,,Mit Waffen in der Hand, mit meinen schärfsten Pfeilen, 44 „Verfolgt der Drach' auch dich? Entkamßt du seinem Grjume? „Mein Arm „Halt ein, Apoll! spricht sie mit schwacher Stimme, „Du weißt nicht, wem du dräust, dein Feind, der Wüterich „Vielleicht ist er dir nah vielleicht, ach liebt er dich! Sie schweigt, ihr zitternd Herz pocht mit gewaltgen Schlägen, Die sanfte Liebe schleicht durch Mitleid in sein Herz. Phōbus spricht ihr nun zärtlich zu, fordert sie zu fröhlicher Gegenliebe auf und ergreift die goldne Laute: Der erste Klang beseelt die kalten Fische schon, Sie hüpfen feuriger, wie jene stärker klingen, Bis sie nun schaarenweis der salzgen Fluth entspringen; Der anmuthreiche Scherz und Lieb und Tanz und Wein Ziehn in ihr frohes Thal von neuem wieder ein. › Auch lauert hier wie sonst der Waldgott in den Büschen, Den schönen Nymphen auf, die, wie zuvor, entwischen. Apoll eröfnet selbst mit Panope den Tanz, Und Myrthen schlingen sich um seinen Lorbeerkranz. O Freund, was kann uns nicht die fromme Sage lehren? Der Pöbel hört sie nicht, und wird sie nimmer hören. Die Muse winkt dir zu, schau, wie der Hesper glüht! Beispiel 2. Der König der Ehren. Besingt mit heiligen Zungen den, Den sterblichen Bürgern der Erden, (Schmids Anthol. III. S. 141.) Nun drohet der Tod uns verge bens, Die Andacht in himmlischer Ju Wird sterblich, und bleibt doch ihr Und Eintracht und Unschuld und Gott; Seht allen Erschaffenen Schranken, Und macht die verwegnen Gedanfen Des forschenden Stolzes zu Spott. Zerbricht er die Riegel der Höllen Tugend wieder Auf eilenden Schwingen hernieder Es brausen für Freuden die Meere, Und beten den Ewigen an. Beispiel 3. Die verlangende Sulamith. (ib. S. 143.) Nacht voll Heil, voll ewger Wonne, Durch das Heer der lichten Sterne, Das in unbegrenzter Ferne Jauchzend seinen Aufgang fund. Aller Himmel Freudenchöre Durch die Schatten dieser Höhle, die Kömmst du von des Seirs Grün- Von den Klüften scheuer Hinden, Seele, welch ein süß Entzücken pen, Und die Thränen reden nur. Beispiel 4. Der Sieges fürst. (Kurz Handbuch 1. S. 34.) 1. Erhöhet die prächtigen Pforten der Siege! 2. Er naht sich: der siegende Tod wird zu Schanden, 3. Sie tragen, für Fessel, jezt fröhliche Palmen, Das Heulen der Kerker verkehrt sich in Psalmen, 4. Die Boten der ewigen Herrlichkeit eilen, 5. In stiller Empfindung dringt, nahe den Schmerzen, Voll mildester Zärtlichkeit schwingen die Herzen 6. Dich, Heiland, Dich suchet der Frommen Bestreben, 11. Nikolas Dietrich Gisekfe. 1724-1764. Nikolaus Dietrich Giseke1 war den 2. April 1724 zu Günz, einer königlichen Freistadt in Niederungern, geboren. Sein Vater Paul Giseke war deutscher lutherischer Prediger der Gespanschaft Eisenburg und starb schon in seinem 37. Lebensjahre als unser Giseke erst 17 Tage alt war. Seine trauernde Wittwe Katharina geb. Kramer wendete nun alle Sorgfalt der Erziehung auf diesen Sohn und eine ältere Schwester und ging deshalb bald nach dem Tode des Gatten zu ihren Verwandten nach Hamburg. Aber auch diese treue Führerinn seiner Jugend verlor Giseke bald und beweinte sie schmerzlich; aber es nahmen sich des Verlassenen treue Freunde und die Stadt Hamburg selbst an und er erwarb sich durch seinen liebenswürdigen Character Gönner, wie Brockes und Hagedoru. So bildete er sich in Sprachen, Künsten und Wissenschaften vortheilhaft aus und konnte, aufs beste vorbereitet, 1745 die Universität Leipzig bezie 1. Jördens sagt: Eigentlich Köszechi (Köszeghi?), woraus die Deutschen Gieseke oder Giseke gemacht haben. Dies sieht aber nicht in Gisekes Lebensbeschreibung von Gärtner. Ja man muss annehmen, daß Gisekes Vater ein Deutscher war, denn er sagt in der 14. Obe au Daphne von seinen Eltern: Sie waren unter fremdem Himmel, sich Ihr Vaterland. Daraus folgte dann aber nicht der Name Köszeghi. 2. Der Dichter klagt darum: Ach, ich habe den nicht, von dem ich abstamm' umarmet, Niemals Bater gesagt. ben, wo er sich mit allem Eifer auf die theologischen Wissenschaften legte. Seine Nebenstunden gehörten der Dichtkunst und dem Freundeskreise an, dessen schon oft Erwähnung geschehen ist. Auch Klopstock gehörte zu diesen und hat durch die schöne Ode an Giseke dem Freunde ein bleibendes Denkmal gesetzt Gegen das Ende des 1748sten' Jahres verließ Giseke Leipzig, besuchte seine Verwandten und Freunde in Hamburg und lebte dann einige Jahre als Erzieher in ansehnlichen Familien zu Hannover und Braunschweig. An dem leßtern Ort vertraute auch Jerusalem ihm seinen Sohn an. Im Jahre 1753 wurde er Prediger in Trautenstein im Fürstenthum Blankenburg und verheirathete sich mit der zweiten Tochter des Predigers Gottlieb Cruse zu Gerdau im Lüneburgschen, Johanna Katharina Eleonora, welche er unter dem Namen Daphne besungen hat. Nach einem Jahre wurde er an J. A. Cramer's Stelle nach Quedlinburg als Oberhofprediger des kaiserlichen freyen weltlichen Stifts und der damals regierenden Abbatissinn, Maria Elisabeth, berufen; welches Amt er mit großer Geschicklichkeit und gewissenhafter Treue sechs Jahre lang verwaltete. Im Jahre 1760 wurde Giseke vom Fürsten Christian Günther von Schwarzburg Sondershausen, welcher als Zögling im Carolinum ihn in Braunschweig kennen gelernt hatte, als Superintendent und Consistorialassessor nach Sondershaufen berufen. Da er hier in einer sehr geehrten und gesegneten Thätigkeit lebte und der Gnade seines Fürsten wie der Liebe seiner Gemeine sich im vollen Maaße erfreute, lehnte er 1763 den ehrenvollen Ruf als Senior nach Frankfurt am Main ab; aber die Freude seines Fürsten und seiner Gemeine über sein Bleiben sollte nur allzukurz dauern, da er nach einer Krankheit von einigen Monaten schon am 23. Februar 1765 in einem Alter von 40 Jahren der Welt und den Seinen durch den Tod entrissen wurde. Giseke gehört zu den anmuthigen und lehrreichen Dichtern, zeichnet sich aber nicht durch höheren Schwung und lebendige Phantasie aus und ist in der erzählenden und didaktischen Gattung, wie in lyrischen Gemählden am glücklichsten. Auch als Kanzelredner ist er vornehmlich durch seine gemüthliche und eindringliche Weise ausgezeichnet. Außer poetischen und prosaischen Beiträgen zu den Bremischen Beiträgen und ihrer Fortsetzung hat Gijeke bei seinem Leben nur eine,,Sammlung einiger Predigten Rostock 1760. 8." herausgegeben. Nach seinem Tode erschien: 1.,,Des Herrn Nikolas Dietrich Giseke Poetische Werke, 2. 1. Wenn nicht des 1747ften, denn in Klopstocks Oden ist die an Giseke unter 1747 verzeichnet und sie muß doch bei Giseke's Abschied gedichtet sein. Wahrscheinlich ist dies derselbe, welcher den Stoff zu Göthes „Leiden jungen Werther“ gegeben hat. des |