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Ihr Krieger! die ihr meiner Helden Grab
In später Zeit noch seht, streut Rosen drauf,
Und pflanzt von Lorbeern einen Wald umher!
Der Tod fürs Vaterland ist ewiger

Verehrung werth. Wie gern sterb' ich ihn auch,
Den edlen Tod, wenn mein Verhängniß ruft!
Ich, der ich dieses sang im Lärm des Kriegs,
Als Räuber aller Welt mein Vaterland
Mit Feu'r und Schwert in eine Wüsteney
Verwandelten; als Friedrich selbst die Fahn
Mit tapfrer Hand ergriff und Blitz und Tod
Mit ihr in Feinde trug, und achtete
Der theuren Tage nicht für Volk und Land,
Das in der finstern Nacht des Elends seufzt.
Doch es verzagt nicht drinn, das treue Land;
Sein Friedrich lächelt, und der Tag bricht an.
Der Tag bricht an! Schon zöge Schwab' und Ruß,
Lappländer und Franzos', Illyrier

Und Pfälzer, in possierlichem Gemisch,

Den Helden im Triumph, verstatter' es

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Desselben Großmuth. Schon fliegt Himmel an
Die Ehr' im blißenden Gewand' und nennt
Ein Sternenbild nach seinem Namen! Rub
Und Ueberfluß beglücken bald sein Reich!

Beispiel 7.
Sinngedichte.

a. Über die Statue der Venus, an die sich Amor schmiegt. (I. S. 11.) In Sanssouci.'

Bezaubernd Bild, des Meißels Meisterstück,

Ach schlüge deine Brust! Ach, wär dein Auge helle!
Ein jeder, der dich sieht, wünscht dir Elisens Glück,

Und sich an Amors Stelle.

1. Diese Statue von Papenhoven stand früher in Sanssouci auf dem Wege zum japanischen Hause am Wasser und hier soll Kleist den größßten Theil seines Frühlings gedichtet haben. Jezt ist die Bildsäule, um sie mehr zu schüßen, am östlichen Theile des Schlosses Sanssouci selbst aufgestellt.

b. An Dieselbe. (II. S. 80.)

Sieh Papenhovens Meisterstück, die schöne Venus, in's Gesicht!
Sich an den Mund des Marmorbildes! man sieht die Stimm' und hört

c. An Elise. (II. S. 41.)

Was füsfest du mein Lied, Elise? gieb mir's wieder,

Und füsse mich! In mir steckt eine Sammlung Lieder!

sie nicht.

d. Weber Raphaels Bildniß, von ihm selbst gemalt. (II. S. 16.)

(Nach dem Italiänischen.)

Der Tod, der Raphaeln dem Erdkreis rauben wollte,

Von dem Verhängniß abgeschickt,

Stußt, als er deffen Bild erblickt',

Unschlüssig, welchen er von beiden nehmen sollte. ,,Nimm jenen nicht," sprach Raphael:,,nimm mich! „Der ist unsterblicher, als ich!“

Beispiel 8.

Brief an Gleim. (I. S. 63.)

Lager bey Maren, den 20. October 58.

Sie werden begierig seyn, Umstände von dem Ueberfall zu wissen, den unsre Armee den 14ten dies (ben Hochkirch) von den Desterreichern erlitten hat. Ich kann Ihnen jetzt mit Zuverlässigkeit melden, daß die Sache nicht von so großer Wichtigkeit ist, als sie die Oesterreicher angeben werden. Gewiß ist, daß Daun eine so phlegmatisch-listige Bestie ist, als noch je eine gelebt hat, und daß die List im Frontin die erste Stelle verdiente. Er hat Freywillige aus seiner Armee genommen, und sie debandirt zu zwanzig und zwanzig Mann, zwischen zwey und drey Uhr Morgens zu unsern Feldwachen geschickt, mit der Instruction, sich für Ueberläufer auszugeben, sich der gestreckten Gewehre zu bemächtigen, dann ohne Zeitverlust in die Compagnie Gassen einzudringen, und alles niederzumachen. Weil die Feinde seit einiger Zeit wirklich sehr desertiet, so daß auf manchen Feldwachen mehr als zwanzig auf einmal angekommen sind, so ist diese List geglückt. Die Freywilligen bemächtigen sich der Gewehre von den Wachen, eilen darauf zum Lager, und schießen in den Zelten alles nieder. Debandirte Panduren folgen ihnen, und die Armee en fronte folgt hinter den Panduren. Unsere Leute, die nicht zum Gewehr haben kommen können, haben sich müssen mit der Flucht retten, die Officiere aber, die das nicht haben thun wollen, sind sehr übel mitgenommen worden; daher sind auch fo viele Generale geblieben. Unser ganzer Flügel des ersten Treffens ist

also fort, die Desterreichische Armee bemächtigt sich unsrer Zelte und Ba gage, und avancirt. Unser zweytes Treffen ist indeß in's Gewehr gekommen. Zieten hat gesattelt gehabt, eilt daher zum rechten Flügel, schlägt den feindlichen linken zurück, und nimmt wieder Besitz von unsern Fleschen und Batterieen, die er aber wegen Mangel an Infanterie wieder verlassen muß. Der König, dem ein Pferd unter'm Leibe verwundet ist, und dem zur Seite zwey Pagen todtgeschossen sind, macht Ordnung, animirt sein zweytes Treffen und wehrt sich bis neun Uhr Morgens, als so lange ihn die Oefter: reicher attaquirt, und dann das Champ de bataille unsers ersten Treffens occupirt haben. Um vor einem neuen Überfalle sicher zu seyn, zicht sich unser großer Friedrich, der über diesen Zufall zu bedauern, aber nicht zu tadeln ist, etwa eine halbe Meile zurück, und campirt Daun vor der Nase. Dieß ist alles; unser Verlust ist kaum 1500 Mann. Die Oesterreicher werden es für eine Schlacht ausgeben, aber kein Vernünftiger kann es dafür halten. Geduld! ihr stolzen Sieger! ihr sollt bezahlt werden; alles bey uns ist bis zur Raserey aufgebracht!

Die Russen sind auf meinem Gute gewesen, und haben mir alles genommen. Nun bin ich mit meinen armen Bauern und Geschwistern ganz ruinirt. Ich habe immer gedacht, noch einmal zu Hause zu sterben, wenn ich's im Kriege nicht würde, aber nun

2. Johann Wilhelm Ludwig' Gleim. 1719-1803. Johann Wilhelm Ludwig Gleim wurde den 2. April 1719 zu Ermsleben, einem Städtchen bei Halberstadt, geboren. Früh verlor er seinen Vater, studirte in den Jahren 1738 bis 1740 in Halle die Rechte, wo auch Baumgarten sein Lehrer war. Hier fand er sich mit Uz und Göß zusammen und sie bildeten einen kleineren Dichterkreis, wie neben ihnen die Leipziger, dem sich auch der früh verstorbene Rudnick aus Danzig anschloss. Es war besonders das Lesen Anakreons, welches sie verband und welchen sie dann in anakreontischen Liedern nachzuahmen suchten. Ähnliche scherzhafte Lieder, in denen sie Wein und Liebe besangen, waren die erste Richtung ihrer eignen Poesie. Durch Pyra's und Lange's Vorgang schlossen sie sich auch dem Kampfe gegen Gottsched an und traten auf die Seite der Schweizer ohne öffentlichen Antheil zu nehmen. Durch Lange aber, wie schlecht auch dieser in Lessings Vademecum beurtheilt war, wur den sie auch auf Horaz hingewiesen, welcher lange der Gegenstand ihrer Behandlung war. Mit Klopstock stand besonders Gleim lange Zeit in

1. Fälschlich wird er zuweilen Friedrich Wilhelm genannt, was der Name seines Bruders ist.

freundschaftlichen Verhältnissen, doch trennte sie manches Andre, besonders aber auch Gleims besondrer Eifer und Patriotismus für Friedrich, wodurch er der eigentliche Stifter der preußischen Dichterschule geworden ist, wie auch sein künftiges Leben und die ganze Zeit, welcher er angehörte, dazu ihn hinzog. Nach seinem Universitätsstudium wurde er Hauslehrer beim Obersten Schulze in Potsdam, wo er Kleists Bekanntschaft machte und mit ihm den innigsten Freundschaftsbund schloss, welchen nur der Tod trennte. Drauf wurde Gleim Staatssecrétair des Prinzen Wilhelm von Schwedt; als dieser aber 1744 bei Prag fiel, kam er als Privatsecretair in die Dienste des alten Fürsten Leopold von Def= sau, nach dessen Tode er, nach einem fürzeren Aufenthalt in Magdeburg und Berlin, 1747 Secretair des Domkapitels zu Halberstadt und später auch Kanonicus des nicht weit von der Stadt gelegenen Stifts Walbeck wurde. In diesen Ämtern, welche ihm noch Muße genug zur Dichtkunst ließen, blieb er über funfzig Jahr, bis er, nachdem dem Greise auch das Licht der Augen schon erloschen war, am 18. Febr. 1803, bald 81 Jahr alt, sanft verschied.

Wir können Gleim nicht zu den größßten Dichtern zählen, obschon er durch seine anregende Kraft sehr viel gethan hat, die Dichtkunst auch in Preußen zu heben. In seinen anakreontischen und erotischen Liedern ist er oft tändelnd und spielend, wie auch bei seinen schwärmerischen und doch oft gezwungenen Freundschaften und Freundschaftsliedern, und Vieles, vornehm lich in seiner spätern Zeit Gedichtete, wo der Greis auf dem verstimmten Saitenspiel noch immer fort klimpern wollte, ist nicht für Dichtung zu achten. Am höchsten steht er als lyrischer Dichter in seinen Kriegsliedern eines Grenadiers da, wo sein Herz und seine ganze Überzeugung mitsang, obschon wohl kein Grenadier seine viel zu gelehrten Lieder im preus ßischen Heere nachgesungen hat. Auch sein didaktisch religiöses Gedicht Halladat, wenn auch nicht ganz ohne Phantasie, ist in vieler Beziehung undichterisch und, obschon noch 1812 herausgegeben und von Dinter bevorwortet, doch eigentlich vergessen. Sehr großes Verdienst hat sich aber Gleim durch Förderung junger Talente und durch die Liebe zu seinen Freunden erworben. Die Zahl dieser Freunde war sehr groß und die edelsten Dichter und Schriftsteller, Männer und Frauen, gehörten zu diesem Kreise. as Zimmer, welches er seinen Musen- und Freundschaftstempel nannte, war mit 118 Bildern seiner Verwandten, Wohlthäter und Freunde ge schmückt, unter welchen wir z. B. die Namen Freiherr von Spiegel, Graf Stolberg, Uz, Kleist, Ramler, Spalding, Gellert, Klopstock, Lessing, Mendelssohn, Jerusalem, Wieland, Johannes von Müller, Winkelmann, Her der, Amalie von Weimar, Karl von Dalberg, von Dohm, Voß u. a. mj zu nennen haben. Er führte einen sehr weitläuftigen und lebhaften Briefwechsel, aus welchem nach seinem Tode viel bekannt gemacht worden ist.

Cheloses Leben, verständige Einrichtung und ein gutes Einkommen seßten ihn in den Stand, junge Talente, wie Michaelis, Tiedge u. a. zu unter: stüßen, ausgezeichnete Männer um sich zu sammeln und zu bewirthen und sich bei Vielen den Ehrennamen des Vaters Gleim zu erwerben.

Gleim selbst hat keine vollständige Sammlung seiner Poesieen veranstaltet und häufig sind seine Gedichte nachgedruckt und verunstaltet wor den. So erschienen öfter unvollständige und uncorrekte Ausgaben, wie: Herrn F. W. G. sämmtliche Werke. Zwei Theile, Straßb. 1765. 8. Sechs Theile. Neue und verb. Ausg. o. O. und Verl. 1773. 8. Sechs Theile Reutlingen 1779. 8. und Carlsruhe 1780. Auch in der Neuen verb. Aufl. in 4 Bdn. Lpz. 1802. 1803. 8. (Eigentl. schon 1–3 in Altona 1798–1800. erschienen) ist, obschon mehr gesammelt, doch manches Unächte. Nun aber erschienen:

J. W. L. Gleim's sämmtliche Werke. Erste Originalausgabe aus des Dichters Handschriften durch Wilhelm Körte. Sieben Bände. Halberstadt 1811 bis 1813. 8.,

deren Inhalt folgender ist:

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Band I. J. W. L. Gleim's Lieder. Erster Band. 1. Versuch in scherzhaften Liedern. 1744-1753.2. Lieder. 3. Volks. lieder. 1772-1800. (Die letzteren die besseren.)

Band II. J. W. L. Gleims Lieder. Zweiter Band. Worin auch Nachahmungen und Lieder nach den Minnesingern.

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Band III. Inhalt: 1. Die Schäferwelt. 2. Die Bürgerwelt. (Fragmente.) 3. Auf den Tod des Generals von Stille. 4. Der blöde Schäfer. 5. Der Apfeldieb.

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6. Romanzen und romanzische Lieder. 7. Fabeln und Erzählungen. (Gehören zu Gleims bessern Dichtungen.) Band IV. J. W. L. Gleim's Kriegslieder. Inhalt: 1. Preußische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757. (Das Beste, was Gleim gedichtet hat.) 2. Preußische Kriegslieder vom März 1778 bis April 1779. 3. Friedrichs Feier 1786. 4. Marschlieder 1790. 5. Soldatenlieder. legten Lieder des Grenadiers.

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6. Die

3.

Band V. Inhalt: 1. Sinngedichte 2. Episteln. Die goldenen Sprüche des Pythagoras nebst Anhang. Band VI. Inhalt: 1. Halladat oder das rothe Buch. (Aus: sprüche eines orientalischen Weisen.) 2. Amor und Psyche. (25 Lieder.) 3. Vermischte Gedichte. Band VII. Das Hüttchen. (160 Lieder, zum Theil aus der legten Zeit.) Als Zugabe hierzu erschienen noch:

Vater Gleims Zeitgedichte von 1789-1803. Erste Original,

ausgabe u. f. f. von W. Körte. Lpz. 1841. (In 4 Abschnitten.)

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