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Allein auf Guisens Wort,

War hier die Wuth nicht aus: sie tobt noch weiter fort.
Man wirft den Leichnam gar durchs Fenster auf die Gassen,
Um ihn von jedermann ermordet sehn zu lassen.
Prinz Angouleme wischt mit eigner Hand das Blut
Von seinem Antlig ab, zum Labsal seiner Wuth:
Und als er ihn erkannt, stößt er den Leib mit Füssen,
Vor dessen tapfrer Faust er oft erzittern müssen.
Gleich frischt er alles Volk zu fernerm Morden auf;
Als auch das Louvre selbst der Mordlust freyen Lauf
Durch seine Glocke giebt. Hier sieht man nun die Haufen
Des aufgebrachten Volks auf vollen Straßen laufen.
Das Haus des Admirals ward plößlich ganz umsetzt;
Sein Körper höchst beschimpft, zermeßelt und zerfeßt,
Des Hauptes gar beraubt, in einen Stall geschmissen,
Und endlich fortgeschleppt, und in den Strom gerissen.
K. Heinrich.

Ach ewig werther Held! du theurer Coligny!

K. Margaretha.

Das hat er nicht verdient! den Tod vergeß ich nie!

Conde.

War das die Sicherheit, die König Carl gegeben?
So weis ich kaum, ob wir noch eine Stunde leben?

Clermont.

Auch in der Seine blieb sein todter Körper nicht;
Denn kaum erwachte noch das erste Morgenlicht,
So ward er weggeschleppt, am Galgen aufgehangen,
Und da mit Glut und Rauch zu schmäuchen angefangen:
So daß nun, Erd und Fluth, das Feuer und die Luft
Ben solcher Grausamkeit zu Gott um Rache ruft.

K. Heinrich.

Das ist der wilden Wuth der Guisen zuzuschreiben!
Wer wüßte sonst so stark den Pöbel anzutreiben?

K. Margaretha.

Verdammte Raseren! wo will das Wüthen hin?

Doch glaubt, in allem herrscht die Wuth der Königinn!

4. Luise Adelgunde Victorie Gottsched geb. Kulmus. 1713-1762.

Luise Adelgunde Victorie Gottsched geb. Kulmus war am 11. April 1713 in Danzig geboren, wo ihr Vater, Johann George. Kulmus, Doctor der Arzneikunde und Königl. Polnischer Leibmedicus war. Sie genoß unter Leitung ihrer Ältern eine sehr vorzügliche Erziehung, zu welcher die gebildete Mutter sehr viel beitrug. So wurde sie in deutscher und französischer Sprache gründlich unterrichtet, machte auch einen Anfang in der Kenntniss des Englischen, trieb Geographie und Geschichte, Zeichnen und besonders auch Tonkunst, ganz vornehmlich aber war ihre Neigung der Poesie zugewendet und selbst der Philosophie war sie nicht abgeneigt. Demnach gehörte sie unstreitig zu den gebildetsten Frauen ihres Alters und ihrer Zeit, die zugleich von Seiten ihres Herzens und ihrer Grundfäße die allgemeinste Achtung sich erwarb. Bei einem Besuche in Danzig 1729 lernte Gottsched sie kennen, trat mit ihr in einen Briefelwechsel und warb auch bald um ihre Hand. Im September 1731 verlor fie ihren Vater, was ihre Verbindung mit Gottsched, welcher sich späterhin noch andre Hindernisse entgegensetzten, in die Ferne schob. Die äußere Fürsorge für sie übernahm nun neben der Mutter ihr Oheim Johann Adam Kulmus, Doctor der Medicin und Professor am akademischen Gymnasium in Danzig. Aber auch die Mutter starb ihr unter den Kriegsunruhen, in welche ihre Vaterstadt durch den polnischen Thronstreit zwis schen Stanislaus Leczinski und August III. von Polen verwickelt wurde, am 10. Mai 1734 und sie selbst fiel in eine Krankheit, welche sie dem Tode nahe brachte. Erst im September 1734 nennt sie sich Gottscheds verlobte Braut, welcher auch erst im Anfange des Jahres in die Professur eingerückt war, und im Jahre 1735 (April oder Mai) ist ihre ehliche Ver bindung. Im Juni 1735 kam sie mit Gottsched nach Leipzig, wo sie ihr übriges Leben zubrachte. Sie erwarb sich nun immer mehr den Ruhm einer gelehrten Frau, und wie sie schon früher das Lateinische getrieben. hatte, blieb ihr auch das Griechische nicht fremd. Neben allen gelehrten Beschäfftigungen aber, in eignem Dichten und Arbeiten, wie in Übersetzungen, war sie auch ein Muster in allen häuslichen Verhältnissen und besorgte ihr Hauswesen so pünctlich und treulich, als ob es ihre einzige Beschäfftigung gewesen wäre. Durch die großen Anstrengungen ihres Geisies, und es scheint selbst, als habe äußrer Mangel sie dazu getrieben, wie

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1. Er ist durch die Herausgabe von anatomischen Tabellen in der me dicinischen Literatur bekannt geworden, welche noch Leipzig 1789. gr. 4. mit vielen Kupfertafeln ven C. G. Kühn, Dr. und Stadtphysicus in Bunzlau herausgegeben werden sind.

auch die Drangsale des Krieges sie vielfach erschütterten, wurde ihre Ge sundheit immer mehr geschwächt, auch mögen häusliche Leiden ihr nicht fremd geblieben sein, und so starb sie, erst neunundvierzig Jahr alt, am 26. Juni 1762.

Sie war eine kenntnissreiche, entschlossene, klarverständige, tugendhafte und liebenswürdige Frau und erwarb sich selbst unter den Feinden ihres Gatten allgemeine Achtung. Sie war höchst bescheiden, auch in Ansehung ihrer Kenntnisse, der höchsten Aufopferungen und Anstrengungen für Gatten und Freunde fähig, treu und wahr, redlichen und frommen Herzens. Als Schriftstellerinn war sie sehr belesen, geschmackvoll, wißig und lebhaft, doch) als Dichterinn, auch in ihrem besten Stücke Panthea, wird man bei ihr mehr Reinheit und Richtigkeit der Sprache als dichterische Kraft und Begeisterung finden. In vielen Stücken übertraf sie den Gatten, dessen treuste Mitarbeiterinn sie war. Am besten lernt man sie aus ihren Briefen kennen, welche Frau von Runkel nach ihrem Tode unter folgendem Titel herausgegeben hat:

Briefe der Frau Luise Adelgunde Victorie Gottsched gebohrne Kulmus. Erster und zw. Theil Dresden 1771. Dritter Theil 1773. 8. (worin auch ihre Panthea abgedruckt ist.)

Ihre Hauptschriften sind folgende Übersetzungen:

1. Der Frau von Lambert Betrachtungen über das Frauenzimmer. A. d. F. Leipz. 1734 (Mit eignen Gedichten.)

2. Der Sieg der Beredsamkeit. A. d. F. der Frau von Gomez (mit Voltaires Trauerspiel Zaire). Leipzig 1735.

3. Kato, ein Trauerspiel2 a. d. E. des Herrn Addison übersetzt. Leipz. 1735. 8. N. A. 1753. S.

4. Der Zuschauer a. d. E. des Herrn Richard Steele und Joseph Addison. 9 Th. Leipzig 1739-1743. (N. A. 1757. 8.)

5. Herrn Aler. Pope's Lockenraub, ein scherzhaftes Heldengedicht. A. d. E. in deutsche Verse überseßt. Leipz. 1744. 4. m. K. 6. Neue Sammlung auserlesener Stücke aus Popens, Eachards, Newtons u. a. Schriften überseßt. Leipz. 1749. 8.

7. Geschichte der Königlichen Akademie der Aufschriften und schönen Wissenschaften in Paris, darin zugleich unzäh liche Abhandlungen aus allen freien Künsten, gelehrten Sprachen und Alterthümern enthalten sind. A. d. Fr. Elf Theile. Mit e. Vorrede von J. Chr. Gottsched. (Th. II. mit Reg. und Zusäßen von J. J. Reiske.)

1. Die Angabe 1731 bei Jördens ist falsch, wenn auch die Überschung schon 1731 mag vollendet worden sein. 2. Nicht zu verwechseln mit Gottscheds_eig= nem Trauerspiel: der sterbende Cato.

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8. Der Königl. Academie der Aufschriften und schönen Wissenschaften zu Paris Ausführliche Schriften, darin unzählige Abhandlungen aus allen freien Künften, gelehrten Sprachen und Alterthümern enthalten sind. Mit Kupf. 2 Th. Leipz. 1753. 54. gr. 8.

9. Nachrichten, die zum Leben der Frau von Maintenon und des vorigen Jahrh. gehörig sind. A. d. F. 3 Bde. Leipz. 1757. 8. Bd. I. ist von Frau Gottsched, II. von Frau v. Runkel. III. von Gottsched.)

10. E. Übersetzung des 23. Psalms a. d. Engl. des Addison.

11. Eine prosaische Übersetzung von 7 Oden des Horaz. (Beides in ihren Briefen Th. 1.)

und noch viele andre Übersetzungen kleinerer Stücke, philosophischer Schriften und Abhandlungen in der deutschen Schaubühne, den vernünftigen Tadlerinnen u. a. m.

Von ihr selbst oder doch von ihr bearbeitet haben wir:

1. Die Pietisterei im Fischbeinrocke oder die doctormäßige Frau, in einem Lustspiele vorgestellt. Rostock auf Kosten guter Freunde. 1736. 8. (Freie Nachahmung von Bougeants Komödie La femme Docteur, ou la Théologie Janfenifte tombée en quenouille. à Amfterdam 1731. 8.)

2. Triumph der Weltweisheit nach Art des franz. Sieges der Bered-
samkeit von Frau von Gomez, nebst einem Anhange dreier Reden
(z. B. Satirische Lobrede auf den sogenannten Amaranthes oder
Gottlieb Siegmund Corvinus). Leipz. 1739. 8.

3. Horatii, als eines wohlerfahrnen Schiffers, beweglicher Zuruf an
alle auf dem Meere der gesunden Vernunft schwimmende Wolfianer,
entworfen von X. Y. 3. ohne Ortsbenennung 1740. 8. (Eine fo
mische Predigt gegen den homiletischen Schlendrian. Es ist Horat,
Epod. 7. Quo, quo fcelefti ruitis? als Thema genommen und
abgehandelt: 1. das schön bemahlete Boot. 2. Der Schif-
fer, der ihm1 droht. 3. Die zu besorgende Noth).
4. Der kleine Prophet von Böhmischbroda, oder Weissagung
des Gabriel Johannes Nepomucenus Franciscus de
Paula Waldstorch, genannt Waldstörchel. Prag 1753. 8. (Eine
Satire gegen die Gottscheden so verhaffte Operette von Weiße:
die verwandelten Weiber oder der Teufel ist los. Sie ist eigentlich
halb Übersetzung, halb Nachahmung des Pelit Prophète de Boch-
mifchbroda von Grimm.)

5. Panthea, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Aufgeführet zu Wien

1. nicht klar!

auf dem Kayserl. Königl. Privilegirten Stadt-Theater 1751. (S. Briefe von Frau v. Runkel Th. III. S. 177.)

6. Der beste Fürst. Ein Vorspiel auf das hohe Geburtsfest Ihrer

Hochfürstl. Durchl. Frau Johannen Elisabethen verw. Fürstin von
Anhalt Zerbst, den 24. Oct. 1755. (Briefe Th. II. S. 313. Kl.
Gedichte. S. 3. auch Leipz. 1755. 4.)

Außerdem noch mehrere Abhandlungen und kleine Schriften, z. B. Über die Gelehrsamkeit des Frauenzimmers und Über Arbeit und Müßiggang in der spätern Ausg. der vernünftigen Tadlerinnen; von der wahren Ehre in den Briefen. Th. I. S. 301.

Nach ihrem Tode erschienen:

„Der Frau Luise Adelgunde Victorie Gottschedinn geb. „Kulmus Sämmtliche kleinere Gedichte, nebst dem von vielen vorneh,,men Standespersonen, Gönnern und Freunden beiderlei Geschlechts ,,ihr gestifteten Ehrenmale und ihrem Leben, herausgegeben von ihrem ,,hinterbliebenen Ehegatten. Leipz. 1763. 8. mit ihrem Bildnisse, “ worin auch einige geistliche Lieder.

Beispiel 1.

Aus dem Trauerspiele Panthea."

Fünfter Aufzug.

Anderer Auftritt.

Cyrus. Panthea. Gobrias. Hyßtaspes. Araspes.

Cyrus!

Panthea.

Cyrus.

Panthea, dein ganzes Glück ist hin!

O Schmerz, daß ich dazu die erste Ursach bin!

Panthea.

Ja Cyrus, Abradat ist für dein Recht gestorben;
Doch meine Zärtlichkeit hat ihm den Tod erworben.
Ich weiß, wie oft mein Mund, o unglücksvoller Rath!
Jhn, deiner Freundschaft stets sich werth zu zeigen, bat;

1. Cyrus hat dem Abradates die geliebte Gemahlim Panthea wiedergegeben, welche Araspes mit sträflicher Liebe licht und weil sie ihn verschmäht, den Tod des Abradates in einer Schlacht des Cyrus gegen Crösus bewürkt. Siegreich kehrt Cyrus, aber Abradat ist gefallen, doch glaubt man noch durch Feindes Hand.

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