Er prügelte die Magd, betrog der Gläubger List; Er sprach nie ohne Fluch, und sprach von nichts als Morden; Jena! (ruft er aus,) bald werd ich nicht mehr seyn! Philister! Welch ein Schlag! die Freyheit ist dahin, Dein Ansehn, Jena, fällt, da ich nun nicht mehr hin! Da, wo die Pleiße sich mit krummen Fluthen schlingt, Und manches bunte Schiff auf frohe Dörfer bringt, Liegt eine stolze Stadt, die hoch die Dächer zeiget, Groß durch die Musen prangt, und durch den Handel steiget Von der nahm Raufbold schon der Thürme Spitzen wahr. Schorsteine schimmerten, gleich weisser Lämmer Schaar; Die Pracht kam nach und nach von einzeln Häusern nahe, Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze sahe. Ein Spornstich und ein Fluch beflügelten sein Roß, Der großen Peitsche Knall, und mancher Ribbenstoß Jagt es mit Schäumen fort, und fast im Augenblicke Fliehn ganze Gegenden im schnellen Lauf zurücke. Es war ein jenisch Pferd, es flog mehr, als es lief. Ihm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu tief, Es sprengt ihn muthig durch; im Laufen und im Seßen, Erfüllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergeßen. Es hieß Calmuck, und ward in Jena sehr verehrt. Es nährte sich auch nicht, wie ein gemeines Pferd, Mit Haber und mit Heu; nach seinem schnellen Laufen Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein faufen. Sechs Meilen war es schon im schnellen Trott gerenut; Die Mähne flatterte, vom Südwind oft zertrennt; Es wicherte vor Luft; als es in seinem Traben Auf einmal stußig wird. Es seßt durch Busch und Graben, Und schnaubend steht es still. Halt, Naufbold, laß es stehen! Ha! (dacht er bey sich selbst,) denkst du wehl hier zu bleiben? Wie leicht vergässest du den Renommistenstand, Und würdest auch ein Narr, gepudert und galant. Nein! dies erlaub ich nicht. Er sagts, und lähmt dem Pferde Indem sah ihn Calmuck mit matten Augen an, Als spräch er: Schone mich, da ich nicht laufen kann. Und führt den müden Gaul vom Mantelsacke schwer. Calmuckens lahmen Fuß, und flucht auf das Geschicke. Und spernt Calmucken an, der in der Angst es wagte, Im blauen Hecht kehrt er ein, beruft dann drei relegirte Jenenser zu sich, sie schwelgen in Bier und Taback bis vier Uhr, dann ziehen die Drei nach Hause, werfen unterweges eine Laterne ein, Raufbold geht ihnen nach, sie dringen in einen Tanzsaal, verstören das Fest, wo die Galanterie und die Mode herrscht, und begeben sich dann zur Ruhe. Die Mode will vergebens Naufbold im Traum bekchren, Pandur bestärkt seinen Renommistensinn. - Am andern Morgen aber kommt Sylvan, sein früherer Freund, jeht ein Hauptstutzer, zu ihm und führt den Nenemmisten in die Gärten Leipzigs. Da kommt eine Carosse, worin Selinde fist. Jhr Anblick verwirrt ihn, er ist von dieser Schönheit getroffen und Sylvan verspricht, ihn zu Selinden zu führen, wenn er sein Haar modisch aufstußen will. - Raufbold seufzt zwar, aber gehorcht Sylvan und geht mit ihm zu Selinden, wird dort aber vèrlacht, schwört nun Sylvan Rache und fordert ihn nach dem Rathe seiner Cumpane. Sylvan verspricht zu kommen und bleibt dem Vorsatz treh Selindens Thränen treu. Der Renommist fordert indessen die Häscher Leipzigs zum Kampf heraus und be fiegt sie. Der Schutzgeist Leipzigs, Lindan, sucht einen Beistand für Sylvan und als Galanterie und Mode ihn nicht gewähren können, wendet er sich an die Schlägerei, welche in emer Höhle bei Jena wohnt und ihm den Thanatos zu Hülfe giebt. Beide schwingen sich nach Leipzig, während Raufbold noch mit seinen Schaaren ein Siegeslied singt. — Am neuen Morgen ziehen die Schaaren zum Kampfe ins Rosenthal. Sylvan vom Thanatos und den Geistern der Mode und Galanterie beschüßt, Raufbold vom Pandur. Die Geister selbst gerathen in Kampf;`Sylvan aber besiegt den Nenommisten, welcher sich nun nach Halle wendet. Mede und Galanterie wandern nun auch nach Jena und der Name Renommist fält in ewge Schande. - Beispiel 2. Aus dem Phaeton. Fünfter Gesang. Eine krystallue See lag an dem Wege, gekränzet Mit sanftflisternden Pappeln, und hohen schattigten Ulmen. Waj Wassernire genannt, und kämmte die güldenen Haare. Hier, wofern wir der Sage der Amm' und der Wärterin trauen, Freundlich sagte der Neid zu ihr, mit gleißenden Worten: Schönste der Nixen, wie kämmst du so müßig dein güldenes Haupthaar? Wollen die Knaben nicht mehr zu deinem Teiche sich nahen, Und verschmähen sie schen die zuckersüßen Rosinen? Siehst du von fern nicht den Staub von hurtig eilenden Rossen, Also der Neid. Die Nire lächelt gefällig ihm Beyfall, Und die schüchternen Rosse gehorchten nicht länger den Zügeln. Bischon Denkm. IV. 11 Denn der schnelle Baron trug schon die Gräfin ans Ufer. Zärtlich sah sie ihn an, und sprach: O du! mein Geliebter, Billig hat den verwegenen Entschluß mein Schicksal bestrafet. Das Ganze schließt: Alles endigte sich mit einem fröhlichen Gastmahl, Und der Bund der Verliebten ward von dem Alten bestätigt. Amazonischen Schönen, die mit verwegenen Händen Pferd, und Ehmann regieren, und Huth und Freyheit uns rauben. Ende des Phaeton. Beispiel 3. An das Schiff,' welches Klopstocken nach Dännemark führte. (Bd. III S. 141.) O! der günstigste Wind schwelle dein Seegel auf, Leichtes Fahrzeug, das ieht über die Wogen hin Leuchte, silberner Mond, in der gestirnten Nacht Und du schüßender Geist, ihm vom Olympus geschickt, Bring ihn sicher ans treue Land! Mehr als menschlich schlug dem in der gestählten Brust Das gepanzerte Herz, welcher dem leichten Holz Der den westlichen Sturm, oder den wilden Süd, 1. Man sieht deutlich die Nachahmung von Horazens Dde Lib. I. 3. an das Schiff, das Virgilius nach Griechenland führt. |