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,,Mit Waffen in der Hand, mit meinen schärfsten Pfeilen,
„Mit dieses Bogens Kraft sucht' ich ihn zu ́ereilen.
„Mein Zorn hat dich erschreckt, verzeih den Irrthum mir,
„Mein Jrrthum war beglückt, er führte mich zu dir!

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„Verfolgt der Drach' auch dich? Entkamßt du seinem Grjume? „Mein Arm

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„Halt ein, Apoll! spricht sie mit schwacher Stimme, „Du weißt nicht, wem du dräust, dein Feind, der Wüterich „Vielleicht ist er dir nah

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vielleicht,

ach

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liebt er dich!

Sie schweigt, ihr zitternd Herz pocht mit gewaltgen Schlägen,
Empört sich gegen sie, wallt dem Apoll entgegen,
Und schmilzt vor Zärtlichkeit. Ihr jugendliches Blut
Tritt schnell ins Angesicht, und eine Thränenfluth
Sicht der nicht harte Feind, wie aus besiegten Dämmen
Ein Strom ins Ufer stürzt, die Wangen überschwemmen.
Von Lieb und Angst gepreßt, sieht sie ihn schmachtend an,
Entdeckt ihm eine That, die sie kaum stammelu kann
Entdeckt ihm, daß sie liebt, und nennt es ein Verbrechen,
Wünscht Daphnens Schicksal sich, und fleht ihn, sich zu rächen.
Apollo ward gerührt, er fühlt der Nymphe Schmerz.

Die sanfte Liebe schleicht durch Mitleid in sein Herz.

Phōbus spricht ihr nun zärtlich zu, fordert sie zu fröhlicher Gegenliebe auf und ergreift die goldne Laute:

Der erste Klang beseelt die kalten Fische schon,

Sie hüpfen feuriger, wie jene stärker klingen,

Bis sie nun schaarenweis der salzgen Fluth entspringen;
Sie richten schnell sich auf, und ihr entzücktes Ohr
Trinkt auf der grünen Flur die Lieder, wie zuvor.
Die Weiden taumeln dort: wie sie sein Lied empfinden,
Entwurzelt sich ihr Fuß, sie werfen ihre Rinden,
Der Nymphe Zauberkleid, in vollen Sprüngen ab,
Ihr längster schlanker Zweig ist nun ihr Zauberstab.
Aus jedem Busche kömmt, vom Lied herbey gezogen,
In ihres Schäfers Arm die Schäferinn geflogen.

Der anmuthreiche Scherz und Lieb und Tanz und Wein

Ziehn in ihr frohes Thal von neuem wieder ein.

› Auch lauert hier wie sonst der Waldgott in den Büschen, Den schönen Nymphen auf, die, wie zuvor, entwischen.

Apoll eröfnet selbst mit Panope den Tanz,

Und Myrthen schlingen sich um seinen Lorbeerkranz.

O Freund, was kann uns nicht die fromme Sage lehren? Der Pöbel hört sie nicht, und wird sie nimmer hören.

Die Muse winkt dir zu, schau, wie der Hesper glüht!
Der Abend fordert jetzt von dir ein stärker Lied.

Beispiel 2.

Der König der Ehren.

Besingt mit heiligen Zungen
Den König, den David besungen,
Den Micha der Nachwelt versprach.
Er naht sich, der König der Ehren,
Ihm folgen in glänzenden Chören
Die Thronen und Cherubim nach.
Er naht sich, um sterblich zu wer

den,

Den sterblichen Bürgern der Erden,

(Schmids Anthol. III. S. 141.)

Nun drohet der Tod uns verge

bens,
Wir trinken die Bäche des Lebens,
Sie ftrömen von Eden uns zu.
Stadt Gottes, ihr sichere Mauern,
O Zion, du kennest kein Trauern,
O Zion, wie seelig bist du!

Die Andacht in himmlischer Ju
gend,

Wird sterblich, und bleibt doch ihr Und Eintracht und Unschuld und

Gott;

Seht allen Erschaffenen Schranken, Und macht die verwegnen Gedanfen

Des forschenden Stolzes zu Spott.
Den Menschenverkläger zu fäl
len,

Zerbricht er die Riegel der Höllen
Und fährt als ihr Sieger daher;
Und wirft den Versucher zur Sünde
Gefesselt in ewige Schlünde
Und unsre Sünden ins Meer.

Tugend
Bewohnen aufs neue die Welt.
Der Wahrheit gesegnete Spuren
Beblümen die dürftenden Fluren,
Die Fluch und Verderben entstellt.
Mit ihr senkt die Hofnung sich

wieder

Auf eilenden Schwingen hernieder
Der Menschen Gefährtinn zu seyn.
Der Erdkreis erzählt es dem Himmel,
Und weiht sich im lauten Getümmel
Zur ewigen Frölichkeit ein.

Es brausen für Freuden die Meere,
Es jauchzen die himmlischen Heere:
Der Herr hat ein großes gethan!
Und Augen voll Thränen der Liebe
Verkündigen himmlische Triebe

Und beten den Ewigen an.

Beispiel 3.

Die verlangende Sulamith. (ib. S. 143.)
Deine Wunder auszubreiten,
Hemmet die Natur den Lauf!
Unerschaffen geht den Zeiten
Nun der Stern aus Jakob auf.

Nacht voll Heil, voll ewger Wonne,
Freher, als der Strahl der Sonne,
Der im ersten Morgen graut,
Wenn sein Roth das Feld bethaut,

Durch das Heer der lichten

Sterne,

Das in unbegrenzter Ferne
Ehrfurchtsvoll um ihn sich dreht,
Herrschet seine Majestät.
In noch nie gehörten Kreisen
Defnet jeder Stern den Mund,
Und ein Kreis thut andern Krei-
sen

Jauchzend seinen Aufgang fund.

Aller Himmel Freudenchöre
Rufen: Seele, fomm und höre!
Nicht umsonst tönt Gottes Zelt
Von der Harmonie der Welt!
Dieser Stern, der Gottheit Flamme,
Seele, strahlt für dich herfür,
Dir geht er aus Jakobs Stamme
Herrlich auf und leuchtet dir!
Stark vom Glauben sieht
Seele

Durch die Schatten dieser Höhle,
Wo der Kummer einsam weint,
Ihren Gott, der ihr erscheint.
Von den Wohnungen der Fülle,
Von dem Meere jener Ruh,
Fließen ihr in heilger Stille
Ströme milder Hofnung zu.

die

Kömmst du von des Seirs Grün-
den,

Von den Klüften scheuer Hinden,
Zions König, in der Nacht,
Groß an Stärke, reich an Pracht?
Steigst du von des Karmels Höhen
Schön, vom Morgen frisch bethaut,
Deine Sulamith zu sehen,
Deine Freundinn, deine Braut?

Seele, welch ein süß Entzücken
Will dich unsrer Welt entrücken?
Schon hat dich kein Erdball mehr,
Schon umringt dich Gottes Heer,
Wo der Engel Harfen klingen,
über aller Sonnen Bahn,
Hebt die Lieb auf mächtgen Schwin-
gen
Dich zu deinem Freund hinan!
Ach, wo ist er, den ich liebe?
Kehrt zurück, entflammte Triebe!
Seele, der dich liebt, ist hier,
Seine Liebe bringt ihn dir.
Such ihn in den armen Krippen,
In der sterblichen Natur.
Gott! Hier schweigen meine Lip-

pen,

Und die Thränen reden nur.

Beispiel 4.

Der Sieges fürst. (Kurz Handbuch 1. S. 34.)

1. Erhöhet die prächtigen Pforten der Siege!
Erweitert mit Jauchzen die Thore der Welt.
Das Reich ist nun Gottes, nun ruhen die Kriege!
Er naht sich, der König, der Held!

2. Er naht sich: der siegende Tod wird zu Schanden,
Er weißt uns vergeblich sein drohendes Grab.
Es fallen den Knechten des Todes die Banden
Von zitternden Händen herab.

3. Sie tragen, für Fessel, jezt fröhliche Palmen,
Und Hoffnung umströmet für Seufzer die Brust.

Das Heulen der Kerker verkehrt sich in Psalmen,
Den Kummer verjaget die Lust.

4. Die Boten der ewigen Herrlichkeit eilen,
Sie bringen Versöhnung und himmlische Pracht.
Wie Blize die schüchternen Wolken zertheilen,
Zertheilt sich die trauernde Nacht.

5. In stiller Empfindung dringt, nahe den Schmerzen,
Unfaßliche Wollust in Thränen hervor;

Voll mildester Zärtlichkeit schwingen die Herzen
Sich Dir, o Erlöser, empor.

6. Dich, Heiland, Dich suchet der Frommen Bestreben,
Wie fest an den Ulmbaum der Weinstock sich schlingt.
Dir folget die Liebe durch Tod und durch Leben,
Die Liebe, die Alles bezwingt.

11. Nikolas Dietrich Gisekfe. 1724-1764.

Nikolaus Dietrich Giseke1 war den 2. April 1724 zu Günz, einer königlichen Freistadt in Niederungern, geboren. Sein Vater Paul Giseke war deutscher lutherischer Prediger der Gespanschaft Eisenburg und starb schon in seinem 37. Lebensjahre als unser Giseke erst 17 Tage alt war. Seine trauernde Wittwe Katharina geb. Kramer wendete nun alle Sorgfalt der Erziehung auf diesen Sohn und eine ältere Schwester und ging deshalb bald nach dem Tode des Gatten zu ihren Verwandten nach Hamburg. Aber auch diese treue Führerinn seiner Jugend verlor Giseke bald und beweinte sie schmerzlich; aber es nahmen sich des Verlassenen treue Freunde und die Stadt Hamburg selbst an und er erwarb sich durch seinen liebenswürdigen Character Gönner, wie Brockes und Hagedoru. So bildete er sich in Sprachen, Künsten und Wissenschaften vortheilhaft aus und konnte, aufs beste vorbereitet, 1745 die Universität Leipzig bezie

1. Jördens sagt: Eigentlich Köszechi (Köszeghi?), woraus die Deutschen Gieseke oder Giseke gemacht haben. Dies sieht aber nicht in Gisekes Lebensbeschreibung von Gärtner. Ja man muss annehmen, daß Gisekes Vater ein Deutscher war, denn er sagt in der 14. Obe au Daphne von seinen Eltern: Sie waren unter fremdem Himmel, sich Ihr Vaterland.

Daraus folgte dann aber nicht der Name Köszeghi. 2. Der Dichter klagt darum: Ach, ich habe den nicht, von dem ich abstamm' umarmet,

Niemals Bater gesagt.

ben, wo er sich mit allem Eifer auf die theologischen Wissenschaften legte. Seine Nebenstunden gehörten der Dichtkunst und dem Freundeskreise an, dessen schon oft Erwähnung geschehen ist. Auch Klopstock gehörte zu diesen und hat durch die schöne Ode an Giseke dem Freunde ein bleibendes Denkmal gesetzt Gegen das Ende des 1748sten' Jahres verließ Giseke Leipzig, besuchte seine Verwandten und Freunde in Hamburg und lebte dann einige Jahre als Erzieher in ansehnlichen Familien zu Hannover und Braunschweig. An dem leßtern Ort vertraute auch Jerusalem ihm seinen Sohn an. Im Jahre 1753 wurde er Prediger in Trautenstein im Fürstenthum Blankenburg und verheirathete sich mit der zweiten Tochter des Predigers Gottlieb Cruse zu Gerdau im Lüneburgschen, Johanna Katharina Eleonora, welche er unter dem Namen Daphne besungen hat. Nach einem Jahre wurde er an J. A. Cramer's Stelle nach Quedlinburg als Oberhofprediger des kaiserlichen freyen weltlichen Stifts und der damals regierenden Abbatissinn, Maria Elisabeth, berufen; welches Amt er mit großer Geschicklichkeit und gewissenhafter Treue sechs Jahre lang verwaltete. Im Jahre 1760 wurde Giseke vom Fürsten Christian Günther von Schwarzburg Sondershausen, welcher als Zögling im Carolinum ihn in Braunschweig kennen gelernt hatte, als Superintendent und Consistorialassessor nach Sondershaufen berufen. Da er hier in einer sehr geehrten und gesegneten Thätigkeit lebte und der Gnade seines Fürsten wie der Liebe seiner Gemeine sich im vollen Maaße erfreute, lehnte er 1763 den ehrenvollen Ruf als Senior nach Frankfurt am Main ab; aber die Freude seines Fürsten und seiner Gemeine über sein Bleiben sollte nur allzukurz dauern, da er nach einer Krankheit von einigen Monaten schon am 23. Februar 1765 in einem Alter von 40 Jahren der Welt und den Seinen durch den Tod entrissen wurde.

Giseke gehört zu den anmuthigen und lehrreichen Dichtern, zeichnet sich aber nicht durch höheren Schwung und lebendige Phantasie aus und ist in der erzählenden und didaktischen Gattung, wie in lyrischen Gemählden am glücklichsten. Auch als Kanzelredner ist er vornehmlich durch seine gemüthliche und eindringliche Weise ausgezeichnet.

Außer poetischen und prosaischen Beiträgen zu den Bremischen Beiträgen und ihrer Fortsetzung hat Gijeke bei seinem Leben nur eine,,Sammlung einiger Predigten Rostock 1760. 8." herausgegeben. Nach seinem Tode erschien:

1.,,Des Herrn Nikolas Dietrich Giseke Poetische Werke,

2.

1. Wenn nicht des 1747ften, denn in Klopstocks Oden ist die an Giseke unter 1747 verzeichnet und sie muß doch bei Giseke's Abschied gedichtet sein. Wahrscheinlich ist dies derselbe, welcher den Stoff zu Göthes „Leiden jungen Werther“ gegeben hat.

des

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