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Wird hohler Felsen Gruft mit einer Pracht geschmücket,”
Die keine Zeit versehrt, und nie der Winter raubt.
Im nie erhellten Grund von unterird'schen Pfühlen
Wölbt sich der feuchte Leim mit funkelndem Krystall.
Ein Fels von Edelstein, wo tausend Farben spielen,
Blißt durch die düstre Luft, und strahlet überall.
O Reichthum der Natur! verkriecht euch, welsche Zwerge,
Europens DiamantTM blüht hier, und wächst zum Berge.

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Im Mittel eines Thals vom Himmel-hohem Eise,
Wohin der wilde Nord den kalten Thron gefeßt;12
Entsprießt ein reicher Brun mit siedendem Gebräuse,
Raucht durch das welke Gras, und sänget, was er neßt,
Sein lauter Wasser rinnt voll flüßiger Metallen,
Ein heilsam Eisensalz verguldet seinen Lauff:

Ihn wärmt der Erde Gruft, und seine Fluten wallen
Vom innerlichen Streit vermischter Salze auf: 13

Umsonst schlägt Wind und Schnee um seine Flut zusammen,
Sein Wesen selbst ist Feu'r und seine Wellen Flammen.

Dort aber, wo im Schaum der Strudel-reichen Wellen
Ein schneller Avanson' gestürzte Wälder welzt,

4

Rinnt der Gebürge Gruft mit unterird'schen Quellen,
Wovon der scharfe Schweiß das Salz der Felsen schmelzt.
Des Berges holer Bauch, gewölbt mit Alabaster,
Schließt zwar dieß kleine Meer in tiefe Schachten ein;
Allein sein ehend Naß zermalmt das Marmor-Pflaster,
Dringt durch der Klippen Fug, und eilt gebraucht zu seyn:
Die Würze der Natur, der Länder reichster Segen,
Beut selbst dem Volk sich an, und ftrömet uns entgegen.

9. Die Krystall-Mine auf der Grimsel, wo Stücke des vollkommensten Krystalls von etlichen Zentnern gefunden werden, dergleichen man in andern Landen niemals gefehen hat. Ich habe selbst das gräfte, das jemahls gegraben worden, a. 1733 auf den Alpen betrachtet. Es war 695 Pfund schwer. (Aum. Hallers.) 10. Ich vergleiche diese vortreffliche Stücke mit den 40 und 50 pfündigen, die zu den Zeiten des Aus gustus gefunden und für eine angemeine Seltenheit angesehen worden sind. id. 11. Krystall - Blühte heißt man allerley Selenitische Anschüsse, die um die Krystallgruben gemein sind. id. 12. Die von Natur heißen Wallis-Bäder, die in einens so kalten Thale liegen, daß das ganze beträchtliche Dorf im Winter verlassen wird und die Einwohner sich herunter in das wärmere Wallis begeben. id. 13. Die Salz-Mine unweit Bevieux. id. 14. Der dabey fließende Waldstrohm. id.

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Aus Furkens kaltem Haupt, wo sich in beyde Seen's
Europens Waffer-Schatz mit starken Strömen theilt,
Stürzt Nüchtlands Aare sich, die durch beschäumte Höhen,
Mit schreckendem Geräusch und schnellen Fällen eilt;
Der Berge reicher Schacht verguldet ihre Hörner,
Und färbt die weisse Flut mit Königlichem Erzt,

Der Strom fließt schwer von Gold, und wirft gediegne Körner,
Wie sonst nur grauer Sand gemeines Ufer schwärzt:'

16

Der Hirt sieht diesen Schah, er rollt zu seinen Füssen,

O Beyspiel für die Welt, er fiehts, und läßt ihn fliessen.'7

Der Dichter redet nun die verblendten Sterblichen an, welche nur Erdenreichthümer suchen ohne glücklich zu werden, während ein verachtet Volk bei Müh und Armuth frölich sei, zeigt wie in großen Städten und neben Tyrannen nur Neid und Haß und Wolluft und Bangigkeit herrschen und schließt seinen Gesang :

Ben euch, vergnügtes Volf, hat nie in den Gemüthern

Der Laster schwarze Brut den ersten Siß gefaßt,

Euch sättigt die Natur mit ungesuchten Gütern,

Die macht der Wahn nicht schwer, noch der Genuß verhaßt:
Kein innerlicher Feind nagt unter euren Brüsten,

Wo nie die späte Reu mit Blut die Freude zahlt:
Euch überschwemmt kein Strom von wallenden Gelüften,
Dawider die Vernunft mit eiteln Lehren prahlt.
Nichts ist, das euch erdrückt, nichts ist, das euch erhebet,
Ihr lebet immer gleich, und sterbet wie ihr lebet.

I

O selig! wer wie Ihr mit selbst-gezognen Stieren
Den angestorbnen Grund von eignen Aeckern pflügt:
Den reine Wolle deckt, belaubte Kränze zieren,
Und ungewürzte Speis aus süsser Milch vergnügt:
Der sich bey Zephirs Hauch, und kühlen Wasser - Fällen,
In ungesorgtem Schlaf, auf weichen Rasen streckt:
Den nie in hoher See das Brausen wilder Wellen,
Noch der Trompeten Schall in bangen Zelten weckt,
Der seinen Zustand liebt, und niemals wünscht zu bessern,
Gewiß der Himmel kan sein Glücke nicht vergrössern.

15. Der Rhodan und Ticin nach dem Mittelländischen Meere, die Reuß und Aare in den Rhein und die Nord - Sec. id. 16. Das in der Aare fliessende Gold. Der Sand bestehet sonst meistens aus kleinen Granaten und sieht deswegen fast schwarz aus. id. 17. In den Gebürgen wird kein Gold gewaschen. Die Alpen-Leute sind zu reich darzu. Aber unten im Lande beschäfftigen sich die ärmsien Leute um Aarwangen und Baden damit. 18. angeerbt.

Beispiel 3.

Aus dem Lehrgedichte: Unvollkommnes Gedicht über die Ewigkeit.

(E. 168.)

Unendlichkeit! wer misset dich?

Bei dir sind Welten Tag' und Menschen Augenblicke.
Vielleicht die tausendste der Sonnen welzt ißt sich;
Und tausend bleiben noch zurücke.

Wie eine Uhr, beseelt durch ein Gewicht,
Eilt eine Sonn, aus Gottes Kraft bewegt:
Ihr Trieb läuft ab, und eine andre schlägt,
Du aber bleibst, und zählst sie nicht.

Der Sterne stille Majestät,

Die uns zum Ziel befestigt steht,

Eilt vor dir weg wie Gras an schwülen Sommer-Tagen;

Wie Rosen, die am Mittag jung,

Und welk sind vor der Dämmerung,

Ist gegen dich der Angelstern und Wagen.

Als mit dem Unding noch das neue Wesen rung,

Und, kaum noch reif, die Welt, sich aus dem Abgrund schwung,
Eh als das Schwere noch den Weg zum Fall gelernet,
Und auf die Nacht des alten Nichts,

Sich goß der erste Strom des Lichts,

Warst du, so weit als ist, von deinem Quell entfernet.
Und wann ein zweytes Nichts wird diese Welt begraben;
Wenn von dem Alles selbst nichts bleibet als die Stelle;
Wann mancher Himmel noch, von andern Sternen helle,
Wird seinen Lauf vollendet haben;

Wirst du so jung als jeßt, von deinem Tod gleich weit,
Gleich ewig künftig seyn, wie heut.

Die schnellen Schwingen der Gedanken Wogegen Zeit, und Schall, und Wind,

Und selbst des Lichtes Flügel langsam sind,

Ermüden über dir, und hoffen keine Schranken.
Ich häuffe ungeheure Zahlen,

Gebürge Millionen auf;

Ich welze Zeit auf Zeit, und Welt auf Welt zu Hauf;

Und wann ich, von der fürchterlichen Höhe,

Mit Schwindeln wieder nach dir sehe,

It alle Macht der Zahl, vermehrt mit tausend Malen,
Noch nicht ein Theil von dir;

Ich zich sie ab, und du liegst ganz vor mir.

O GOTT! Du bist allein des Alles Grund!

Du Sonne, bist das Maaß der ungemeßnen Zeit,
Du bleibst in gleicher Kraft, und stetem Mittag, stehen,
Du giengest niemals auf, und wirst nicht untergehen,
Ein einzig Iht in dir, ist Ewigkeit.

Beispiel 4.

XVIII. Trauer: Ode: beim Absterben seiner geliebten Mariane. Nov. 1736. (S. 177.)

Sell ich von deinem Tode fingen?

Mariane! welch ein Lied!
Bann Seufzer mit den Worten

ringen,

Und ein Begriff den andern flieht.
Die Lust, die ich an Dir gefunden,
Bergrössert jeßund meine Noth;
Ich öfne meines Herzens Wunden,
Und fühle nochmahls deinen Tod.
Doch meine Liebe war zu heftig
Und Du verdienst sie allzu wohl,
Dein Bild bleibt in mir viel zu

fräftig,

Als daß ich von Dir schweigen soll.
Es wird, im Ausdruck meiner Liebe
Mir etwas meines Glückes neu;
Als wann von Dir mir etwas
bliebe,

Ein zärtlich Abbild unsrer Treu.
Nicht Reden, die der Wit gebieret,
Nicht Dichter-Klagen fang ich an;
Nur Seufzer, die ein Herz verlieret,
Wann es sein Leid nicht fassen

fan.

Ja, meine Seele will ich schildern,
Bon Lieb' und Traurigkeit verwirrt,
Wie fie, ergeht an Trauer- Bildern
Ju Kummer-Labyrinthen irrt.

Ich seh Dich noch, wie Du erblaßtest,
Wie ich verzweifelnd zu Dir trat,
Wie Du die letzten Kräfte faßtest,
Um noch ein Wort, das ich erbat.

Seele voll der reinsten Triebe!
Wie ängstig warst Du für mein Leid?
Dein lehtes Wort war Huld und Liebe,
Dein lehtes Thun Gelassenheit.
Wo flich ich hin? in diesen Thoren
Hat jeder Ort, was mich erschreckt:
Das Haus hier, wo ich Dich verlohren,
Der Tempel dort, der Dich bedeckt;
Hier Kinder
Ach! mein Blut
muß lodern
Beym zarten Abdruck Deiner Zier,
Wann sie Dich stammelnd von mir
fodern;

Wo flieh ich hin? ach! gern zu Dir.

Osoll meinherz nicht um Dich weinen!
Hier ist kein Freund Dir nah als ich.
Wer riß Dich aus dem Schooß der
Deinen?

Du liesfest sie und wähltest mich.
Dein Vaterland, Dein Recht zum
Glücke,

Das Dein Verdienst und Blut Dir gab,
Die sind's, wovon ich dich entrücke,
Wohin zu eilen? in dein Grab.

Dort in den bittern Abschieds.

Stunden,

Wie Deine Schwester an Dir hieng,
Wie, mit dem Land gemach ver

schwunden

Sie unserm letzten Blick entgieng;
Sprachst Du zu mir, mit holder -
Güte,

Die mit gelaßner Wehmuth stritt:
Ich geh mit ruhigem Gemüthe,
Was fehlt mir? Haller kömmt ja mit.

Wie kan ich ohne Thränen denken
An jenen Tag, der Dich mir gab;
Noch jest mischt Lust sich mit dem

fränken, Entzückung lößt mit Wehmuth ab. Wie zärtlich war Dein Herz im

lieben,

Das Schönheit, Stand und Gut
vergaß,
Und mich, allein nach meinen Trieben,
Und nicht nach meinem Glücke maß.

Wie bald verliessest Du die Jugend,
Und flohst die Welt, um mein zu seyn:
Du miedst den Weg gemeiner Tugend,
Und warest schön für mich allein.
Dein Herz hieng ganz an meinem
Herzen,

Und sorgte nicht für Dein Geschick;
Voll Angst, bey meinem kleinsten

Schmerzen,

Entzückt auf einen frohen Blick.

Ach! herzlich hab ich Dich geliebet,
Weit mehr als ich Dir kund gemacht,
Mehr als die Welt mir Glauben
giebet,

Mehr als ich selbst vorhin gedacht,
Wie oft, wann ich Dich innigst
füßte,
Erzitterte mein Herz und sprach:
Wie! wann ich Sie verlassen müßte!
Und heimlich folgten Thränen nach.

Ja, mein Betrübniß soll noch währen,
Wann schon die Zeit die Thränen

hemmt,

Das Herz kennt andre Arten Zähren,
Als die die Wangen überschwemmt.
Die erste Liebe meiner Jugend,
Ein innig Denkmahl Deiner Huld,
Und die Berchrung Deiner Tugend,
Sind meines Herzens stäte Schuld.

Im dicksten Wald key finstern Buchen,
Wo niemand meine Klagen hört,
Will ich Dein holdes Bildniß suchen,
Wo niemand mein Gedächtniß stört,
Ich will Dich sehen, wie Du giens
gest,

Wie traurig, wann ich Abschied nahm;
Wie zärtlich, wann Du mich um-
fiengest;

Wie freudig, wann ich wieder kam.

Auch in des Himmels tiefer Ferne,
Will ich im Dunkeln nach Dir
sehn,

Ein nie am Eitlen fester Wille,
Der sich nach Gottes Fügung bog:
Vergnüglichkeit und sanfte Stille,
Die weder Muth noch Leid bewog;
Ein Vorbild kluger Zucht an Kindern,
Ein ohne Blindheit zartes Herz;
Einherz, gemacht mein Leid zu lindern;
War meine Lust, und ist mein Schmerz. Der Seele neu entbundne Kraft.

Und forschen weiter als die Sterne,
Die unter Deinen Füßen drehn.
Dort wird jezt Deine Unschuld
glänzen
Vom Licht verklärter Wissenschaft:
Dort schwingt sich aus den alten
Gränzen,

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