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„Von solcher Unschuld sey

Des Jünglings und des Greises Herz, das hier
Am hellen Bach, am blauen Hügel dort,

Im Meer der Freuden, das der Vater Gott
Für seine Menschen ausgegossen hat,

Ihm schöpfen will!

-

- O

welche Wonne dann,
In seinem hohen Sterngewölbe, Nachts,
Wenn alles still ist, diesen Vater sehn,
Der unser aller Vater ist!

Gestärkt

Von solcher Wonne, fühl ich meinen Geist
Um eine Spanne größer, dünke mich
Ein hohes Wesen, das gewürdigt ward,
Im Taumel seiner höchsten Freuden, ist
Mit einem Blick voll Seele hinzusehn
In diesen Abgrund seiner Herrlichkeit!“

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3. Johann Peter Uz. 1720-1796.

Johann Peter Uz war am 3. Oktober 1720 zu Anspach geboren, wo sein Vater Uhrmacher war. Dieser gab dem Sohne eine tüchtige Erziehung und ließ ihn das Anspachsche Gymnasium besuchen, wo schon früb seine Neigung zur Dichtkunst sich zu entwickeln anfing. Als er 1739 die Universität Halle bezog, schloss er hier mit Gleim, Göz und dem Danzi ger Rudnick einen Freundschaftsbund, wodurch ein dichterischer Kreis sich bildete, wie zu gleicher Zeit einer in Leipzig entstanden war. Es war zunächst die heitre Dichtkunst, in welcher man sich Anakreon und Horaz anschloss, wie es auch schon Lange und Pyra gethan hatten, und wodurch man den Seraphikern entgegentrat. Uz versuchte hier auch schon den Versban der Alten im Deutschen herzustellen, wendete sich aber nachher wieder dem Reime zu. Er überseßte noch in Halle Stücke des Homer, Pindar und Anafreon, und nahm an Göß'ens Überseßung des leßtern Dichters thätigen Antheil. Daneben studirte er eifrig Philosophie, Ges schichte und besonders Rechtsgelehrsamkeit, und kehrte 1743 nach sei ner Vaterstadt Anspach zurück, wohin bisher nur sein Freund Cronegf die Poesie getragen hatte. Im Jahre 1748 wurde er Secretair beim Anspachschen Justizcollegium und blieb es eine lange Zeit sogar ohne Gehalt. Als er 1763 Assessor des kaiserlichen Landgerichts des Burggrafthums Nürnberg und gemeinschaftlicher Rath der Markgrafen von Anspach und Kulmbach wurde, entsagte er ganz der Dichtkunst mit der Sammlung seiner Gedichte, welche vollständig 1768 erschienen. Gleim hatte zuerst eine kleine Sammlung lyrischer Gedichte von Uz 1749 zum Druck beför dert, und diese eben sind es, gegen welche Wieland, von Bodmer aufgeregt, in frommem Enthusiasmus so gewaltig eiferte. Obschon die Literatur: briefe in Berlin, und Lessing besonders, wie Weiße in Leipzig, sich Uz'ens annahmen, auch Cronegk für ihn ́sschrieb, Wieland aber bald seinen Eifer bereute und die unschuldigeren Scherze Uzens auf ganz andre Weise lüßtern und schlüpfrig überbot: hat Uz doch diesen Angriff schwer empfunden und lange nachgetragen, vertheidigt sich auch in seiner Kunst fröhlich zu sein, spottet in einem poetischen Briefe an Gleim über Wieland und stichelt auf Bodmer in seinem Sieg des Liebesgottes. Uz lebte sonst still und heiter mit Mutter und Schwester in einem bescheidenen Häuschen, nie ver heirathet, weil er zu spät so viel Einkünfte gewann, um eine Frau ernähren zu können. Die Vormittagsstunden waren seinen Berufsgeschäfften gewidmet, an den Nachmittagen lebte er gern der Literatur und Dichtkunst und freute sich, wenn etwas Neues und Schönes zu seinem Leibregiment, wie er seine auserlesene Bibliothek nannte, hinzugekommen war. Im Jahre 1790 wurde Uz Director des Burggrafthums, und als Anspach an Preußen fiel wurde er, doch nur wenige Stunden vor seinem Tode, zum wirklichen Königl. Preuß. Justizrathe und Landrichter zu Anspach ernannt.

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Sanft und still, wie er gelebt hatte, starb er als ein allgemein verehrter Greis von 76 Jahren, am 12. Mai 1796.

Uz ist ein harmlos heitrer Dichter, überschreitet aber nicht das Maas, und singt,,Freude, Frieden, Frühling, Natur und die sanften Genüsse stiller Herzen" wie Gervinus sagt; gehört aber auch auf der andern Seite den ernsten Dichtern an in seinen Lehroden, vaterländischen Liedern und di daktischen Dichtungen. Er hat sich auch als geistlicher Liederdichter ausgezeichnet und bearbeitete mit dem Generalsuperintendenten Junkheim 1781 auf Beranlassung seines Fürsten das Anspachsche Gesangbuch. Seine Gedichte erschienen in folgenden Sammlungen:

Lorische Gedichte (Berlin). 1749. 8. (Ohngefähr die beiden ersten Bücher der spätern Ausgabe.) Lyrische und andere Gedichte. Anspach. 1755. (Enthält vier Bücher lyrischer Gedichte, worunter auch philosophische Oden, vornehmlich die berühmte Theodicee nach Leibnißens philosophischem Buche; den Sieg des Liebesgottes und vier poetische Briefe.) Eine dritte und vierte Ausg. erschienen Leipzig 1756 und 1765. Die Hauptausgabe bei Uzens Lebzeiten ist: Sämtliche poetische Werke von J P. Uz. Erster, zweiter Band. Leipz. 1768. fl. 8. Neue Aufl. Leipz. 1772. Der Inhalt ist folgender: Bd. 1. Lyrische Gedichte, sechs Bücher. Das fünfte und sechste Buch kam neu hinzu, im fünften mehrere Oden, im sechsten Lieder religiösen Inhalts.

Bd. 2.

a. Versuch über die Kunst stets fröhlich zu seyn, in vier Briefen. (Brief 1. Der Weise kann überall fröhlich sein, denn Vergnügen ist die Glückseligkeit, welche entsteht, wenn wir alle unsre natürlichen Begierden erfüllt sehen und von allem Schmerz befreit find. Dies scheint Epikurs Wolluft zu sein, nicht bloß finnliches Vergnügen. Danach sollen wir streben, die ganze Natur ladet dazu ein. Brief 2. Um die Summe des Vergnügens zu vermehren, sei du weise und tugendhaft und forsche der Wahrheit nach! Bloß sinnliche Ergöhungen geben fein dauerndes Vergnügen. Sie sind dem Men schen nicht verboten, aber wohl Unnatur, Mißbrauch und Übermaaß der selben, und man muss dabei die höhern Ergötzungen der Seele vor züglich lieben. Brief 3. Wer fröhlich sein will, muss die schmerzhaften Empfindungen verhüten, oder doch vermindern, das eine, wenn er durch Weisheit von überflüssigen Begierden sich losreißt und nicht die niedern, sondern die edlern Güter als nothwendig sich darstellt, das andre, wenn er sich nicht durch thörichte Furcht und Ungeduld unglücklich macht, sondern das Unabänderliche standhaft trägt, wozu der Gedanke an Gottes weise Weltregierung ihn belebt und freudige Beruhigung im Leiden bewürft. Brief 4. Doch nicht gegenwärtiges Leben giebt dauerhaftes Vergnügen unter allen

Arten von Leiden und die Vernunft erkennt nur unsicher die Unsterblichkeit der Seele, die Offenbarung aber, die ein besseres Leben lehrt, setzt uns in den Stand, Leiden und Verluste zu tragen und selbst nicht den Tod zu fürchten, sondern darauf uns zu freuen, also immer fröhlich zu sein

b. Sieg des Liebesgottes. Ein Gedicht in vier Büchern. Eine Schöne, Selinde, hat zwei Anbeter, einen würdigen Mann Dorante und einen Stußer, der aus Frankreich kommt, Selimor. Ob schon dieser auch der Lesbia den Hof macht, welche wieder von ei nem epischen Dichter, Kleantes, mit seinen Gedichten verfolgt wird (dies der Stich auf Bodmer); so gewinnt sie doch Amor für diesen durch seinen Putz, seine Schönheit, seine Kutsche und Pferde. Dusch hatte Uz deshalb angegriffen, wogegen ein Schreiben über eine Beurtheilung dieses Gedichts angehängt ist.

c. Briefe. An Hofrath B. Lob der Gegend von Römhild. An Gleim über Liebe und Ehe. An Größner über Nichtigkeit der Ehrenstellen. An Christ. Gegen die Miltonisten, und noch vier andre an Pr. E., an Gleim, an Kipping, an Weiße.

Nach Uz Tode erschien noch eine Ausgabe seiner Werke nach späteren Verbesserungen:

Poëtifche Werke von Johann Peter Uz. Nach feinen eigenhändigen Verbefferungen herausgegeben von Chriftian Felix Weilse. Erster, zweiter Band. Wien bey J. V. Degen. 1804. gr. 8. (Prachtausg. auf Velinpap. mit Kupfern von Kohl und John.) Velinp. ohne Kupf. 8. Druckpapier. S. Die Ausgabe enthält nur ein geistliches Lied: der Christ mehr als die frühern. Weiße hat einen Vorbericht und Uzens Biographie aus dem Schlichtegroll schen Nefrolog hinzugefügt.

Beispiel 1.

Die fröhliche Dichtkunst. (Tb. 1. Aug. 1772. E. S3.)

O schattichter Parnaß! ihr heiligen Gebüsche,

Wo ich mit fühnem Stolz mich unter Musen mische!

Nie hab ich klagend euch entweiht.

Der Scherz mit glänzendem Gefieder

Und Wein und freye Zärtlichkeit

Begeistern mich und meine Jugendlieder.

Wenn mich ein Kummer drückt, so mag die Muse schweigen,

Den Nachtigallen gleich, die unter grünen Zweigen

Nur fingen, wenn sie sich erfreun.

Welch ächter Priester froher Musen

Vermischt mit Thränen seinen Wein,

Und ächzet stets, auch an der Daphne Busen?

Einst lag ich sorgenvoll im Schatten finstrer Buchen, Wo sich ein träger Bach, den Faune nur besuchen,

Durch einsame Gefilde wand.

Mein Saitenspiel vergaß der Schönen,

Und meine scherzgewohnte Hand

Verirrte sich zu trauervollen Tönen.

Bereits entschloß mein Mund sich unvergnügter Klage

Als mit entwölfter Stirn gleich einem Frühlingstage,
Die helde Muse mir erschien.

Der Lippen Anmuth war den Rosen,

Den Morgenrosen vorzuziehn.

Und jeder Blick schien lächelnd liebzukosen.

Mein Geist erwachte schnell aus allen trüben Sorgen: Wie, wann im rothen Ost der angenehme Morgen

Jht in Aurorens Arm erwacht;

Alsdann die bangen Träume fliehen
Und schwarzgeflügelt, wie die Nacht,

Mit ihr zugleich in ihre Grotte ziehen.

Sell Unmuth, schalt sie mich, dein Saitenspiel verstimmen?
Sieh auf! Anakreon, den Wein und Alter krümmen,
Scheucht singend eitler Sorgen Heer!

Weicht auch die Freude von Alkäen?

Sie schwimmt ihm nach durchs rauhe Meer,

Und singt mit ihm von Amorn und Lyäen.

Horaz trinkt Chierwein und jauchzt bey seinem Weine:
Sein ewiger Gesang ertönt in Tiburs Haine

Nur an der weisen Wollust Brust.

Der Wollust weihe deine Lever!

Bloß diese Mutter wahrer Lust

Beseelt ein Lied mit ächtem Reiz und Feuer.

1. Das Wort Wollust wird in dieser Zeit keinesweges ausschließlich von sträflichen Lüften, sondern überhaupt vom Vergnügen gebraucht, auch der stillen und innigen Seelenluft. So sagt auch Uz im Liede: die Wollust:

Die Wollust nicht, die auch der Pöbel kennetz.
Die viehisch ras't, nicht sich vernünftig freutz
Von Lieb und Wein, umkränzt mit Epheu, brennet,
Und Lieb und Wein durch Übermaaß entweiht!
Nein! die zugleich Natur und Weisheit preisen;
Der Weisheit Kind, die Königinn der Weisen.

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