd. I. Altes Teftament. 1842.

Bd. II. Neues Testament. 1843.

n. 2. 8

n. 2 8

Sierd, M., Lese- und Erbauungsbuch für die größere Jugend. 3e Aufl. 1842. (352 Seiten) geh.

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n. 12 -, Fibel, oder Elementarbuch für den ersten Unterricht im Lesen nach der Lautmethode. 3te verm. Auflage. (157 Seiten). 1843. n. 5% geb. n. 8% Schulen erhalten bei Sierck's „Lesebuch“ und „Fibel" auf 10: 1, auf 25: 3, auf 50: 8 Frei-Exemplare. Volksbuch für das Jahr 1844, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Herausge geben von K. L. Biernatzki. Mit 2 Radirungen von Z. B. Sonderland. 15 Bogen. geh. n. 1% 4ß Inhalt: Schleswig-Holstein vor 250 Jahren. Mitgetheilt vom Advocat J. H. Biernatzki. Emmerich. Vom Professor F. C. Dahlmann. Bilder aus der Vorzeit des Herzogthums Lauenburg. Vom Prediger A. Moraht. Rückkehr zum Alten. Von J. H. Biernatzki. Sprichwörter in plattdeutscher Sprache. Mitgetheilt vom Advocat Th. Woldsen-Storm und Candidat Jens Th. Mommsen. Die Sylter Dünen. Vom Schullehrer C. P. Hansen. Das Brunnenhäuslein auf dem Felde bei Hoyer. Vom Etatsrath Fald. Die Schlacht bei der Heider Schanze. Von J. H. Biernatzki. Trankebar. Vom Candidat K. L. Biernatzki. - Fluth und Ebbe des Wendenthums im Nordalbingerland. Vom Professor C. F. Wurm. Unfre Armenversorgung. Vom Prediger E. Versmann. fer vaterländischer Ackerbau seit Anfang dieses Jahrhunderts. Von G. F. Dittmann. Stadt und Land. Vom Amtsverwalter Rauert. -Aufruf zur Gründung von Volks- und Dorfbibliotheken in Schleswig-Holstein. Das Normalreglement, das Budget für 1843 und die Finanzrechnung für 1841. Vom Profeffor Ravit. Plattdeutsche Reime. Mitgetheilt von Th. Woldfen-Storm und Jens Th. Mommsen.

Gedichte.

Un

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