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Er prügelte die Magd, betrog der Gläubger List;
Bezahlen mußte nie ein wahrer Renemmist.

Er sprach nie ohne Fluch, und sprach von nichts als Morden;
Und doch hat Don Quichot von seinem Ritterorden
So prächtig nicht gedacht, als er von seinem Amt,
Das ihm, von Held zu Held erhalten, zugestammt.
Vergebens lockten ihn die angenehmen Musen;
Ein kriegrisch Feuer brannt' in seinem wilden Busen.
Zum Corporal gemacht, und nicht zum Musensohn,
Sprach er den Gratien und Wissenschaften Hohn.
Nachdem sein starker Arm den kühnsten Streit vollführet,
Traf ihn des Bannes Stral, und er ward relegiret.

Jena! (ruft er aus,) bald werd ich nicht mehr seyn!
Bald wird der feige Fuchs sich meines Falles freun!
Bald wird man auf dem Markt nicht mehr mich brüllen hören!
Kein Wehen mehr von mir wird eure Ruhe stören,

Philister! Welch ein Schlag! die Freyheit ist dahin,

Dein Ansehn, Jena, fällt, da ich nun nicht mehr hin!
Er sagts; springt auf sein Pferd; und zwanzig Creditoren
Sahn ihn zu spät entflohn, und ihren Raub verlohren.

Da, wo die Pleiße sich mit krummen Fluthen schlingt, Und manches bunte Schiff auf frohe Dörfer bringt, Liegt eine stolze Stadt, die hoch die Dächer zeiget, Groß durch die Musen prangt, und durch den Handel steiget Von der nahm Raufbold schon der Thürme Spitzen wahr. Schorsteine schimmerten, gleich weisser Lämmer Schaar; Die Pracht kam nach und nach von einzeln Häusern nahe, Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze sahe. Ein Spornstich und ein Fluch beflügelten sein Roß, Der großen Peitsche Knall, und mancher Ribbenstoß Jagt es mit Schäumen fort, und fast im Augenblicke Fliehn ganze Gegenden im schnellen Lauf zurücke. Es war ein jenisch Pferd, es flog mehr, als es lief. Ihm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu tief, Es sprengt ihn muthig durch; im Laufen und im Seßen, Erfüllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergeßen. Es hieß Calmuck, und ward in Jena sehr verehrt. Es nährte sich auch nicht, wie ein gemeines Pferd, Mit Haber und mit Heu; nach seinem schnellen Laufen Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein faufen. Sechs Meilen war es schon im schnellen Trott gerenut;

Die Mähne flatterte, vom Südwind oft zertrennt;

Es wicherte vor Luft; als es in seinem Traben

Auf einmal stußig wird. Es seßt durch Busch und Graben,
Schlägt brausend hinten aus; ein weißer dicker Schaum
Bedeckt in seiner Angst den alten rothen Zaum,

Und schnaubend steht es still. Halt, Naufbold, laß es stehen!
Die Pferde sehen oft, was keine Menschen sehen!
Es steht ein Geist vor ihm, von gnomischer Natur,
Der Renommißten Schuß, sein Name war Pandur.
Er flog oft über ihm mit schwarz berußten Schwingen,
Und stärkte seinen Muth beym Anblick scharfer Klingen.
Da er aus Jena ging, hatt er die dünne Luft
Um ihn herum verdict in einen dunklen Duft;
Ein Nebel floß um ihn, der ihn dem Blick versteckte,
Damit kein Gläubiger den fernen Weg entdeckte.
Nun sicht er, doch zu spät, das helle Leipzig nah.
Er merkt, daß Raufbolds Blick mit Lust Palläste sah,

Ha! (dacht er bey sich selbst,) denkst du wehl hier zu bleiben?
Verräther! meine List soll dies schon hintertreiben.

Wie leicht vergässest du den Renommistenstand,

Und würdest auch ein Narr, gepudert und galant.

Nein! dies erlaub ich nicht. Er sagts, und lähmt dem Pferde
Den linken Hinterfuß; es stürzt, und fällt zur Erde.
Sogleich springt Raufbold ab, und schreyt voll Rachbegier:
Auch du noch fällst mir um, du canaljöses Thier?
Er flucht, und peitschet es mit mörderischen Händen,
Doch es lag, wie es lag, entkräftet, lahm an Lenden.
D! (schrie er unmuthsvoll in seiner Peitsche Knall,)
Wärst du, o Bestje, doch in des Philisters Stall,
Der dich, nichtswürdgen Gaul, zum Schimpfe mir gegeben,
So möchtest du allda verrecken, oder leben.

Indem sah ihn Calmuck mit matten Augen an,

Als spräch er: Schone mich, da ich nicht laufen kann.
Zwar Raufbold streichelt ihn, daß er zu stehn begonnte;
Doch war er so geschwächt, daß er kaum schreiten konnte.
Also geht er gespornt lautdonnerud neben her,

Und führt den müden Gaul vom Mantelsacke schwer.
Die Stiefelu drücken ihn, doch er muß sich bequemen,
Bis dicht vor Leipzigs Ther den Weg zu Fuß zu nehmen.
Hier sicht zuleht Pandur, daß sich sein Hannibal,
Troß aller seiner List, und trotz Calmuckens Fall,
Nach Capua doch wagt; er heilet auf der Brücke

Calmuckens lahmen Fuß, und flucht auf das Geschicke.
Doch Raufbold setzt sich auf, sprengt muthig durch das Thor,
Legt sich wie ein Husar mit halbem Leibe vor,

Und spernt Calmucken an, der in der Angst es wagte,
Und voll Verzweifelung mit ihm durch Leipzig jagte.

Im blauen Hecht kehrt er ein, beruft dann drei relegirte Jenenser zu sich, sie schwelgen in Bier und Taback bis vier Uhr, dann ziehen die Drei nach Hause, werfen unterweges eine Laterne ein, Raufbold geht ihnen nach, sie dringen in einen Tanzsaal, verstören das Fest, wo die Galanterie und die Mode herrscht, und begeben sich dann zur Ruhe. Die Mode will vergebens Naufbold im Traum bekchren, Pandur bestärkt seinen Renommistensinn. - Am andern Morgen aber kommt Sylvan, sein früherer Freund, jeht ein Hauptstutzer, zu ihm und führt den Nenemmisten in die Gärten Leipzigs. Da kommt eine Carosse, worin Selinde fist. Jhr Anblick verwirrt ihn, er ist von dieser Schönheit getroffen und Sylvan verspricht, ihn zu Selinden zu führen, wenn er sein Haar modisch aufstußen will. - Raufbold seufzt zwar, aber gehorcht Sylvan und geht mit ihm zu Selinden, wird dort aber vèrlacht, schwört nun Sylvan Rache und fordert ihn nach dem Rathe seiner Cumpane. Sylvan verspricht zu kommen und bleibt dem Vorsatz treh Selindens Thränen treu. Der Renommist fordert indessen die Häscher Leipzigs zum Kampf heraus und be fiegt sie. Der Schutzgeist Leipzigs, Lindan, sucht einen Beistand für Sylvan und als Galanterie und Mode ihn nicht gewähren können, wendet er sich an die Schlägerei, welche in emer Höhle bei Jena wohnt und ihm den Thanatos zu Hülfe giebt. Beide schwingen sich nach Leipzig, während Raufbold noch mit seinen Schaaren ein Siegeslied singt. — Am neuen Morgen ziehen die Schaaren zum Kampfe ins Rosenthal. Sylvan vom Thanatos und den Geistern der Mode und Galanterie beschüßt, Raufbold vom Pandur. Die Geister selbst gerathen in Kampf;`Sylvan aber besiegt den Nenommisten, welcher sich nun nach Halle wendet. Mede und Galanterie wandern nun auch nach Jena und der Name Renommist fält in ewge Schande.

-

Beispiel 2.

Aus dem Phaeton.

Fünfter Gesang.

Eine krystallue See lag an dem Wege, gekränzet

Mit sanftflisternden Pappeln, und hohen schattigten Ulmen.
Karpfen wohnten darinn und große corsarische Hechte.
An dem Ufer des See faß eine blonde Sirene,

Waj

Wassernire genannt, und kämmte die güldenen Haare.
Manchen blühenden Jüngling, indem er am Ufer geangelt,
Oder im Alisternden Schilf nach wilden Enten gewadet,
Hatte die treulose Nymphe mit süßen Liedern gelocket,
Und ihn unter die Fluth zu ihrem Pallaßte gezogen.

Hier, wofern wir der Sage der Amm' und der Wärterin trauen,
Werden ́in Ställen von Kuchen mit süßen Rosïnen und Mandeln
Arme Knaben gemäßtet und von der Nire gefressen.

Freundlich sagte der Neid zu ihr, mit gleißenden Worten:

Schönste der Nixen, wie kämmst du so müßig dein güldenes Haupthaar? Wollen die Knaben nicht mehr zu deinem Teiche sich nahen,

Und verschmähen sie schen die zuckersüßen Rosinen?

Siehst du von fern nicht den Staub von hurtig eilenden Rossen,
Und den Glanz des strahlenden Wagens, der jetzo sich nähert?
Eine muthige Schöne führt einen bezaubernden Jüngling;
Schöner hast du noch nie ein Jünglingsantliß gesehen!
Willst du den holden Adonis; so lock ihn mit süßen Gesängen,
Daß die Schöne sich naht, so schreck ich die flüchtigen Rosse,
Daß sie mit Brausen ihr durchgehn, und in die Fluthen ihn werfen.
Alsdann bin ich von Rach, und blutigen Scenen gesättigt,
Wenn sie den Wagen zerbricht, und ihren Liebling beweinet.

Also der Neid. Die Nire lächelt gefällig ihm Beyfall,
Und sie schickt sich sogleich, die schwarze That zu vollbringen.
Von sirenischen Liedern erschallt das grüne Gestade,
Daß die räubrischen Hechte, die Karpfen erstaunten, wie ehmals
Als sie dem heilgen Antoui zu Ehren, die Häupter erhuben,
Und aufmerksam die Predigt des frommen Mannes verschlangen.
Und schon sah Diana die Nymphe mit güldenen Haaren,
Hört die schmeichelnden Lieder, und wollte näher sie hören;
Beugt aus dem mittelsten Weg, und fährt zur Rechten am See her.
Zärtlich warnt sie der Freyherr, doch sie, die Warnung verachtend,
Rennt in ihr Unglück, die holde Sängeriu näher zu sehen.
Jeho wirkte das Gift in aufgeschwollenen Adern,

Und die schüchternen Rosse gehorchten nicht länger den Zügeln.
Schäumend gingen sie durch, vom scheußlichen Neide geschrecket;
Doch beherzt ergriff sie der Freyherr, und pries sich schon glücklich,
Als von der fordersten Are das Rad verrätherisch ablief,
Und die Gräfin sauft in wallende Fluthen hinabsank.
Aber den Augenblick sprang der tapfre Jüngling vom Wagen,
Faßte die blasse Diana, und hob sie aus schäumenden Fluthen.
Viel zu spät entdeckte die Nire die blühende Beute.

Bischon Denkm. IV.

11

Denn der schnelle Baron trug schon die Gräfin ans Ufer.
Welch ein rührender Anblick war es dem rettenden Helden,
Seine Diana durchnäßt in seinen Armen zu sehen!

Zärtlich sah sie ihn an, und sprach: O du! mein Geliebter,
Gern verdank ich es dir, daß du mein Leben gerettet!

Billig hat den verwegenen Entschluß mein Schicksal bestrafet.
Aber du hast mich gerettet, mein Fritz, wie muß ich dich lieben!

Das Ganze schließt:

Alles endigte sich mit einem fröhlichen Gastmahl,

Und der Bund der Verliebten ward von dem Alten bestätigt.
Bis auf den heutigen Tag heißt, von dem Unfall der Gräfin,
Dieser See, der Dianensee. Ein warnender Name

Amazonischen Schönen, die mit verwegenen Händen

Pferd, und Ehmann regieren, und Huth und Freyheit uns rauben.

Ende des Phaeton.

Beispiel 3.

An das Schiff,'

welches Klopstocken nach Dännemark führte. (Bd. III S. 141.)

O! der günstigste Wind schwelle dein Seegel auf,

Leichtes Fahrzeug, das ieht über die Wogen hin
Mit dem Dichter und Freund, jeder Bewundrung werth,
Zu den dänischen Ufern fliegt.

Leuchte, silberner Mond, in der gestirnten Nacht
Seinem einsamen Pfad, über die stille Fluth!

Und du schüßender Geist, ihm vom Olympus geschickt,

Bring ihn sicher ans treue Land!

Mehr als menschlich schlug dem in der gestählten Brust

Das gepanzerte Herz, welcher dem leichten Holz
Auf der trotzigen See, unter der Winde Wuth,
Kühn sein Leben zuerst vertraut.

Der den westlichen Sturm, oder den wilden Süd,
Und den dunkeln Orkan über sich brausen ließ;
Nicht des Siebengestirns Einfluß gefürchtet hat,
Noch der trüben Hyaden Zorn.

1. Man sieht deutlich die Nachahmung von Horazens Dde Lib. I. 3. an das Schiff, das Virgilius nach Griechenland führt.

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