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warf wütend die blutbesprißte Keule weit weg, und schlug die starke Fausi wider seine Stirne. Izt wankt' er zum Erschlagenen hin, und wollt ihn von der Erd' aufheben: „Abel! - Bruder! erwache! Ha! - Höllen. angst faßt mich! wie ohnmächtig! Tedto Höllenangst, er ist todt! Ich will fliehen! Eilet wankende Knie!" So brüllt er und floh ins nahe Gebüsche.

Beispiel 3.

Aus Daphnis. (Th. II. S. 95.)

Die Sonne kam wieder, und Aristus' stuhnd schon im bethauten Gras vor der Hütte; Daphnis kam auch und sein Vater; und jzt bat sie der Greis, mit ihm durch die Wiesen zu gehen. Sie folgten ihm, und er führte sie auf einen nahen Hügel, von dem man die ganze Gegend übersah, und den ringsum fruchttragende Bäume in den grünen Schatten nahmen. Fettes, hohes Gras beschattete die kleinen Furchen, in denen man das flare Wasser durch die Wiese aus einem rieselnden Bache leitete, der den Hügel hinunter zwischen Rosinen- und Brombeergesträuch rauschte; und von der einen Seite des Hügels zog sich ein gebauetes Feld weit in die Ebne hinunter, und mitten auf dem Hügel stuhnd eine Hütte und eine Weinkelter, und vor denselben beschattete den aufgeworfenen Rasen eine Laube voll Hollundergesträuch.

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Izt umarmte Aristus den Amyntas und seinen Sohn. Du mein Freund! und du mein Sohn!“ sprach er; „diese Hütte, und diese Bäume, und dieser Hügel, gehören euch zu; ich übergebe sie euch; gestern hab' ich den Hügel erkauft, und ich will bey euch wohnen; in dieser Hütte, unter diesen Bäumen, an diesen Quellen soll mein Alter verfliessen; und wenn ich sterbe, ihr Freunde! wenn ich, o Amyntas! in deinen Armen sterbe, dann begrabet mich dort zwischen den zween schattichten Bäumen, wo die blauen Lilien blühen." Amyntas vermochte vor entzücktem Erstaunen lange nichts zu sagen. Ach!" sagt er endlich, seinen Freund umarmend, ach Freund! wie großmüthig bist du! Ach! wie froh wird mein graues Alter in deiner Umarmung dahin fliessen! Daphnis! wenn wir dann sterben, Daphnis, dann begrab' uns neben einander unter den Lilien; und dann sol: len die Bäume bey dir und deinen Kindern Aristus und Amyntas heissen.“

1. Aristus war ein Weiser aus Kroton, von dert vertrieben und hatte sich in die Stille zurückgezogen." Amyntas, Daphnis Vater, hatte ihn freundlich bei sich aufgenommen. Daphnis, der junge Hirt, hatte ein schönes Mädchen, Phyllis, bei einem Feste gesehn und lieb gewonnen. Als er sich nachher mit ihr verlobt hatte und sie seinem Vater zuführte, fand sich, daß sie die Tochter eines frübverstorbnen Freundes des Amyntas, Palemon, war. Jest sah Daphnis schon der nabenden Verbindung mit Phyllis entgegen.

Mit traurigem Stillschweigen hörte der zärtliche Sohn den Befehl; und ist giengen sie den Hügel ganz hinauf in die Laube Daphnis jah sich um, und entdeckte jenseits des Flusses seiner Phillis Hütte; er hüpfte vor Freude an dem Orte, wo er stuhnd, und rief die Greise herben, und wies ihnen voll Entzücken die Wohnung seines Mädchens. Lang jah er aufmerksam hin, ob er nicht etwa seine Phillis unter dem grünen Bordach, oder durch die Ranken am Fenster in der Hütte sehen könnte; aber er konnte sie nicht sehen; und jßt sang er voll Freude ein Lied, so laut, daß sie es in ihrer Hütte leicht hören konnte. Dann gieng er, die geraume Hütte zu beschauen, die reinlich und bequem war; ungeschmückt, aber die Morgensonne malte schwebende Schatten von Acsten und Rosengesträuche, die vor den Fenstern winkten, an die weissen Wände., Aristus!" rief

er entzückt, und hüpfte zu ihm hin, und küßt' ihm die Hand; jzt gieng er um die Hütte herum, und fand aller Orten einen Wald von schönen Bäumen, deren Aeste mit Stäben unterstüßt unter der Last der Früchte gegen das hohe Gras hinuntersanken, und von einem Baum zum andern Bogen von Reben herübergezogen. Ach Phillis! welche Freude hab' ich dir zu sagen! Dieß soll unser Wohnort seyn! O gütiger Aristus!" rief er, und hüpfte noch einmal zurück, ihm die Hand zu küssen. Aristus sah die Freude des Vaters und des Sohnes und fühlte das göttliche Entzücken, das nur der Großmüthige fühlt. Welche Seligkeit, das dankende Entzücken derer zu sehen, denen wir Gutes gethan!

Beispiel 4.

Aus: Ein Gemähld aus der Sündfluth. Semira und Semin. (Th. II. S. 262.)

Izt stand nur der oberste Gipfel noch aus der Verwüstung emper. Semin, ein edler Jüngling, ihm hatte das edelste der Mädchen erst ewige Liebe geschworen - er hatte seine geliebte Semira auf diesen Gipfel gerettet. Einsam die Fluth hatte sonst alle getödet — standen sie da im heulenden Sturmwind. Die Fluthen stürzten auf sie hin; über ihnen brüllte der Donner, und unter ihnen brüllt' ein tobendes Meer. Ein schreckliches Dunkel war um sie her, wenn nicht Blitze die grauenvolle Scene beleuchteten; jede Wolke drohte von schwarzer Stirn' Entsehen, und jede Woge überwälzte mit tausend Leichen sich, wälzte durch Ungewitter sich fort und suchte neues Verderben.

Semira drückte ihren Geliebten an ihr bebendes Herz, Thränen quel len mit den Regentropfen von ihren blaffen Wangen; sie sprach mit słammelnder Stimme: Weiter ist keine Rettung mehr, o mein Geliebter! mein Semin! Rings umher vom brüllenden Tod eingeschlossen! O Verwüstung!

Jammmer! Immer steigt er näher heran, der Tod! Welche von diesen

Wellen, o welche wird uns begraben? Halte mich, halte mich in deinen bebenden Armen, o mein Geliebter! Bald, bald, bin ich, bist du nicht mehr, hingerissen in die allgemeine Verwüstung. Izt Gott! Dort wälzt sich's her! Wie fürchterlich! Es wälzt sich näher von Bligen erhellt. Izt, o Gott! Gott! Richter! Sie sprach's, und sank an Se min hin.

Sein zitternder Arm umschlang die ohnmächtige Geliebte, seine bebenden Lippen schwiegen; er sah' jzt die Verwüstung umher nicht mehr, sah' die ohnmächtige Geliebte nur an seinen Busen gelehnt, und fühlte mehr als Schauer des Todes.

Izt küßt er ihre von kaltem Regen bespülten blassen Wangen, drückt stärker an seine Bruft sie und sprach: Semira! Geliebte Semira! Erwache! O komm nur einmal noch in diese Scenen des Schreckens zurück, daß dein Auge noch einmal mich anblickt, noch einmal deine blassen Lippen mir sagen, daß du bis in den Tod mich liebest Fluth uns dahin reißt.

noch einmal, eh' die

Er sprach's, und sie erwachte; sah' mit einem Blick voll Zärtlichkeit und unaussprechlicher Betrübniß ihn an; dann sah' sie hinaus in die Vers wüstung: Gott! Richter! so rief sie, ist keine Rettung, fein Erbarmen für uns? wie stürzen die Fluthen! Wie brüllet der Donner um uns her! Welche Schreckniffe verkünden die unversöhnte Rache! O Gott! Unfre Jahre flossen in Unschuld dahin, du, der Jünglinge tugendhaftester! Weh! Weh mir! Sie sind schon alle dahin! Die mein Leben mit tausend Freuden schmückten, sind alle dahin! Und du, die du das Leben mir ga best! qualvoller Anblick! Von meiner Seite riß die Fluth dich weg; noch einmal hubest du dein Haupt und deine Arme empor, wolltest mich segnen, und warst verschlungen. Ach! Sie sind alle dahin! Und doch O Semin! Semin! Die einsame verwüstete Welt würde an deiner Seite ein Paradies mir seyn! O Gott! In Unschuld flossen unsre jugendlichen Jahre dahin. Ach! ist keine Rettung, fein Erbarmen? Doch was redet mein qualvolles Herz? O Gott! Verzeihe! Wir sterben! Was ist des Menschen Unschuld vor dir?

Beispiel 5.

Aus den Idyllen. (Th. III. S. 92.)

Tityrus. Menalkas.

als

Auf einem Hügel lag der Greis Menalkas, am mildern Sonnens stral, und sah durch die herbstliche Gegend hin, sanft staunend, Tityrus, sein jüngster Sohn, unbemerkt schon lang an seiner Seite stuhnd; voll sanften Entzückens seufzte der Greis, und der Sohn sah lang mit

stiller Freude auf den Vater herunter Bater! sprach er jzt mit fanften Worten: Wie füß muß dein Entzücken seyn! Lange schon seh' ich's, wie dein Blick die herbstliche Gegend durchwandelt, und höre dein Seufzen. Vater! gewähre mir jzt eine Vitte.

Menalkas. Sage deine Bitte, mein Lieber! und sehe dich an meine Seite, daß ich die Stirne dir küsse; und Tityrus setzte sich an seine Seite, und der Greis küßte zärtlich des Sohnes Stirne. Vater! so fuhr der Jungling fort, mir erzählte mein ältester Bruder denn oft, wenn wir im Schatten bey der Heerde sißen, dann reden wir von dir, und dann fließen uns Thränen von den Augen, Freudenthränen Er hat mir erzählt, dich habe vordem die Gegend den beßten Sänger genannt, und manche Ziege habest du im Wettgesange gewonnen. O wolltest du es versuchen, mir izt ein Lied zu fingen, ist da die herbstliche Gegend dich entzückt. Gewähre mir, Vater! gewähre mir diese Bitte.

Sanft lächelnd sprach jzt Menalkas: Ich will es versuchen, ob mich die Musen noch lieben, die so oft den Preis mir ersingen halfen; ich will ein Lied dir singen.

Izt durchlief sein Blick noch einmal die Gegend; und jzt hub er an: Höret mich, Musen! höret mein heischeres Rufen. Im Frühling meiner Tage habt ihr an rauschenden Bächen und in stillen Hainen nie unerhört mich gelassen. Laßt mir dieß Lied gelingen, mir grauen Greife!

Was für ein sanftes Entzücken fließt aus dir jzt mir zu, herbstliche Gegend! Wie schmückt sich das sterbende Jahr! Gelb stehn die Sarba chen und die Weyden um die Teiche her; gelb stehn die Aepfel und die Birnenbäume, auf bunten Hügeln und auf der grünen Flur, vom feurigen Roth des Kirschenbaums durchkreuzet. Der herbstliche Hain ist bunt, wie im Frühling die Wiese, wenn sie voll Blumen steht. Ein röthliches Gemische zieht von dem Berg sich ins Thal, von immer grünen Tannen und Fichten gefleckt. Schon rauschet gesunkenes Laub unter des Wandelnden Füssen, ernsthaft irren die Heerden auf welkem blumenlosen Gras; nur steht die röthliche Zeitlose da, der einsame Bote des Winters. Izt kömmt die Ruhe des Winters, ihr Bäume! die ihr uns mild eure reifen Früchte gegeben, und kühlenden Schatten dem Hirt und der Heerde! O! So gehe keiner zu Ruhe des Grabes, er habe denn süsse Früchte getragen, und erquickenden Schatten über den Nothleidenden gestreut. Denn, Sohn, der Segen ruhet bey der Hütte des Redlichen, und bey seiner Scheune. O Sohn! wer redlich ist und auf die Götter traut, der wandelt nicht auf triegendem Sumpf. Wenn der Redliche opfert, dann steigt der Opferrauch hoch zum Olymp, und die Götter hören segnend seinen Dank und sein Flehen. Ihm finget die Eule nicht banges Unglück, und der traurig kräch zende Nachtrabe; er wohnet sicher, und ruht unter seinem friedlichen Dach; die freundlichen Hausgötter sehen des Redlichen Geschäfte, und hören seine

freundlichen Reden, und segnen ihn. Zwar fommen trübe Tag' im Früh fing, zwar kommen donnernde Wolken im segenvollen Sommer; aber, Sohn! murre nicht! wenn Zeus unter deine Hand voll Tage auch trübe Stunden mischet. Vergiß nicht meine Lehren, Sohn! ich gehe vor dir her zum Grabe. Schonet ihr Sturmwinde, schonet des herbstlichen Schmufkes; laßt sanftere Winde, spielend, das sterbende Laub langsam den Bäumen rauben, so kann mich die bunte Gegend noch oft entzücken. Viel leicht, wenn du wiederkömmst, schöner Herbst! vielleicht seh' ich dich dann nicht mehr. Welchem Baum entsinkt dann das sterbende Laub auf mein ruhiges Grab?

So fang der Greis; und Tityrus drückte weinend des Baters Hand an seine Wangen.

Beispiel 6.

Aus den Idyllen. (Th. III. S. 63.)

Licas oder die Erfindung der Gärten.

Izt schließt uns der stürmende Winter ins Zimmer, und Wirbelwinde durchwühlen den filbernen Regen der Flocken. Izt soll mir die Einbil dungskraft den Schaß von Bildern öffnen, die fie in dem blumichten Len: zen und in dem schwühlen Sommer und in dem bunten Herbst sich gesammelt; aus ihnen will ich jzt die schönsten wählen, und für dich, schöne Daphne! in Gedichte sie ordnen. So wählt ein Hirt seinem Mädchen zum Kranze nur die schönsten Blumen. O daß es dir gefalle! wenn meine Muse dir singt, wie in der Jugend der Tage ein Hirt der Gärten Kunst erfand.

Das ist der Ort, sprach Lyces, der schöne Hirt; hier unter diesem Ulmbaum ist's, wo gestern, als die Sonne wich, die schöne Chloe mir die ersten Küsse gab; hier stuhndst du und seufztest, als meine zitternden Arme dich umschlangen, als meine stockende Stimme meine Liebe dir sagte, und mein pochendes Herz und meine Thränen im Auge. O da, Chloe! da entsank dein Hirtenstab der zitternden Hand; da sankst du an meine be bende Brust. Lycas! so stammeltest du, o Lycas! ich liebe dich! Ihr stil len Büsche, ihr einsamen Quellen seyd Zeugen, euch hab' ich meine Liebe geklagt; und ihr, ihr Blumen, ihr tranfet meine Thränen wie Thau!

O Chloe! wie bin ich entzückt! Welch unaussprechliches Glück ist die Liebe! Hier dieser Ort sey der Liebe geheiligt! Ich will um die Ulme her Rosenstauden pflanzen, und die schlanke Waldwinde soll sich an ihrem Stamm hoch hinaufschlingen, mit den weissen purpurgestreiften Blumen geschmückt. Ich will hieher den ganzen Frühling sammeln; die schöne

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