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Von den Zeitschriften, welche Gottsched mit eignen Beiträgen herausgab, sind bedeutend:

2. Die deutsche Schaubühne nach den Regeln der alten Griechen und Römer eingerichtet und mit einer Vorrede herausg. Sechs Theile. Neue verb. Aufl. Leipz. 1746 u. 1750. 8.

3. Die vernünftigen Tadlerinnen, eine moral. Wochenschrift. Halle und Leipz. 1725 u. 26. An ihre Stelle trat 1727 u. 28 Der Biedermann. II Bde (in 100 Stücken).

4. Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poefie und Beredsamkeit, herausg. von einigen Mitgliedern der deutschen Gesellschaft in Leipzig. Acht Bände, Leipz. 1732-1744. 8. Eine der besten Zeitschriften dieser Zeit, worin Auszüge aus alten und neuern Schriften, Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Literatur, Lebensbeschreibungen u. a. m. sich finden. Zu den Mits arbeitern gehören z. B. Wächter, Löscher, Schelhorn, Hachenberg, Brucker, Joh. Elias Schlegel, Hier. Wolf u. a. von manchen be rühmten und seltnen Büchern wird Nachricht gegeben, wie von Henischens Schatz der deutschen Sprache und Weisheit, Paul Rebhuhns: Klag des armen Mannes, von Stielers und Steinbachs Wörterbüchern, Maskous Gesch. der Deutschen, Gueint Sprach lehre u. a.

5. Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freien Künste. Zehn Bände Leipz. 1745-1754. 8., worin unter an dern: poetische Übersetzung des befreiten Jerusalems von Fr. Koppe. 6. Das Neuste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit. Zwölf Bde. Leipz. 1751-1762. 8., worin z. B. Verzeichniß deutscher Originaltrauerspiele seit 1730.

7. Sammlung einiger ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der freien Künfte zu Leipzig. Drei Theile. Leipz. 1754, 1755.

Beispiel 1.

Anfang der IV. Ode auf die in Leipzig im April des 1733sten Jahres angenommene Erbhuldigung Sr. Kön. Hoh. Hrn Friedrich

Augusts II.

(Ged. Th, I. S. 36.)

Die Nacht ist hin, der Tag bricht an!

Sachsen, auf aus deinem Schlummer!

Vergiß, was dich betrüben kann,

Und fasse dich nunmehr nach herbem Gram und Kummer.

Was weinst du doch um deinen Held,

August, die Luft der halben Welt,

Den du, so wie es schien, vor kurzer Zeit verlohren?
Getrost! du irrst. Er lebet noch!

Er lebt! ach jauchze, jauchze doch!

Und zeigt sich nur verjüngt und gleichsam neu gebohren.
Wie eine zarte Braut erwacht,

Wann fie des Liebsten Stimme höret,
Nachdem der Hochzeitkerzen Pracht
Ein trauriges Gerücht von seiner Gruft gestöret;
Sie rafft sich auf, und sieht umher,

Und horcht bestürzt, und zweifelt sehr,
Ob irgend sie dabey ein süßer Traum betrogen;
Doch endlich glaubt sie, was sie sicht,
Und weil ihr Glück nun wieder blüht,
So wird im Augenblick der Brautschmuck angezogen:
So sch ich Sachsens matten Blick
Auf einmal hell und munter werden.
Der bloße Ruf von solchem Glück,

Gescht, er wäre falsch, erweckt es aus der Erden.
Wie? heißt sein Wort: Was? lebt August?
Lebt Friedrich, seiner Länder Luft?

Wer spottet meines Grams, und tröstet mich zum Hohne!

Es ist unmöglich! - Sachsen, nein!

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Man täuscht dich nicht; dein Wunsch trifft ein:

Denn Friedrich August lebt wahrhaftig in dem Sohne.TM

Beispiel 2.

XVI. Singgedicht. An ein Frauenzimmer, welches zornig geworden, weil er sie angesehen. (Th. I. S. 354.)

Ihr schönsten Augen! zürnt nur nicht,
Daß ich euch lechzend angesehen.
Es prallten nur die eignen Blicke,
Die selbst von euch nach mir geschehen,
Als meiner Seelen Sonnenlicht,
Durch meiner Augen Stral zurücke.

Ihr schönsten Augen! zürnt nur nicht ze.

So sang der zarte Filamor,

Als Phyllis ihm den Fehler vorgerücket,
Er hätte sie zu oft, zu heftig angeblicket.
Was kann ich, sprach er, denn davor,

1. Noch 25 Verse.

Daß du so reizend bist?

Daß sich mein Aug auf deinen Lilgenwangen,
Die schon so manches Herz gefangen,
Verirrt, vertiefet und vergißt?

Klage dich nur selber an!
Wenn ich dir zu viel gethan.
Deiner Augen Zauberkerzen
Zwingen hundert zarte Herzen,
Daß dich keines hassen kann.
Klage dich nur selber an! :c.

Das Unrecht schien ihm allzugroß,

Das Phyllis hier begangen.

Drum schwieg er etwas still; doch endlich brach er los:
Wie! steht es frey, des Himmels Prangen

Mit starren Augen anzuschn?

Und Phyllis will von mir verlangen.

Es soll kein Blick nach ihr geschehn?

Nein! ihr Verboth kann mich nicht rühren,

Nein! sie wird nichts dadurch von ihrer Pracht verlieren.

Soll ich mein Verbrechen büssen,

Strenge Phyllis! strafe mich!

Sage nur, ich solle dich

Mit verbundnen Augen küssen.

Ungesehn,

Wird mir da recht weh geschehn:

Doch will ich aus Mund und Augen
Meiner Seelen Nectar saugen.

Beispiel 3.

V. A.

XXVII. Ode: An Jungfer L. A. V. Kulmus. (Th. I. S. 287.)

So wahr ich redlich bin,

Entfernte Schäferinn:

Bin ich, es bleibt dabey!
Dir bis zur Grube treu,
Ach fühlte nur mein Herz
Nicht stündlich einen Schmerz,
Der täglich weiter geht,
Und bloß daher entsteht;
Daß ich den ersten Kuß

Von dir entbehren muß.

Zwar als es mir geglückt,
Daß ich dich einst erblickt;
Und dir in kurzer Zeit
Mein ganzes Herz geweiht:
Da that mein blöder Mund
Dir noch so viel nicht kund.
Ich hieß es ein Vergehn,
Und freches Unterstehn;
Aus Furcht: Ihr strenger Muth
Heißt dirs unmöglich gut.

Denn da ichs einst gewagt, Und die auch ungefragt, Mit großer List einma Ein halbes Mäulchen stahl: Hilf Himel! wie erhitzt Hast du auf mich geblißt; Und mir so sehr gedroht, Als ob der ärgste Tod Noch lange nicht zu schwer Für meinen Fehler wär.

Drum hab ich nach der Zeit, Mit mehr Bescheidenheit, Nur deiner schönen Hand Die Küsse zugewandt. Das ließest du zwar zu, Doch meiner Seelen Ruh Bird dadurch nicht gestillt: Obgleich dein Engelsbild Mir, bis auf diesen Tag Noch stets im Sinne lag.

Ward mirs hernach erlaubt, Was ich sonst nie geglaubt, Zu sagen, Schäferinn! Daß ich der Deine bin: O was für Himmelslust Ergehte meine Brust! Allein, was half es mir? Ich war entfernt von dir; Drum konnte meine Pein Noch nicht gestillet seyn.

Oft geb ich zwar im Traum
Den Fantaseyen Raum;
Da stellt dich Morpheus mir
Nach Herzenswunsche für.
Doch alle Lust ist hin,
So bald ich munter bin:
Da seh ich, was mir fehlt,
Und mich auch schlafend quält;
Weil mich des Schicksals Macht
So weit von dir gebracht.

Verhängniß, ändre dich!
Schönste! tröste mich:
Denn denke nur einmal,
Was hilft dir meine Qual?
Ach gieb hinfort nicht mehr
Der Sprödigkeit Gehör;
Und schreibe mir ein Blatt,
Das diesen Inhalt hat:
Dir, Schäfer ganz allein
Will ich ergeben seyn.

Schreib auch, dafern du meynft: Daß du die Zeit beweinst, Da du, aus Härtigkeit, Mir gar zu sehr gedräut. Dann seufz einmal nach mir: O wär er wieder hier! Wie er sonst bey mir saß, Und sich fast selbst vergaß: So gäb ich jeden Blick Ihm doppelt stark zurück.

Kind! seufzest du also: So bin ich wieder froh, Und mein erquicktes Herz, Vergißt den alten Schmerz. Vieleicht erblickt mich bald Dein schöner Aufenthalt: Alsdann thu ich mit Lust, Die Triebe meiner Brust Dir, durch den treuen Mund, In tausend Küssen kund.

Beispiel 4.

Stellen aus der: Ode auf das zweyte protestantische Jubelfest,
welches wegen des zu Augspurg übergebenen Bekentnisses Evangel.
Fürsten und Stände im Jahre 1730 den 25. Junius gefehert ward.
(Th. I. S. 293.)

1. Seht! Babel wankt, und sinkt und fällt,
Daß Grund und Catacomben beben;

Nun kann der Kreis der hart geplagten Welt
Sein sorgenfreyes Haupt erheben.

Der sieben Berge Glanz und Pracht
Versinkt in Schutt und Graus und Nacht,

Die Meze schmeißt den Zauberkelch in Stücken:
Ha, stolzes Weib, nun wirst du dich

Nicht mehr so frech und lästerlich

Durch den ergeizten Puß der reichsten Buhler schmücken.

4. Wie dort vom Klange der Posaunen

Ganz Israel und Josua,

Ben Jericho, zwar froh, doch mit Erstaunen,

Schloß, Thurm und Bollwerk sinken sah;

Man läßt ein Feldgeschrey erschallen,
Und seht, so Thor als Mauren fallen;

Wiewohl kein Mensch die Hand daran gelegt:
So fällt auch Babels Pracht und Schöne,
Bloß durch ein kräftiges Getöne

Des ewigstarken Worts, das Erd und Himmel trägt.

7. Aus dir, gepriesnes Sachsenland!

Entspringt das Licht der neuen Lehre.

Du hast das Tocht des Glaubens angebrannt,

Das sons fast gar erloschen wäre.

Aus deinen Mauren, Wittenberg!

Entsteht das unerhörte Werk:

Die Tyber selbst erstaunt vor deiner Elbe.

Die Engelsburg erbebt vor dir;

Der Riegel bricht, es springt die Thür;

Es wanket Grund und Dach und Pfeiler und Gewölbe.

11.

1. Vers S. bis 11. gehn auf den Neichstag über und enthalten die Aufforderung an die Fürsten, Blut und Haupt zu wagen, und den Dank dafür, daß sie es gethan haben.

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